Petronia Arria

  • "Also abgemacht?" versicherte sich Valeria grinsend und gab Arria den Brief erst, als sie ihr noch einmal versichert haben würde, dass sie im Bett blieb und tat, wie Valeria ihr gehießen.



    Geliebte Arria,


    Die Tage und Nächte sind kühl. Nicht die Kühle des Wetters macht mir zu schaffen, sondern die Kühle in mir.


    Deine Wärme spürte ich schon lange nicht mehr.
    Mein Herz sehnt sich danach,
    ich muss darauf achten, sonst liegt es brach.
    Dies ist die Sehnsucht in mir,
    das Verlangen nach dir.
    Mein Atem wird langsam und schwer,
    denke ich nur an meinen Begehr.
    Der Begehr bist du,
    und er gibt mir die ganzen Tage keine Ruh.


    Sieh Arria was die Einsammkeit aus einem Manne wie mir macht. Einen Philosophen. :D
    Ich hoffe, dass dein bezauberndes Lächeln noch immer so ist wie ich es in meiner Erinnerung halte. Wie geht es in deiner Ausbildung voran, wie steht es um unsere Sponsalia? Mein Unwissen, die Ferne zu dir, bereitet mir schlaflose Nächte.
    Gib auf dich acht.


    In Liebe,
    dein Imperiosus.




    "Ich musste doch den Ius Iurandum noch ablegen. Er bat mich ins Heiligtum der Ops, damit ich mit der Flaminca sprechen konnte. Er sagte mir, dass er dich sehr vermisst..."

  • Arria nickte nur zu Valerias wiederholter Frage, dann bekam sie (endlich) den Brief, löste das Siegel und rollte das Pergament auf. Schnell überflog sie die Zeilen, dann las sie sie noch einmal, während sich leise Tränen aus ihren Augen lösten. Wie gerne würde sie bei ihm sein, ihn wärmen, ihm ihr Lächeln schenken. Sie konnte so gut verstehen, was er schrieb, fühlte sie doch so ähnlich.


    Noch ein drittes Mal las sie den Brief, ehe sie das Pergament wieder zusammen rollte und auf den kleinen Tisch neben dem Bett legte.


    "Verzeih", murmelte sie und trocknete sich völlig unangemessen die Tränen mit der Decke.

  • Valeria sah sich im Cubiculum um, während Arria den Brief las. Dass sie weinte, bemerkte sie erst gar nicht. Erst, als sie den Kopf drehte, weil sie Arrias Worte vernahm, bemerkte sie die salzige Flüssigkeit auf Arrias Wangen. Sie schüttelte den Kopf, sagte aber nichts. Die Geste war genug und besagte, dass es Valeria nicht schlimm fand, wenn Arria deswegen weinte. Immerhin sah sie sich selbst auch so, wenn Maximian einst aus Germania schreiben würde. Aufmerksam betrachtete sie Arria, als diese den Brief fertig gelesen hatte.

  • Valeria grinste und schob Arria dann zielstrebig zurück ins Bett und deckte sie zu, während sie antwortete.
    "Rom...naja, wie immer. Nur war ich froh, diesmal nicht so lang bleiben zu müssen. Ich hatte einiges zu tun... Ich war in der Schola, in der Regia des CD und beim Orakel. Sag, wie findest du die Flaminca? Hat sie mit dir auch so seltsam geredet?"

  • Arria seufzte ergeben und blieb nun doch liegen. Zumindest so lange, bis ihr Vater kam und ihr einen Vortrag hielt, wie ungezogen es war, mit seinem Gast zu reden, während ma nim Bett lag...


    "Sie war sehr distanziert und kühl, ein wenig seltsam, ja. Wäre ich in Rom geblieben, hätte sie mich ausgebildet", antwortete Arria. "Helena meinte, dass sie immer und zu jedem so ist."

  • "So?" machte Valeria. Das wollte sie sich nicht vorstellen. Andererseits...vielleicht war sie ja anders, wenn man sie länger kannte.
    "Sie hat mit mir gesprochen, als rede sie mit mir über einen Dritten. So "Was will sie?' und so. Sehr komisch. Aber naja."

  • "Ja, sie ist sehr seltsam, da hast du recht. Ich bin froh, dass ich hierher gekommen bin. Das einzige, was mir aus Rom fehlt, ist Imperiosus", antwortete Arria und schloss die Augen, um sich nicht auch noch die Anstrengung des Sehens anzutun. Vielmehr beschwor sie Imperiosus' Bild herauf, das schon jetzt viel zu unklar war.

  • Valeria nickte.
    "Ich will auch gar nicht daran denken, dass Maximian bald in Germanien weilt. Dann bin ich ganz allein. Seine Mutter und er gehen in den Norden, zu Meridius. Einzig Alessa ist hier, eine entfernte Verwandte, weißt du. Aber wie lange sie bleibt, weiß ich nicht. Sie ist zur Erholung in Spanien", erklärte Valeria, die ja keine Ahnung hatte, dass Arria Alessa schon kannte...

  • Arria wurde hellhörig und öffnete die Augen wieder. "Decima Alessa? Länger als du denkst, nehme ich an", antwortete sie mit einem schiefen Grinsen und legte Valeria eine Hand auf den Oberschenkel. "Außerdem bin ich doch auch noch hier, oder bin ich dir schon zu alt?"

  • Valeria runzelte verblüfft die Stirn. Was meinte Arria denn damit?
    "Äh?" machte sie nur.
    Dann schüttelte sie hastig den Kopf.
    "Nein, nein...ich meinte nur, meine Casa ist dann leer bis auf ein paar Sklaven. Das heißt, sofern sie nicht alle mitnehmen. Aber sag, was meinst du mit 'länger als ich denke'?"

  • Arria sah sie mitleidig an. Ja, eine leere Casa war wirklich nichts schönes, das hatte sie während der Reisen ihres Vaters auch immer wieder gehabt. "Du kannst mich jederzeit besuchen kommen, Valeria", bot sie deswegen an und zuckte dann mit den Schultern. "Sieht so aus als würde Vater mehr für Alessa empfinden", antwortete sie schließlich nach einer kurzen Pause.



    Sim-Off:

    Gute Nacht!

  • "Das werde ich dann wohl sicher auch", seufzte Valeria ergeben. Wenn sie schon daran dachte, dass sie bald allein in Tarraco war, wurde ihr ganz anders. Zumal Maximian ebenfalls fort sein würde. Arrias weitere Worte drangen erst viel später an ihr Ohr. Und sie verblüfften sie vollkommen.
    "Dein Vater? Alessa? Aber...äh...also....Alessas Verlobter ist doch verschollen und...äh...sie ist genauso alt wie wir!" sagte sie fassungslos.

  • "Ich habe nicht viel mit ihr geredet. Auf dem Abendessen gestern war keine Zeit und sonst habe ich noch keine Gelegenheit gefunden, nachdem mich mein Vater wieder einmal ausgeschimpft hat", meinte sie mit einem leichten Schulterzucken, das wohl etwas ausdrücken sollte wie "ist nicht so wichtig" oder "mir doch egal", doch ihr Gesicht sprach Bände, wie sehr sie die ganze Sache mit ihrem Vater verlor. "Wenn ich es allerdings richtig verstanden habe, dann ist ihr Verlobter gestorben. Und was das alter betrifft... Marcia, eine Tante von mir, ist ebenfalls 19 und ihr Mann - logischerweise dann mein Onkel - so alt wie Vater. 36 oder so. Es scheint... normal zu sein. Und Vater hat mir immerhin auch schon angedroht, mich mit einem ähnlich alten Mann zu verheiraten."


    Arria hatte ruhig und mit leiser Stimme gesprochen, doch noch während ihrer Worte kamen die Erinnerungen an die Streitereien der letzten Zeit wieder auf. Sie hob einen Arm und legte ihn über ihre Augen, um sie vor Valerias Blicken zu schützen, die sonst vieleicht die Tränen in den Augen hätte schimmern sehen.


    Schnell versuchte nun die junge Frau das Thema zu wechseln. "Kann ich dir etwas anbieten? Wein oder ein paar Trauben oder etwas ähnliches?", fragte sie schnell, denn schon wieder war ihr eine Unhöflichkeit ihrerseits aufgefallen.

  • Valeria sah Arria aus großen Augen an. Sie merkte sehr wohl, dass sie scheinbar unter ihrem Vater litt, aber was sollte sie dagegen tun? Sie konnte sich nicht einfach in Dinge einmischen, die sie nichts angingen.


    "Er ist nicht tot, zumindest hoffen wir das. Er ist in Rom entführt worden und nun verlangen die Entführer eine entsetzliche Summe im Tausch für sein Leben. Niemand kann sie zahlen; ich glaube, nicht einmal der Augustus selbst. Das muss schlimmer sein, als den Liebsten tot zu wissen", sagte Valeria mitfühlend.
    "Was....deinen Vater angeht, so will ich mich nicht einmischen, dazu kenne ich ihn zu schlecht. Aber es hört sich nicht gerade so an, als lebtet ihr in einer guten Beziehung. Bist du wütend auf ihn, weil er sich für Alessa interessiert? Ich frage mich nur, was sie dazu sagt... Spinnen wir das ganze mal etwas weiter; dann ist sie deine Stiefmutter. Alessa ist zwanzig. Das heißt, dass ihre Stieftochter ein Jahr älter ist. Ganz zu schweigen von ihren Gefühlen für deinen Vater..."


    Arria schien wohl wieder zu weinen oder an Imperiosus zu denken. Valeria seufzte und schüttelte dann den Kopf.
    "Nein, ich möchte nichts, danke."

  • Arria seufzte und nahm den Arm wieder weg, blickte Valeria ernst an.


    "Vater war heute morgen hier, um mich zu fragen, was ich davon halte", meinte sie ruhig und senkte den Blick langsam. "Er fragte mich, was ich von ihr halte, wie ich sie finde und solche Dinge. Ich meine - ich habe kaum mit ihr geredet und konnte dementsprechend auch nichts dazu sagen, wie sollte ich auch? Aber ich habe ihm gesagt, dass ich nichts dagegen habe, wenn er sie liebt oder sie heiraten will oder sie zumindest näher kennenlernen möchte. Warum sollte ich auch? Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass Vater nicht mehr alleine ist und wenn es Alessa sein soll und sie ebenso für ihn empfindet, dann finde ich das auch in Ordnung. Aber ich habe ihn gebeten, nicht von mir zu verlangen, sie als meine Mutter anzusehen. Aber das kann ich nicht und das werde ich auch nie. Ich hatte nie eine Mutter und ich werde nie eine bekommen. Denn selbst wenn Vater eine Frau in seinem Alter heiraten würde - meine Mutter würde sie nicht werden. Sie wäre immer nur die Frau meines Vaters."


    Arria hielt inne und blickte zum Nachttisch, wo noch inzwischen erkalteter Wein stand. Sie nahm einen Schluck, denn von dem vielen Reden und der Hitze in ihrem Körper war ihre Zunge trocken und verlangte nach Flüssigkeit.


    "Ich lerne sie wirklich gerne näher kennen und schätzen. Und ich werde sie mit dem Respekt behandeln, der ihr gebürt. Und wenn es sich so ergeben soll, dann freunde ich mich auch gerne mit ihr an, aber Vater befiehlt mir, eben dies zu tun und sie dennoch als Mutter anzusehen. Eine Frau, die ein Jahr jünger ist als ich. Ich kann es nicht. Und ich will mich auch nicht zu einer Freundschaft zwingen lassen, wenn sich keine ergibt, wobei ich das natürlich noch nicht sagen kann. Aber Vater erwartet es und ich werde gehorchen müssen", schloss sie ihren Bericht.

  • Valeria schlüpfte aus den Schuhen und zog die Beine zjm Schneidersitz. So saß sie nun auf Arrias Bett und hörte ihr zu. Was sie sagte, war verständlich und durchaus nachvollziehen.
    "Wie ich Alessa kenne, wäre ihr selbst es sowieso lieber, wenn du sie als Freundin ansiehst und nicht als Ersatzmutter. Ich könnte das auch nicht...."


    Arria griff zum Wein und Valeria runzelte die Stirn. Heißen Wein sollte sie trinken...aber sie sagte nichts. Dann nickte sie nachdenklich.
    "Weißt du...ich kann da nicht wirklich mitreden, denn ich bin ohne den Vater aufgewachsen, den du Zeit deines Lebens gehabt hast. Aber ich könnte mir vorstellen, dass er sich nicht über Dinge aufregt, die so zu sein scheinen, wie er sich das denkt - auch, wenn sie in Wirklichkeit ganz anders sind..."
    Valeria hatte langsam und nachdenklich gesprochen und sah Arria nun verschwörerisch an.

  • Arria verfolgte ihre Bewegungen und zuckte schließlich mit den Schultern. "Weißt du, ich würde ihm gerne alles recht machen, aber die letzten 21 Jahre hat er völlig andere Dinge von mir erwartet und völlig anders mit mir umgegangen. Ich weiß nie, woran ich bin. Als er kam, war er ruhig und ein wenig nervös, aber dann wurde er ob meiner Worte immer wütender, obwohl ich ihm nur ehrlich auf seine Fragen geantwortet habe. Soll ich ihn anlügen? Dann ist er nur auch wieder sauer und macht mir Vorwürfe", seufzte sie.

  • "Dann musst du die Wahrheit so verpacken, dass er es nicht merkt", sagte Valeria und zuckte mit den Schultern.
    "Du kannst zum Beispiel sagen, dass du alles zu seiner Zufriedenheit tun wirst, was Alessa angeht. Dann hat er doch keinen Grund mehr, dir sauer zu sein. Er kann ja nicht wissen, dass du mit Alessa vielleicht etwas ganz anderes ausgemacht hast, was die Beziehung zwischen ihr und dir angeht."
    Valeria streckte sich kurz und gähnte.
    "Es ist aber seltsam, dass der Vater meiner Freundin mit meiner Verwandten...anbändelt. Ich würde gern wissen, was Alessa dazu sagt - oder weißt du das vielleicht schon? Wie hat sie sich gegeben?"

  • Arria grinste schief und nickte.


    "Wenn ich das sage, dann meint er nur, ich würde ihn veräppelt werde", antwortete sie und seufzte. "Oder dass ich ich selbst sein soll, aber ihm dennoch alles recht machen."


    Arria zuckte abermals mit den Schultern. "Ich kann dir nur sagen, was ich Vater heute morgen schon gesagt habe: Ich habe nicht viel mehr als Salve und Vale mit ihr gewechselt, ich kenne sie kaum. Aber sie hat sich nicht von ihm abgewendet, ihn die ganze Zeit angelächelt... Und sie waren glaube ich auch im Peristyl spazieren", gab sie leise Auskunft.

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