[Officium] Pontifex Hispania

  • "Es könnte auch gut sein, dass mir manchmal Fehler unterlaufen. Du bist trotz meines Ranges meine erste Schülerin und manchmal stehe ich ziemlich unter Druck weil ich keine Fehler machen möchte, es mir auch gar nicht erlauben darf.. Und wenn ich zu streng und schnell bin, sage es mir bitte!"


    lächelte ich.

  • "Gut, das werde ich machen. Keiner ist perfekt. Aber ich finde, dass du bisher alles ganz gut gemacht hast. Es ist nur schwer für mich, mir alles zu merken und nichts durcheinander zu bringen."

  • "Ja und darum kannst du jederzeit nachfragen. Es ist völlig natürlich dass du dir nicht alles meken kannst. Über die Götter wirst du nach und nach alles lernen, bis es sich einprägt. Da du Popa werden möchtest, wirst du dich besonders auf die Praxis konzentrieren müssen und da dürfen keine Fehler unterlaufen, da die Götter das opfer womöglich nicht annehmen."


    Ich musste zurück an mein erstes Opfer denken. Es war mit Taurinius, wir hatten Mars gemeinsam einen Widder geopfert, als die Truppen gegen aufständische Germanen zogen.

  • "Glaubst du wirklich, dass es das war?"


    Ich schüttelte grinsend den Kopf und stand auf um in den Regalen zu suchen. Hmm, wo war das Pergament nur? Ich konnte es doch in meinem neuen Officium noch nicht verlegt haben...

  • Nach kurzer Zeit hatte ich die Schriftrolle dann doch endlich gefunden und ich legte sie auf den Tisch. triumphierenden Blickes.


    Religions-Fibel




    Religiöses Handeln kann sich auf vielerlei Wege ausdrücken.



    Berührung:


    Das Ritual der Berührung stellt eine Übertragung von göttlicher Macht dar. Als Beispiel sei hier das Ritual bei den Lupercalien zu nennen, wo die Luperci Frauen mit Zweigen berühren um so Fruchtbarkeit zu übertragen. Auch bei der Tempelweihe findet dieses Ritual Anwendung. Die Berührung des Türpfosten des zu entstehenden Tempels stellt neben der Besti8mmung des Grundstücks durch den Augur den wichtigsten Aspekt dieses Rituals dar.
    Auch das Berühren und Küssen von Kultstatuen durch Gläubige stellt ein Ritual dar, wo durch ein enger Kontakt zwischen dem Menschen und der Gottheit hergestellt wird. Dies vermittelt Wohlwollen und Vertrauen.


    Ostentation:


    Mit Ostentation ist die Zurschaustellung von Kultstatuen und anderen religiösen Artefakten gemeint. Manche Tempel haben nur an bestimmten Tagen geöffnet und bei manchen Kulten findet regelmäßig (jährlich) eine Prozession statt, bei der die Kultstatue zur Schau gestellt wird. Diese Mittel schaffen bei den Gläubigen ein reges Interesse durch die Seltenheit.


    Prozession:


    Jede Prozession hat einen klar definierten Start- und Endpunkt und der Prozessionsweg ist allen klar bekannt. Die Teilnehmenden (Gruppen) haben Festtagskleidung (Toga) zu tragen und in der Regel mit einem anschließenden Ritual zutun, welches auf die Prozession folgt.


    Es gibt verschiedene Arten von Prozessionen, z.B. welche, die von verschiedenen Orten ausgehen. Des weiteren unterscheidet man die, welche räumliche Figuren beschreiben, wie einen Kreis um eine Gruppe oder Ort, welches als Reinigungszeremonie zu verstehen ist. (Innen – Außen, Rein – Unrein).


    „Lustratio exercitus“ – Die Umkreisung des Heeres
    „Lustratio urbis“ – Umkreisung der Stadt


    Musik:


    Musik spielt auch eine große Rolle bei religiösen Handlungen. So kann das Spielen der Tibia störende Geräusche bei einem Ritual übertönen. Auch ist es nicht selten, dass Hymnen bei öffentlichen Ritualen und Prozessionen gespielt werden. Für dies Aufgaben gibt es spez. Kultmusiker. Auch Chöre von Frauen und Kindern sind bekannt.


    Tanz:


    Auch der Tanz stellt ein Ritual dar. Erinnert sei hier an den Tänzen der Salier im März. Auch bei anderen Zeremonien kann ein Tanz vorkommen. Am weitesten ist mit der Dreischritt („tripudium“) bekannt. Meistens ist er Tanz Jugendlichen vorbehalten, doch auch ältere Tänzer sind bekannt, wie z.B. die Arvalbrüder. Gerade in Kulten die aus dem Osten des Imperiums stammen, sind Tänze bekannt, wie z.B. im Isiskult.


    Wettkampf:


    Auch eine Reihe von Wettkämpfen sind den Göttern gewidmet. Erinnert sei hier an den Lauf der Luperci, welcher als Wettkampf ausgetragen wird oder die Wagenrennen zum Oktoberfest oder die Equirria zu Ehren des Mars. Auch Gladiatorenkämpfe zählen hierzu, welche häufig zu Totenfesten abgehalten wurden und als „munus“ – Geschenk bezeichnet wurden.


    Gabe


    Die Gabe ist ein Geschenk (an die Götter). Ziel ist es ein langfristige Balance zwischen den Gaben der Götter und der Gläubigen zu erreichen. Von den meisten Gaben bekommen die Gläubigen etwas zurück, was zeigen soll, wie huldvoll und überlegen die Götter sind.
    Man unterscheidet „blutige“ und „unblutige“ Opfer.


    Blutige Opfer


    Bei der Opferung von Tieren gibt es einige zu beachten. Jede Gottheit hat eigene Vorstellungen von ihren Opfertieren, welche der zu Opfernde beachten muss. Zu unterscheiden sind das Alter des Opfertieres, ob es noch am säugen ist, ob es noch trächtig ist etc. Auch das Geschlecht ist von Bedeutung, genauso wie die Farbe des Tieres. So opfert man Himmelsgottheiten weiße Tiere, Feuergottheiten rote Tiere und Unterweltgottheiten schwarze Tiere. Vor der Opferung muss das Tier gereinigt werden, es wird mit Wasser besprenkelt und mit einer Salzlake („mola salza“) eingerieben. Der Opferleiter streicht dem Tier mit dem Messer über den Rücken. Dann fragt der Opferdiener: „Agene?“ (Soll ich handeln?) und der Opferleiter spricht „Age!“. Nach der Schlachtung des Tieres und wenn es ausgeblutet ist, wird die Eingeweideschau veranstaltet. Sind diese in einem akzeptablen Zustand, heißt es „litatio“ – „das Opfer ist angenommen“. Ist dem nicht so, muss das Opfer so lange wiederholt werden, bis dieser Zustand erreicht ist. Fehler sind bei der nicht korrekten Durchführung des Opfers und/oder des à Gebetes zu suchen. Auch kann es nach mehrmaligen Durchführen des Opfers sein, dass die Gottheit dieses Opfer nicht annehmen möchte. Blutige Opfer sind ausschließlich am Altar vor dem Tempel durchzuführen. Oft schließt sich nach der Opferung ein à Mahl an.


    Unblutige Opfer - „Libation“


    Mit der Libation sind unblutige Opfer gemeint. Dies können sein: Das ausgießen (spenden) von Wein aus einer flachen Schale („patera“), das Verbrennen von Weihrauch auf einen Altar oder Herd, das Opfern von Kuchen, Blumen oder auch Geld. Diese Opfer können dargebracht, vergossen oder verbrannt werden. Werden diese Gaben im Tempel dargereicht, so geschieht dies in der Regel auf einen tragbaren Altar („foculus“). Unblutige Opfer gibt es auch häufig als Voropfer von blutigen Opferungen.


    Vernichtung:


    Stellt zum einem die Übergabe von Gaben an die Götter dar, indem sie in eine Grube eingelassen wurden. (Dies geschieht, nachdem die Tempelräume voll mit Opfergaben sind, sie werden dann auf dem Tempelgrundstück „templum“ eingegraben), es kann aber auch eine Art Selbstverfluchung darstellen, wo durch das Schicksal des Eidbrüchigen symbolisch vorweggenommen wird, z.B. durch das vollkommene Verbrennen eines Opfertieres, zerstückeln eines Tieres oder durch das Wegwerfen eines Steins.


    Mahl:


    Das Mahl schließt sich meistens an eine Tieropferung an. Dazu wird das Tier nach der Opferung auf Kochtöpfe verteilt. So zählen Küchen und Sitzgelegenheiten neben dem eigentlichen „aedes“ mit der „cella“ zur Einrichtung eines Tempels. Auch das gemeinsame einnehmen eines „daps“ – Breis ist aus landwirtschaftlichen Ritualen bekannt.


    Pflegerituale:


    Pflegerituale spielen auch eine wichtige Rolle und sind in zwei Arten zu unterscheiden. Zum einem das waschen, ölen, ausschwefeln und bekleiden von Kultbildern, welches als Symbol für die Anwesenheit der Gottheit darstellt.
    Zum anderen verlangt ein religiöses Ritual auch Reinheit vom Teilnehmer. Das besprengen des Kopfes mit Wassers und das waschen der Hände sind hier Minimum. Hervorgegangener Geschlechtsverkehr verlangt mehr.


    Gebet:


    Bei jedem Ritual gibt es mindestens ein Gebet. Genauso setzt ein Gebet mind. eine hervorgegangene Gabe voraus, um die Aufmerksamkeit der Götter zu erregen. Oberstes Gebot beim Gebet sind Ruhe und Konzentration der Teilnehmer. Jede Störung kann das gebet unwirksam machen. Um dies zu vermeiden ist es ratsam, einen Flötenspieler bei dem Ritual zu haben, welcher mit seinem Gespiele störende Laute übertönt. (à Musik)
    Die Person, die das Gebet spricht (Ritualleiter), kann sich auch den Zipfel der Toga über den Kopf ziehen um so maximale Störungsfreiheit zu erlangen („ritus patrius“). Es ist auch von entscheidender Bedeutung, das der genaue Wortlaut der Formel eingehalten wird, da sonst das Gebet nicht wirksam ist. Beten Nicht-CD-Mitglieder bei einem (privaten) Ritual ist es daher ratsam, einen Sacerdos als Vorsprecher zu haben. Bei einem Gemeinschaftsgebet, welches eine abschließende Bestätigungsformel enthält, ist es ratsam, diese schriftlich unter den Teilnehmenden zu verteilen.
    Der Ritualleiter steht bei dem gebet, evt. mit geneigtem Kopf (auch kniend ist möglich als Form des Flehens) die Hände zum Himmel oder zur Statue bzw. Altar gerichtet. Er spricht mit erhobener Stimme und schließt das Gebet mit einer Wendung nach Rechts ab.


    "Diese Schrift habe ich einst vom ehemaligen Pontifex Minor etc. Magister Septemvirorum bekommen. Sie enhält alle wichtigen Informationen die eine Discipula braucht, um auf die Riten vorbereitet zu sein. Ich möchte dass du diese abschreibst und innerhalb der nächsten Tage zu beherrschen lernst. Ich werde dich regelmäßig abfragen."


    Ich sah sie erwartungsvoll, beinahe grinsend an.

  • Valeria sah sich das scheinbar ellenlange Dokument an. Dann senkte sie das Pergament und sah Helena an, die sie regelrecht anstrahlte. Valeria wagte ein grinsen. Innerhalb der nächsten Tage.... das war vielseitig auslegbar. Aber nein, sie wollte ja eine gute Schülerin sein. Also nickte sie, rollte das Pergament zusammen und steckte es weg.


    "In Ordnung. Ich muss mal schauen, ob wir so viel Pergament zu Hause haben...." grinste sie, ehe sie Helena zuzwinkerte und damit verdeutlichte, dass es nicht ernst gemeint war.

  • "Das sind zumindest die wichtigsten Dinge. Ach da fällt mir ein, wie werden bei euch die Saturnalia wahrgenommen?"


    Ich sah sie fragend an. Ob sie diese überhaupt registriert hatte? Ob sie diese überhaupt so genau kannte? Sie musste noch vieles lernen, doch das machte es mir leichter.

  • "Tja also..ehrlich gesagt, weiß ich nur, wann sie sind, aber nicht, wie die Decima sie feiern. Ich bin mir sicher, dass die Standesunterschiede auch in der Casa Decima aufgehoben werden und es kleine Geschenke gibt. Nur wissen tu ich es wie gesagt nicht, dazu bin ich noch nicht lange genug da. Allerdings...dieses Jahr wird das sowieso etwas anders, denke ich. Meridius und Severa haben ihre Sopnsalia auf den ANTE DIEM XVI KAL IAN DCCCLVI A.U.C. (17.12.2005/102 n.Chr.) gelegt. In Rom jedenfalls sind wir auch immer zu der öffentlichen Speisung vor dem Saturntempel gegangen."

  • "Hmm"


    grinste ich. Da wusste sie also doch bedeutend mehr als ich erwartet hatte. Ich besah sie mir kurz und zog eine Braue hoch. Beinahe wie zufällig meinte ich:


    "Hmm da fällt mir ein... Was kannst du mir über Saturn erzählen?"

  • Valeria seufzte. Helena war wirklich schlimm. Zum Glück hatte sie Saturn ganz besonders gut gelesen. :D:D
    "Saturn ist der Gott der römischen Mythologie, gleichzusetzen mit dem griechischen Kronos. Er wurde von seinem Sohn Iuppiter entmachtet und floh zusammen mit Rhea nach Latium. Den Leuten dort dankte er für die Aufnahme bei Ianus, indem er ihnen die Kunst des Ackerbaus lehrte.
    Und im Saturntempel wird das Staatsvermögen aufbewahrt - hab ich gehört...."

  • Ich zog eine Braue hoch - gut, hier schien sie bewandert zu sein. Warum ausgerechnet? Na, machte ich mir mal keinen größeren Kopf darum. Ich nickte nur.


    "Soweit so gut! Ich sehe du fängst bei Weitem nicht von vorne an! Sag, wann bist du bereit nach Rom zu reisen? Es ist wichtig, dass du den Ius Iurandum Cultus Deorum ablegst, dein Eid..."

  • "Naja, ich nehme am Cursus Medicinae der Schola teil. Die Prüfungen finden etwa eine Woche nach den Saturnalien statt. Außerdem sollte ich bei der Sponsalia meines Pater Familias nicht fehlen. Also würde ich sagen, Ende des Monats", sagte Valeria, das andere beabsichtigt ignorierend. Es freute sie, dass Helena sie lobte.

  • "Gut, aber dann werden wir spätestens aufbrechen müssen. kennst du den Eid schon oder soll ich ihn dir schon einmal beibringen? Vor den Göttern kannst du ihn hiermit auch ablegen, sodass du es in Roma noch einmal vor dem Collegium Pontificium tun kannst!"


    Lächelte ich.

  • "Nein, den Eid kenne ich nicht", sagte Valeria kopfschüttelnd.
    Woher auch? Da flog ihr etwas ins Auge. Sie möchte diese kleinen Krabbelviecher wirklich nicht. Panisch rieb sie so lange am Auge herum, bis das unangenehme Gefühl weg und ihr Auge rot war. Ob das ein Zeiche der Götter war...? Valeria blinzelte. :D

  • Ego, _____ [Rang] ______ [Name], deos deasque imperatoremque romae in omnibus meae vitae publicae temporibus me culturum, et virtutes romanas publica privataque vita me persecutorum esse iuro.


    Ego, _____ [Rang] ______ [Name] religioni romanae me fauturum et eam defensurum, et numquam contra eius statum publicum me acturum esse, ne quid detrimenti capiat iuro.


    Ich schob ihr diesen Zettel hinüber, als ich sah dass ihr Auge ganz rot war. Ich hatte gar nichts mitbekommen. Besorgten Tonfalls fragte ich sie:


    "Was ist denn, hm?"

  • "Ach....blöde Fliegen", murrte Valeria und griff mit tränendem Auge nach dem kleinen Stück Pergament.
    "Also so...?


    Ego, discipula Fortunae Decima Valeria, deos deasque imperatoremque romae in omnibus meae vitae publicae temporibus me culturum, et virtutes romanas publica privataque vita me persecutorum esse iuro.


    Ego, discipula Fortunae Decima Valeria religioni romanae me fauturum et eam defensurum, et numquam contra eius statum publicum me acturum esse, ne quid detrimenti capiat iuro."

  • Zufrieden sah ich sie an.


    "Das Ganze lernst du auch noch auswendig. Dies wird deine Treue zu den Göttern und deinem Dienst an dem Imperium bestätigen und du wirst dich an den Codex halten müssen. Hast du den Codex Religiosus schon einmal gelesen?"

  • "Also...nicht ganz...", druckste Valeria herum und kratzte sich am Kopf.
    Genaugenommen hatte sie recht wenige Auszüge gelesen...
    "In Ordnung. Hast du ihn hier, dass ich auch eine Abschrift machen kann?"

  • Ich zog eine Braue hoch.


    "Der Codex ist im Gericht zu finden und zum Abschreiben würdest du sehr, sehr lange brauchen. Also, unter Anderem im Gericht. Das mute ich dir zum Lesen nicht zu."


    lächelte ich leicht.

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