Kandidatur Quaestor Urbanus

  • Ruhigen Schrittes zog es am heutigen Tag Antoninus zur Rostra. Weder beeilte er sich, noch war er sonderlich aufgeregt. Der Centurio zählt bereits einige Jahre. Weder waren seine Handlungen, noch seine Entscheidungen überstürzt. Die Hitze der Jugend lag hinter ihm, vor ihm Aufgaben, die er in Angriff nehmen wollte.




    "Ich grüße euch, Bürger Roms!


    Die Kandidaturen zum Cursus Honorum liegen vor uns und so wird sich kaum einer fragen, warum ich die Rostra betrete. Wem es dennoch unklar ist, ich möchte meine Kandidatur für das Quaestoramt bekannt geben. Gern würde ich mich als Quaestor Urbanus betätigen, sofern ich das Vertrauen großer Bürgerteile erwerben kann.


    Um meine Person beurteilen zu können, möchte ich zunächst für diejenigen, die mich nicht kennen, etwas aus meinem Lebenslauf berichten. Mein Name ist Marcus Aurelius Antoninus. Ich habe viele Jahre in Syria gelebt, bevor ich letzten Jahres nach Rom zurückgekehrt bin. Die militärische Laufbahn habe ich bei den Cohortes Urbanae begonnen, wo ich noch immer diene, inzwischen als Centurio.


    Wie ihr seht, bin ich kein Jungspund mehr. Ich habe Familie, trage Verantwortung seit Jahren, handele mit Bedacht und agiere zumeist aus dem Hintergrund. Bevor ich den Mund aufmache, habe ich die Worte abgewogen. Das werden meine Mitstreiter in der Curia Italia bestätigen, die mich selten zu hören bekommen, aber dafür in der Acta lesen können. Sicher wird man mich auch als Quaestor nicht im Vordergrund sehen, aber ebenso sicher ist, dass ich meiner Arbeit geflissentlich und mit Beständigkeit nachgehen werde.


    Bürger, wenn euch an einem zuverlässigen und besonnen Mann gelegen ist, der in der nächsten Periode eines der Quaestorenämter bekleidet, dann wird euer Vertrauen von mir nicht enttäuscht werden. Ich bin kein Mann des Wortes, eher einer der Tat, aber wie ihr seht, reden kann ich dennoch, wenn es darauf ankommt. Gern stehe ich nun Rede und Antwort."




    Ruhig trat Antoninus einen Schritt zurück. Er sah abwartend in die Gesichter der vor ihm stehenden Menschen.

  • Ein Miles überreichte Antoninus eine Nachricht aus der Castra. Verwundert las der Centurio, der nun offenbar keiner mehr war, die Zeilen. Da er es vorzog, selbst die Rede auf dieses Thema zu bringen und nicht durch einen Bürger angesprochen zu werden, trat er erneut vor die Menge.


    "Die Götter haben mitunter merkwürdige Wege für uns Menschen vorgesehen und so kommt es, dass auch ich mich heute recht überrascht zeige. Ich wurde soeben unehrenhaft aus dem Dienst der Cohortes entlassen. Der Grund ist meine Kandidatur. Sie soll angeblich nicht vorher abgesprochen gewesen sein, doch dem ist nicht so.


    In einem Schreiben vom 09.12. letzten Jahres habe ich dem Praefectus Urbi meine Absicht angetragen. Offensichtlich hat ein Sciba des Präfecten diese Information nicht rechtzeitig wieder vorgeholt. Wir alle sind nur Menschen und die machen hin und wieder Fehler. Auch ich bin nicht davor gefeit. Trotzdem kann ich von mir behaupten, sehr sorgfältig zu arbeiten und exakt Buch über wichtige Schritte zu führen.
    Mein ehemaliger Kommandeur, den ich sehr schätze, wird diesen fahrlässig handelnden Scriba sicherlich zur Verantwortung ziehen.


    Bürger Roms, vor euch steht also ein aus dem Dienst unehrenhaft entlassener Patrizier, der euch dennoch und zwar guten Gewissens seine Dienste an Rom und dem Kaiser anbietet."


    Nun dachte sich Antoninus kommen mit Sicherheit viele Nachfragen. Er würde sie alle reinen Gewissens beantworten.

  • Es war wieder diese Zeit, die ein Kribbeln verursachte, Avarus war auf die Rosta gekommen, um sowohl das Frischfleisch, als auch gestandene Politiker zu beobachten, wie sie sich und ihre Taten verkauften.


    Ein Patrizier fiel ihm sogleich auf, er wollte also Quaestor Urbanus werden...


    "Salve, eine kleine Frage hätte ich: Warum gerade Quaestor Urbanus?"

  • Na, das war ein Einstand. Schmunzelnd trat ich näher.


    „Lieber Vater, dafür dass dich sonst nie was aus der Ruhe bringt, du wie ein Fels in der Brandung stehst und stets weise Worte auf Lager hast, wenn ich mit meinen Problemen ankomme, hast du hier aber einen recht spektakulären Einstand hingelegt.“ ;)


    Ich wusste, mein Vater nahm mir diese Bemerkung nicht übel.


    „Ich kenne dich seit vielen Monaten. Du besitzt nicht nur die Liebe deiner Tochter, sondern auch ihr ganzes Vertrauen. Alles, was du sagst oder machst, hat Hand und Fuß. Ich bin stolz, dich zum Vater zu haben und natürlich hast du meine Stimme, ob als Soldat, als Civis, als Priester oder was auch immer. Ich glaube, du kennst dich mit allem aus.“


  • Appius trat hinzu:"Nun es hätte mich auch gewundert, hättet ihr euren Vater nicht unterstützt, gerade wo die Aurelier von sich sagen so Konservativ zu sein. Aber der Senator hat Recht. Wieso nur Quaestor Urbanus? Ich hätte gedacht von einem Patrizier, Quaestor Princeps oder mindestens Quaestor Consulum als Wunsch zu hören.

  • Antoninus nickte. An die beiden Herren gewandt:


    "Ich habe diese Frage erwartet. Jedem von uns ist klar, dass hier geäußerte Wünsche nichts weiter als Wünsche sind, die weder eine Berücksichtigung finden müssen noch auf denen ich beharren würde. Mir ist jedes Amt recht, das vorab.
    Geäußert habe ich den Wunsch dennoch und zwar aus folgendem Grund. Ich halte es für nützlich, wenn innerhalb einer Familie breit gefächerte Erfahrungen im Cursus Honorum gesammelt werden. Das ermöglicht einen umfassenden Einblick in die Strukturen des Reiches, deckt schneller mögliche Stellen auf, die einer Verbesserung harren. Der Quaestor Urbanus wurde bisher noch nie von einem Aurelier bekleidet. Mein Schritt lässt sich demnach mit Neugier begründen."


    An seine Tochter gewandt:


    "Dieser spektakuläre Auftritt war keineswegs geplant, mein Kind. Die Götter wollten mich wohl vorab prüfen, wie ich mit unangenehmen wie überraschenden Wendungen umzugehen weiß." ;)

  • Zitat

    Original von Marcus Aurelius Antoninus
    Antoninus nickte. An die beiden Herren gewandt:


    "Ich habe diese Frage erwartet. Jedem von uns ist klar, dass hier geäußerte Wünsche nichts weiter als Wünsche sind, die weder eine Berücksichtigung finden müssen noch auf denen ich beharren würde. Mir ist jedes Amt recht, das vorab.
    Geäußert habe ich den Wunsch dennoch und zwar aus folgendem Grund. Ich halte es für nützlich, wenn innerhalb einer Familie breit gefächerte Erfahrungen im Cursus Honorum gesammelt werden. Das ermöglicht einen umfassenden Einblick in die Strukturen des Reiches, deckt schneller mögliche Stellen auf, die einer Verbesserung harren. Der Quaestor Urbanus wurde bisher noch nie von einem Aurelier bekleidet. Mein Schritt lässt sich demnach mit Neugier begründen."


    Appius mußte lachen:"Nun dies ist zumindestens eine eher ungewöhnliche Begründung!"

  • "Das ist sie wohl."


    Antoninus nickte. Er hielt nichts davon, den Dingen wohlklingendere Namen zu verleihen, als es der Realität entsprach.


    Wieder kam ein Miles und überreichte Antoninus einen Zettel aus der Castra. Seine Entlassung war wenige Stunden nach der Bekanntgabe rückgängig gemacht worden. Bis auf weiteres, wie es hieß. Eine unangenehme Lage, in der sich der Centurio befand. Dieses hin und her. Die Wähler mussten von ihm glauben, er wäre nicht beständig, gar unzuverlässig.




    "Erneut muss ich eine Änderung meiner persönlichen Angaben machen und, liebe Bürger Roms, es ist mir unangenehm. Das könnt ihr mir glauben. So erfreulich für mich die Rücknahme meiner unehrenhaften Entlassung ist, so wirft sie doch gleichzeitig hier auf der Rostra ein äußerst schlechtes Licht auf mich. Manch einer könnte nun annehmen, ich wäre instabil. Doch Bürger, dem ist nicht so. Ich hatte stets klare Ziele und gehe alle Dinge mit ganzer, nicht mit halber Kraft an.


    Das einzige, was ich mich vorwerfen kann und das geschieht in diesem Moment, ich hätte meinen Praefectus selbst noch einmal an meine Kandidatur erinnern müssen und mich nicht auf einen Scriba verlassen dürfen. Mit diesem Versäumnis muss ich leben. Gewiss werde ich daraus Lehren ziehen. Möglicherweise werde ich aufgrund dessen zu einem peniblen Menschen. Auf jeden Fall möchte ich mein Bedauern für diese Wirrnis ausdrücken.


    An meinen Zielen und dem Entschluss zu kandidieren, hat sich hingegen nichts geändert. Er stand seit Monaten fest, ist im Dezember gereift und ich werde ihn geradlinig verfolgen, Komme was da kommen möge."


  • Metellus hörte die Worte, und sie zeugten von Einem: Anstand und Aufrichtigkeit. Dieser Mann stand zu allem was geschah. So mancher der hier Anwesenden hätte mit schönen Worten abgelenkt. Doch Antoninus war geradlinig und sachlich. Keine Winkelzüge und kein fadenscheiniges buhlen. Ihm würde Metellus sein Vertauen schenken. :dafuer:

  • Antoninus stellte erleichtert fest, dass keine negativen Wortmeldungen auf seine letzte Äußerung hin kamen. Er nahm teilweise verständnisvolle Blicke wahr.


    Vorerst trat er aus dem Mittelpunkt dieses Wahlkampfes zurück und suchte sich am Rande des Forums interessante Gesprächspartner. Falls nachträgliche Fragen aufkamen, würde er sich natürlich nochmals zu Wort melden.

  • Irgendwoher kannte ich die Frau, aber mir fiel nicht mehr ein woher. Möglicherweise aus Mantua, auf jeden Fall nickte ich ihr zu. Sie hatte tief genug geblickt, um den Kern zu erkennen. Ich stellte mich neben sie und raunte ihr zu:


    "Ich bin gespannt, ob diese Hin-und-her-Entlassung irgendwelche Folgen hat. Fast vermute ich, wenn nicht hier dann andernorts."

  • “Als Consul und damit Leiter dieser Wahlen zum Cursus Honorum erkläre ich:
    Marcus Aurelius Antoninus, deine Kandidatur ist gemäß den Bestimmungen des Codex Universalis gültig und wird angenommen."

  • Antoninus danke für die Zulassung. Bald würde sich das Volk entscheiden, welchem Kandidaten es seine Stimme gab. Auf jeden Fall würden Veränderungen auf Antoninus zukommen.


    "Ich danke meinen Zuhörern und wünsche allen Kandidaten das beste für die bevorstehende Wahl."


    Damit trat auch Antoninus von der Rostra. Für Seitengespräche blieb er jedoch errecihbar.

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