Ratlos mit seltener Fracht

  • Zwei Männer hatte er draußen beim Wagen gelassen, mit dem dritten gemeinsam ging der Anführer des seltsamen Transportkommandos in die Curia hinein. Ratlos standen sie in der Eingangshalle herum und schaute sich nach jemandem um, der ihnen weiterhelfen könnte.


    "Salve, wir hätte da eine Frage", hielten sie schließlich den erstbesten Menschen an, der ihnen über den Weg lief. "Wir sollen eine - ähm - wichtige Lieferung zum Sitz der Gens Tiberia bringen und bisher konnte uns niemand sagen, wo der ist. Kannst Du uns da weiterhelfen?"

  • "Salve! Gens Tiberia sagst du?"


    Ich schaute die Männer interessiert an.


    "Nun, soweit ich weiß weilt keiner der Gens Tiberia mehr hier in Hispania. Zumindest für den Moment. Worum geht es denn?"


    Ob sie es mir erzählen würden?


    "Vielleicht kann ich euch als Sohn des Proconsuls und Dummvir von Tarraco weiterhelfen?"

  • Die beiden Männer reagierten auf die Mitteilung, dass die Gens Tiberia ihren Sitz offenbar nicht mehr in Hispania hatte, deutlich überrascht und blickten sich fragend an.


    "Niemand mehr oder zumindest nicht für den Moment? Bis wann hätten wir denn jemanden angetroffen? Und pflegt diese Gens häufiger ihren Stammsitz zu wechseln?" Vor seinem geistigen Auge sah der eine der beiden Soldaten sie schon endlos mit dem Fuhrwerk durch das Reich hetzen, um ständig vor sich die Gens Tiberia heimlich um die nächste Ecke verschwinden zu sehen...



    Dass ihr Gesprächspartner allerdings eine offenbar recht wichtige Person war, kam ihnen ganz recht.


    "Ja, also es geht darum, dass wir aus Germania kommen, um den Leichnam des dort verstorbenen Senators Publius Tiberius Maximus an seine Familie zu übergeben. Aber als Sohn des Proconsuls kannst Du uns wahrscheinlich noch besser sagen, wie man mit toten Senatoren umzugehen pflegt."


    Die direkte Frage, ob er nicht einfach den weiteren Transport in die Hand nehmen wollte, verkniff sich der Kommandant aber vorerst.

  • Die Leiche von Maximus. Ich erschrack, als ich an Helena denken musste. Ich strich mir über den Kinn.


    "Nun, soweit ich weiß, befindet sich die Familengruft dennoch hier in Hispania, bzw, vor Tarraco. So sieht ihr hier nicht ganz falsch und könnt euch wohl die Weiterreise nach Italia sparen. Darüber hinaus kenne ich die Witwe des Verstorbenen persönlich, sie ist der Pontifex von Hispania.


    Ich schaute auf das Fuhrwerk und dann in die Gesichter der beiden Männer.


    "So denke ich lassen wir die Reise des Senators hier in seiner Heimat bei seiner Witwe enden und ihn endlich zur Ruhe kommen. Wenn es euch erlaubt ist, werde ich mich persönlich der Sache annehmen und es der Witwe schonend beibringen, dass ihr Gemahl aus seiner letzten Schlacht zurückgekehrt ist!"

  • Ich überlegte kurz, wo ein guter Platz für ihn sei. Mit nach Hause wollte ich ihn nicht nehmen, aber im Gewölbe der Curia war eine kleine Halle. Wohl der richtige Platz für einen Mann, der sich um Hispania verdient gemacht hatte.


    "Nun, da er ein Staatsmann war, werde ich ihn erstmal in dem Gewölbe der Curia unterbringen. Dort hat er es auch schön dunkel und kühl! Folgt mir einfach ins unterirdische Gewölbe!"

  • Der Kommandant nickte und ging mit seinem Kameraden nach draußen zum Furhwerk. Zusammen mit den anderen trugen sie zu viert den Sarg ins Gebäude und folgten dem Duumvir. Das ganz sah etwas mehr nach Möbelpacker als nach dem letzten bzw. vorletzten Weg eines Senators aus, aber was konnte man von einfachen Soldaten auch erwarten.

  • Ich kam gerade aus den Archiven herauf, als ich auf die Soldaten mit der Kiste und den Duumvir stiess.

    "Salve Metellus, was ist denn hier los ? Was machen denn Soldaten in der Curia ? Und was ist das für ein Gestank ?"

  • "Nun, wir haben es hier mit den sterblichen Überresten des ehrenwerten Senators und Tribunen Publius Tiberius Maximus zu tun, der in Germanien gefallen ist! Die Herren hier wollten damit zur Gens Tiberia, aber die ist verzogen. Daher gewähre ich dem Senator seinen vorletzten Ruheplatz in dem Gewölbe der Curia, bis er hier beerdigt wird. Immerhin befindet sich das Familienmausoleum hier in Hispania!"

  • "Nein, sie weiß noch nichts! Ich möchte ihr keinen Brief schreiben, sondern es ihr persönlich sagen!"


    Ich seufzte.


    "Nun, ich hoffe, dass sie nach all den Jahren nicht mehr damit gerechnet hat, dass er lebend zurück kommt. Dennoch wird diese Gewissheit ihr wohl Schmerzen bereiten! Immerhin ist er aber nun wieder daheim!"

  • "Ja, persönlich ist es besser.... Da weiss ich nur zu gut..."


    Ich musste daran denken, wie ich Calpurnia die Gewissheit über den Tod ihres Mannes überbrachte.

    "Es wird sie sicher treffen, auch wenn sie es ahnte, die Gewissheit tut immer weh, aber sie befreit auch."


    Ich stellte sicher das micxh keiner der Umstehenden hören konnte.

    "Es wird sie gänzlich von den Schuldgefühlen befreien und ihr Herz wird ganz dir gehören."


    Einen Moment war ich versucht, ihn zu fragen, ob ich es ihr sagen sollte, wenn ich in Roma war, doch es wäre besser, sie erführe es von ihm, es wäre besser für sie beide.

  • Ich stutzte kurz und ringte ein wenig um Fassung. Was wollte er mir damit sagen? War unser Verhalten so offensichtlich? Nun sicher, nachdem wir erfahren hatten, dass wir nicht verwandt waren, sind wir etwas freier mit der Sache umgegangen. Doch vorher dürfte es kaum zu spüren gewesen sein.


    "Nun, ja! Das ist meine geringste Sorge! Nun kommt erstmal die Zeit wo sie eine starke Schulter braucht und ich werde ihr ein Freund an der Seite sein. Du scheinst ja Erfahrung damit gemacht zu haben? Ist es schwer?"


    Ich wählte eine diplomatische Antwort ohne viel zu seiner Andeutung zu sagen, denn ein wenig plagte mich mein Gewissen doch.

  • Ich sah das er darüber stutzte, dass ich von ihm und Helena wusste und so beruhigte ich ihn.

    "Ihr habt es gut verborgen, sicher weiss es ausser mir kaum einer, aber ein Sklave meines Patrons, Cato, sah euch in Carthago Nova und ihr wart recht vertraulich miteinander. Er erzählte mir davon, und ich zählte eins und eins zusamnmen."


    Ich sah ihn ernst an.

    "Es ist nie leicht, eine solche Botschaft zu übermitteln. Und wenn man der Person nahe steht,... und vielleicht sogar hofft ihr durch die Botschaft noch näher zu kommen, wird es sogar noch schwerer."


    Ich machte ein kurze Pause, dachte an jenen Abend in der Villa Flavia...

    "Ich habe es noch kaum jemand gesagt, doch ich glaube, ich war in Calpurnia verliebt seit sie das erste Mal in mein Officiuzm trat. Doch gehörte ihr Herz damals Obscurro,... Dann verschwand er auf See und irgendwann fand ein Klient meines Vaters im Bauch eines Fisches seinen Ring. Es war der beweiss, das Obscurro Tot war. Und ich überbrachte ihr diesen Ring..."


    Ich war selbst etwas über meine Offenheit, aber er stand vor einer ähnlichen Mission, wie ich einst...

    "Es war nicht leicht, ihr schmerzen zu bereiten durch die Botschaft und gleichzeitig zu hoffen, dass nun mich erhören würde. Doch jedesmal, wenn ich nun in ihr Gesicht blicke und weiss wir reisen nach Roma, um unsere Verlobung eintragen zu lassen, weiss ich, das es es wert war."

  • Ich machte ein nachdenkliches Gesicht.


    "Ja, ich verstehe dich! Man geht mit gemischten Gefühlen an die Sache heran, denn man weiß, dass einem der Hafen der Liebe nun offen steht, aber zu welchem Preis für den anderen... Das Gewissen, Crassus, ja das Gewissen! Hoffentlich plagt es einem nicht zu lang und man kann sich frei der Liebe freuen. Ich danke dir für deinen Rat!"

  • Ich lächelte zuversichtlich.


    "Es wird vorbei gehen, glaub mir. Ich wünsche euch beiden jedennfalls, das ich so glücklich werdet wie Calpurnia und ich."


    Dann fiel mir noch etwas ein.

    "Ist die Familie des Senators schon informiert ?"

  • "Nicht das ich wüsste! Es wäre schon seltsam wenn sich die Leiche alleine auf dem Weg gemacht hätte ohne ein vorheriges Schreiben. Aber ich denke Helena wird sie informieren. Natürlich stehe ich ihr bei Seite oder übernehme das in ihrem Auftrag, so bald sie zurück ist!"


    Etwas merkwürdig kam mir die Sache schon vor. Anscheinend hatte die Veraltung in Germanien Probleme.

  • Ich runzelte die Stirn.

    "Es ist schon etwas seltsam, gerade wo doch drei Mitglieder der Familie in der IX. Hispania dienst tun.... Da sollte man doch annehmen, das die Angehörigen zuerst informiert werden, bevor die sterblichen Überreste auf die Reise gehen."


    Ich schüttelte den Kopf,....

    "Es ist eigentlich unglaublich,... da kerhrt der Senator zurück und niemand in der Familie wurde informiert und kann ihm hier die letzte Ehre zuteil werden lassen..."


    Ich bklickte auf die Kiste und wundert mioch wirklich, über die Art und Weise, wie hier verfahren wurde.

    "In den nächsten Tagen werde ich meinem Patron, Quintus Tiberius Vitamalacus, der bei der IX. dient, einen Brief schreiben,... ich könnte, nein, ich müsste eigentlich, ihn darüber in Kenntniss setzen."

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