Tablinum | Livia, Hungaricus

  • Müde sitzt Livia über diversen Papyri und Mitschriften der Redaktionssitzung der letzten Ausgabe der Acta Diurna. Seufzend legt sie ihre Arbeit gerade beiseite und sieht einem angenehmen Abendessen mit ihrem Bruder entgegen, da tritt der Sklave ein und meldet ihr den Besucher. Erstaunt hält sie einen Moment inne, nickt dann jedoch schicksalsergeben.


    "Also gut, führt ihn direkt hierher und serviert anschließend Wein und Wasser, wie immer."


    Sie ordnet kurz den Stoff ihrer Tunika, überprüft flüchtig den Sitz ihrer Frisur und setzt ein freundliches Lächeln auf, mit dem sie Hungaricus begrüßt.


    "Salve, Marcus. Wie schön dich zu sehen. Was führt dich hierher? Nimm doch Platz..."


    Trotz ihres Lächelns sieht man ihr vermutlich eine gewisse Erschöpfung an, während sie ihm einen Sitzplatz anbietet.

  • Die Erschöpfung der letzten Zeit war ihm ebenso anzusehen, doch auch er konnte sich zu einem Lächeln durchringen.


    Grüß dich, Livia. Gut schaust du aus. Die Kunst des kleinen Gespräches beherrschte Hungi immer besser. Auf ihre Aufforderung hin wartete er höflich, bis sie sich wieder setzte, dann nahm auch er Platz.


    Ich hoffe, du bist mir nicht böse, wenn ich gleich mit der Tür ins Haus falle, aber ich weiß ja, wie beschäftigt du bist und möchte dich nicht über Gebühr strapazieren. Anders gesagt, er wollte jetzt nicht übers Wetter sprechen, außerdem hatte er selber genug zu tun, aber es wäre dann doch unhöflich gewesen, das direkt auszusprechen. Er atmete einmal ganz kurz durch, dann setzte er weiter an.


    Ich denke, es ist nun Zeit über einen Hochzeitstermin zu sprechen. Das von uns beiden erarbeitete Eherecht unserer Ahnen ist wieder in Kraft, so wie es sein sollte, und ich bin der Meinung, daß wir beide doch schön langsam recht lange verlobt sind.


    Es wird ihr sicher ebensowenig gefallen wie ihm, daß es nun tatsächlich wirklich soweit war. Solange Hungi noch am Eherecht arbeitete, konnte er die Hochzeit geistig in äußerst weite Ferne schieben, doch nun war die selbsternannte Beschränkung gefallen, jetzt mußte er dazu stehen.

  • Livia nimmt ihm gegenüber erleichtert Platz und lehnt sich im Korbsessel sogleich zurück. Ihr Lächeln verblasst ein wenig, bleibt jedoch noch sichtbar während sie ihm zuhört. Schließlich nickt die Patrizierin langsam.


    "Du hast wohl Recht, Hungaricus."


    Den plötzlich aufkommenden Gedanken an die Hochzeitnacht verdrängt sie so rasch, wie er aufkommt. Stattdessen klammert sie sich an die organisatorischen Überlegungen, die ihr ein sichereres Pflaster zu sein scheinen.


    "Zudem benötigt ein solcher Anlass umfangreiche Vorbereitungen und Planungen. Eine repräsentative Feier ist als Senatoren sowohl unsere Pflicht, als auch es unserem Ansehen sicher zuträglich sein wird. Wie wir bereits abgemacht hatten, habe ich mich unlängst mit einigen Auguren besprochen, bezüglich eines Termins. Sie schlagen uns ANTE DIEM VII KAL MAI DCCCLVI A.U.C. (25.4.2006/103 n.Chr.) vor. Ist dir das genehm?"


    In diesem Moment tritt ein Sklave ein und serviert still und leise verdünnten Wein in zwei Becher. Kannen mit Wasser und Wein stellt er noch dazu und entfernt sich anschließend wieder so rasch und unauffällig, wie er gekommen ist.

  • Hungi wartete mit der Antwort solange, bis der Sklave wieder verschwunden war. Er nutzte die Zeit, um über das Datum nachzudenken. Einerseits ein wenig spät im April, auf der anderen Seite würden sie die Zeit dafür benötigen, alles zu organisieren.


    Wenn die Auguren das meinen, so wird es wohl so sein.


    Er kehrte noch einmal kurz in sich, was das Datum betraf, aber es sprach nichts dagegen. Also hob er den Kopf und blickte in ihre Augen.


    Ich möchte mit dir aber vorher trotzdem noch den Rat der Sibylle einholen. Nur um sicher zu gehen.


    Schmerzlich kam ihm die Erinnerung an seinen letzten Besuch dort hoch. Mit welcher Wucht an diesem Tag sein Leben verändert wurde, hatte er noch immer nicht wirklich verdaut. Vor allem weil er nicht verstand, wie sich die Meinung der Götter ändern konnten. Vor der Hochzeit mit Adria schien alles in bester Ordnung zu sein und doch... Die Wege der Götter waren wahrlich unergründlich.

  • Livia nickt nachdenklich. Jetzt, wo der Termin und der Tag ihrer Hochzeit so greifbar zu werden scheint, spürt sie das mulmige Gefühl in ihrem Magen wieder aufkommen. Aus dieser dunklen Vorahnung heraus, fügt sie nur zögerlich noch etwas an.


    "Ja, so meinen es die Auguren. Doch sie nannten mir auch noch einen weiteren Termin. ANTE DIEM XIV KAL MAI DCCCLVI A.U.C. (18.4.2006/103 n.Chr.) scheint ebenfalls ein geeignetes Datum zu sein."


    Sie senkt den Blick und nimmt ihren Becher, um einen kleinen Schluck aus ihrem Becher zu trinken. Erst anschließend sieht sie ihn, noch immer ein wenig verlegen, an.


    "Den Rat der Sibylle? Hältst du das wirklich für notwendig? Ich ging davon aus, dass derjenige der Auguren reichen würde. Doch wenn es dir wichtig ist, dann werde ich dich selbstverständlich dorthin begleiten. Wann passt es dir denn?"

  • Hmm, das andere Datum war auch nicht schlecht. Dann hätten sie es schneller hinter sich. Aber das wollte Hungi natürlich nicht ihr ins Gesicht sagen.


    Der Termin wäre auch gut? Klingt auch ansprechend. Dann würde ich sagen: nehmen wir den. Was meinst du?


    Auch er nahm einen Schluck aus seinem Becher. Doch die Frage von Livia überraschte ihn ein wenig.


    Natürlich sollten wir den Rat der Sibylle einholen. Nur um sicherzugehen halt. Wann? Hmm, naja, vor der Hochzeit noch. ;)

  • "Der eine ist mir wie der andere. Sofern die Zeit bis zum ersten Termin für sämtliche Vorbereitungen reicht, wäre mir auch dieser genehm. Wir sollten uns in dem Falle jedoch allmählich sputen und die Planungen in die Wege leiten. Vor allem die Gästeliste will zusammengestellt werden und für den reibungslosen Ablauf der Zeremonie muss ebenfalls Sorge getragen werden, nicht zu vergessen die Organisation der Bewirtung."


    Livia seufzt leise angesichts der umfangreichen Arbeit, die noch auf sie zukommt.


    "In Ordnung. Um im Falle eines Falles nicht allzu viel an Vorbereitungen umsonst gemacht zu haben, sollte dieser Termin beim Orakel wohl baldmöglichst sein"


    Sie lächelt gequält und kann sich nicht entscheiden, ob sie auf ein gutes oder schlechtes Orakel hoffen soll. Die dunklen Vorahnungen bezüglich der Ehe stehen der großen Blamage einer so späten Auflösung der Verlobung gegenüber.


    "Morgen habe ich ein wenig Zeit. Wenn es dir recht ist, können wir uns dann gemeinsam dorthin begeben."

  • Ausgezeichnet. Dann gehen wir morgen hin.


    Hungi fühlte sich ein wenig unwohl. Am liebsten hätte er alles schon hinter sich, aber da mußte er jetzt durch.


    Wir sollten uns noch über die Gästeliste unterhalten. Ausgewählte Senatoren sollten natürlich eingeladen werden, Familie und Klientel sowieso. Im Prinzip könnten wir fast die gleichen Personen einladen, die bereits bei unserer Verlobung zugegen waren, findest du nicht?

  • Livia nickt müde. In erschöpften Momenten wie diesen ist ihr die Hochzeit und alles was dazu gehört, beinahe ganz und gar egal. Es fällt ihr schwer, weiter produktiv und konstruktiv an der Planung mitzuwirken, doch sie bemüht sich ihre Aufmerksamkeit beim Thema zu halten.


    "Die Gästeliste setzte sich damals aus unseren Familien, den Senatoren und noch einigen von dir ausgewählten Prätorianern zusammen. Vielleicht sollten wir dieses Mal noch die Redaktion der Acta Diurna mit hinzu nehmen. Wie steht es mit der Factio?"


    Sie nimmt ein Wachstäfelchen zur Hand und macht darauf erste Notizen zu den Namen auf der Gästeliste.

  • "Zur Verlobung war dies zwar nicht notwendig, aber zur Hochzeit sollten wir vielleicht auch noch unsere Klienten einladen. Außerdem stehen vermutlich auch der Kaiser und die Augusta auf der Gästeliste, nicht wahr?"


    Sie schaut Hungaricus nachdenklich an.


    "Es scheint mir allmählich zu einer umfangreichen Veranstaltung zu werden. Ich weiß nicht, wie eng dein Verhältnis zu den Mitgliedern deiner Factio ist. Meinst du, dass wir die Liste dahingehend noch erweitern sollten?"

  • Hungi überlegte lange, ob nicht doch noch wer vergessen wurde, doch fiel ihm nicht wirklich irgendwer ein.


    Factio nein. Entweder sind die sowieso eingeladen, weil Senator oder aus der Familie, oder ich kenne sie kaum oder gar nicht. Die wichtigsten Leute haben wir auf der Liste. Ich möchte dich ja heiraten und kein Volksfest für halb Rom veranstalten. ;)

  • Livia vollendet ihre Notizen und reicht sie ihm, damit er die Liste überprüfen kann. Sie lehnt sich wieder zurück und schmunzelt leicht.


    "So? Das möchtest du? Ein kleineres Volksfest wird es jedoch wohl zwangsläufig werden. Wie regeln wir die Verpflegung am besten? Könnte Ursus sich darum kümmern? Falls notwendig kann er selbstverständlich auch die Küche der Villa Tiberia nutzen und unsere Sklaven mit einigen Aufgaben betreuen. Für die Gäste wird wohl der hauptsächliche Teil der Feier hier stattfinden."

  • Hungi nahm die Liste entgegen und zählte einmal die Gäste. Innerlich seufzte er auf, als er die Menge der auf der Gästeliste stehenden Personen sah. Zwar nicht unbedingt ein Volksfest, aber doch auch keine kleine Hochzeit.


    Ja, äh, sieht gut aus. Er reichte die Liste an Livia zurück. Wenn du es willst, so wird Ursus sich um das lukullische kümmern. Allerdings wird er woh wirklich die Hilfe deiner, bzw. eurer Sklaven in Anspruch nehmen müssen. Eine solche Anzahl an Personen schafft er nicht nur mit meinen. Der Guthabenstand seines Sparkontos würde leiden... Moment, war da nicht etwas in der Richtung zu besprechen? Ah, da fiel ihm es ein.


    Was anderes: Gedenkst du oder deine Familie eine dos für dich zu bestellen?

  • Livia lächelt leicht und denkt an ihren Bruder, welcher sich vermutlich mit Freuden in den finanziellen Ruin gestürzt hätte, nur um seiner Schwester eine angemessene Mitgift zu ermöglichen.


    "Ich werde sie selbst stellen. Zwar bin ich mir sicher, dass meine Verwandten mich nach Kräften unterstützen würden, doch in der vergangenen Zeit habe ich genug sparen können, um eine angemessene Summe selbst aufbringen zu können. Daher werde ich sie damit nicht belasten müssen. Wie sollen wir mit dem Geld verfahren?"


    Ihr kommt ein Schreiben in den Sinn, welches sie erst kürzlich erhalten hat.


    "So du keine besseren Idee hast, fiele mir an dieser Stelle ein interessantes Angebot zum Kauf einer Landvilla in der Gegend von Misenum ein. Zumindest einen Teil der Summe könnten wir auf diese Weise nutzbringend anlegen. Doch ich weiß nicht, ob du an soetwas Interesse hast..."


    Fragend sieht Livia ihn an.

  • Etwas unverständlich schaute Hungi seine Verlobte an.


    Liebste Livia, es ist deine dos, dein Geld. Setze es ein, wofür du es für richtig hältst.


    Er lehnte sich zurück und schmunzelte ein wenig.


    Ich dachte, du wolltest ein Landgut auf Sizilien? ;)

  • Livia lächelt schelmisch.


    "Natürlich, aber das kaufen wir uns dann von deinem Geld." :]


    Sie nimmt ihren Becher und trinkt einen Schluck Wasser. Dann setzt sie ihn wieder ab und sieht Hungaricus noch immer ein wenig verschmitzt lächelnd an.


    "Ich schätze, damit wäre vorerst alles geklärt. Um die Landvilla werde ich mich allerdings erst bemühen, sobald der ganze Trubel sich gelegt hat, wenn dir das recht ist. Falls sich noch Unklarheiten ergeben, können wir uns bis zur Hochzeit auch über Boten noch einmal verständigen."


    Livia hält einen Moment inne und überlegt, bevor sie fortfährt.


    "Doch wie geht es dir sonst so? Ist alles in Ordnung? Kann ich dir darüber hinaus noch bei irgendetwas helfen?"


    Sie erinnert sich noch gut an ihr letztes Beisammensein, bei dem er noch in Trauer um seinen verstorbenen Bruder war.

  • Von meinem Geld? Soso. ;)


    Hungi trank den Rest von seinem Wein aus.


    Gut, dann werde ich Ursus unterrichten und alles sonst vorbereiten. Ach, da fällt mir ein: Musiker und so weiter bräuchten wir auch. Wer organisiert das?

  • Livia verbucht sein Ausweichen als eine Zusage und gönnt sich ein leichtes triumphierendes Lächeln. Um es jedoch halbwegs zu verbergen, trinkt auch sie noch einen Schluck aus ihrem Becher.


    "Sprachst du nicht kürzlich davon, dir einen Künstler und eine Bibliothek zu kaufen? Für die Bibliothek haben wir auf der Hochzeit vielleicht noch keine Verwendung, doch deinen Künstler könntest du zu diesem Anlass einmal vorführen."


    Sie lächelt leicht und hält nachdenklich inne.


    "Ich könnte mich um einen Vorleser kümmern. Außerdem sollten wir auf jeden Fall für eine musikalische Untermalung Sorge tragen. Sollte es vielleicht auch ein kleines Schauspiel geben?"

  • Hungi rieb sich mit zwei Fingern seine Unterlippe und überlegte.


    Hm, Vorleser und Schauspiel wäre vielleicht ein wenig zuviel des Guten. Eines von beiden reicht, würde ich sagen. Aber Musiker auf alle Fälle, und Tänzer. Um die kümmere ich mich.


    'Am besten Tänzerinnen, hübsche, und leichtbekleidet, ja das wäre angenehm...' :D dachte sich Hungi und grinste Livia an. Doch dann stand er auf.


    So, ich denke, wir haben alles besprochen. Entschuldige mich, aber meine Pflichten rufen wieder nach mir. Außerdem möchte ich dich nicht über Gebühr strapazieren.

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