Cubiculum | Titus Claudius Imperiosus Iulianus

  • "Lass uns nun speisen und dann nach Mantua aufbrechen."


    Sagte er mit einem liebevollen Lächeln und hielt ihr seine Hand hin, da er nicht ausschließen konnte einigen Familienmitgliedern hier zu begegnen. Ein falsches Bild der Situation wollte er jedoch nicht vermitteln...
    Und so gingen sie speisen und schließlich auch zu den Ludi.

  • Imperiosus war nun ohne großes Aufsehen zu erregen in sein Zimmer geeilt - zum Glück war es unverändert geblieben, man scherte sich wohl nicht um die Villa, wie ihm schien.


    Sogleich ließ er sich auf sein Bett fallen und verfiel sogleich in Spekulationen, inwieweit er hier unbemerkt leben konnte, wann er zum ersten Mal einem Verwandten ins Blickfeld laufen sollte und dergleichen irrsinniges Gedankengut.


    Da ihm Stress, und die Reise war keine Spazierfahrt gewesen, zusetzte, schlief er auch alsbald ein.

  • Weil Donatus in Germanien keine Antworten bekommen hatte und unbefriedigt abgereist war, suchte er erneut das Gespräch. Er wollte gleich mit der Tür ins Haus fallen, sonst würde es wohl wieder nichts mit einer Erklärung werden.


    "Salve. Ich hoffe auf dein Verständnis. Ich möchte nichts weiter als eine Antwort. Ich nehme doch an, dass unser Vitulus dich auf das Problem angesprochen hat, das immerhin drei Angehörige haben."

  • Imperiosus wurde nicht wenig überrascht, als der Mann einfach so hineintrat und fragen stellte. Ohne ein Anklopfenkam dieser hinein, was seine Absicht und Intentionen zu diesem Schritt klar verdeutlichte, noch bevor er sprach.
    Imperiosus richtete sich auf und deutete auf einen Korbstuhl neben seinem Schreibtisch, so dass sich der Besucher darauf niederlassen mochte.
    Er selbst ging zu einem kleinen Silbertischchen von hohem Wert und füllte in zwei Becher verdünnten Wein ab.


    "Salve, Donatus. Ich muss mich für meinen plötzlichen Aufbruch aus Germania entschuldigen, doch die Pflicht steht dem Privaten voran."


    Sagte er ihm noch immer mit dem Rücken gewandt und die Becher füllend.


    "Du kannst auf mein Verständnis zu diesem Problem hoffen, du kannst sogar davon ausgehen, denn ich verstehe euch. Und doch, Verwandter, das unsrige Band ist nicht besonders stark, im Gegensatz zum reißfesten zu der geliebten Person.
    Bevor du etwas entgegnen kannst, höre mich an."


    Er nahm die beiden Becher und gesellte sich zu Donatus, sich ebenfalls auf einen Korbsessel setzend.


    "Sie ist eine wunderbare, anmutige und durchaus repräsentative Frau. Ihre Gens mag nicht patrizisch sein, doch ebenso nicht unbedeutend. Sie ist tugendhafter, als so manche Tochter patrizischer oder senatorischer Lenden.
    Doch über dies hinaus ist sie liebenswürdig, reizend und in der Blüte ihres Lebens. Petronia Arria, der ich verfallen bin, wird an meiner Seite stehen, sie wird mir Erben schenken, sie ist meine Stütze, die Geborgenheit - meine Liebe und mein Herz.
    Wenn du solche Gefühle noch nie erfahren hast, so tut es mir leid für dich, denn du bist ärmer. Ich hoffe, dass dir dies vielleicht einmal wiederfährt, ich wünsche es mir.
    Möge deine Brust brennen, möge dein Herz rasend schlagen, mögest du Liebestrunken nicht mehr klar denken können - erst dann wirst du mich verstehen können. Und auch die Tatsache, dass ich sie zur Frau nehmen werde, auch wenn dies nicht meinem Stande entspricht.


    Heutzutage haben wir die Freiheit auch unter unserem Stand zu heiraten, die alten Zeiten sind vorüber und ich kehre diesen nichtsnutzen Sitten und Gebräuchen den Rücken, ich hoffe, dass ihr den Tod alter Vorstellungen ebenfalls erkennt und eure Köpfe nach vorne richtet, nicht mehr vergangenen Zeiten nachseht."


    Die Worte wurden milde, doch auch mit einer gewissen Betonung an bestimmten Stellen gesprochen. Er war es langsam leid seine Position immer wieder aufzeigen zu müssen, dass seine Ansicht nicht ernst genommen wurde.

  • Er setzte sich und war später froh zu sitzen, denn die Hoffnung auf eine Lösung des Problems in Luft stellte sich als Irrtum heraus.


    "Du sagst es. Dein Band zu der Familie, die dich aufgenommen hat, ist nicht stark. Wäre es stark, würdest du nicht einmal daran denken, sie durch eine unstandesgemäße Heirat zu erniedrigen. Dein Herz schlägt nicht patrizisch, es ist dem Plebs näher dennje. Ich frage mich, warum du überhaupt um Adoption gebeten hast."


    Streng und stolz blickte Donatus. Er hatte auf eine gütliche Einigung gehofft, sah sich nun aber darin getäuscht.


    "Folgende Personen billigen dein Vorhaben nicht: Vitulus, Vesuvianus, Marcellus und ich. Aus meiner Sicht: Gib deine Heiratspläne mit einer Plebejerin auf oder verzichte auf die Adoption und geh deiner Wege. Anders gesagt: Verhalte dich wie ein Patrizier und bleib oder handele wie ein Plebejer und geh."

  • Diese Wut in der Magengegend hätte ihn völlig in einen unheilvollen Rausch versetzen können oder besser sollen. Stattdessen blieb er ruhig sitzen und umklammerte seinen silbernen Becher noch fester, als er es zuvor schon getan hatte.


    "Du scheinst mir nicht zugehört zu haben, Donatus."


    Ein "Verwandter" verkniff er sich, es war weder der Zeitpunkt, noch die Person dafür - dieser Bezeichnung nicht würdig.


    "Ich habe um keine Adoption gebeten, ich habe mein Recht eingefordert, das Recht als Sohn meiner Mutter in diese Gens zu treten. Mein Herz schlägt weder patrizisch, noch plebejisch, falls ein Herz überhaupt solch Eigenschaften besitzt.
    Stets habe ich mich gefragt welch Leid ich erfahren muss, das mich in eure Arme, euer Denken, treibt.
    Die Ordnung der Natur, die alten Gesetze meines Roms verdammen mein Verhalten nicht, denn es ist der Liebende, der glücklich zu sein vermag, nicht der eures Schlages.
    Diese Narreteien, dieses lächerliche Spiel der Masken und des Ranges, diese Lüge lebe ich nicht.


    Die Plebejer, jene habe ich stets um ihr Vorrecht der Vertrautheit, Wärme und Emotion beneidet. Ja, dies sage ich feierlich.


    Wenn euer Herz vergessen hat für Menschlichkeit zu schlagen, so bin ich euch gerne fremd. Wenn euer Herz für dies Possenspiel der Eitelkeiten und Etikett schlägt, so bin ich gerne mehr Plebejer, als euresgleichen.


    Doch wir sind, ob wir es wollen oder nicht, durch das heilige Band des Blutes zusammengezwungen worden. Arrangieren wir uns, bevor wir uns vergessen."

  • "Dich verbindet nicht weniger Blut mit den Iuliern als mit uns. Noch einmal…verhalte dich wie ein Patrizier und bleib oder handele wie ein Plebejer…dann aber unter dem Nomen Gentile Iulius."


    Es machte nicht den Eindruck als ob Donatus einen Zweifel an seinen Worten zulassen wollte.

  • Sein Verhalten und seine Reaktion war wahrlich vermessen, Imperiosus hätte schreien können.
    Doch er blieb still, diese Selbstkontrolle überraschte ihn selbst.
    Nach einigen Augenblicken des Stillschweigens stand er auf.


    "Ich glaube nicht, Donatus, dass du mir Anweisungen geben kannst, mir ein Ultimatum stellen. In dieser Position bist du nicht."


    Dass dieser Mann seiner Familie auf der Tasche lag wollte er hier nicht erwähnen, denn dies war ja nicht der Einzige, die Gens war voll davon.
    Doch nun lächelte er und trat der Türe näher.


    "Ich danke dir für das Gespräch und dafür, wie du mir auf ehrliche und selbstlose Weise den Standpunkt der Familia aufgewiesen hast. Gehabe dich wohl, mögen die Götter dich schützen."

  • ...legte sich Imperiosus seufzend auf sein Bett und verharrte für eine Weile nachdenklich dort liegend.


    Wie konnten sie sich anmaßen ihm zu befehlen, ihm, der er die Familia stets gut repräsentierte und Bände knüpfte, ihm, einem Pontifex.
    Zwar nicht mehr lange, aber er war Pontifex und erreichte damit schon mehr als viele Mitglieder dieser so ehrbaren Familia, die doch so ehrbar nicht mehr zu sein schien.


    Um diesem Irrsinn zu entfliehen war eine Reise oder gar ein endgültiger Abschied in eine andere Provinz nötig, doch dafür liebte er Rom zu sehr. Zu sehr hielt ihn diese Stadt hier. Er würde nach oben streben und in sich so viel Macht vereinnen, um das Recht für sich beanspruchen zu können jedem seiner geliebten Verwandten den Mund stopfen zu können - oder dies mindestens zu befehlen.
    Als Pontifex würde dies nicht gehen, er musste andere Wege einschlagen, andere Berufszweige. In der Verwaltung war er kundig, mochte die Arbeit.


    So ließ er sich sein bestes Gewand anlegen und eilte hinaus in Richtung des Kaiserpalastes, seine Zukunft schmieden.

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