Kandidatur zum Quaestor

  • Antoninus betrat mit ernster Miene die Rostra. Stunden hitzig geführter Debatten lagen hinter ihm. Sein Widersacher war nicht etwa ein Offizier seiner Einheit oder ein Redner auf dem Forum, nein, es war seine Tochter. In einem gab er ihr recht, denn man sollte nicht aufgeben, bevor nicht alles versucht war.


    "Ich grüße euch, Bürger Roms!


    Ich, Marcus Aurelius Antoninus, stehe vor euch, um meine Kandidatur zum Quaestor bekannt zu geben. Aus meinen Beweggründen mache ich keinen Hehl. Ich sehe in meiner Kandidatur die einzige Möglichkeit, in dieser oder einer der angrenzenden Provinzen zu verbleiben, denn mich beherrscht der Wunsch, diesem für mich ungewohnten Rom den Rücken zu kehren und lieber weit fort zu gehen. Wären da nicht Menschen, die mich davon abgehalten haben und ich gebe ihnen recht, wenn sie behaupten, dass Rom nicht besser wird, wenn der konservative Bürger geht.


    Nun stehe ich hier und stelle mich euren Fragen."

  • Medeia heute ganz in Wahllaune, begab sich von den anderen Rednertribünen auch zu dieser. Sie blieb zwischen einigen Männern stehen und sah gespannt nach vorne als sie seinen Namen vernahm. Interessiert und aufmerksam lauschte sie seinen Worten.


    "Verehrter Aurelius Antoninus, sagt, was macht einen konservativen Bürger aus und inwiefern ist er für das Wohl von Rom nützlich?" Medeia lächelte freundlich bei der Frage und sah Antoninus neugierig an.

  • Aufmerksam beobachtet Vic den nächsten Kandidaten, der auf die Rostra tritt und hört sich die kurze Rede an. Seine Augenbraue hebt sich nach oben.


    "Moment mal, soll das heißen, entweder wir wählen dich, oder du verlässt Rom? Das hört sich an wie eine Drohung! Also wenn das alles ist, damit haste meine Stimme schon mal nicht."


    Da sind Vic die falschen Wahlversprechen ja noch lieber. Dass schonmal einer so dreist war, den Wählern zu drohen, daran kann er sich nicht erinnern.

  • Nikias lauschte auch dieser Rede. Nunja, Rede? Die brevitas war ein gelungenes Stilmittel lateinischer Literatur, das ihm stets gefiel, doch war es bei diesen Worten etwas zu stark angewandt worden, umfasste die gesamte Rede doch nur den ersten Satz eines Prooemiums! ..."aiaiai"... Nikias ging also etwas nach vorn, da ihm aber auch der Inhalt der Rede zu widersprüchlich erschien...
    ..." versteh ich es recht, dass du Rom den Rücken kehren wolltest, weil du es nicht mehr als dein Rom empfindest? Und aus eben diesem Grunde willst du kandidieren, um einem Rom, das dir missfällt und dem du entfliehen willst, zu dienen? Wie willst du einem Rom dienen, das dir missfällt, das du meiden willst? "

  • “Als Consul und damit Leiter dieser Wahlen zum Cursus Honorum bestätige ich die Rechtmäßigkeit deiner Kandidatur laut Codex Universalis. Marcus Aurelius Antoninus, deine Kandidatur ist gemäß den Bestimmungen gültig und wird angenommen."

  • Zitat

    Original von Artoria Medeia
    Medeia heute ganz in Wahllaune, begab sich von den anderen Rednertribünen auch zu dieser. Sie blieb zwischen einigen Männern stehen und sah gespannt nach vorne als sie seinen Namen vernahm. Interessiert und aufmerksam lauschte sie seinen Worten.


    "Verehrter Aurelius Antoninus, sagt, was macht einen konservativen Bürger aus und inwiefern ist er für das Wohl von Rom nützlich?" Medeia lächelte freundlich bei der Frage und sah Antoninus neugierig an.


    "Auf diese Frage gibt es keine Paradeantwort, denn jeder sieht es eine Spur anders. Ich kann dir sagen, wie ich es sehe. Der Konservative hängt den alten Werten an, er schätzt die Traditionen und lebt nach dem Vorbild seiner Ahnen. In meinem konkreten Fall bedeutet das, dass ich an die Macht der Götter glaube, ihnen Opfer darbringe am heimischen Altar und an den großen Opferstätten. Ging mein Vater, mein Großvater, dessen Vater usw. einem redlichen Leben als Ernährer seiner Familie nach, so ist auch das meine Bestimmung. Bestimmten sie über jedes einzelne Familienmitglied, so mache ich das ebenso. Lebten sie unter der Prämisse, die Frau geht keiner politischen Tätigkeit nach, so ist das in meinen Augen ebenso Gesetz, nach dem ich meine Familie führe, wie das Wort unseres Kaisers. Ich nehme an, das wolltest du hören.
    Ich stehe nicht hier, um nach Wählerstimmen zu buhlen, sondern offen meine Einstellung zu verkünden und so sage ich klipp und klar auf den letzten Teil deiner Frage: gehen Männer wie ich stirbt das alte Rom."




    Zitat

    Original von Vibius Valerius Victor
    Aufmerksam beobachtet Vic den nächsten Kandidaten, der auf die Rostra tritt und hört sich die kurze Rede an. Seine Augenbraue hebt sich nach oben.


    "Moment mal, soll das heißen, entweder wir wählen dich, oder du verlässt Rom? Das hört sich an wie eine Drohung! Also wenn das alles ist, damit haste meine Stimme schon mal nicht."


    Da sind Vic die falschen Wahlversprechen ja noch lieber. Dass schonmal einer so dreist war, den Wählern zu drohen, daran kann er sich nicht erinnern.


    "Vielleicht klingt es in deinen Ohren wie eine Drohung, für mich ist es jeweils eine Lösung.
    Eine Drohung soll Angst einflößen, wem aber würde meine Abreise ängstigen? Da fallen mir nur meine Frau und meine Kinder ein und denen drohe ich bestimmt nicht."



    Über die Frage des alten Mannes dachte Antoninus nach, bevor er antwortete, denn sie gefiel ihm. Zwischenzeitlich dankte er dem Consul für die Annahme seiner Kandidatur. Auch seinem ehemaligen Miles erkannte er unter den Zuhörern und nickte ihm zu.

  • Ich hatte die Worte des Kandidaten aufmerksam verfolgt, und auch den Einlassungen der anderen Anwesenden.

    "Nun, ich kann mich den Worten des Sacerdos nur anschliessen. In deinen Antrittsworten drohst du unmissverständlich. Und deine Ansicht "gehen Männer wie ich stirbt das alte Rom." macht deutlich warum wir deine Abreise fürchten sollen."


    Ich schüttelte den Kopf.


    "Und diese Haltung zeugt einfach nur von Überheblichkeit und lassen Dignitas und Gravitas missen."

  • Medeia lächelte leicht und schüttelte dabei den Kopf. Mit so einer Antwort hatte sie gerechnet, aber sie genügte ihr bei Weitem nicht. Sie lauschte kurz Didius Crassus und fügte seiner Bemerkung auch noch ihre Fragen an.


    "Nein, ihr mißversteht meine Frage, Marcus Aurelius Antoninus. Euren Standpunkt bezüglich Frauen in der Politik kennen wohl die Meisten zu Genüge. Aber dann konkretisiere ich sie mal etwas. Von welchen Ahnen und welchen alten Werten sprecht ihr, Aurelius Antoninus? Wünscht Ihr Euch die Zeiten der frühen Königreiche zurück. Die Zeit vor den Zwölftafelgesetzen? Also die Zeit, wo wir Plebejer von Euch Patrizier in jeder Hinsicht abhängig waren und die Sklaverei keine Bedeutung hatte? Oder dann doch lieber die Republik, in der es nicht um Herkunft oder Abstammung ankam, sondern in der jeder Mann, sofern er genügend Ehrgeiz entwickelte und die Fähigkeiten mit sich brachte wie Cicero, sich hocharbeiten konnte? Oder dann doch eher die Zeit des Augustus?"


    Entschuldigend lächelnd hob Medeia leicht ihre Arme. "Wie Ihr seht, versteh ich den Bezug auf die Ahnen in diesem Fall weniger? Auf welche Ahnen beruft Ihr Euch? Und was sind das für Werte, die heute nicht mehr gelten, und die Ihr gerne wieder hättet? Mal von Frauen in der Politik abgesehen!"

  • Zitat

    Original von Kallydianos Nikias
    Nikias lauschte auch dieser Rede. Nunja, Rede? Die brevitas war ein gelungenes Stilmittel lateinischer Literatur, das ihm stets gefiel, doch war es bei diesen Worten etwas zu stark angewandt worden, umfasste die gesamte Rede doch nur den ersten Satz eines Prooemiums! ..."aiaiai"... Nikias ging also etwas nach vorn, da ihm aber auch der Inhalt der Rede zu widersprüchlich erschien...
    ..." versteh ich es recht, dass du Rom den Rücken kehren wolltest, weil du es nicht mehr als dein Rom empfindest? Und aus eben diesem Grunde willst du kandidieren, um einem Rom, das dir missfällt und dem du entfliehen willst, zu dienen? Wie willst du einem Rom dienen, das dir missfällt, das du meiden willst? "


    "Deine Nachfrage ist berechtigt und sie zeugt von einem regen Geist. Ich möchte dir mit einer Geschichte antworten.



    Einst lebte inmitten eines fruchtbaren Tales eine Gruppe von Adlern. Jahre vergingen, es erblickten neue Adlergenerationen das Licht der Welt und die alten verschwanden. Die einzelnen Adlerpaare lebten nicht immer in Eintracht und Zufriedenheit, aber weil sie denselben Lebensstil und dieselben Bedürfnisse hatten, passten sie allesamt gut in diesen Lebensraum.


    Dann aber kam es, dass ein Adlerpaar für Jahre in eine andere Gegend zog, weil sie von weiteren fruchtbaren Tälern hörten. Sie lebten dort lange Zeit bis sie die Sehnsucht nach ihren Brüdern, einigen zurückgelassenen Kindern und ihrem Geburtstal ergriff. Letzten Sommer kehrten sie zurück, doch groß war ihr Erschrecken.


    Zwar stand noch der mächtige Baum, der ihren Horst trug, und auch sonst sah oberflächlich alles wie früher aus, aber viele der benachbarten Adlerpaare hatten sich verändert. Neue Paare waren zugezogen und hatten fremde Angewohnheiten mitgebracht. Diese Gepflogenheiten mochten den neuen Bewohnern des Tales gefallen, aber die zurückgekehrte Familie kam damit nicht klar. Sie mied Zusammenkünfte und pflegte ausschließlich den Kontakt zu den wenigen Gleichgesinnten. Aber es kam wie es kommen musste, die wenigen Gleichgesinnten vergrämten, zogen fort oder starben aus. Bald sah sich die zurückgekehrte Familie fast ausschließlich Adlern mit fremden Angewohnheiten gegenüber und hielt einen Familienrat.


    Die zurückgekehrte Familie zog es in das andere fruchtbare Tal zurück, denn dort hatte es ihnen gefallen. Ihre Verwandten, die nie ihr Geburtstal verlassen und die sich auch nie den neuen Gepflogenheiten der inzwischen fast das gesamte Tal bevölkernden anderen Adlern angepasst hatten, baten die Familie zu bleiben, denn auch sie fühlten sich einsam inmitten der anderen. Daraufhin fasste der Adlermann den Entschluss, in den großen Rat einzutreten, der in Abständen über die Zukunft seines Geburtstales beriet. Er hegt die Hoffnung, mit seiner Anwesenheit, seiner Einstellung und seiner Erfahrung das Leben der letzten mit ihm Gleichgesinnten erträglicher zu machen, auf dass nicht alle ihrem Tal der Geburt den Rücken kehren."


    Antoninus schwieg. Sein Blick wanderte zum Horizont und in eine ferne Zukunft, die doch Bilder einer längst vergangenen Zeit enthielten.

  • Macer hörte auch diesem Kandidaten und offenbar begabten Geschichtenerzähler aufmerksam zu, wie er es schon bei den anderen Kandidaten gemacht hatte.


    "Aurelius Antoninus, da ich zwar keine große Familie habe, aber zuletzt lange Zeit von Rom fern war, um in Germania als Statthalter zu dienen, halte ich mich im Moment auch ein wenig für einen Adler, der in sein Heimattal zurück kehrt. Drum bitte ich dich, mir ein wenig mehr von deiner Vergangenheit zu erzählen: wann hast du dieses Tal verlassen, wo lebtest du mit deiner Familie, was tatest du in dieser Zeit?"

  • Zitat

    Original von Artoria Medeia
    Medeia lächelte leicht und schüttelte dabei den Kopf. Mit so einer Antwort hatte sie gerechnet, aber sie genügte ihr bei Weitem nicht. Sie lauschte kurz Didius Crassus und fügte seiner Bemerkung auch noch ihre Fragen an.


    "Nein, ihr mißversteht meine Frage, Marcus Aurelius Antoninus. Euren Standpunkt bezüglich Frauen in der Politik kennen wohl die Meisten zu Genüge. Aber dann konkretisiere ich sie mal etwas. Von welchen Ahnen und welchen alten Werten sprecht ihr, Aurelius Antoninus? Wünscht Ihr Euch die Zeiten der frühen Königreiche zurück. Die Zeit vor den Zwölftafelgesetzen? Also die Zeit, wo wir Plebejer von Euch Patrizier in jeder Hinsicht abhängig waren und die Sklaverei keine Bedeutung hatte? Oder dann doch lieber die Republik, in der es nicht um Herkunft oder Abstammung ankam, sondern in der jeder Mann, sofern er genügend Ehrgeiz entwickelte und die Fähigkeiten mit sich brachte wie Cicero, sich hocharbeiten konnte? Oder dann doch eher die Zeit des Augustus?"


    Entschuldigend lächelnd hob Medeia leicht ihre Arme. "Wie Ihr seht, versteh ich den Bezug auf die Ahnen in diesem Fall weniger? Auf welche Ahnen beruft Ihr Euch? Und was sind das für Werte, die heute nicht mehr gelten, und die Ihr gerne wieder hättet? Mal von Frauen in der Politik abgesehen!"


    "So besteht wohl ein beiderseitiges Missverständnis. Ich werde es aufklären. Die Zeiten sind beständig im Wandel, ob nun die frühen Königreiche oder die Republik. Niemand kann diese Entwicklung aufhalten und auch ich will das nicht. Alle diese Zeiten der Vergangenheit zeichnete jedoch die Tatsache aus, dass sie stets von großen Staatsmännern geführt und geprägt wurden.


    In diesem Staat jedoch sind die Frauen an der Macht, denn sie alleine bestimmen über so grundlegende Dinge wie ihre Tätigkeit in politischen Ämtern. Sie besitzen Wählerstimmen, wogegen grundsätzlich nichts einzuwenden ist, mit denen sie aber konservativen Männern politische Karrieren verbauen. Es ist in der Vergangenheit bereits geschehen. Sie schicken Drohbriefe an solche Männer, die ihre Laufbahnen nicht unterstützen. Manch einer lässt sich einschüchtern, andere verlassen den Staat und eine nicht geringe Anzahl macht das, was die Frauen wünschen. Ich allerdings bin kein Mann, der sich die Führung aus den Händen nehmen lässt."

  • Medeia seufzte. Eigentlich kam in ihr der Drang auf, sich umzudrehen und zu gehen. Wer die Führung bei den Aureliern hatte, schien ihr sowieso klar zu sein und das war nicht Antoninus. Aber gut, sie hatte die Fragen gestellt und sie würde beharrlich warten, bis Antoninus endlich mal zu dem Punkt kam, den sie erfragt hatte.


    "Aurelius Antoninus, ich fragte nach den Werten die Du Dir herbeiwünschst und welche heutzutage nicht mehr gelten, außer dass Frauen sich in der Politik betätigen. Doch Du gibst mir nur eine Antwort zu diesem Thema, was ich eigentlich gar nicht erörtern wollte. Möchtest oder kannst Du nicht auf meine Fragen eingehen?"


    Sie sah ihn fragend an. "Welche Werte willst Du wieder in Rom durchsetzen? Von welchen Ahnen sprichst Du? Oder ist Dein einziges Bestreben, die Frauen aus der Politik zu vertreiben?"

  • Zitat

    Original von Marcus Aurelius Antoninus
    "Einst lebte inmitten eines fruchtbaren Tales eine Gruppe von Adlern. Jahre vergingen [...] das Leben der letzten mit ihm Gleichgesinnten erträglicher zu machen, auf dass nicht alle ihrem Tal der Geburt den Rücken kehren."


    Ich hatte meinen Vater zurück zur Rostra begleitet und lauschte seiner Geschichte. Lange bevor er geendet hatte, rollten erste Tränen über meine Wange. Schließlich hielt ich die Hände vor das Gesicht, um meine Ergriffenheit zu verbergen. Nichts, aber auch gar nichts, hatte mich je betroffener gemacht – keine noch so absurde Entwicklung, kein noch so großer Tiefschlag, kein Verlust eines konservativen Freundes.

  • Zitat

    Original von Artoria Medeia
    Medeia seufzte. Eigentlich kam in ihr der Drang auf, sich umzudrehen und zu gehen. Wer die Führung bei den Aureliern hatte, schien ihr sowieso klar zu sein und das war nicht Antoninus. Aber gut, sie hatte die Fragen gestellt und sie würde beharrlich warten, bis Antoninus endlich mal zu dem Punkt kam, den sie erfragt hatte.


    "Aurelius Antoninus, ich fragte nach den Werten die Du Dir herbeiwünschst und welche heutzutage nicht mehr gelten, außer dass Frauen sich in der Politik betätigen. Doch Du gibst mir nur eine Antwort zu diesem Thema, was ich eigentlich gar nicht erörtern wollte. Möchtest oder kannst Du nicht auf meine Fragen eingehen?"


    Sie sah ihn fragend an. "Welche Werte willst Du wieder in Rom durchsetzen? Von welchen Ahnen sprichst Du? Oder ist Dein einziges Bestreben, die Frauen aus der Politik zu vertreiben?"


    "Einer der Werte, die ich in Rom seit langem vermisse, ist das angemessene Auftreten der Frau gegenüber dem Mann. Es mag in deiner Familie die normale Umgangsart sein, aber in der Gens Aurelia benutzt deine Ausdrucksweise nur der Pater, aber keinesfalls eine Frau. Hart in der Sache, gepflegt (sanft) in den Umgangsformen - dure in re, suaviter in modo - so und nicht anders kann man mit mir kommunizieren und der Pater Gentis der Aurelier legt da noch einen großen Zahn an Anspruch obendrauf.


    Nun macht es einen großen Unterschied, mit welchem Respekt man dem Gesprächspartner gegenübersteht. Nehmen wir als Beispiel Deandra, ein besseres gibt es vermutlich nicht. Sie ließ auf der benachbarten Bühne jeglichen Respekt vermissen, als sie mit Römern sprach, die zum Sittenverfall beitragen. Weiters kenne ich ihr Auftreten, wenn sie mich oder den Pater Gentis trifft. Dort ist sie zurückhaltend, bedachtsam in ihrer Wortwahl, niemals kommt über ihre Lippen Kritik.


    Wir beide, junge Frau, können die Unterhaltung gerne weiterführen, aber nur unter dieser Bedingung."

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Macer hörte auch diesem Kandidaten und offenbar begabten Geschichtenerzähler aufmerksam zu, wie er es schon bei den anderen Kandidaten gemacht hatte.


    "Aurelius Antoninus, da ich zwar keine große Familie habe, aber zuletzt lange Zeit von Rom fern war, um in Germania als Statthalter zu dienen, halte ich mich im Moment auch ein wenig für einen Adler, der in sein Heimattal zurück kehrt. Drum bitte ich dich, mir ein wenig mehr von deiner Vergangenheit zu erzählen: wann hast du dieses Tal verlassen, wo lebtest du mit deiner Familie, was tatest du in dieser Zeit?"


    "Wenn du gerade als ehemaliger Statthalter aus Germanien nach Rom gekommen bist, musst du Spurius Purgitius Macer sein. Es freut mich, dich persönlich zu treffen, denn ich habe schon viel Positives über dich gehört."


    Antoninus nickte zur Begrüßung mit dem Kopf.


    "Es ist annähernd 10 Jahre her, als ich Rom verließ, um nach Syria zu gehen. Ich habe meinem Cousin Aurelius Crassus zur Seite gestanden, als er dort Statthalter war. Während er die Karriereleiter emporstieg und bald nach Rom zurückkehrte, blieb ich mit meiner Familie noch in der Provinz, denn einige Mitglieder der Gens Auralia stammen ursprünglich aus den östlichen Landesteilen. Ich bekleidete einen kleineren Verwaltungsposten innerhalb der Regia."


    Schließlich entdeckte er seine Tochter. Sein Schütteln mit dem Kopf sollte ausdrücken, dass Tränen vollkommen unnötig waren.

  • Für einen Moment sah Medeia Antoninus fast sprachlos an. Sie wurde blass und presste ihre Lippen zusammen, als Zorn über sie kam. Doch da es nicht ihre Art war in Zorn und Wut zu sprechen, holte sie tief Luft und schwieg für einige Momente, um sich wieder in den Griff zu bekommen. Nach einigen weiteren Herzschlägen hob sie ihr Kinn und sah Antoninus kühl an. Ihre Stimme hatte zwar einen eisigen Tonfall, klang jedoch sonst recht normal.


    "Für einen ehrhaften Römer würde es sich auch nicht geziemen, solche beleidigende Worte an mich und meine Familie zu richten. Du behauptest, Werte nach Rom bringen zu wollen, doch in Deinem Benehmen vermisse ich jegliche Höflichkeit und Respekt gegenüber römischen Mitbürgern, insbesondere meiner Familie. Ich möchte Dich doch bitten, dies zu unterlassen. Vielleicht solltest Du Dich erst tatsächlich um das Benehmen Deiner eigenen Tochter kümmern, ehe Du mit dem Finger auf Andere zeigst, verehrter Aurelius Antoninus!"


    Hoch erhobenen Hauptes sah sie ihn an. "Du magst die Zeit missen, in denen Frauen es nicht erlaubt war, zu wählen und das Wort gegenüber einem Mann zu erheben? Gut, dann empfehle ich Dir, nach Griechenland auszuwandern. Dort herrschen die Zustände, die Du Dir so dringend herbei wünschst. Nur müsstest Du Deine Tochter dort in Deinem Haus einsperren, um der Sitte in Griechenland zu genügen."


    Spott lag bei den Worten in ihren Augen. Doch nur für einen kurzen Moment, denn dann sah man ihr kaum eine Gefühlsregung außer Beherrschung im Gesicht an. "Ich habe Dir ledeglich Fragen auf Deine Rede hin gestellt, da sie mir unverständlich war. Du konnstest oder willst sie mir nicht erklären. Das verwundert mich in der Tat."

  • Zitat

    Original von Artoria Medeia
    "Für einen ehrhaften Römer würde es sich auch nicht geziemen, solche beleidigende Worte an mich und meine Familie zu richten. Du behauptest, Werte nach Rom bringen zu wollen, doch in Deinem Benehmen vermisse ich jegliche Höflichkeit und Respekt gegenüber römischen Mitbürgern, insbesondere meiner Familie. Ich möchte Dich doch bitten, dies zu unterlassen. Vielleicht solltest Du Dich erst tatsächlich um das Benehmen Deiner eigenen Tochter kümmern, ehe Du mit dem Finger auf Andere zeigst, verehrter Aurelius Antoninus!"


    Hoch erhobenen Hauptes sah sie ihn an. "Du magst die Zeit missen, in denen Frauen es nicht erlaubt war, zu wählen und das Wort gegenüber einem Mann zu erheben? Gut, dann empfehle ich Dir, nach Griechenland auszuwandern. Dort herrschen die Zustände, die Du Dir so dringend herbei wünschst. Nur müsstest Du Deine Tochter dort in Deinem Haus einsperren, um der Sitte in Griechenland zu genügen."


    Spott lag bei den Worten in ihren Augen. Doch nur für einen kurzen Moment, denn dann sah man ihr kaum eine Gefühlsregung außer Beherrschung im Gesicht an. "Ich habe Dir ledeglich Fragen auf Deine Rede hin gestellt, da sie mir unverständlich war. Du konnstest oder willst sie mir nicht erklären. Das verwundert mich in der Tat."


    "Ich habe bestenfalls eine Vermutung geäußert und keine Feststellung getroffen. Deine Aussage grenzt aber an eine Beleidigung.


    Wie bereits vorhin bemerkt, verstehen wir grundsätzlich anderes unter den jeweiligen Begriffen. Du wolltest Werte hören und ich habe dir ein Beispiel genannt. In der Gens Aurelia herrscht eine äußerst gepflegte Gesprächskultur. Keine Frau erdreistet sich, dem Wort des Mannes zu widersprechen. Sicher können unsere Frauen ihre Wünsche in höflicher Form äußern und damit stehen wir Männer ihnen aufgeschlossen gegenüber. Der Respekt vor den Frauen basiert auf einem respektvollen Auftreten ihrerseits.


    Es ist eins von tausend Beispielen gewesen, die ich hätte bringen können, aber ich stelle für mich fest, dass eine Fortführung unserer Debatte wenig fruchtbar ist, weil ihr die nötige Basis des eben angesprochenen Respekts fehlt. Indem wir darüber gesprochen haben, konnte ich aber gut aufzeigen, dass ich selbst die Grundbausteine meines Verständnisses von Rom in der heutigen Zeit vermisse. Respekt vor dem Mann, ein frommer Lebensstil, Achtung der Götter und selbst so banale Dinge, wie das sittliche Auftreten in der Öffentlichkeit, das den Austausch von Zärtlichkeiten verbietet, das sind nur einige Werte, die ich in Rom nicht mehr vorfinde.


    Über diese Werte zu reden, steht aber nicht in erster Linie in meinem Sinn, denn weit größere Verfehlungen sind aufgetreten. Punkte, die ich benannt, denen du aber ausgewichen bist. Die Macht der Frauen ist in diesem Staat ausgeufert und das kann nach meinem Verständnis nicht gut für das Fortbestehen des römischen Reiches sein."

  • "Kulturen entwickeln sich aber doch. Lässt du keine Entwicklung zu, dann hast du Stillstand. Ist es das, was du willst? Du sagst, es war eine gute Zeit, als die Frauen noch wussten, wo sie hingehören, als wir Männer allein das Sagen hatten. Genauso könntest du sagen, dass es eine gute Zeit war, als Plebeijer noch wussten, wo sie hingehören, als die Patrizier das Sagen hatten. Wäre das nicht ebenfalls konservativ in deinem Sinn? War es denn nicht gut für den Fortbestand des römischen Reiches, dass Plebeijer in die Ämter drangen und sie übernommen haben? Oder willst du behaupten, dass auch diese Entwicklung schlecht war? Und wenn nicht, woran machst du dann fest, welche Entwicklung nun gut ist und welche nicht?


    Es hört sich fast so an, als hättest du Angst vor der Stärke der Frauen. Du sagst, sie verbauen konservativen Männern ihre politische Karriere. Doch ich frage dich ob wir Männer die dermaßen schwach sind als dass sie sich von Frauen etwas verbauen lassen, ob wir diese Männer in Rom wirklich brauchen? Vielleicht sollten sie sich dann tatsächlich lieber irgendwo zur Ruhe setzen und das Feld den Stärkeren überlassen, seien dies Männer oder meinetwegen auch Frauen."

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