[Ausbildung] L. Artorius Avitus

  • Irgendwann hörte der Beschuss auf. Sie waren alle recht gut davon gekommen. Selbst wenn jemand von einem Stein auch erwischt wurde, die Schmerzen und Bluterfüße würden sich sowoeso erst später melden.


    Noch mehrmals übten sie den Formationswechsel. Bis zum Erbrechen. Bis auch jeder wusste, was zu tun war, jeder mal vorne, mal an den Flanken oder Hinten stand. So langsam gingen die Wechsel zügiger voran und irgendwann hatten sie die Testudo - wenn auch noch nicht verinnerlicht, denn ein Tag der Ausbildung konnte dies nicht bewerkstelligen, so doch - begriffen. Schon bald würde ihnen der Formationswechsel ins Blut übergehen und sie würden ihn auch mit geschlossenen Augen oder bei Dämmerung schaffen.


    Nachdem der tribun sie hat antreten lassen und ihnen die Übung der keilformation angekündigt hatte, ahnte Avitus bereits, dass der Tribun ihn - wie vorhin - fragen würde. Die Frage nach dem Sinn der Keilformation war auch, wie eigentlich jede spezielle Formation, bei den Urbanern nicht behandelt worden, und er verließ sich wieder mal auf sein Gefühl, was ihn jedoch einige Momente lang Zeit kostete, da er erst überlegen musste, bevor er eine Antwort gab.


    "Tribun. Die Keilformation ist eine Offensivformation, Tribun. Geeignet, um die Linien des Feindes zu sprengen. Wenn die Spitze des Keils die Front durchbrechen kann, wird die Lücke durch die nachrückenden Kräfte erweitert, Tribun. Dadurch ist ein Einbruch in den rückwärtigen Raum der feindlichen Kräfte möglich und diese können eingekesselt oder zur Flucht gezwungen werden, Tribun."

  • Der Tribun nickt leicht. Dies ist die einzige Geste das er mit der Antwort zufrieden ist.

    "Die Keilformation dient dazu, die geschlossene Frontlinie eines Gegners zu durchbrechen. Dabei ruht eine grosse Verantwortung auf den Legionären an der Spitze, treten sie gegen eine grosse Überzahl an. Das erfordert Mut und Disziplin."


    Er schaut sich um in den Reihen der Legionäre.

    "Das sind Eigenschaften, die keinem Legionär fremd sein sollten. Die Keilformation wurde zum Beispiel von Antonius Primus und der Legio VII. angewandt, als er den Ursupator Vitellius vertrieb."


    "Contubernien hintereinander aufreihen !!"


    Als die Legionärei fertig sind, hallt seine Stimme wieder über ihre Reihen hinweg...


    "Die erste Reihe !! Der Mann in der Mitte steht ganz vorne. Alle anderen Milites aus seiner Reihe gehen jeweils nach links und rechts zur Seite und marschieren zügig, und wirklich zügig, zur letzten Reihe. Sie schließen auf und bilden neue Reihen."


    "Die zweite Reihe. Alle, bis auf die zwei am mittigsten stehenden Männer gehen zur Seite, marschieren zügig in die letzte Reihe und schließen dort mit neuen Reihen auf."


    "So geht es Reihe um Reihe weiter. Der Keile wird von der Spitze bis zur letzten Reihe hin immer breiter.."


    Dann blickt sich um...


    "AUSFÜHRUNG !!!"

  • Wie befohlen, gingen die Männer an den Flanken des vordersten Contuberniums ab und reihten sich hinten wieder ein. Da es bei einer 8 Mann breiten Reihe keinen Mann in der Mitte gab, fiel die Wahl auf Avitus und einen neben ihm stehenden Miles. Nachdem Avitus jedoch angedeutet hatte, vorne bleiben zu wollen, rückte auch dieser ab. Die nächsten Reihen folgten der Einweisung und der Keil nahm seine Form an.

  • Tribun Tiberius Vitamalacus schaut dem Treiben der Legionäre zu, doch es geht im viel zu langsam, daher ertönt seine Stimme über ihren Köpfen...


    "Was soll das sein ?? Senatoren, die sich auf den Stufen des Senat geruhsam versammeln ??? Noch mal, ihr Söhne einer Lupa,... aber etwas schneller.."


    "In aciem !!!" (Zur (Schlacht)Reihe)


    "Scuta sursum ! " (Scutum aufnehmen)


    "Pergite !" (marsch)


    "Zur Keilformation !!!"


    Diesmal geht er durch die Reihen, treibt die Milites an,... wer zu langsam ist, bekommt den Weinstock schmerzhaft...

  • Diesmal blieb der andere Miles vorne und Avitus eilte nach hinten, um sich einzureihen. Der Tribun trieb sie mit seiner 'freundlichen' und 'höflichen' Art an und sie hüteten sich, seinen Forderungen nicht nachzukommen und machten so schnell es ging. Doch wie bei der Testudo waren auch hier wohl noch etliche Übungen notwendig, damit den Milites auch dieser Formationswechsel ins Mark überging.

  • Der Tribun Tiberius Vitamalacus wirft den Legionären einen kalten Blick zu.


    "Milites, das machen wir noch mal, und auch diesmal tauscht ihr eure Plätze."


    "In aciem !!!" (Zur (Schlacht)Reihe)


    "Scuta sursum ! " (Scutum aufnehmen)


    "Pergite !" (marsch)


    "Zur Keilformation !!!"


    Und wieder geht er wieder durch die Reihen, treibt die Milites an,... Und wieder bekommt, wer zu langsam ist,den Weinstock schmerzhaft zu spüren.

  • Schweigend nehmen die Milites die gelegentlichen Hiebe mit dem Weinstock hin, die der Tribun gnadenlos verteilte. Doch wie es beim Militär nun mal hieß: je härter in der Ausbildung, um so einfacher im Ernstfall. Und so rissen sie sich zusammen, auch wenn die Erschöpfung der Milites sich nicht länger verbergen ließ, denn schon seit Stunden mussten sie an diesem Tag Formationen üben. Wieder und wieder und wieder.


    Nach Luft ringend eilte Avitus zu seinem Platz in den hinteren Reihen, den Scutum stets mit sich tragend. Er hatte das Gefühl, als ob sich das Gewicht des Schilds im Laufe des Tages verdreifacht hätte und der Schweiß auf seinem mittlerweile nassen Rücken fühlte sich jedesmal unangenehm kalt an, wenn ein Windstoß über den Exerzierplatz fegte. Doch er hielt durch, angetrieben von der - nicht zuletzt -guten Stimmung unter den Milites, die sich, trotz der Hiebe des Tribuns und der Hetze, nicht senkte.

  • "Okay !!!"


    Mehr sagt er nicht, um die Leistung der Legionäre zu kommentieren.


    "Nun noch ein paar Kombinationen !!!"


    "In aciem !!!" (Zur (Schlacht)Reihe)


    "Scuta sursum ! " (Scutum aufnehmen)


    "Pergite !" (marsch)


    "Zur Testudo !!!"


    "Pergite !" (marsch)


    "Zur Keilformation !!!"


    "Pergite !" (marsch)


    Immer wieder lässt er die Legionäre von einer Formationen in die nächste wechseln.

  • Die Welt da draussen war plötzlich so weit weg und die Sekunden schienen sich unendlich weit zu dehnen. Minuten schienen zu Stunden zu werden, während Avitus und die anderen Milites ein ums andere Mal die Formation wechselten. Keuchend, doch eisern folgten sie den Befehlen des Tribuns, der mal die Testudo, mal die Keilformation wählte. Mit verbissenen Gesichtsaudrücken wechselten die Milites die Formationen wenn der Tribun dies verlangte.


    Sie alle haben sich freiwillig hierher versetzen lassen und spürten nun am eigenen Leibe, was die Männer der IX meinten, wenn sie von der besten und härtesten Legio des Reiches sprachen. Von dem besten und abgebrühtesten Haufen überhaupt. Sie wollten dazu gehören, haben Rom verlassen und nun waren sie mittendrin. Keiner dachte auch nur daran, schlapp zu machen. Keiner wollte der erste sein, der Müdigkeit vortäuschte, obwohl ihre Muskeln sich bereits schmerzhaft meldeten. Sie wollten dazu gehören. Gleichwertige Legionäre sein. Sie wollten das sein, was die IX zu dem machte, was sie war. Die Besten.

  • Zur Schlachtreihe, zur Testudo, zur Keilformation, zurück zur Schlachtreihe, usw. und usw.
    Dem Tribun fallen immer neue Wechsel ein und er treibt sie immer wieder den Platz auf und ab.


    Dann ertönt das Kommando des Centurios:


    "Consiste !" (Halt)


    "Venite !" (Angetreten)


    "State !" (Stillgestanden)


    "In aciem !!!" (Zur (Schlacht)Reihe)


    "Scuta sursum ! " (Scutum aufnehmen)


    Langsam geht er die Reihe entlang...

    "Nun kommenn wir zu einer wichtigen Formation : der Reiterabwehr... Auf das Kommando "Zur Reiterabwehr" oder auch nur "Reiter" kniet die vorderste Reihe hinter ihren Scuti ab. Die zweite Reihe setzt ihre Schilde auf die der ersten Reihe. Die Dritte hilft die forderen Reihen abzudecken. Verstanden ? "

  • Irgendwann spürten die Männer jeden Tropfen Blut, den ihre Herzen in ihre Schädel pumpten. Die beine wurden schwerer, die Schilde ebenfalls. Plötzlich erschien auch die verdammte Rüstung arg unbequem. Doch es war noch längst nicht vorbei. Die recht hochstehende Sonne verriet den Milites, dass es erst früher Nachmittag sein musste. Genug Zeit an diesem Tag also, um sich weiter auszutoben.


    Als der Tribun sie antreten ließ und ihnen die Grundzüge der Reiterabwehr erklärte, hörte Avitus zu, auch wenn sein Kopf bereits dröhnte. Zwei Schilde übereinander. Er konnte sich nicht vorstellen, welchen Effekt diese maßnahme auslösen sollte, wo eine solche Übereinanderstellung der Scuta dorch wackelig sein musste.


    Doch den Göttern war zu danken, dass der Tribun erst einmal nachfragte, ob sie die Formation verstanden haben und Avitus hob die Hand, denn ihm lag bereits eine Frage auf der Zunge.


    "Tribun. Welchen Effekt sollen die übereinander gestellten Scuta bewirken?"

  • Der Tribun antwortet nicht gleich, sonders dreht sich um und entfernt sich ein paar Schritte. Auf ein Pfiff von ihm trabt Ajax auf den Platz direkt auf Tiberius Vitamalacus zu.
    Schwungvoll schwingt er er sich auf den Rücken des Pferdes und trabt zu einer Ecke des Platzes, nimmt dort einen Speer auf. Mit diesem in der Hand gallopiert er auf den Schildwall der Legionäre zu, kommt dicht vor diesêm zum stehen.

    "Ein Reiter überragt einen Infantristen deulich. Er kann so über den Schildwall hinweg angreifen. In die erste, zweite oder gar dritte Reihe."


    Mit jedem Wort deutet er einen Angriff auf einen der Milites in der jeweilligen Reihe an.

    "Die Reiterabwehr erhöht unseren Schildwall. Wenn zusätzlich noch die erste Reihe ihre Pila nach vornstreckt und die hinteren Reihe bereit sind ihre Pila zu werfen, erhalten wir ein wirksame Verteidigungsformation."


    Er reitet ein paar Schritte von den Legionären weg.

    "Und nun, zur Reiterabwehr..."

  • Die Demonstration war eine eindeutige und verständliche Antwort auf Avitus' Frage, der sich - wie üblich - in der zweiten Reihe aufhielt. Als der Tribun den Befehl gab, kniete die erste Reihe hinter ihren Schilden und Avitus stellte seinen auf den des Vordermanns.

  • Der Tribun lenkt Ajax etwas von den Legionären weg.

    "DAS MACHEN WIR NOCH MAL,... UND DIESMAL MACHEN WIR ES ETWAS SPANNENDER"


    "In aciem !!!"
    (Zur (Schlacht)Reihe)

    "Scuta sursum ! "
    (Scutum aufnehmen)


    Mit der Hand zeigt er ans Ende des Platzes


    "Dort kommen die Reiter..."


    Am anderen Ende des Platzes erscheinen einige Reiter..... und machen anzeichen zum Antraben.

    "Zur Reiterabwehr !"

  • Wieder stellte Avitus seinen Scutum über den des vordermanns und ging hinter diesem Schutzwall in Deckung. Die reiter am anderen Ende des Exerzierplatzes machten doch tatsächlich den Eindruck, als würden sie einen Ansturm vortäuschen... oder gar ausführen. Avitus schluckte und machte sich bereit.

  • Auf ein Zeichen des Tribuns drehen die Reiter etwa 5 Schritt vor den Legionären ab.

    "Milites, wenn ein Reiterangriff erfolgt, muss die Abwehr in kürzester Zeit, wie von selbst stehen."


    Er sieht die Soldaten an..

    "Das werden wie nun üben, wieder und wieder. Und nach jedem durchgang welchseln die Reihen. Ich will das jeder, jede Position beherrscht. AUSFÜHRUNG."

  • Wie der Wind ritten die Reiter auf sie zu. Es war schon ein beeindruckendes Schauspiel, wenn eine Reiterabteilung auf einen zu raste, bereit, ihre Linien zu sprengen und sie gnadenlos niederzutrampeln... doch die Reiter drehten ab. Sie formierten sich wieder, während der Tribun den aufmerksam zuhörenden Milites Anweisungen gab. Trotz der Tatsache, dass ihnen der Schädel dröhnte, waren sie absolut hellhörig, denn die Einbindung der reiterei war nicht nur aufregend, sondern lehrreich zugleich... obwohl sie lediglich eine Ahnung dessen vermitteln konnte, wie es inmitten einer Schlacht sein würde.


    Sie wechselten die Positionen. Diesmal stand Avitus in den hinteren Reihen. Die Reiterei stürmte erneut an und die Milites formierten sich, ohne den Befehl des Tribuns abzuwarten. Er sagte es ja selbst, die Formation muss um jeden Preis stehen. Wie von selbst.


    Wieder ein Positionswechsel. Wieder ein Ansturm. Diesmal ging Avitus hinter dem Scutum in Deckung, während sein hintermann den seinen draustellte. Und wieder drehte die Reiterei nur wenige Schritt vor der Linie ab. Das Hufgetrappel war wie ein Donner, das näher und näher kam und dann abruppt aughörte... nur wenige Schritte vor den Milites.


    Sie wechselten erneut ihre Positionen. Und dann wieder und wieder. Wenn auch zunächst die Reiterabwehr noch etwas langsam klappte, so verbesserte sich die Zeit zusehends. Scheinbar hatten die Milites anhand der Vorführung der Reiterei einen zusätzlichen Motivationsschub bekommen und handelten schnell.

  • Der Tribun schaut den Milites lange Zeit zu, dann ertönt seine Stimme wieder über den Platz.


    "In aciem venite!!!" (In Linie antreten)


    "Scuta sursum ! " (Scutum aufnehmen)


    "ad dextram!!!!" (Rechts um)


    "Und nun, damit eure Füsse nicht einschlafen, laufen wir zwei Runden die Via Sagularis entlang.. pergite!!! cursim!!!!!" (Marsch... im Laufschritt)


    "Milites,... ich sagte Laufschritt... Beeilung..."


    Er läuft neben der Kolone her, führt sie ins Intervallum.


    Sim-Off:

    Dort will ich 2-3 relevante Posts von dir sehen, bis du wieder hier postest... (mit verlinkung)

  • Vom Intervallum kommend liefen die Milites wieder auf den Exerzierplatz und straten vor dem Tribun an. Ihre Gesichter waren rot, sie waren müde, verschwitzt, hungrig wie ein Rudel Wölfe. Der Puls hämmerte in den Ohren, während der Atem nicht langsamer gehen wollte. Sie standen im Stillgestanden. Immer wieder wird einem beim Militär gepredigt, dass der Körper und der Geist eines Mannes im normalen, alltäglichen Leben nie voll ausgeschöpft wird. Dass die eigenen Grenzen viel weiter liegen, als der Laie glaubt.


    Heute wurde Avitus deutlichst vor Augen geführt, dass da was dran sein musste. Sie waren müde. Erschöpft. Hungrig... aber geschafft waren sie nicht.

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