Res Gestae - Quaestor Provincialis

  • Erneut schritt Claudius zur Rostra. Hatte er es vor Monaten noch gelassen getan, war er heute aufgeregt, aber nicht wegen der bevorstehenden Rede, sondern weil mit ihr seine Tätigkeit als Quaestor ein Ende nahm. So sehr er sich damals auf dieses Amt gefreut hatte, heute zog es ihn unwiderstehlich zu seiner Einheit zurück. Es würden sicher Monate ins Land gehen, bevor er nochmals in Erwägung ziehen würde, ein höheres Amt im CH anzustreben. Vielleicht, oder vermutlich ganz bestimmt, wuchs mit den Ämtern auch die Herausforderung. Das Amt eines Quaestor hatte für Claudius jedenfalls keine Herausforderung dargestellt.


    Schwungvoll nahm er die wenigen Stufen und schaute in die Menge vor seinem Podest. Auf den Nachbartribünen standen weitere Amtsträger, viele hatten ihre Rede bereits beendet und so richtete Vesuvianus nun das Wort an die Menge.



    "Ich grüße euch, Bürger Roms!


    Auch von mir sollt ihr einen Bericht über die zurückliegende Amtszeit erhalten und ich kann versprechen, er wird anders ausfallen, als von vielen erwartet und von manchem gern gehört.


    Vor etwa zwei Monaten stand ich vor euch und habe meine ganze Kraft diesem, unserem Reich angeboten, euch angeboten - Bürger Roms. Aus der Legion bin ich volle Leistungsbereitschaft gewohnt, ich fahre stets 100 Prozent oder bemühe mich jedenfalls, an diese Grenze heranzukommen. Ich ging in der Annahme, dass ich für das ehrenvolle Amt des Quaestor meine sämtlichen Reserven mobilisieren muss, um dieser Aufgabe gerecht zu werden. Und ich wollte es tun, bei den Göttern, ich wollte es tun.


    Lange Rede kurzer Sinn - der Kaiser berief mich als Quaestor Provincialis nach Hispania und Bürger Roms, Spanien braucht keinen solchen Beamten. Mir wurden keinerlei Aufgaben angetragen, sondern nahe gelegt, den Aufenthalt größtmöglich zu genießen, was mir auch die ersten beiden Wochen gelang, bis ich anfing, mich umfänglich zu langweilen.


    Das bedeutet nun nicht, dass ich nichts in meiner Amtszeit geleistet hätte, doch im Vergleich zu den Ansprüchen, die ich selbst an mich stelle, ist die Ausbeute gering. Täglich habe ich mehrfach die Listen für den Reiseverkehr begutachtet, habe sie wieder und wieder und wieder geprüft - man nenne diese vollkommen unnötigen Wiederholungen auch Beschäftigungstherapie. Vermutlich wurde nie derart oft und akribisch der Reiseverkehr überwacht wie durch mich."


    Claudius musste lachen. Mit irgendetwas musste er sich ja schließlich beschäftigen.


    "Dabei bin ich sogar mit einem Prominenten in Kontakt getreten … zum leichten Ärgernis desselben. ;) Lobend möchte ich dabei meinen Kollegen Manius Pompeius Trimalchio erwähnen. Wir haben nicht nur Hand in Hand gearbeitet, sondern auch in allen Punkten die gleiche Auffassung vertreten. Vielen Dank, Kollege! Die Zusammenarbeit hat Spaß gemacht.


    Um nun meine überschüssige Zeit möglichst sinnvoll zu nutzen, bin ich durch die Provinz gereist. Ich habe mir in dem beschaulichen Land, das in meiner Amtszeit weder große Ereignisse noch Persönlichkeiten begrüßen konnte, umgesehen und so die wenigen nennenswerten Ereignisse für meinen Bericht der Chronik zusammengeklaubt. Die militärische Präsenz befindet sich auf einem Minimum und so ereignen sich hauptsächlich familiär geprägte Vorkommnisse, die ich als unrelevant für meinen Bericht angesehen habe. Mit etwas Sorgfalt habe ich dann doch einige Eckpfeiler gefunden, die nun verewigt sind.


    Bürger Roms, ich stehe mit wenig Vorzeigbarem vor euch, aber vielleicht lösen ja meine Erfahrungen einige Veränderungen - wo auch immer - aus. Ich danke für eure Stimmen zu meiner Wahl, denn unschätzbare Erfahrungen habe ich dennoch gesammelt. Auf jeden Fall brenne ich darauf, nun zu meiner Einheit zurückzukehren, um mich dort wieder einzubringen, wie man es von mir kennt: engagiert, zuverlässig, qualitätvoll."

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