Es war wieder einer jener Abende, an denen Hungi am seinem Schreibtisch in seinem Büro saß. Vor ihm türmte sich die Arbeit. Da der Stapel vom Senat, da jener für die Prätorianer und Palastwache, dort einige Rechtsanfragen von Bürgern, die jetzt nicht wissen, ob ihre Ehe rechtens ist, ob der Gartenzaun nicht doch ein wenig weiter verschoben werden sollte oder hier die Frage, ob man ein Weinfass auch dann bereits in Besitz genommen hat, wenn man dieses Fass nur gekennzeichnet und noch nicht tradiert erhalten hatte. Ihm schmerzten bereits die Augen, müde rieb er sich diese, er gähnte und seufzte laut auf, als er die noch unerledigte Arbeit vor sich sah. Nur dummerweise wurde sie nicht weniger, nein, mit jedem Tag stapelte sich nur noch mehr auf diesem Tisch. Innerlich schloß Hungi schon eine Wette mit sich selber ab, wann der Schreibtisch ob dieser Last zusammenkrachte. Wäre schade um ihn, Hungi hatte einiges an Sesterzen dafür bezahlt und ihn extra an seine Größe anpassen lassen, aber ja, damals hatte er noch nicht soviel verdient. Außerdem hatte er auf ihm auch ein paar vergnügliche Stunden gehabt, bzw. nicht unbedingt er auf ihm. Und jetzt gerade in diesem Moment war er schon stark dafür, diese alten Sitten wieder einkehren zu lassen - no na - und die Arbeit einfach wegzuschmeißen. Allein, es ging nicht. Nie war ihm die Last der Verpflichtungen mehr bewußt als in diesem Moment. Und er hasste sie. Er empfand sie sogar als widerwärtig. Jahrelang hatte er dem Imperium gedient, wann er das letzte Mal in den Thermen gewesen war, wußte Hungi gar nicht mehr, geschweige denn, wann sein letzter Urlaub war. Er atmete laut aus und massierte mit seinen Fingern seine Schläfen. Er fühlte sich ausgebrannt, kraftlos, ohne Energie. Nein, es musste was passieren, so konnte es einfach nicht weitergehen! Und er wusste in diesem Moment, was er zu tun hatte. Hungi stand auf, ging zur Tür und öffnete diese.
Ursus! rief er laut. Wenn meine Frau noch nicht zu Bett gegangen ist, sag ihr, ich will sie sprechen. Sofort!