• Mir schauderte es. Die Adresse war eindeutig die richtige. Der Ort selbst der falsche. Kein zehn Pferde hätten mich hier hin gebracht. In diese schaurige Gegend. Skurrile Personen, verwahrlost und verfilzt kreuzten meinen Weg. Ich war zwar nur Sklave, aber ich ekelte mich vor ihnen. Aufgeblasene Matronen, verunstaltet mit allerlei Kosmetika im Gesicht lehnten gelangweilt an den Wänden der schäbigen Häuser. Hätte ich keinen Auftrag zu erfüllen, wäre ich eiligst wieder verschwunden. Nur noch zwei Straßenecken, gleich hinter der nächsten Biegung müßte sein. Ich nahm meine Tunika in die Hand und beeilte mich. Der Gestank war bestialisch, die Straße quillte über vor Unrat, und ich wollte mir mein Gewand, möge es noch so billig sein, nicht ruinieren.


    Ich fand den Laden, tatsächlich. Hm, das Schild würde auch mal erneuert werden können. Etwas schräg war über einem kleinen Eingang ein modriges Holzschild angebracht, auf dem stand >>Lupana.. SAt..r<<. Den Würgreiz hinunterschluckend, da gleich hineinzumüssen, sammelte ich all meine Kraft. Ich hatte ein derartiges Etablissement noch nie betreten, hatte keinerlei Ahnung wie es darin ausschauen würde.


    Ich trat durch den Türrahmen in einen langen Flur. Die Luft war stickig und schwer. Wärme durchdrang den Raum und aus einem der hinteren Räumlichkeiten flackerte ein rötliches Licht und drang in den Flur. Ansonsten war es düster. Eine Frau - wie alt mochte sie sein ? - stand angelehnt an einer Wand, die über eine Treppe in den oberen Stock führte, und spielte mit ihren Haaren. Sie hatte kräuseliges Haar, ein vollen Mund und ein sehr betonten Körper. Ihr Gesicht schien zeitlos. Sie vermochte erst Anfang zwanzig zu sein, konnte genaugenommen aber auch schon Ende vierzig sein. Sie guckte mich verstohlen an. Dann sah sie meinen Sklavenring. War sie ebenfalls eine Sklavin ?
    Ich sah zu ihr rüber, versuchte ein Lächeln aufzudrücken, dass ich nicht interessiert sei. Ich konnte es mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen mit ihr... - Sie schien auch gar nicht interessiert zu sein. Neugierig lugte ich in die unteren Räume, in denen sich außer ein paar Lupas, die einen Freier stimulierten, niemand zu befinden schien. So ging ich zurück zum Eingang.


    "Sprich, Weib, kannst du mir sagen, wo ich Turianus finde ?"


    Die Lupa nickte nur und zeigte in richtung des hinteren, unteren Raums. Wieder lächelte ich freundlich zurück und bahnte mir meinen Weg den Flur entlang dorthin.
    Ich sah Turianus an seinem Schreibtisch sitzen und klopfte an dem Türrahmen, um auf mich aufmerksam zu machen.

  • Turianus war gerade eingedöst und fuhr erschreckt hoch, als ich mich mit meinem Klopfen bemerkbar machte. "Sprich, wer bist Du ? Warum störst Du mich ?" kam es aus ihm heraus in meine Richtung.
    Ich betrat den offenen Raum, eine unaufhörlich flackernde Öllampe erhellte das Zimmer spärlich und verbreitete den unangenehmen Gestank des Öls. Sonderlich aufgeräumt war es nicht. Eine Kline stand an der Wand, auf dem er wohl sein Schläfchen abhielt. Ein hölzerner Altar in der Ecke, einfach gehalten ohne Schmuck und Mammon.
    Der Boden aus Lehm rieselte in meine calligae und ich verspürte ein sehr unangenehmes Gefühl. So stand ich vor einem wanstigen, kahlköpfigen Mann, der mich mit seinen kleinen Augen fixierte und antwortete "Ich bin Numerius Operosus. Ich komme im Auftrag meines Herrn, dem Eigentümer dieses Lupanars."


    Turianus' Ohren wurden spitz. Von dem alten Aulus also, und er fragte sich seit wann dieser so einen Schnösel schicken würde, anstatt selber nach dem rechten zu sehen. Er rümpfte die Nase. Seine augenscheinliche Antiphatie mir gegenüber war offensichtlich. Doch ich ließ mich davon wenig beeindrucken.
    Aus seinem Munde kam dagegen nur eine kurze Reaktion "Wo ist Aulus ?"
    Irritiert sah ich Turianus an. Mit dieser Frage war ich überrascht. Wer war Aulus ? Ich neigte meinen Kopf und auf meinem Gesicht spiegelte sich mein Erstaunen.


    "Ich kenne keinen Aulus."


    Jetzt war es an Turianus seinen Mund zu verdrehen und ungläubig zu gucken. Er starrte mich fassungslos an. "Von wem kommst Du dann ?" "Mein Herr, Titus Didius Gordianus, hat mich geschickt, seinen Betrieb zu inspizieren."
    Reaktionslos vernahm Turianus meine Worte, der Name sagte ihm offenbar nichts. Er brummte irgendwelches unverständliches Zeug, während er sich von seinem Platz erhob und um den Schreibtisch bemühte, bis er schließlich vor mir stand. Er war keinen Kopf kleiner als ich, aber überragte mich an Umfang und Fülle. Seine Tunika reichte bis auf den Boden und war in der Mitte durch eine Kordel festgebungen.
    "Wo - ist Aulus ?" wiederholte er jetzt etwas bestimmt und unterstrich seine Ungeduld mit einer Akzentuierung seiner rechten Hand. Bei all den Göttern, dieser Mann schien schwer von Begriff. "Aulus ist nicht da. Das Lupanar gehört meinem Herrn, Didius Gordianus." Ich warf einen Blick über die Wachstäfelchen, die verstreut auf der Tischplatte lagen. Die Zahlen weckten mein Interesse und waren mit der Grund, warum ich hergekommen war. Als Turianus meinen abschweifenden Blick sah schob er sich vor mich und schüttelte heftigst mit dem Kopf. "Das ist vertraulich, nicht für dich bestimmt." Er schubste mich weg. Überrascht von dessen Manöver machte ich einen Ausfallschritt und wäre beinahe auf dem Boden gelandet. Auch wenn Turianus nicht viel größer war, so wäre es mir doch unmöglich gegen seine Masse anzukommen. Ich wurde ungeduldig. Aufgeheizt riss ich den Arm meiner Tunika herunter und deutete auf meinen Sklavenreif, auf dem die abgekürzten Worte 'Eigentum von T Didius Gordianus' gebrandmarkt waren, doch der Verwalter des Lupanars zeigte sich unbeeindruckt und sprach im ernsten Ton "Solange Du mir keine Besitzurkunde zeigst, werde ich Dir keinen Glauben schenken, VERSTANDEN SERVUS !" Als Turianus anfing mich anzubrüllen, staute sich in mir die Wut und ich ballte meine Faust. Er erinnerte mich an jene schmierigen Sklavenhändler, die mich mit Freude und Häme geschunden und gequält hatten. Die Zornesröte stieg in meinen Kopf, mein Herzschlag verdoppelte sich, ich schnaufte tiefer und mit einem Mal schlug meine Faust auf ihn ein und der fette Verwalter krachte hinterrücks in den Schreibtisch. Immernoch angespannt vor Erregung starrte ich auf den sich aufrappelnden Turianus.
    Von dem Lärm mußten einige Lupanarbesucher aufgeschreckt worden sein.


    Sim-Off:

    Wer mag... :)

  • Turianus war wütend. Ich ging in Lauerstellung. Ein zweites Mal wollte ich mich nicht überraschen lassen. Nachdem er seinen fetten Wanst hochbugsiert hatte, wischte er sich mit dem Ärmel seiner Tunika den Schweiß von der Stirn.


    "Verschwinde !" zischte er.


    Ich ließ ab und sammelte mich wieder. Gegen diesen sturen Bock war kein Kraut gewachsen, und meinen Auftrag hatte ich immer noch nicht erfüllt. Wie konnte ich diesen Hund vom Gegenteil überzeugen ? Wie konnte ich ihn von seiner Skepsis befreien und ihm klarmachen, wer der neue Eigentümer dieses Etablissements war ? Zumindest hielt mich vorerst nichts mehr an diesem Ort und ich beschloss später wieder vorbeizuschauen. Turianus schien sich gar nicht mehr um mich zu kümmern und widmete sich wieder seinen Unterlagen, die verstreut auf dem Fussboden lagen. Ein letzter verächtlicher Blick meinerseits und ich stiefelte aus dem stickigen Büro durch den Gang hinaus ins Freie.
    Die Lupa am Eingang mußte den Radau gehört haben und sah mich entgeistert an. Doch ich ignorierte sie und verließ so schnell wie möglich dieses Viertel.

  • Weiter schleppte ich meinen wRomundwaiden Körper durch . ich muss es schaffen.


    Ich sah mein einstiges Lupanar und gröhlte laut.


    "Auch Ihr, Ihr da drinnen, hütet Euch. Blut wird die Wahl gefährden.....hütet Euch......sie werden auf der ....R..Rostra....mit des Messers Schneide.....Marcus ist ein....."


    Schmerzverzerrt torkelte ich weiter bis zu..

  • Frisch und voller Elan machte ich mich an diesem Morgen auf den Weg, den ich vor ein paar Monaten schon einmal gegangen war und Weg, Häuser und die überdimensionierten lupae mit ihren bunten Farben im Gesicht kamen mir sehr bekannt und vertraut vor.


    Als frischgebackener Besitzer eines eigenen lupanar, in der Hand die Besitzurkunde, die mich als solcher auszeichnete, wollte ich persönlich nach dem rechten sehen. Ob dieser schmierige vilicus eines Turianus noch da war. Er war damals so plötzlich verschwunden und ich konnte nicht umhin, mir vorzustellen, dass dieser Kerl einen Haufen Dreck am Stecken hatte.


    Das lupanar sah noch immer so schäbig aus wie bei meiner ersten Begegnung. Unkraut sprießte zwischen den unverputzten Fugen des Gemäuer, das klapprige alte Holzschild mit der Aufschritt "Lupanar Satyr" hatte sich komplett von seiner Halterung gelöst und stand provisorisch aufgestellt neben der Eingangstür.


    Mir schwante Übles, bis hier wieder rege Kundschaft verkehren würde, hieß es eine Menge anzupacken. Doch womit, wenn nicht stellen ? Mein peculium war so gut wie aufgebraucht. Ich hatte mir eine kleine Wohnung im obersten Stock einer insula gemietet, die bei den Wucherpreisen, die hier in Rom herrschten, selbst nicht gerade billig waren. Anschließend hatte ich mir eine neue tunika gekauft und ein weiteres paar caligae. Meine alten waren von der langen Reise ziemlich abgenutzt.
    Ich würde mich wohl oder übel auf der Suche nach einem potenten finanziellen Sponsor machen müssen, wenn ich nicht verhungern wollte.


    Ich seufzte. Die Aussicht auf Freiheit war nicht so rosig wie sie den Anschein hatte.

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