Ein Opfer zu Ehren Dianas

  • Valeria und Marcus hatten Hand in Hand die verschiedensten Dingen besorgt. Blumen, ein Opferkuchen, Weihrauch... Auch Quitten waren darunter; die Früchte, die in Dianas heiligem Hain wuchsen. So kamen sie also mit einem gut gefüllten Weidenkorb bei den Tempeln an. Valeria wandte sich an Marcus.
    "Ich werde schnell alles vorbereiten. Du kannst dir inzwischen schon überlegen, was du der Diana mitteilen möchtest."


    Sie lächelte ihn an, ließ seine Hand los und verschwand nach einem kurzen Küsschen auf seine Wange, um einen Popa zu organisieren.

  • Livianus nickte und sah Valeria kurz hinterher. Dann zupfte er sich seine Senatorentoga zu Recht, die er heute für diesen Tempelbesuch angelegt hatte und ging ein paar Schritte weiter in das Innere des Tempels, um dort auf Valeria und den Priester zu warten. Im Tempel selbst waren auch einige andere Leute, die ihre Opfer darbrachten oder Gebete sprachen, doch als Livianus die Halle betrat, zog er einige Aufmerksamkeit auf sich. Ein Senator, noch dazu in Amtstoga und den speziellen rote Schuhe mit der Sichel als Schmuck, war nicht oft in den Provinzen zu sehen und dementsprechend groß war das erstaunen und die Neugierde der Leute. Doch Livianus war dies mittlerweile gewohnt und nickte hier und da einigen bekannten Gesichtern zu, wandte sich dann aber wieder ab und wartete geduldig auf Valeria.

  • Kurze Zeit später kam Valeria auch schon zurück. Den Korb hatte sie bei Livianus gelassen. In einer kleinen Nische war inzwischen alles vorbereitet für ein kleines Opfer an Diana; der Popa nickte Valeria noch einmal zu und ließ sie dann mit Livianus allein.
    "Bist du bereit?" fragte sie ihn leise.

  • Livianus nickte und sah Valeria dankend an.


    "Ja... ich bin bereit."


    Gespannt wartete er darauf, was als nächstes Folgen würde. Er hatte Valeria bisher ja noch nie in Ausübung ihrer priesterlichen Pflichten gesehen.

  • Valeria nickte und wandte sich dem Altar zu. Zuerst nahm sie einen beiligenden kleinen Schwamm und reinigte beinahe liebevoll das kleine Abbild der Diana, das als Statue auf dem Ara thronte. Schließlich legte sie den Schwamm fort und nahm ein Fläschchen Öl, mit dem sie den weißen Marmor einrieb. Zuletzt folgten einige mitgebrachte Blumen, mit denen sie die Diana schmückte. Sie lächelte Livianus kurz zu und griff dann nach dem Weihrauch, um ihn im Foculus zu verbrennen. Leise knisternd tat er das auch. In Kürze benebelte der Duft die Sinne. Valeria nickte Livianus zu, er konnte nun sein Gebet sprechen oder denken, während sie der Göttin die Opfer darbieten würde.

  • Livianus schritt näher an den Altar und senkte seinen Kopf, als Valeria ihm ein Zeichen gab, dass er nun beginnen konnte. Er ordnete kurz seine Gedanken und murmelte dabei ein Gebet. Danach sah er wieder auf, kniete vor dem Altar nieder und berührte mit seinen Fingerspitzen die Füße der Dianastatue.


    „Diana, Göttin der Natur und der Fruchtbarkeit, Schutzherrin der Frauen und der Jagd! Ich bitte dich…. nimm mein Opfer an, dass ich dir in Gedanken an meine Verstorbene Frau Decima Aemilia darbringe. Du hast sie zu dir geholt und ich hoffe, dass sie dort ihren Platz an deiner Seite finden wird, um auch weiterhin ihr Wirken und ihre Liebe in deinem Sinne fortführen zu können. Sie war dir stets eine treue Dienerin und hat mit ganzem Herzen versucht nach deinen Lehren zu leben und deinem Vorbild zu folgen. Auch wenn ihr kein langes Leben vergönnt war, so glaube ich fest daran, dass ihr Tod nicht umsonst war, sondern ein Teil deines großen Planes und ein weiterer Schritt auf Aemilias Weg.“


    Livianus sah kurz zu Valeria und beobachtete ihre Opfergaben bevor er weiter sprach.

  • Valeria brachte während Livianus' Gebet den Opferkuchen dar, legte bedächtig die Früchte auf den Ara und warf immer wieder Weihrauch nach. Wein wurde in eine flache Schale gegossen und Opferkekse danebengelegt. Livianus' Worte berührten Valeria tief und machten sie traurig. Er trauerte so sehr um seine Frau. Woher nahm sie sich das Recht, sich nun wie Aemilia in seine starken Arme zu flüchten? Während sie nachdachte und sich schlecht fühlte, erklang ein Zischen aus dem Foculus. Valeria war zu lange in Gedanken gewesen. Hastig legte sie Weihrauch nach und versuchte, ein unbekümmertes Gesicht zu machen, was ihr aber nicht gelang. Sie schluckte und brachte die restlichen Gaben dar.

  • Livianus sah wieder zur Statue der Göttin und sprach weiter.


    „So wie ich bereits Aemilia darum bat, bitte ich auch dich große Diana um deinen Schutz und deinen Beistand für meine weitere Zukunft. Ich bitte dich auch um deinen Segen für mich und Valeria. Wir beide mussten in der letzten Zeit sehr viel Leid ertragen und haben versucht uns gegenseitig Beistand und Trost zu geben. Aus dieser Verbundenheit entstand etwas neues… ein Gefühl von Liebe und Zuneigung füreinander.“


    Er sah kurz lächelnd zu Valeria, richtete sich jedoch gleich wieder an die Göttin.


    “Auch wenn dies noch alles am Anfang ist und eine gemeinsame Zukunft in den Sternen steht, so bitten wir dich doch um deine Hilfe dabei, die richtigen Entscheidungen zu treffen um einen gemeinsamen Weg einzuschlagen und an dessen Ende hoffentlich das gemeinsame Glück wieder zu finden. Wir legen unser Schicksal in deine Hände und vertrauen deiner unendlichen Weisheit.“


    Livianus nahm wieder seine Hand von den Füßen der Statue und erhob sich langsam.

  • Valeria bekam eine leichte Gänsehaut, als Livianus sie in sein Gebet miteinschloss. Sie schluckte und tat den restlichen Weihrauch ins Feuer des Foculus'; dann stand sie stumm am Rande des Altars und hielt den Blick gesenkt. Es war sein Opfer, nicht ihres. Sie würde später wohl Iuno opfern und wieder einmal ihren Rat erflehen.

  • Etwas hilflos sah Livianus zu Valeria. er opferte nicht sehr oft im Tempel, sonder eher zu Hause am Hausaltar und war nicht besonder vertraut mit den Rieten hier.


    "Wars das jetzt oder muss ich noch etwas machen?"

  • Valeria sah auf und lächelte ihn an. Sie machte einige Schritte auf ihn zu und griff zaghaft nach seiner Hand.
    "Nein, wir können gehen, wenn du fertig bist. Die anderen werden sich um den Kuchen und das Obst kümmern und hier etwas aufräumen", erklärte sie.


    Da kam auch schon ein Tempeldiener angewuselt, der gesehen hatte, dass die beiden fertig waren mit dem Opfer. Es war selten, dass jemand seine eigene Sacerdos mitbrachte und keinen Bediensteten wünschte. So hatte er die beiden genau im Auge behalten und war nun zur Stelle. Er nickte der Sacerdos zu, zum Zeichen, dass er sich um alles kümmern würde. Außerdem sah der Kuchen lecker aus. :D

  • Livianus fasste nach ihrer Hand, als er sie spürte und ließ seine Finger in ihre gleiten.


    "Gut! Dann lass uns gehen. Ich danke dir, dass du mir geholfen hast. Dann hoffen wir, dass die Göttin unser Opfer annimmt."


    Er gab ihr ein Küsschen auf die Wange und beide verließen dann Hand in Hand denTempel.

  • Valeria lächelte mit einer Mischung aus Freude und Unsicherheit und ging mit Livianus hinaus. Auf den Stufen vor dem Tempel blieb sie aber stehen und ließ Livianus weitergehen, sodass er erst zwei Stufen unter ihr zum Stehen kam. Valeria sah ihn an und war durch die Treppe ein winziges Stück größer als er.
    "Ich bin sicher, dass die Göttin dich erhört hat, Marcus. Deine Worte waren so....lieb.."
    Sie senkte den Blick und sah auf ihre Füße.
    "Ich wünsche mir so sehr, wieder glücklich zu sein. Aber das alles...sitzt noch so tief..."

  • "Ich weiß und ich bleib auch dabei, dass wir die Sache langsam angehen werden… Schritt für Schritt…. Niemand soll das Gefühl haben vom anderen überrumpelt zu werden oder etwas machen zu müssen, nur um den anderen zu gefallen. Lassen wir uns einfach von unseren Gefühlen leiten. Ich denke die wissen am besten, was gut für uns ist.“


    Er lächelte Valeria liebevoll an.

  • Valeria umarmte Livianus und drückte sich an ihn heran.
    "Danke"; flüsterte sie. Dann griff sie nach seiner Hand, drückte sie leicht und ging mit ihm die restlichen Stufen herunter und fort aus dem Tempelbezirk.

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