• Durus spazierte übers Forum, um wieder mal etwas unter die Leute zu kommen.
    Nachmittags, wenn die Sonne schon wieder zu sinken begann, machten die riesigen Tempel und Basiliken einen beeindruckenden Eindruck.
    Sein Blick schweifte zum Palatin, wo der Kaiser vielleicht gerade in seine Privatthermen ging oder eine kleine aber feine Cena abhielt. Eben etwas völlig Banales. Nachmittag war ja schließlich die Zeit der Ruhe.

  • Auch ich ging über das Forum. Bald würden hier wieder Kandidaten auf der Rostra stehen und dem Pöbel Worte servieren, damit sie gewählt wurden. IchAseufzte. Meine beiden Sklaven hielten wie immer nach eventuellen Gefahren Ausschau. Auf die beiden konnte ich mich verlassen. Vor den Stufen einer Basilika blieb ich stehen und betrachtete die Säulen. An einigen Ecken bröckelten sie bereits.

  • Durus erblickte einen jungen Mann, dessen stolze Haltung und vor allem dessen Schuhwerk einen Patrizier verrieten. Durus hätte getippt, dass der Mann noch eine Rhetorenschule besuchte - falls er den klassischen Bildungsweg einhielt. Vielleicht wollte er sich ja an der Rostra ein paar Beispiele für schlechte Reden ansehen - die Redner von heute reichten einfach nicht mehr an einen Cicero oder einen Cato heran...
    So stellte Durus sich neben den Patrizier und sah ebenfalls zur Rostra, die jedoch verwaist war...

  • Ein Mann gesellte sich zu mir. Ich gab den beiden Sklaven einen Wink, dass er in Ordnung war und sie nicht eingreifen sollten. Immerhin war er Patrizier, was man nicht zuletzt am Halbmond aus Elfenbein um seinen Knöchel erkannte. Ich nickte ihm zu und deutete auf die Rostra.
    "Bald werden sie sich wieder verbal auf unterstes Niveau begeben", kommentierte ich den relativ verlassen daliegenden Platz.

  • "Ja. Ich bin schon gespannt, wie viele Fälle übler Nachrede der Praetor dann wieder verhandeln muss!
    Ich bin übrigens Manius Tiberius Durus."

    Der junge Mann schien ein gesundes Misstrauen gegenüber Politikern zu haben. Aber das musste man auch bei den ganzen demagogischen Popularen, die viel zu oft dort oben standen.

  • Ich schmunzelte. Ein Tiberier also.
    "Marcus Aurelius Corvinus. Freut mich", erklärte ich.
    "Und, planst du auch, eines Tages auf der Rostra zu stehen und dem Pöbel schmackhaft zu machen, dass sie dich wählen sollen?"

  • "Ich weiß noch nicht so recht. Einerseits will ich nicht um die Gunst des Pöbels buhlen, andererseits kann man diesen Plebejern nicht die Macht überlassen."
    Ein Aurelier also...die waren wenigstens schön konservativ. Ausgezeichnet!

  • Ich seufzte und nickte.
    "Das wird wohl das Problem sein."
    Die Wolkendecke brach und wieder hatte ich das Gefühl, dass in Griechenland einfach besseres Wetter geherrscht hatte. Ein einzelner Sonnenstrahl flüchtete sich genau auf die Rostra.
    "Darf ich fragen, welcher Tätigkeit du nachgehst? Ich komme quasi gerade von meiner Ausbildung in Griechenland zurück und sehe mich derzeit nach etwas angemessenem um, dem ich nachgehen kann."

  • "Hm, für Patrizier gibt es leider nicht mehr so viele Möglichkeiten wie früher. Du wirst dich wie alle anderen hocharbeiten müssen. Ich selbst bin Magistratus in Misenum und eigentlich nur zu Besuch in Roma. Wenn du mal etwas anderes als die Urbs sehen willst, empfehle ich dir in einem Municipium in der Verwaltung anzufangen - oder zu den Legionen. Die suchen auch immer Neue. Ein Tribunat kann auch nie schaden!"

  • Ich wiegte den Kopf hin und her und fragte mich, was sinnvoller war. Eine Ausbildung in der Exekutive oder eine Tätigkeit in der Verwaltung.
    "Hm. Ich denke, ich werde mich zwischen einem Posten als scriba und der Ausbildung bei den vigiles oder den cohortes urbanae entscheiden müssen."

  • "Ich würde dir eher zum Scriba raten. Aber es hängt natürlich ganz von dir ab."
    Irgendwie erinnerte der junge Mann ihn an sich selbst. Auch er hatte in diesem Alter überlegt, was er tun sollte und um ein Haar wäre er 10 Jahre früher nach Roma zurückgekehrt.

  • Ich fragte mich, wie alt der Tiberier war. Mir sagte man immer, dass ich für mein Alter reif und älter aussehen würde und mich dementsprechend verhalten würde. Und der Tiberier benahm sich, als würde man erkennen, dass noch eine eins vor meinem Alter stand. Ich runzelte also die Stirn und nickte.
    "Ich werde auf die Erfahrung meines Vaters zurückgreifen, denke ich, und mich dann entscheiden. Sollte meine Wahl auf den Posten eines scribas fallen...nun, wie sieht denn die Lage aus in Misenum?"

  • "Doch, das habe ich. Mein Plan ist es, dereinst den Weg des cursus honorum zu beschreiten. Ich suche natürlich eine angemessene Tätigkeit, die bei guter Bezahlung angenehm ist und die nicht schon durch einen Plebejer besetzt ist", entgegnete ich und rümpfte beim letzten bisschen leicht die Nase.
    "Eine Schande, dass man nun mit dem Pöbel auf eine Stufe gestellt wird, doch ist dies, wenn auch vorerst, nicht zu ändern."

  • "Da hast du recht! Früher haben sich nur die Söhne ehrenwerter Familien überhaupt zur Wahl gestellt - heute findet man kaum Patrizier im Cursus Honorum!"
    Der junge Mann war genau der richtige, um über die gute alte Zeit zu reden, was Durus bisweilen sehr gerne tat.

  • "Ich bin etwas unsicher. Entweder will ich zur Advocatio Imperialis oder ich bewerbe mich für die Quaestur. Ich denke, ich warte erst einmal ab, ob ich bei ersterem genommen werde."

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