Ein leerstehendes Officium

  • Die Räumlichkeiten waren eher spartanischer Natur. Kein Ort, an dem man sich wirklich wohl fühlen konnte.


    Zwei Korbsessel standen im Raum und ein kleines Beistelltischen. Mehr als eine Truhe, in der üblicherweise allemöglichen Papyri gelagert wurden, war nicht in dem Raum.


    Ich nahm selbst Platz in einem der Sessel und bat die Besucherin in dem gegenüberliegenden Platz zu nehmen.
    Nachdem ich es mir bequem gemacht hatte und die Beine - so gut es eben mit einer sperrigen Toga ging ;) - übereinandergeschlagen hatte, fragte ich


    "Und wie lautet dein Name und woher stammst Du ?"

  • Ich setzte mich auf den anderen Stuhl und versuchte mich etwas mehr zu entspannen um meine Aufregung zu verbergen. "Mein Name ist Livia Herr! Ich bin Germanien und stamme hier aus der Regio. Meine Eltern hatte einen Hof nahe des Limes." Hoffentlich machte ich einen guten Eindruck auf den Magistraten.

  • Ich nickte. Die Kleine schien ja völlig aufgewühlt. Nunja, man war schließlich Römer genug, dass man das nicht bemerken würde.


    "Bene. Und was hast Du so bislang gemacht, Livia ? Bist Du denn des Lesens und Schreibens mächtig ? Das ist eine Grundvoraussetzung, um in der städtischen Verwaltung beschäftigt zu werden."


    Den Namen konnte ich auf Anhieb nicht einordnen, aber Colonia Agrippina hatte über 30 000 Einwohner, da konnte man sich schlecht an jeden erinnern. Jedenfalls schien sie nirgends schlecht aufgefallen zu sein, was ihr zu Gute kommen würde, auch wenn ich noch nicht vollends von ihr überzeugt war. ;)

  • Ich nickte wieder bestätigend. "Ja Herr! Mein Vater hat mir lesen und schreiben beigebracht. Ich spreche Latein und Germanisch. Bisher habe ich am Hof meiner Eltern gearbeitet.... bis..... bis wir überfallen wurden und meine Eltern....." Ich konnte nicht mehr weiter sprechen und wechselte schnell das Thema. "Im moment wohne ich im Castellum. Der Legatus hat mich bei sich aufgenommen."

  • Ich horchte auf. Germanisch ? Das könnte durchaus von Nutzen sein.


    "Ach, sag mir doch, welche germanischen Dialekte sprichst du denn ?"


    Für einen Römer mag es zwar unglaublich klingen, dass sich die Laute der Germanen in irgendwas unterschieden, aber ich habe mir sagen lassen, dass dem so sei. 8)


    Dann mußte ich nochmal auf aufhorchen, als sie den Legaten der hiesigen Legion erwähnte. Es schien mir kein schlechtes Blatt, auf diese Weise gute Kontakte zur Legion zu halten, auch wenn sie sicher nicht über den direkten Einfluss zum Legaten verfügen möge, so kann der Kontakt allein schon äußerst lohnend sein. Die Stadt profitierte von der Legion wie die Legion von der Stadt profitierte, ein ständiges Wechselspielchen.

  • "Also auf unserer Seite des Limes sollte ich keine Probleme haben mich mit den Leuten zu verständigen und mit den Germanen auf der anderen Seite werden wir in der Verwaltung ja hoffentlich nichts viel zu tun haben." Ich lächelte den Magistraten zurückhaltend an.

  • Ich schmunzelte.


    "Du würdest dich täuschen, wenn du es besser wüßtest. Gerade der Kontakt zu den germanischen Stämmen jenseits des Rhenus ist für die Colonia sehr wichtig. Die Stadt lebt geradezu vom regelmäßigen Handel mit diesen Stämmen, weswegen gute und diplomatische Kontakte nicht zu verachten sind."

  • Ich hoffte, dass sich dies nun nicht als Nachteil für mich erwies. "Viele Sprachen sind sich recht ähnlich Herr und ich bin auch sehr lernfähig." Fragend sah ich ihm an. Vielleicht war dies nun schon ein Grund mich als mögliche Kandidatin auszuschließen.

  • Ich grübelte ein wenig, faltete die Hände dabei und starrte auf den Fussboden. Ich tat das weniger aus Zweifel, ob der Befähigung der Bewerberin, als mehr in der Absicht, Livia in dem Glauben zu lassen, ich würde mir meine Entscheidung nicht zu leicht machen. Sie würde wohl noch viel lernen können und an Erfahrung gewinnen, aber ich hatte das Gefühl, dass man es ihr zutrauen konnte.
    Ich richtete mich wieder auf und sah sie an.


    "Ich denke, deiner Anstellung in der städtischen Curie dürfte nichts mehr im Wege stehen. Es wird sobald als möglich bekanntgemacht werden und du darfst dann deine Tätigkeit aufnehmen.


    Hast du noch Fragen ?"

  • Nun war ich wirklich überrascht und wusste im ersten Moment nicht was ich dazu sagen sollte. "Ich… Ich habe den Posten?“ Ich strahlte den Magistraten über das ganze Gesicht an. „Ich danke dir Herr! Vielen Dank!“ Ich war also die neue Scriba Regionalis. Fragen? Hatte ich Fragen? Natürlich! Hunderte… nur vielen sie mir in diesem Moment nicht alle ein. Ich versuchte meine Gedanken zu ordnen und meinte dann "Wann fange ich an und wo soll ich mich melden?“

  • "Moment..."


    Im meinen Kopf ging ich einige Gedanken durch.


    "Ahja, dein neuer Arbeitsplatz befindet sich im Scriptorium, Officium XX. Du kannst bereits morgen beginnen. Aufträge wird es mit der Zeit sicher genug geben.
    Und bevor ich es vergesse, dein Lohn wird dir von der Stadtkasse ausgezahlt. Da ich selber dafür verantwortlich bin, kann ich dir mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass du für den Anfang 20 Sesterzen erhalten wirst. Bist du damit einverstanden ?"

  • Ich nickte lächelnd. "Natürlich bin ich damit einverstanden Magistrat!" Wie sollte ich auch nicht. Mein erstes eigenes Geld das ich verdiente. "Und für wen werde ich als Scriba Regionalis arbeiten? Für den Comes?"

  • "Du wirst deine Aufträge größtenteils von den örtlichen Magistraten erhalten. Da Colonia Agrippina aber auch Sitz der Verwaltung der Regio Inferior ist, führt das in der Verwaltung zu teilweise Überschneidungen, so dass du auch Aufträge für den Comes oder die Provinzbeamten entgegen zu nehmen hättest."

  • "Gut Magistrat! Vielen Dank noch einmal! Ich werde morgen pünktlich erscheinen." Nun wollte ich nur noch zurück ins Castellum und den anderen davon berichten. Fragend und überglücklich sah ich ihn an, ob er noch etwas von mir brauchte.

  • Ich stand ebenfalls auf und ging einen Schritt auf den Magistraten zu. "Vale Magistrat! Bis Morgen also!" Übers ganze Gesicht strahlend verließ ich das Officium und machte mich auf den Weg zurück zum Castellum.

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