Constantius fühlte das innere Bedürfnis Samira nochmals zu sehen. Nur einen Moment mit ihr zu haben, in dem er ihr all das sagen wollte, was er an jenem Morgen versäumte. Doch über das Wie und Was war er sich ebenso unsicher, wie über die Chaos, das seit jener Nacht in seiner kleinen Gefühlswelt herrschte. Im Grunde wusste er nicht was ihm fehlte, was nicht stimmte, doch das etwas nicht stimmte, das etwas fehlte, das es plötzlich eine Leere gab, die einen wehmütigen, brennenden Schmerz hinterlassen hatte, fühlte er umso deutlicher.
Oft hatte er bereits darüber nachgedacht, was er Samira wohl sagen würde, was er zum Ausdruck bringen wollte, doch stets hatte er die Gedanken, die zu keinem Ergebnis kamen, immer wieder vor sich her geschoben und tat es auch in diesem Moment. Ja glück, Glück würde er brauchen.
Er richtete sich wieder auf und blickte dankbar zu Helena, als sie das Thema wieder wechselte.
„Liebe Helena. Ich muß gestehen, dass ich davon hörte, dass es in Ostia die besten Meeresfrüchte geben soll. Ebenso muß ich gestehen, dass ich dafür bereits einen Teil meines Soldes gespart habe, um eine ausreichende Kostprobe für uns beide davon zu erwerben. Denn ich befürchte, dass es nicht gut aussehen würde, wenn ich die Magistrata mit…entliehenen“, er zwinkerte ihr kurz zu, „ Meeresfrüchten überraschen würde.“
„Doch selbst wenn es in Ostia nur den Eintopf der Legion zu essen geben würde, würde ich mich sehr freuen sehen zu dürfen, wo du arbeitest.“
Er sollte eine kurze Pause einfügen. Eine Pause, in der seine Gedanken darum kreisten, ob er diesen Mann kennen lernen wollte oder nicht. Eine Pause, die nicht lange dauern sollte, immerhin würde es ihm erlauben einen Blick auf diejenigen zu werfen, die Helena wohl am nächsten waren.
Nickend fügte er an, immer noch ein sanftes Lächeln auf den Lippen tragend:
„Ja ich würde gerne deinen neuen Scriba kennen lernen. Auch wenn ein einfacher Miles vielleicht nicht so sehr viel Interessantes zu berichten weiß.“
Es klang durchaus nicht wie eine ablehnende Geste des Iulliers im Bezug auf das angedachte Gespräch. Vielmehr klang in seiner Stimme eine unterschwellige Besorgnis, ein tief verwurzeltes Anliegen mit, Helena vor den Augen ihres Untergebenen keine Schande zu bereiten. Es war leicht durch Taten den stolzen, warmen Glanz in ihre Augen zu zaubern. Es war leicht für Constantius jene Taten zu planen und ehrgeizig durchzuführen – auch wenn es manchmal nur ein schneller Sprint war, den er als kleiner Bursche, beladen mit einer Schale Meeresfrüchte, in ihr gemeinsames Versteck gemacht hatte. Doch die richtigen Worte in Gegenwart fremder Personen zu finden, erschein ihn all zu oft deutlich schwerer.
„Es würde mich freuen, wenn wir Abends einmal ausgehen würden. Es würde unserer beiden Gedanken von der Arbeit ablenken. Hast du bereits eine genaue Vorstellung von einem Ziel? Oder soll ich nach etwas angemessenem Ausschau halten, wenn ich… durch die Stadt patrouilliere?“
In Gedanken zählte er bereits die Sesterzen, die er bis heute gespart hatte und schätzte ab, für welches der besseren Etablissements diese Summe wohl reichen würde.
Doch die Erwähnung eines angestrebten Gastmahls, ließen diese übereifrigen Gedanken schnell versiegen.
Innerlich hoffend, dass Helena ihn nicht bitten würde, selbst einige Bekannte zu dem gerade erwähnten Mahl einzuladen, erwiderte er nicht minder von der Idee angetan:
„Schon zu lange ist es wohl her, dass in unserer Casa ein angemessenes Gastmahl gegeben wurde. Ich halte es für eine besonders gute Idee. Aber..“
Mit deutlich leiserer und damit verräterischer Stimme sollte er seinen Satz beenden
„..ich weiß nicht, ob ich selbst Bekannte einladen kann. Immerhin könnten sie Dienst haben.“
Es war eine Lüge. Doch im Grunde wusste er, dass Helena es mehr als deutlich erkennen würde. Sie hatte es stets getan. Und damit hatte er die Wahrheit auf einem kleinen Umweg mitgeteilt.