• "Ja, interessant wäre es, ohne Zweifel ..."


    Liebend gerne würde ich das umsetzen, denn eine bessere Ablenkung konnte es nicht geben. Ich würde mich uneingeschränkt für meinen Cousin oder Bruder freuen, wenn sie ihr Glück finden würden. Nun allerdings überlegte ich angestrengt, welche Patrizerinnen da überhaupt in Frage kämen. Viele junge Frauen waren bereits verheiratet, meine beste Freundin war Vestalin, hm … Diese Schnepfe Honoria, die noch frei war, konnte ich unmöglich meinem Cousin antun. Sie brach mit allen guten Sitten … Die Claudia Arach… oder wie die auch immer hieß, sollte etwas schwerfällig in der Denkweise sein. Hm, das würde insgesamt schwierig werden.


    „Mal sehen, was ich auf die Beine stellen kann. An meinem Engagement soll es nicht liegen, aber du weißt ja, viele Römerinnen hängen den liberalen Einstellungen an. Es ist schon annähernd ein Kunstgriff, eine vorbildliche und zugleich liebenswerte Frau zu finden. Die Männer sind da viel traditioneller eingestellt.“


    Nachdenklich führte ich die Hand zum Kinn, blickte meinen Cousin an und versuchte von dem schwierigen Unterfangen für mich abzulenken, indem ich ihn einband.


    „Wie müsste sie denn so sein?“

  • Ich kam aus meinem Refugium in das Untergeschoss und war bass erstaunt, welch Anlauf hier war. Ich hörte die Stimme meines geliebten Bruders, die meiner Nichte und noch WEITERE. Dezent näherte ich mich, bedacht darauf, ja nichts zu verpassen und meinen Auftritt gekonnt in Szene zu setzen. ;)


  • "Nun..."
    Er stockte, wie sollte sie denn sein? Eine brave Römerin? Ein Musterbeispiel an römischen Tugenden? Sie sollte natürlich auch aus einer einflussreichen Familie kommen.
    "Sie soll eben eine richtige Römerin sein fuhr er fort.
    Er zuckte leicht mit den Schultern und lächelte, das tat er immer wenn er nicht weiterwusste.

  • "Ach, Galerianus ..." Ich atmete einmal tief durch. "Weißt du, wie schwer es heutzutage ist, eine "richtige" Römerin zu finden? In Rom hat sich so viel geändert. Frauen drängen in Ämter, die zur Zeit unserer Vorfahren nur von Männern besetzt waren; es gibt sogar Männer, die solches Handeln unterstützen, sogar patrizische Männer."


    Mein Gesichtsausdruck wurde verächtlich und ich schüttelte den Kopf.


    "Tja, und in unserer Gens lehnen wir solche Handlungsweise eben ab."


    Andererseits hatte Galerianus ja auch noch viel Zeit. Er durfte ja frühestens als Stabsoffizier heiraten, nur eben eine Verlobung wäre eher drin gewesen.


    Überraschend tauchte Onkel Titus auf. Ich erhob mich und ging ihm entgegen.

    "Nun ist ja fast die gesamte Familie beieinander. Erkennst du Galerianus noch? Sophus' Bruder."

  • Ich erhob mich von meiner Liege, denn Deandras Worte verursachten einen unbändigen Reiz in mir, der nach eisernem Faustschlag auf blanken Holze verlangte, um mir Befriedigung zu geben. Und so geschah es auch. Mit der geballten, alten Faust fuhr mein Arm herunter auf den Esstisch und zersplitterte den Tisch beim Aufschlag so dass eine Fuge entstand.


    Mein Blick war finster, so als ob im nächsten Moment ein Regen aus Feuerpfeilen auf uns Hehrniedergehen würde.


    Jeder der unserer Ahnen Tradition und Römertum mit Füßen tritt soll der Verdammnis durch den alten Hades anheimfallen.

  • Ein Schreckenslaut entfuhr mir, als der Tisch in meinem Rücken zersplitterte. Mit aufgerissenen Augen fuhr ich herum, wusste ich doch nicht, wer ihn und warum ausgelöst hatte.


    Eugenius stand noch und so lag es nahe, dass er eben aus der Haut gefahren war.


    „Bei den Göttern, Onkel Manius. Habe ich was Falsches gesagt?“

  • Ich schüttelte den Kopf.


    "Kleines, ich muss mir die Füße vertreten. Galerianus."


    Ich nickte Sophus Bruder zu und verschwand dann Richtung Gartenanlage. Bei mir dachte ich... Frauen in Ämtern.. Männer die sie ihnen dabei auch noch zur Seite standen, Bäh!

  • Während Galerianus gerade den Mund aufmachen wollte um seiner Cousine zu antworten, wurde er von einem Geräusch, das sich wie zersplitterndes Holz anhörte und einem darauffolgenden spitzen Schrei überrascht.
    Erschrocken machte er einen halben Schritt zurück und versuchte die Situation einzuschätzen; Eugenius verließ abrupt die kleine Gesellschaft und Galerianus konnte ihm gerade noch ein leises "Vale" nachrufen, dann war er schon verschwunden.
    Er ging ein bis zwei Schritte zu seiner Cousine und legte leicht seine linke Hand auf ihre Schulter:
    "Eugenius scheint sehr empfindlich bei gewissen Themen zu sein..."

  • War ich in einer sophoklischen Komödie? Die Situation änderte sich hier in Sekundenschnelle, und ich konnte die Situation noch nicht durchschauen.
    Ein junger Neffe? Eine Nichte! Ein Bruder der den Raum verlässt?


    Kochte hier etwas hoch? Betont beiläufig fragte ich nach.


    "Was meintest Du, meine liebe Nichte? Habe ich etwas versäumt? Und,wer ist der junge Mann, ich verstand es eben nicht?

  • „Ich bin auch noch etwas verwirrt, aber vermutlich hat Onkel Manius auf meine Bemerkung hin so erzürnt reagiert. Ich hatte Galerianus, das ist doch Sophus’ Bruder…“ Mein Blick war verwundert, kannte ihn Onkel Cicero nicht mehr? “… gerade erklärt, dass sich einiges in Rom verändert hat und neuerdings viele Frauen nach Ämtern streben, wir Aurelier das aber entschieden ablehnen.“


    Abwartend schaute ich meinen Onkel an und fragte mich, ob ihm diese Erklärung zur Orientierung reichen würde.

  • Der junge Galerius. Gewachsen ist er, ja, das Leben zieht nicht spurlos an uns vorüber. Ich hatte ihn wahrlich nicht erkannt und musterte ihn von Kopf bis Fuß. Ich war gespannt, wie er sich entwickelt hatte.

  • Ich klopfte ihm auf die schulter, so wie es einem 'altgedienten' Onkel zukam.


    "Du hast Dich zu einem Mann gemausert. Deine Wangen sind kantig und Deine Arme fest geworden.


    Du mchst eine gute Figur. Doch was geschah hier, sagt mir, wieso verließ mein Bruder den Raum?"

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