[Atrium] Petronii hospiti


  • Mela nickte dankend und trat hinter dem seltsamen Ianitor in die Casa. Er wurde ins Atrium geleitet und wartete auch hier. Den Brief Livillas trug er in einem kleinen Lederbeutel. Da er nun sowieso in Rom weilte, wollte er sie lieber sehen statt ihr einen Brief zu schreiben. Sein Herz klopfte in Aufregung, als er mit auf dem Rücken verschränkten Armen auf Livillas Ankunft wartete, äußerlich war er ruhig.

  • Nach dem Wonga an der Tür des Gästezimmers anklopfe und ich ihm Einlass gewährte, zuckte ich leicht zusammen, als er mir berichtete Secundus wünsche mich zu sprechen. Eben lag ich noch auf dem Bett, vor der Hitze fliehend und doch kam ich nicht wirklich zur Ruhe, denn die Stimmen Romas drangen in mein Zimmer und mir gefiel es ihnen zu lauschen.


    "Secundus? Hier in Rom?"


    Eilends verlies ich mein Bett. Korrigierte jede Einzelheit meines Auftretens. Schon zerbrach ich mir den Kopf, was wohl der Anlass seines Besuches war. Doch wollte ich ihn nicht lange warte lassen und so ging ich eilends aus meinem Cubiculum in Richtung Atrium, bis sich unsere Blicke trafen.

  • Mela hatte sich gerade eines der im Sommer nicht gefüllten Kohlebecken angeschaut, als Livlla eintrat. Er wandte sich um in seiner rotroten Militärtunika und lächelte sogleich.


    "Die Sonne selbst hat diesen Raum betreten", sagte er bewundernd und trat zu Livilla hin, wagte es jedoch nicht, sie zu berühren aus Angst es könnte ein Trugbild sein. Sein Herz hämmerte gegen den Brustkorb, als ob es hinausspringen wollte, während er Livillas Gesicht auf der Suche nach Überraschung und Freude über sein Erscheinen durchsuchte. An ihren Augen blieb er hängen und sah sie bewundernd an.

  • Er war es wahrhaftig, er stand vor mir und seine Worte klangen so als wäre nichts geschehen, als wäre gestern erst der Abend in Germanien gewesen an der er mir den Sonnenuntergang zeigte. Freude stieg in mir empor, vielleicht war mein Fehler vergessen, da er auch nach Roma musste, doch mein Schuldgefühl existierte immernoch in mir. Zügig ging ich auf ihn zu und blieb zur vor ihm stehen.


    "Secundus, es tut mir so Leid. Ich habe falsch gehandelt. Ohne jede Benachrichtung verlies ich mit meinen Vater das Castellum, es war nicht richtig von mir. Aber du hast doch meinen Brief erhalten."


    Ich wagte es nicht eine Formel der Begrüßung auszusprechen, sicherlich klang seine Stimme mehr als glücklich, doch die Last die ich in mir trug, ich konnte sie nicht vergessen. Meine Worte klangen daher traurig und mein Gesicht zeigten einen mit Kummer belasteten Ausdruck.

  • Mela fühlte sich wie in einem Sog, doch drängte er die Gefühle zurück und griff letztendlich doch nach Livialls Hand.


    "Liebste Livilla", sagte er.
    "Mach dir keine Sorgen. Ich bin mir sicher, dass du gewiss nicht absichtlich ohne Gruß gegangen bist, sonst hättest du nun ganz anders reagiert und mir auch nicht diesen Brief geschrieben."


    Er holte Luft.
    "Ich bin hier, weil mein Onkel sich in diesen Tagen verlobt hat und in Rom feiert. Deswegen schrieb ich dir nicht zurück, sondern komme nun her in der Hoffnung, du mögest mir verzeihen, dass du keine Antwort auf deinen Brief erhalten hast. Es tut mir leid."


    Er lächelte Livilla an und umschloss ihre Hand nun auch noch mit seiner zweiten Hand. So standen sie voreinander und Mela hoffte, sie etwas von ihren düsteren Gedanken abgebracht zu haben.

  • Leicht erschrocken von seiner Geste, wich ich leicht zurück, doch lockerte ich dann wieder mein Haltung. Langsam erschien wieder dieses Lächeln auf meinen Gesicht das ich Secundus einige Male in Germania schenkte.


    "Du vergibst mir? Oh du bist so gnädig. Habe ich so einen Freund wie dich überhaupt verdient? Und bitte entschuldige dich nicht, denn dazu gibt es keinen Grund. Und wenn du auch nur aufgrund der Vorlobung deines Onkels hier bist. Dachte ich schon du möchtest mich nicht mehr sehen? "


    Strahlend genoss ich Secundus Berühung und diese große Last in mir verwand verringerte sich immer mehr bis sie vollkommen verschwunden war. Konnte ich es kaum fassen so glücklich zu sein ihn wiederzusehen.


    "Wie lange wirst du dich in Roma aufhalten?"

  • Mela bemerkte, dass sie sich nun etwas unbefangener gab und das freute ihn mindestens so sehr wie der Umstand, dass sie ihn mit diesem wunderbaren Lächeln belohnte. Beinahe widerwillig ließ er ihre Hand los und faltete die Hände wieder auf dem Rücken. Manche sagten, es war eine Unart, manche behaupteten, das ließ Mela älter wirken. Er äußerte sich nie dazu, sondern nahm diese Haltung stets ein, wenn er nicht wusste, wo er mit den Händen hin sollte.


    "Leider nicht allzu lange. Ich werde bald zurückreisen und meinen Dienst wiederhaufnehmen müssen, auch wenn ich gern noch in Rom bleiben würde. Und du? Ich hoffe sehr, dass du mit deinem Vater zurück reisen wirst."


    Er überlegte einen Moment und fügte hinzu:
    "In Colonia Claudia Ara Agrippinensium kann man viel unternehmen, obwohl es eine vergleichsmäßig kleine Stadt ist. Und arbeit gibt es dort sicher auch für dich, so du einer Tätigkeit nachgehen möchtest."


    Erwartungsvoll und angespannt sah er sie an.

  • Über Secundus anscheinende Gewohnheit seine Arme zu verschränken, verzerrte sich mein Lächeln. Diese Art, die ich kannte, mochte, aber jetzt nicht sehen wollte. Ich holte nur wenig Luft und lies meinen Kopf sinken, kurz bevor ich ihm antwortete blickte ich dennoch in seine Augen.


    Secundus, ich werde wohl noch einige Zeit hier in Roma bleiben. Mein Vater ist bereits abgereist und er lies mir die Wahl. Roma, irgendetwas binden mich an diese Stadt, obwohl ich noch nicht lang hier bin. Dcoh wohl der ausschlaggebenste Grund ist der, würde ich mit meinen Vater zurückreisen, wie sollte ich ihm zeigen können unserer Familie Ehre zu bereiten. Diese Entscheidung fiel mir schwer, doch ich habe bereits eine Stelle gefunden.


    Jedes Wort tat mir weh, ich wollte Secundus nicht verlieren, vorallem jetzt nicht. Seid diesen Wiedersehen, wurde mir erst richtig bewusst, wie sehr ich ihn vermisst hatte und wie schrecklich es werde würde ihn wie meinen Vater für längere Zeiten ihn nicht mehr sehen zu können. Nie zu wissen, wie es ihm geht und welche Entscheidungen er treffen wird.


    Wieder lies ich meinen Kopf sinken, es war feige von mir, es nicht ertragen zu können wie Secundus darauf reagieren würde.


  • Ihre Augen ließen Melas Herz kurz wieder schneller klopfen. Doch die Worte, die sie dann sprach, machten aus seinem Gesicht nach einem kurzen Moment, in dem er seine Betrübtheit zeigte, eine Maske. Es war nicht abwegig, dass sie hier eine Stelle angenommen hatte und in Rom bleiben wollte. Mela sog die Luft ein, hielt sie einen Moment an und stieß sie dann langgezogen aus. Er rang sich ein Lächeln ab und griff abermals nach Livillas Hand. Dieses Mal drückte er sie sachte und strich danach mit dem Daumen über die zarte Haut.


    "Ich möchte gar nicht leugnen, dass ich es sehr schade finde, dass du nicht mit deinem Vater zurückreist. Du hättest sicher in Colonia eine ebenso erfolgbringende Stelle gefunden. Und wir hätten uns öfter sehen können. So...."
    Mela verstummte und suchte nach Worten.
    "So werde ich jedes Mal Urlaub beantragen, wenn ich dich besuchen möchte...sofern du mich sehen möchtest", fügte er leiser hinzu. Er war sich unsicher. War nur er es, der dieses Herzklopfen verspürte, wenn Livilla in der Nähe war?

  • Meine Worte schmerzten nicht nur mir, sondern auch ihm. Ich sah wie er litt, wegen mir. Seine Worte wiederum machten mich noch trauriger, ich ertrug es einfach nicht, ihn so zu sehen. Wie konnte ich es ihm nur beibringen. Er wollte nur Urlaub beantragen um mich zu sehen und nur dann wenn ich es auch wollte.


    Wieder hob ich meinen Kopf, doch meine Stimme wurde immer trauriger, so hatte es fast den Anschein das ich den Tränen nahe war.


    Hör auf bitte. Du stehst nicht im einer Schuld mich immer zu besuchen. Neimand zwingt dich zu dieser Last, beantrage deinen Urlaub nicht um ihn für mich zu verschwenden, dass habe ich nicht verdient, denn ich bin nun hier. Das kann ich einfach nicht von dir verlangen, niemals, eine Reise ist nicht ungefährlich. Nein, diese Verwantwortung kann ich nicht tragen.


    Seine Berührungen waren so unglaublich zart, niemals hätte ich gedacht, dies könnten die Hände eines Soldaten sein. Doch mein Kummer stieg und ich sehnte mich so sehr auch mein Glück endlich zu finden.


    "Doch manchmal wünschte ich, das ich wieder nach Germanien gehen könnte um alles hinter mir zu lassen können."


    Nun war mir doch eine Träne entrungen, trauernt drehte ich mich, entriss mich langsam von seinem Griff und versuchte mich ihm zu enfernen.

  • Mela sah Livlla entsetzt an. Was hatte er gesagt, das den Schmerz in ihren Augen rechtfertigte? Er überlegte noch, da sprach sie schon. Mela lauschte bedrückt. Ihre Worte spiegelten mehr wieder. Da war mehr, als nur die Trauer darüber, nun in Rom bleiben zu müssen. Mela schluckte und sah auf ihre schmale Hand hinab, die er in seiner hielt. Und als er wieder aufsah, weinte Livilla. Der Anblick versetzte seinem Herz einen Stich und ließ einen Kloß in seinem Hals hinaufsteigen. Livilla entwandt sich ihm und wollte gehen. Mela wusste nicht, wie er reagieren sollte. Sollte er ihr Freiraum lassen oder sie zurückrufen, gar zurückhalten? Er war gänzlich unerfahren in solchen Dingen und es war ihm, als stünde er vor einer unüberwindbaren Barriere. Mit Gladius und Scutum konnte er hier nicht viel bewirken. Nun waren Worte und Taten gefragt, noch dazu die richtigen. Doch welche waren die richtigen? Mela rang mit sich selbst, schloss dann die Augen und sagte leise und ruhig in den Raum hinein:
    "Ich würde alles für dich tun, Livilla. Ich liebe dich."


    Er wagte es gar nicht, die Augen wieder zu öffnen aus Angst, sie könnte wahrhaftig gegangen sein. So ließ er sie geschlossen in der Hoffnung, eine Reaktion zu hören.

  • Nur noch einen Schritt entfernte ich mich weiter von ihm, als ich stehen blieb. Seine leisen Worten waren mir nicht entgangen, doch deren Bedeutung, sprach er wirklich gerade das aus, was ich gehört hatte? Schweigend wagte ich es nicht ihn anzusehen. Doch, dann als ich mich langsam zu ihm umdrehte, bis ich endlich wieder sein Gesicht sah, erkannte ich das seine Augen geschlossen waren und so musste ich mich also nicht verhört haben. Mein Blick war finster, obwohl keine große Wut darin zu erkennen war, doch auch keine Freude. Und ich schwieg weiter.


    Secundus verlorener Blick, seine Traurigkeit und meine Wut. Doch mit einem Mal zeichnete socj, auch wenn nur langsam, ein Lächeln auf meinen Gesicht. Und mit zügigen Schritten ging ich wieder auf ihn zu.


    Ich sagte dir einst in Germania, das du deinen Weg finden musst. Führte er dich wirklich zu mir? "


    Fragte ich ihn mit einer überaus sanften Stimme, hoffend er würde mich ansehen. Doch keine einzige Berührung von mir, wagte ich.

  • Mela hörte, wie ihre Schritte stockten. Dann ein Rascheln, wieder Schritte und ihre Stimme. Er öffnete die Augen, als sie geendet hatte, sah noch auf den Boden und begann zu sprechen, als er bereits den Blick wieder hob und Livilla mit den Augen fixierte. Die Hände wieder auf dem Rücken verschränkt, sprach er.


    "Ich stünde nicht hier, wäre es nicht so. Seit du fort gegangen bist, ist mir, als fehle etwas wichtiges in meinem Leben. Und mit jeder Meile, die mich das Schiff näher nach Ostia, nach Rom und damit zu dir getragen hat, mit jedem Schritt, den ich vom Hafen hierher gemacht habe, ging es mir besser, Livilla. Ich freue mich so sehr dich zu sehen..."


    Mela war sich darüber klar, dass er Livilla damit seine Gefühle gestand. Es fühlte sich seltsam befreiend an, aber auch befremdlich. Noch nie hatte er über so etwas mit einer Frau geredet. Livilla war die erste, der er das sagte. Nun sah er sie leicht unsicher und nervös an.

  • Unsicher betrachtete ich Secundus Blicke. Meine Augen waren noch feucht, von den einzelnen Tränen. Und meine Gedanken, die mich begleiteten, als ich Secundus Brief schrieb, das es vielleicht mehr als nur Freundschaft war, hatten sich befürwortet.


    "Aber du kennst mich kaum. Wir haben uns nur zweimal in Germania gesehen. Du sagt du liebst mich und ich frage dich was an mir? Mein Körper, meine Augen, vielleicht sogar nur mein Auftreten? Es tut mir so Leid, meine Worte waren jetzt falsch. Doch, habe ich Angst davor, das es eine Lüge ist, die wir beide bereuen werden. Ich spüre es wie man mich ansieht, wie ich immmer angesehen werde und in keinen Blick dieser Fremden ist die Ehrlichkeit zu erkennen. Wenn man nur mein Aussehen liebt, dann bin ich gefangen, dann wirst du mich niemals verstehen können."


    Meine Stimme war nicht mehr so ruhig, wie gerade, mehr hetzte ich mit meinen Worten und verängstigt sah ich Secundus Augen. Ich war so verwirrt, vielleicht versuchte ich mit diesen Worten nur Secundus Behauptungen auszuweichen, so sehr verfolgte mich die Angst ihm weh zu tun, vielleicht sogar seinen Stolz zu verletzten oder ihm gar Hoffnungen zu machen, die nicht existierten. Er war mir so fremd und ich erkannte wie jung und unerfahren ich doch noch war.

  • Mela erwiderte ihren Blick und verstellte sich dabei nicht. Sie hatte ja recht! Er kannte sie kaum. Sie hatten sich nicht oft gesehen. Und dennoch entschuldigte sie sich für die Wahrheit hinter ihren Worten. Sie hatte Angst vor einer Lüge. Mela sah sie noch eine Weile stumm an, dann machte er langsam einen Schritt nach vorn und nahm langsam ihre Hand, um sie auf die Stelle seiner roten Militärtunika zu legen, unter der sein Herz sich befand. Wieder sah er Livilla an.


    "Du hast Recht mit jedem Wort, Livilla. Aber wie erklärst du dir, das min Herz so scnell schlägt? Wie erkläre ich mir, dass ich mich nach deinem Lachen sehne, nach den kleinen Grübchen, die du hast, wenn deine Augen lächeln? Die Anmut in deinen Bewegungen und dein ganzes Sein... Ich habe dich so vermisst, wie ich keine Bekannte vermissen würde. Du bist schön, ohne Zweifel. Doch bist du noch so vieles mehr für mich. Ich verstehe, wenn du dich jetzt nicht entscheiden kannst oder dich nicht entscheiden möchtest...."
    Er hob ihre Hand nun höher und wagte einen flüchtigen Kuss auf ihren Handrücken.
    "Doch bitte lass uns einander näher kennenlernen, Livilla. Wenn ich abreisen muss, werde ich dein Urteil akzeptieren, so sehr es mir vielleicht auch weh tun mag."


    Mela lächelte Livilla an und fragte sich, was sie nun tun würde. Er wollte sie keinesfalls in etwas hineindrängen und nur auf das eine war er sicherlich auch nicht aus. Er hatte sich einfach in dieses wunderbare Geschöpf verguckt und konnte sich nicht einmal erklären, wo diese romantische Ader in ihm nun plötzlich herkam. Beinahe hatte er Angst vor ihren Worten, doch er war kampferprobter Soldat und riss sich zusammen. So ließ er ihre Hand los, als er sie an seine Brust geführt hatte, und sah sie schweigend an.

  • Seine Worte und seine Berührungen, dieser Kuss auf den Handrücken, war er mir so verfallen? Ich wusste das es eine solche Liebe gebe musste, Gefühle für einen Menschen zu bekommen, denn man nicht kennt noch oft gesehen hatte, doch sie waren da, unüberwindbar, sie gingen einen nicht aus den Kopf. Wie konnte ich jetzt nur an das denken. Doch Secundus Tat lies mich nicht mehr kalt, dennoch er war fremd. Ich sollte mich geschmeichelt fühlen nach diesen Worten, aber ich war es nicht, ich wollte nicht das er mich so vergöttert. Vielmehr machte er mich mit seinen Geständnis zwar glücklich, doch auch traurig, denn ich fragte mich, ob ich ihn lieben konnte, so wie er mich lieben würde. Vielleicht war alles nur ein "Traum" wie jede Nacht, der zeigt wie sehr du dem Glück nahe bist, aber du erkennst es zu spät, erst dann wenn alles vorbei ist, wenn es zu spät ist.


    Verzeih, mir bitte. Ich hätte es erkennen müssen, das du von mir mehr verlangst als nur Freundschaft und nun bittest du, das ich mich entscheide. Mir waren diese Gefühle nie bewusst. Nein, ich bin nur weggelaufen vor ihnen. Doch glaub mir Secundus, es ist noch zu früh, ich kann mich nicht entscheiden, aber das heißt nicht das unsere Freundschaft dadurch gefährdet wird. Ich möchte dich nicht verlieren, nur wegen einer Entscheidung, die ich jetzt nicht fällen kann. Wenn du für immer jede Verbindung mit mir abbrechen würdest, ich könnte das nicht ertragen. Ich gebe dir noch keine Anwort, denn ich möchte nicht das du mit einer Lüge lebst, ich hoffe du kannst mich ein wenig verstehen.


    Immernoch versuchte ich mich verzweifelt Secundus Worte zu wehren, er bemerkte das er mich überrascht hatte und ich noch nicht so weit war, ihm mein Herz auszuschütten und ihm meine Gefühle zu offenbaren. So sehr war ich doch überfordert, darauf zu achten, ihn nicht zu verletzen.

  • Mela schüttelte den Kopf.
    "Nein, Livilla. Ich verlange nichts von dir. Nichts, außer dass du du selbst bist. Und das ist kein vermessener Wunsch. Ich bitte dich auch nicht, dich jetzt zu entscheiden, denn das wäre nicht rechtens. Zwei Wochen sind eine viel zu kurze Zeit, um sich über etwas klar zu werden, das vielleicht das ganze Leben beeilflussen könnte, wenn man es lässt. Auch darüber bin ich mir im Klaren. Doch solltest du dir in den folgenden zwei Wochen etwas klar werden, so bitte ich dich ernsthaft und so wahr ich hier stehe: nimm keine Rücksicht auf meine Gefühle, sondern sage es mir."


    Mela hob die Hände und legte sie vorsichtig auf Livillas Schultern.
    "Du wirst mich nicht verlieren. Selbst, wenn du irgendwann eine Entscheidung treffen solltest, die mich schmerzt. Sie wird vielleicht den Liebenden schmerzen und in ein dunkles Loch hinunterziehen, aber sie wird niemals den Freund auslöschen, der ich dir sein möchte."


    Mela ließ die Hände noch einen Moment auf ihren Schultern ruhen, dann nahm er sie fort und trat zwei Schritte zurück. Der Anstand brachte ihn dazu und der Wille, Livilla nicht zu beeinflussen, sondern sich so zu geben, wie er nun einmal war. Es war ihre Entscheidung, ihre ganz allein. Und er würde ihr nicht etwas aufzwingen, das sie nicht wollte. Kurz stand er etwas hilflos herum und fragte sich, wie sie aus dieser Situation nun herauskommen sollten. Dann fiel ihm wieder ein, weshalb er ursprünglich gekommen war und er räusperte sich leise und sagte:
    "Hm, eigentlich war ich gekommen, um dich nach einem gemeinsamen Spaziergang zu fragen. Nicht, um dir Kummer zu bereiten. Ich kann verstehen, wenn du nun nicht mehr spazieren gehen möchtest..."

  • Am liebsten wäre ich davon gelaufen, war ich doch einfach zu feige dieses Gespräch mit ihm weiter zu führen. Ich wollte nur noch fort, weit weit fort, vielleicht wieder nach Hispania? War ich dort nie solch einer Entscheidung ausgesetzt. Doch entfernte ich mich nur einen Schritt von Hispania und ging nach Germania, dabei entstand plötzlich eine Last, die mir fremd war.


    Für einen Moment schwieg ich und sah ihn flüchtig dabei an, keine Worte fand ich mehr. Ich konnte mich nicht einmal dazu bringen, mich zu entscheiden, ob es überhaupt mein Wunsch war, mit ihm spazieren zu gehen. Würden sie denn überhaupt ein anderes Thema ansprechen können? Seine weitere Berühung hatte die Folge, das ich zusammen zuckte. Ich konnte keine Ruhe finden.


    "Für mich ist dies wie ein Zwang, in zwei Wochen mich für oder gegen dich zu entscheiden. Doch ich muss dieser Bedingung folge leisten, denn ich habe keine andere Wahl. Sollte ich nicht glücklich sein, sollte ich nicht über dein Kommen, das schönste Lächeln mein Gesicht zieren? Doch ist es nicht einfach, zu akzeptieren, was du fühlst."


    Ich atmete tief durch bevor ich fortsetzte. So standen wir uns beide gegenüber und ich war diejenige , die vollkommen aufgelöst schien.


    "Dein Angebot auf einen gemeinsamen Spaziergang werde ich eingehen, weil du mein Freund bist, es gibt keinen Grund wieso ich ihn ablehnen sollte, doch keine passenden Worte scheine ich zu finden, die nicht auf dieses Thema hinweisen. Doch du bist ehrlich und auch ich werde ehrlich zu dir sein, das verspreche ich dir."


    Erkannte ich jetzt erst den Mut Secundus mir seine Gefühle preis zu geben, diesen Mut, den ich nicht mal bei Constanius aufgebracht hatte. Man hatte das Recht so zu fühlen, dass recht es auch den zutreffenden anzuvertrauen. Doch nur der Mut, er schien immer zu fehlen.

  • Mela verstand jetzt, was er mit seinen Worten angerichtet hatte. Sie fühlte sich unter Druck gesetzt. Er war eben ein Dummkopf, einfach zu unerfahren und neu auf diesem Gebiet, dem Gebiet der Liebe. Er sah Livilla an seufzte unmerklich. Wie konnte er das nun wieder gut machen? Oder gar rückgängig? Wohl gar nicht. Wie gern hätte er sie wieder berührt, ihr tröstend über das Haar und den Rücken gestrichen. Aber er stand nur da, zwei Schritt von ihr entfernt und die Hände verschränkt hinter dem Rücken, und sah die schmale, zierliche Livilla an.


    "Verzeih mir, Livilla", sagte er. Es war vielleicht nicht unbedingt das schlaueste oder das beste, aber es kam von Herzen und war mehr als ehrlich gemeint. Mela war sich unsicher. Gehen oder bleiben? Er wollte sich Livilla nicht aufzwingen, aber er wollte auch nicht einfach wieder gehen, ohne Zeit mit ihr verbracht zu haben. Ohne in ihrer Nähe gewesen zu sein. Sein Kopf war ein großes Fragezeichen. Nach einigen Momenten, in denen er einfach nur dastand und sich elend fühlte, es aber nicht zeigte, sagte er schließlich noch etwas.


    "Ich möchte nicht, dass du dich zu etwas gezwungen fühlst, Livilla. Dazu bist du mir zu wichtig. Ich sollte besser gehen. Wenn... Wenn du mich sehen möchtest, wirst du mich in der Casa Petronia finden", sagte er schweren Herzens. Aber es war wohl keine gute Idee, nun darauf zu bestehen, dass sie spazieren gingen. Er wartete allerdings noch auf Livillas Reaktion, ehe er gehen würde.

  • Immer wieder schoss mir die Frage in den Kopf, ob meine Zuneigung zu Secundus, genauso stark war wie die seinige. In diesen Moment spürte ich gar nichts, allein nur meine Belastung, die mir keine Möglichkeit gab ein einziges Gefühl zu erkennen.


    "Ich möchte dich nicht vorschicken und auch nach einen Spaziergang würde es mich immer reizen. Deine Worte sind so verwirrend für mich und so sehe ich es als besser, das wir heute zum Abschied kommen. Jeder von uns beiden sollte jetzt seinen Pflichten wieder nachgehen, denn hier im Atrium wird es sicherlich heute zu keiner Entscheidung mehr kommen."


    Es lag mir in der Absicht, das ich es vermeiden wollte das weder Helena, Constantius, Wonga oder sonst wer, von diesen Gespräch nur das geringste mitbekommen. Dennoch musste ich mir eingestehen, das Helena und Constantius, über den Besuch Secundus Melas bereits informiert waren.


    Ich war Secundus dankbar, das er mir versprach niemals die Freundschaft zu brechen, auch wenn er mehr verlangte. So konnte ich mir sicher sein, das er mich immer sehen mochte und der Hinweis das er in der Casa Petronia zu finden sein würde, war daher ein eindeutiger Beweis.


    Meiner Aufmerksamkeit entging auch nicht wie er seine Hände verschränkte, diese neutrale Haltung, so war ich mir sicher, das er diese nur annahm, da er der Meinung war, ich lehnte seine Berührung ab.


    Vielleicht liegt es daran, das ich dich als Soldat kennen gelernt habe und glaube mir in diesen Castellum ist es nicht leicht Gefühle, solcher Art, zu empfinden, wenn du unter der Gesellschaft von Männer bist. Doch werde ich diesesmal auf dich zu kommen. Kannst du mich morgen in der Casa Petronia empfangen, wähle die Tageszeit, nach der ich mich richten werde."


    Antwortete ich nun ruhiger und mein Blick wirkte nicht mehr schwächlich, denn er wurde leicht entschlossener.

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