• Seine Herrin hatte ihn für ein paar Stunden entlassen, da sie etwas Ruhe wollte. Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, sie allein zu lassen, aber so führten ihn seine Wege wieder einmal zum Markt. Der Morgen war noch jung und die Gerüche nahmen den Platz für sich ein. Auf der einen Seite stand ein Sklavenhändler, der Ceadh verdammt bekannt vor kam und bei dem er sich noch revanchieren wollte. Auf der anderen Seite wurde Vieh verkauft, aber den Hauptteil des Platzes nahmen die Stände ein, die frische Lebensmittel von den Bauernhöfen verkauften. Er wusste, dass die Preise Wucher waren und so umschloss er die Faust mit den Sesterzen etwas fester. Sie hatte ihm ein paar davon gegeben, damit er sich etwas kaufen konnte, aber er war unschlüssig. Eher vermisste er die einfache Art der silurischen Märkte. Aber er konnte sich nicht wirklich dagegen wehren, darum summte er, in Erinnerung an seine Heimat, eine alte silurische Melodie, ein Wiegenlied.

  • Auch Nadia war wieder einmal hier draussen unterwegs und völlig in Gedanken, wann sie wieder Cato sehen würde. Sie vermisste ihn schon jetzt, auch wenn es letztendlich erst Stunden her war, dass sie sich gesehen und umarmt hatten. Sie konnte immer noch seine Hände spüren und seine Küsse, seine Nähe und sein ganzes Sein, aber sie hatten sich wieder für einige Zeit trennen müssen und so ging sie ihrer "Arbeit" nach, denn heute besorgte sie einige Kräuter für die Culina. Dies war ihr nur recht gekomen, denn soe musste sie nicht drauf hoffen von niemanden in der Villa gesehen zu werden. Nadia lief zwischen den Ständen entlang und irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sich die Stände hier verändert hatten oder es kam ihr einfach nur so vor.
    Als sie grade zu einem Stand laufen wollte hörte sie ein ihr sehr bekanntes Summen und drehte sich um wo sie einen wirklich großen Mann stehen sah, der eine Melodie summte die ihr sehr bekannt war. Es war ein Wiegenlied und sie hatte es schon oft gesummt damals in Britannia. Es schien schon so lange her zu sein. Ein wenig verwundert sah sie den Mann an und kam sich alleine schon wegen ihrer Größe sehr klein vor.

  • "Ó oíche go hoích, mo thuras,
    An bealach fada romham.
    Ó lá go lá, mo thuras,
    na scéalta na mbeidh a choích."


    Eigentlich summte er das Lied nur, doch ab und zu, wenn ihm danach war, sang er eine Strophe mit, griff sich einen Apfel beim Obsthändler und warf ihm die gewünschte Summe an Münzen zu. Weiterschlendernd polierte er sorgfältig den Apfel an seiner groben Wollstofftunika und biss herzhaft in den Apfel hinein, was ihn aber nicht daran hinderte, weiter zu summen. Fast friedlich wirkte er, wie er da schlenderte, die einzige Tatsache, die ihn aus der Menge hervorhob, war seine Größe. Ein kleiner Junge mit einem Holzgladius baute sich vor Ceadh auf, lachte und piekste ihn mit der Spitze der hölzernen Waffe in den Oberschenkel, ihn als Vercingetorix beschimpfend und er solle sich gefälligst niederknien. Erst ignorierte er das Kind, doch als es aufdringlicher wurde und darauf beharrte, er solle sich endlich vor ihm hinknien, schob er den Jungen einfach zur Seite, ihm gutmütig auf die Schultern klopfend. Kinder. Eigentlich mochte er Kinder, aber die meisten römischen Kinder waren verzogene Gören, hatten keine Ahnung von Autorität und waren nur aufmüpfig und frech. Nur zu gerne hätte er dem Kind mit seinem Gürtel etwas autoritäre Erziehung eingebläut, doch er besann sich eines besseren und warf ihm seinen Apfel zu, worauf er zum Stand ging und sich einen zweiten holte.

  • Normalerweise würde sie das nie machen, aber der Mann mit der besonderen Größe hatte plötzlich ihre vollste Aufmerksamkeit und alles nur weil er dieses Liedchen vor sich her summte. Langsam und mit genügend Abstand folgte sie ihm die paar Schritte hinterher und musste hinter vorgehaltener Hand kichern als sie dieses Bild mit dem kleinen Jungen sah. Es war einfach herrlich sich das anzusehen wie der "Riese" mit dem "Zwerg" umging und der kleiner versuchte ihn zum Niederknien zu zwingen. Ihren Kopf leicht zur Seite gebeugt um besser sehen zu können kam sie noch etwas näher, als er den Jungen zur Seite schob. Dieser aber, er fing den Apfel grade so auf, starrte ihn einen Moment lang ziemlich verdutzt an und folgte ihm einfach.
    Nadia die eine stille Beobachterin des Ganzen war, fand nicht, dass das eine gute Idee war und folgte ebenfalls.
    Die Melodie hatte sich nun so in ihren Gedanken verankert, dass sie sie einfach nicht mehr wegbekam.


    Lucius, so hieß der Junge stellte sich mit seinem kleinen Holzschwert mutig hinter ihn. "Stell dich endlich du Feigling" sagte er in seinem Übermut und bedrohte ihn, was natürlich nicht grade zum fürchten aussah. Nadias Schmunzeln wurde immer breiter.

  • Leise knackte es, als Ceadh seine Zähne in dem Apfel vergrub und das Fruchtfleisch aus der Frucht riss. Er kaute genüsslich und wischte sich mit dem Handrücken den Saft des Apfels von den Lippen, als er erneut die Stimme des Jungen hörte. Latein. Er hasste Latein. Und mit seiner rauen Stimme, die das Gälische gewohnt war, konnte er es auch nur mehr schlecht denn recht sprechen. Langsam, in Zeitlupe, fast wie eine Urgewalt, drehte er sich um und senkte den den Blick mit den verengten Augen auf den Jungen hinab.


    "Haben dir deine Eltern nicht beigebracht, dass man Angst sollte haben vor tribus silurii?" Er griff nach dem Holzschwert, fasste es an der hölzernen Klinge und zog es dem überraschten, überrumpelten Jungen aus der Hand, dann klappste er ihm mit dem Griff auf das Hinterteil, ehe er ihm das Schwert wieder hinhielt. "Regel Eins. Halte dein Schwert fest." Der Junge starrte ihn immer noch unverändert an. "Was ist? Du willst doch.. ein großer.. Krieger werden." Langsam dürfte der Junge Nackenschmerzen vom hinaufstarren bekommen. Er blinzelte, sah kurz zu Nadia, dann in die andere Richtung... und rannte einfach weg.
    Kinder.

  • Zuerst hatte sie gedacht, dass es nun wirklich Ärger geben würde, aber sie hatte sich den Göttern sei dank dabei einfach nur getäuscht. Wieder lagen ihre Finger auf ihren Lippen als sie die beiden ungleichen beobachtete. Auch andere Leute waren kurzzeitig darauf aufmerksam geworden wie der Junge den Riesen anmachte und mit ihm "spielen" wollte.
    Sie hiel t die Luft an und wäre fast bereit gewesen einzugreifen als der Hüne dem Jungen das Schwer aus der Hand nahm und ihm damit auf das Hinterteil hieb. Ihr Schmunzeln wurde breiter und sie nahm ihre Hand hinunter, und als der Junge zum Schluß die Flucht ergriff kam sie auf ihn zu.


    "Den Jungen hast du nun aber ziemlich geärgert. Er wollte doch nur spielen" meinte sie ganz nebenbei als sie das Obst musterte welches an dem Stand ausgestellt war. "Ich habe deine Melodie gehört, die du gesummt hast, woher kommst du? Wenn ich denn fragen darf." Es wunderte sie ein wenig, dass sie gar keine Angst zu haben schien, aber vielleicht lag es auch daran, dass sie eine gewisse Vertrautheit zwischen ihm und sich spürte.

  • Er sah dem Jungen einige lange Momente nach und labte sich zufrieden an einem Apfel, als eine kleine Frau in sein Sichtfeld trat und ihn ansprach. Erst runzelte er die Stirn, dann schmunzelte und kaute einfach weiter, während sie sprach. Als sie am Ende angelangt war, schluckte er den Apfel hinunter und setzte schließlich zu einer Antwort an.
    "Ich mag ein Sklave sein, Mädchen, aber ich knie nicht vor jedem. Vor allem nicht vor einem Römer." Als er sie so ansah, mit ihren hellblonden Haaren, brummte er, da sich wieder eine innere Stimme meldete, die ihm zutrug, dass er nun doch etwas herzlos wirkte.
    "Sicher darfst du fragen. Ich komme aus Britannica.. aus dem Westen. Ich bin ein Mann aus dem Stamme der Silurer.", erwiderte er nicht ganz ohne Stolz und musterte sie noch einmal. Eigentlich ein hübsches Ding. "Woher kennst du die Melodie?" Blonde Frauen waren unter den Römern selten, doch wusste er, dass sich die Römerinnen gerne Perücken aus den Haaren ihrer blonden Sklavinnen machen ließen. Nur sah sie nicht reich aus. Also konnte sie eigentlich nur ebenso eine Sklavin oder Peregrini sein.
    "Is as an britannica. Cá bhfuil tú i do chónaí?.. Woher kommst du?"

  • Ein wenig fragte sie sich schon ob es eine gute Idee war hier her zu gehen und ihn anzusprechen, aber sicher würde er ihr nichts tun hier vor allen Leuten. "Nun es sagte auch niemand, dass du dich vor irgendwem niederknien sollst und er war auch nur ein Junge wenn auch ein römischer, der es nicht besser wusste" meinte sie leise. Langsam kreuzte sie ihre Arme vor der Brust und beobachtete ihn weiter. Ihr Blick hellte sich etwas auf, als sie erfuhr, dass er auch aus Britannia kam, denn sie hatte hier noch niemanden getroffen der von dort kam. "Ich kenne diese Melodie aus meiner Heimat, denn dort habe ich sie oft gesummt und auch andere. Es ist etwas was ich mir sehr eingeprägt habe und auch nie vergessen werde." Sie neigte ihren Kopf etwas und schaute ihn an wobei sie ziemlich aufsehen musste was sie so gar nicht gewohnt war.
    "Ich komme ebenfalls aus Britannia und habe bis vor noch gar nicht so langer Zeit dort auch noch gelebt" antwortete sie ihm in jender Sprache die er nutzte. Etwas was sie nie vergessen hatte und nun doch recht seltsam war wieder zu nutzen. Schon lange hatte sie nicht mehr diese Sprache gesprochen und es wunderte sie, dass sie sie noch so konnte, wenn auch nicht mehr Fehlerfrei. "Wie heißt du?"

  • "Ceadh.", erwiderte er erst recht knapp, ließ sich dann aber zu einer etwas längeren Antwort erweichen durch ihren Blick. "Ich weiß nicht, welche Erfahrungen du bisher mit den Römern gemacht hast. Aber ich war.. eine Art Hauptmann und habe versucht, das Gebiet der Silurer zu verteidigen. Vergeblich, wie du nun siehst. Und wie heißt du, Mädchen von Albion?"

  • "Ich heiße Nadia und ich habe beide sowohl schlechte wie auch gute Erfahrungen mit Römern gemacht. Ich bin meine Leben lang die Sklavin von welchen und habe mich bis Zeiten nie beklagen müssen. Für dich tut es mir leid." Sie sah ihn etwas traurig an, denn sie konnte ihn doch verstehen, auch wenn sie es bald hinter sich hatte und wenn er wirklich solch ein Krieger gewesen war, dann war es noch verständlicher.

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