Das Arbeitszimmer des Aurelius Corvinus

  • Ich saß in meinem Arbeitszimmer und ging einige Listen durch, als es plötzlich klopfte. Ich bat den Klopfenden herein. Es war Mecks, einer der Sklaven. Und er hatte die Liste dabei, de ich haben wollte. Ich nahm sie entgegen und schickte ihn wieder fort.



    Mosaikenleger



    Emblemae Decima (Germanien)
    Roma´s feinste Mosaike (Italia, augenscheinlich stillgelegt)
    Tesselarius Atia (Hispanien)


    Grübelnd verharrte ich mit Blick auf die Wachstafel. Kein bedeutsamer Mosaikenleger in Rom, nicht einmal in Italia. Meine Wahl würde wohl auf den bekannteren der beiden gens Namen fallen. Decima. Atia sagte mir leider gar nichts. Also setzte ich einen Brief auf.


  • Decima Valeria
    Castellum der Legio IX
    Colonia Claudia Ara Agrippinensium
    Germania


    Eilbrief



    Salve Decima,


    ich schreibe dir in meiner Funktion als magistratus der Stadt Mantua mit einem Anliegen, deinen Betrieb emblemae decima betreffend.
    Mantua plant, einen Park mit Grünflächen und Plätzen für Gesellschaftsspiele anzulegen, Hier würde dein Mosaikenleger ins Spiel kommen, denn es sollen nicht nur Gärten, Wiesen und Wege angelegt werden, sie sollen auch verschönert werden mit Mosaiken, in die teilweise auch Spielbretter für Gesellschaftsspiele eingelassen werden sollen. Mantuas Park soll ein Hort der Ruhe, Entspannung und Erholung werden. Man trug mir die Information zu, dass du den geeigneten Betrieb hierfür an der Hand hättest. Alles weitere könnte man besprechen, wenn du mir für rund zehn gelegte Mosaike zusagen würdest.


    In Erwartung einer positiven Antwort verbleibe ich.
    Vale bene.


    Marcus Aurelius Corvinus
    http://www.imperiumromanum.net…gs/itcman-magistratus.png



    Ich las mir den Brief noch einmal durch, nickte und siegelte ihn. Ein Sklave würde ihn fortbringen.

  • Ich hob die Brauen.
    "Camryn?" fragte ich und stand auf.
    "Blonde, gelockte Haare und etwa so groß?"


    Ich zeigte eine Höhe an und sah Assindius forschend an. Irgendwie konnte ich es nicht glauben, dass die Zeit des Wartens ein Ende hatte.

  • In der Villa Aurelia angekommen begrüßte ich erst einmal alle die mir vertrauten Gesichter und fragte, ob jemand wüßte wo Aurelius Corvinus steckt. Angeblich in seinem Arbeitszimmer. Also klopfte ich vor diese Tür.

  • Überrascht sah ich auf, schrieb ich doch gerade an einigen Gehaltsaufstellungen der Stadt Mantua. Dabei fiel mir erneut auf, dass der praefectus vigilum noch auf den Listen stand, obwohl er schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen worden war.
    "Herein", bat ich den Klopfenden und sah von der Arbeit auf.

  • Nach dem Herein, öffnete ich die Tür und ging herein. Ich öffnete meinen Mund um etwas zu sagen, überlegte aber dann was ich sagen sollte. Wie rede ich den denn jetzt eigentlich an? Na is ja toll, aber auch egal.


    „Tach! Meine Herrin lädt zu dem geplanten Essen in der Villa Claudia ein. Sie wollte mit mir noch etwas erledigen, so dass wir nicht gemeinsam abfahren können. Sie sagte aber, dass eine Stunde reichen dürfte, sich zurecht zu machen."

  • "Zu dem geplanten Essen?" wiederholte ich und sah Deandras Sklaven fragend an. Ich wusste nichts von irgendeinem Essen, daher war mir das sonderbatr.
    "Also gehe ich recht in der Annahme, dass Deandra mich zu einer cena einläd. In die villa Claudia. Und ich habe eine Stunde Zeit, um mich dort einzufinden. Ist das korrekt?" fragte ich in brüsk. Sehr sonderbar, das Ganze.

  • "Hm. Richte ihr bitte aus, dass ich pünktlich eintreffen werde", sagte ich und widmete mich demonstrativ wieder meiner Briefe, auch wenn ich mich nicht richtig konzentrieren konnte, da die Geschehnisse des gestrigen Tages wieder auf mich einströmten. Bald sah ich ein, dass es keinen Sinn hatte, und ließ die Arbeit liegen, um mich herrichten zu lassen für die cena.


    Eine gute Dreiviertelstunde später verließ ich an Bord einer Sänfte die villa.

  • Kurz nach der Anmeldung bat der Sklave den besucher herein. Ich grüßte den Mann und deutete auf einen freien Stuhl.
    "Salve. Mein Name ist Aurelius Corvinus. Setz dich doch bitte. Ich hörte, du forscht nach einem Freund? Inwiefern kann ich dir dabei denn behilflich sein?"

  • Ich setzt mich


    „Salve Aurelius Corvinus, mein Name ist Drakontios. Ich suche meinen alten Freund Gn. Corvius Lunaris. Es soll hier gewohnt haben. Dein Sklave sagte mir, dass die Corvier hier nicht mehr wohnen. Nun wüßte ich gern, ob dir der neue Aufenthaltsort bekannt ist.“

  • Ich nickte geflissentlich.
    "Ich kenne ihn nicht persönlich - zumindest kann ich mich nicht mehr an ihn erinnern - aber der Name sagt mit etwas. Mein Vater und er pflegten nach dem Aufkauf und Anbau des Hauses noch Kontakt miteinander. Er ging zurück nach Griechenland. Irgendwann riss der Kontakt dann ab, mehr kann ich dir leider nicht sagen. Warum suchst du ihn denn, vielleicht kann ich irgendwie behilflich sein?"

  • „Nun, wir kennen uns von früher, aus der Zeit in der er in Griechenland Philosophie studierte. Eines Tages zog es ihn zurück nach Hause. Auch mich zog es fort aus der griechischen Heimat. Es war mein Anliegen ihn zu besuchen, zu erfahren wie es ihm geht, seinen Rat einzuhohlen.“

  • Mit aneinandergelegten Fingerkuppen betrachtete ich den Griechen und dachte darüber nach, wie ich ihm nun weiterhelfen konnte, doch recht einfallen wollte mir nichts.
    "Es tut mir wirklich leid, dass du den weiten Weg umsonst gemacht hast, sollte der Beweggrund wirklich nur das Wiedersehen eines alten Freundes gewesen sein. Ich kann dir in dieser Sache nicht weiterhelfen, denn mir liegt auch keine Anschrift in Achaia vor."


    Ich überlegte noch eine Weile hin und her. Die lateinische Sprache schien keine Schwierigkeit für den Griechen darzustellen, und da er scheinbar ohne weitere Pläne hergekommen war, entschloss ich mich zu einer Frage.
    "Was hast du nun vor, Drakontios, und kann ich dir noch irgendwie behilflich sein? Ich bräuchte einen scriba personalis, jemanden, auf den ich mich verlassen kann. Wäre dies ein Grund, deinen Besuch in Italien auszudehnen?"

  • Verwundert hob ich beide Brauen. Hatte ich doch vor kurzem noch viele negative Dinge über Römer gehört und mich über ihre permanente Ignoranz amüsiert, überraschte mich dieses erneut. Nicht nur, dass mein lieber Freund Lunaris nach Griechenland zurückgekehrt war, obwohl es ihn nach seinen eigenen Worten stets nach Hause, in die Italische Heimat, zog und er der Meinung war nur hier glücklich zu sein, nein, aus dem Nichts heraus fragt mich ein römischer Patrizier, ob ich bei ihm Scriba werden möchte, obwohl mich dieser erst wenige Augenblicke kennt. ‚Stultorum plena sunt omnia‘ hatte Cicero geschrieben, wie recht er doch damit hatte.


    „Nun, meine weiteren Pläne waren ungewiss. Dies war ein Grund, warum ich den Rat meines Freundes einholen wollte. Sein großes Wissen und seine vertrauensvolle Art sollten mir helfen, einen Weg zu wählen, welchen ich nun gehen möchte. Wie es scheint, hat er mir dennoch geholfen.“


    Einen kurzen Moment gedachte ich Lunaris und dankte ihm im Geiste. Kurz überlegte ich, ob ich in der für ihn typisch poetischen Sprache weiter sprechen sollte, um ihm diesen Moment zu widmen, oder ob ich meine eigenen Worte sprechen lassen sollte. Ich entschied mich für letzteres, da meine zwar nicht geringen Kenntnisse der Poetik, nur tölpelhaft gegenüber den seinigen wären. Mit leichtem Lächeln und sanfter Stimme sagte ich:


    „Viele Gründe könnten mich bewegen, meinen Italien Aufenthalt zu verlängern. Ein solches Angebot ist einer davon, sogar ein sehr guter. Darum nehme ich es an!“

  • Ich blinzelte kurz und grinste dann, die beiden Hände überrumpelt und abgewehrt erhoben.
    "Immer langsam mit den jungen Pferden. Erzähle mir zunächst etwas über deinen Werdegang. Was hast du bisher gemacht? Und wo hast du in Achaia gelebt? Ich war nämlich während meines Studiums dort."


    Ich erhob mich und schenkte ihm und mir verdünnten Wein ein, während ich noch sprach, dann setzte ich mich und deutete mit dem Becher in der Hand auf Drakontios.
    "Woll'n doch mal sehen.." sagte ich und fuhr sodann auf griechisch fort. Es lag gute fünf Jahre zurück, seitdem ich diese Sprache fließend beherrscht hatte.
    "Ich war natürlich in Athena, eine wunderbare Stadt, aber auch eine sehr belebte. Obwohl sie so groß war, kam sie mir dennoch lockerer als Roma vor. Vielleicht lag es an der Mentalität der Griechen. Sie sind ruhig und aufgeschlossen, und ich kann nicht leugnen, dass ich viel gelernt habe, auch wenn es eine harte Zeit in der Fremde war. Aber nun erzähl du doch bitte."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!