[Regiofest] Die Legio


  • Schließlich folgten die Legionäre. Vor der ersten Centurie ging der Primus Pilus, auf dessen Brust zahlreiche Auszeichnungen prangten - ähnlich wie auf der Brust der Legionäre, die ihm folgten. Viele von ihnen hatten Narben von den vielen Kämpfen, an denen diese Veteranen teilgenommen hatten.
    Die frischpolierten Helme der Soldaten reflektierten das Sonnenlicht und blendeten so manchen Zuschauer, die Tuniken leuchteten in tadellosem Rostrot.
    So reihte sich Helmbusch an Helmbusch, Schild an Schild...
    Trotz der antrainierten ausdruckslosen Gesichter spührte man an jedem Mann, dass er stolz auf seine Legion war, dass er gerne dort stand.
    Langsam kam der Heerwurm voran und erreichte die letzten Häuserblocks vor dem Forum...

  • Nach den Legionären der ersten Kohorten folgten die Stabsoffiziere.


    Der Legatus Legionis Decimus Livianus trug wieder seine neue Uniform:
    Unter seinem Mantel leuchtete ein weißer Panzer mit zwei kleinen silbernen Löwenköpfen und anderen Verziehrungen sowie der Feldherrenbinde hervor, auf dem Kopf wallte der Federbusch bei jedem Schritt seines prächtigen Pferdes, das er mit mit den Beinen, die in schimmernden Beinschienen steckten, antrieb.


    Nach dem Legaten folgten die Tribune - zumindest die anwesenden. Jeder von ihnen hatte seine Paradeuniform auf Hochglanz bringen lassen und so funkelte und leuchtete alles an ihnen, als ob sie dem Olymp entstiegen seien. Die Federbüsche auf den Helmen zeigten verschiedenste Farben, denn die Männer wollten ja aus der Masse herausstechen. Da jedoch alle verschiedene Farben hatte, stach doch wieder keiner heraus...

  • Er wandte sich an Aelia. "Ah sieh, da kommen sie. Meine Güte, man sollte nicht meinen, dass Menschen so viel Staub aufwirbeln können. Wie siehts aus? ISt die Stadt gegen Klagen wegen Staublunge abgedeckt?" grinste er sie an.

  • Gerade noch betrachtete ich einigermaßen beeindruckt die lange Menschenschlange, als ich Fuscus´ Frage hörte und meine Gesichtszüge entgleisen ließ. 8o
    "Bei allen Göttern...", keuchte ich, musste allerdings gleich grinsen. "Dieses Regiofest wird uns ruinieren."

  • Schließlich erreichte der Heerwurm das Forum, wo ein großer Teil des Platzes abgesperrt worden war, um die ganze Legion aufzunehmen. An einer Seite des Forums war eine Ehrentribüne für die Comes, den Magister Scriniorum und verschiedene andere herausragende Personen der Regio, sowie den Legaten und seine Tribune errichtet worden war.
    Der Adler positionierte sich direkt davor, die Signifer stellten sich links und rechts neben den Adler, so dass eine Wand aus Feldzeichen entstand.
    Die Turmae bezogen gegenüber Stellung, wobei sie noch Platz für die beiden anderen Turmae am Ende des Zuges ließen.
    Dann marschierten die Legionäre ein. Sie nahmen die beiden freien Seiten in Anspruch, wo sie eine Reihe nach der anderen füllten. Somit war ein rechteckiges Feld entstanden, das nun der Legionsstab durchquerte. Neben der Tribüne eilten Knechte herbei, die den Offizieren von den Pferden halfen, so dass diese die Tribüne erklimmen konnten.
    Endlich kam das Gros der Legion: Kohorte um Kohorte marschierten die Legionäre stolz auf dem Forum ein. Sicher hatten einige von ihnen ihre Liebste in der Menge erspäht und waren nun stolz, sich in ihrer besten Aufmachung präsentieren zu dürfen.
    Am Ende erreichten schließlich die letzten beiden Turmae den Platz und positionierten sich neben den anderen beiden.
    Währenddessen reichten Sklaven auf der Tribüne den Ehrengästen bereits kühle Getränke, da sich der Einmarsch einige Zeit hinzog...

  • Endlich war die gesamte Legion angetreten: Auf der einen Seite die Reiterei, gegenüber der Stab und die Signifer, sowie die Leibgarde des Legaten und der Tribune, auf den beiden anderen Seiten die Legionäre.
    Die Hörner erklangen und aus den Reihen der Legionäre trat die erste Cohorte vor. Der Primus Pilus brüllte Kommandos:


    "State in Ordine!"


    Die Legionäre bildeten ein Rechteck und nahmen blitzschnell Haltung an.


    "Ad sinistram!"


    Die erste Kohorte drehte sich wie ein Mann zur Tribüne mit den Ehrengästen.


    "Ad dextram! In duos Ordines"


    Die Männer drehten sich zurück und teilten sich: Die eine Hälfte machte zwei Schritte nach Rechts, die andere nach Links.


    "Pila dorsum!"


    Es gab einen lauten Schlag, als alle Legionäre ihre Pila aufs Pflaster knallten. Die Synchronie, mit der sie arbeiteten, war sogar für die anderen Legionäre beeindruckend.


    "Pila sursum!"


    Die Männer nahmen wieder gleichzeitig ihre Pila auf und blickten dabei noch immer ausdruckslos geradeaus.


    "In aciem venite!"


    Wieder gab es ein beeindruckendes Schauspiel: Die Legionäre der vorderen Reihen traten nach außen, sodass sich Zwischenräume bildeten. In diese Zwischenräume traten nun die Legionäre der hinteren Reihen. Somit bildete sich eine Schlachtreihe von einem Ende des abgesperrten Platzes zum anderen.


    "In Ordine!"


    Wieder bildeten die Männer mit derselben Präzision ein Rechteck.


    "Testudo!"


    Die Soldaten rissen ihre Scuta hoch und bildeten die berühmte Formation der römischen Legionen.


    "Cuneus!"


    Diesmal rissen die Soldaten die Schilde wieder hinunter und bildeten ein gleichseitiges Dreieck, das auf beiden Seiten mit Schilden gepanzert war.


    "Ordo apertus!"


    Diesmal hatte man fast das Gefühl, die Legionäre liefen etwas planlos umher, doch innerhalb von wenigen Augenblicken stand ein Rechteck aus Soldaten da, wobei zwischen den Soldaten jeweils etwa ein Meter Abstand lag. Mit dieser Formation konnte man im Felde auf bestimmte Taktiken reagieren - sie war einer der Vorteile gegenüber der Phalanx.


    "In duos agmines!"


    Die Soldaten bildeten gegenüber auf den beiden Seiten des Platzes Marschordnungen, die jedoch nicht nach vorn, sondern sich jeweils anblickten.


    "Pergite et permutate!"


    Nun setzten sie sich in Bewegung. Dabei gingen die Soldaten jeweils auf Lücke zwischen den gegenüberliegenden hindurch und tauschten dabei ihre Pila aus. Dieses Vorgehen hatte keinerlei praktischen Nutzen, jedoch beeindruckte es den unbedarften Zuschauer.
    Schließlich kam der letzte Befehl


    "In ordine! Regredite!"


    Damit bildeten die Legionäre der I. Kohorte wieder ihr Rechteck und traten zurück in die Reihen der übrigen Legionäre am Rand.


    Nun erklangen erneut die Hörner mit einem anderen Signal und die zweite Kohorte trat vor. Sie bildeten ein Quadrat und das Kommando des Secundus Pilus Prior erschallte:
    "Testudo!"
    Innerhalb eines Wimernschlags rissen die Legionäre ihre Schilde hoch und bildeten wie ihre Vorgänger die Schildkröte. Erneut erklang ein Signal und zwei Männer traten vor: Es waren zwei Centuriones von der zweiten Cohorte und nun gingen sie auf die Schildkröte zu. Jeder von beiden hatte zahlreiche Auszeichnungen auf der Brust und einen leuchtend farbenen Helmbusch, sowie ein reichverziertes Rundschild. Diese beiden Männer schwangen sich nun von zwei Seiten auf die Testudo und stiegen vorsichtig auf ihrem Dach in Richtung Mitte. Noch einmal erklang der Secundus Pilus Prior
    "Salutate!"
    Nun drehten sich die beiden Centurionen zur Tribüne, zogen ihre Gladii und hoben diese zum Gruß.
    "Ave, egregii! Pugnaturi te salutant!"


    Dann wandten sie sich wieder gegenseitig zu und erneut erscholl ein Trompetensignal, woraufhin die zuschauenden Legionäre mit ihren Pila auf ihre Schilde trommelten, was ein dunkles Donnergeräusch erzeugte. Währenddessen rissen die Centurionen ihre Schilde hoch und umtänzelten sich - sogut es eben auf einer Testudo ging. Dort, wo die beiden auftraten, sanken die Schilde gelegentlich leicht ab, wurden jedoch dann wieder angehoben. Für die Legionäre im Innern der Testudo war dies eine harte Kraftprobe, für die Centurionen oben eine Frage des Geschicks...

  • So begannen die Centurionen: Zu Beginn wagte keiner, den ersten Schlag zu machen. Dann plötzlich stieß der eine von ihnen einen Schrei aus und ließ sein Schwert hinter dem Schild hervorstoßen. Doch der andere hatte es vorausgesehen - er riss seinen Schild hoch und blockte den Angriff ab, wobei er jedoch die Gelegenheit nutzte und ebenfalls zustieß. Als das Schwert auf den Schild prallte, konnte man außerdem anhand des Geräusches erkennen, dass die Waffen wohl aus bemaltem Holz waren. Wieder versuchte der linke Centurio einen Stich und der andere wich aus. Dabei glitt er jedoch von dem Scutum, auf dem er stand und fiel zu Boden. Allerdings rappelte er sich blitzschnell wieder auf, weshalb der Nachstich des anderen auf das Scutum schlug, auf dem gerade noch ein Centurio gelegen hatte.


    Erneut holte einer der Centurionen aus und schlug dieses Mal mit dem Gladius, sodass er, wenn der Schlag getroffen hätte, den Kopf seines Gegners sauber vom Hals getrennt hätte (hätte er die Kraft von Achill besessen). Doch sein Gegenüber duckte sich rasch und stieß in geduckter Haltung auf das Bein des anderen. Damit hatte dieser nicht gerechnet und zog sein Bein zu langsam weg. So traf ihn der Gladius und gleichzeitig verlor er den Halt. Er prallte zu Boden und sein Bein brach durch die Testudo, als ssei er auf einer Eisplatte eingebrochen. Nur der hochgerissene Schild verhinderte einen finalen Schlag. Unter den Schlägen des Gegners gelang es ihm jedoch noch einmal, sich aufzurappeln und in eine offensive Haltung zurückzukehren.
    Wieder ging der Zweikampf hin und her, wobei der eine Centurio etwas humpelte und der Kampf sich doch deutlich von einem gewöhnlichen Zweikampf unterschied, da die beiden Kontrahenten gleichzeitig auf der Testudo balancieren mussten.
    Nach einigem Hin und Her endete der Kampf schließlich: Nach einem unvorsichtigen Angriff des rechten Centurios parierte der linke mit seinem Schild und stieß dem anderen sein Gladius in die Rippen. Daraufhin ließ sich der Getroffene fallen (was zu einer kurzfristigen Eindellung der Testudo führte) und der andere riss seine Waffen hoch.
    Wieder erschollen die Trompeten und ein Jubel erhob sich in den Reihen der Milites.

  • Zitat

    Original von Germanica Aelia
    Gerade noch betrachtete ich einigermaßen beeindruckt die lange Menschenschlange, als ich Fuscus´ Frage hörte und meine Gesichtszüge entgleisen ließ. 8o
    "Bei allen Göttern...", keuchte ich, musste allerdings gleich grinsen. "Dieses Regiofest wird uns ruinieren."


    "Och, finden sich doch sicher einige der höheren Herren, die gar nicht wissen, wohin mit ihrem vielen Geld," schmunzelte er. "Die helfen dann bestimmt aus," zwinkerte er.

  • Die beiden Centurionen kletterten wieder von der Testudo und der Secundus Pilus Prior brüllte


    "In Ordine!"


    Die Legionäre ließen die Schilde sinken. Bei einigen sah man, dass das Tragen der Kämpfenden doch anstrengend gewesen war.


    "Regredite!"


    Die II. Kohorte kehrte zurück in die Formation der Legionäre auf den beiden gegenüberliegenden Seiten.
    Die Menge jubelte ob der beeindruckenden Vorführung und der ein oder andere Soldat, der eben noch in der Schildkröte geschwitzt hatte, machte ein zufriedenes Gesicht - in jedem Krieger steckte wohl ein kleiner Gladiator!


    Sim-Off:

    So, ich geh in den Urlaub - Avitus übernimmt und kann wahlweise noch etwas vorführen oder gleich weitergehen...
    Schöne Ferien euch allen! :)

  • Sim-Off:

    Die nachfolgenden Ereignisse finden zu einem anderen Zeitpunkt statt, am Abend des gleichen Tages. Ausserdem spielt sich das Ganze nunmehr nicht auf dem Forum, sondern nahe des Hafens ab, weswegen ich Terentius Pictor bitten würde, mir wie abgesprochen zur Hand zu gehen und den Schiffsverkeher über den Rhein für die Dauer der Vorstellung zu unterbinden


    "Feuerwerk"


    Langsam legte sich der Abend über die Landschaft Germanias und die Stadt. Die Sonne war nunmehr eine nur schwach glühende rote Scheibe, die dem Horizont entgegen eilte, um der Nacht und den Sternen Platz zu machen. Der Mond stand in seiner ganzen Pracht am stets dunkler werdenden Himmel, als würde er die Zeremonie, die die armseligen Sterblichen hier unten veranstalteten, betrachten. Es war kühler geworden, wenngleich die Hitze nicht vollends kapituliert hatte und die Stadt immer noch mit ihrem gnadenlosen Griff festhielt. Einzig der leichte Wind verschuf etwas Abkühlung und ein Wohlgefühl auf der Haut.


    Alles schien bereit. Die Legion wollte ihre Macht durch eine Präsentation ihrer gewaltigen, zerstörerischen Artillerie demonstrieren und den Menschen zugleich ein Schauspiel darbieten, welches das Auge erfreut. Die Werkzeuge, welche die Geschütze darstellten, und die Artisten, welche die Mannschaften waren, standen bereit und warteten auf das Signal. Es war eine beeindruckende, zugleich aber für den Laien monströs wirkende Parade, die das Instrument zur Überwindung von Befestigungen eines jeden Feindes des Römischen Imperiums darbot.



    Schwere Ballisten, aufgestellt in einer Reihe, ein Dutzend an der Zahl, starrten auf den Fluss hinaus. Scorpione, sämtliche, die die Legion aufbieten konnte, aufgestellt in mehreren Gruppen, vor und neben der Ballistenbatterie. Hindertzwanzig Bogenschützen, in zwei Gruppen an den Flanken aufgestellt. Unweigerlich dachte Avitus an die Übung am Tor, als er die "Russata" befehligt hatte, eine ganze Kohorte Artillerie. Bis auf die schweren Onager, die Wurfmaschinen, war die "Russata" wieder hier, obwohl diesmal mit den besten und erfahrensten Mannschaften besetzt, denn Fehler konnte und durfte sich die Hisnapa hierbei nicht leisten.


    Avitus nahm hinter der Ballistenreihe Aufstellung, so dass er die gesamte kleine Streitmacht überblicken konnte. Wie damals hatte er sich Boten eingeteilt, die seine Meldungen schnell und unauffällig zu den Geschützgruppen überbringen würden. Auf laute Befehle verzichtete er, denn für den ungeübten Zuschauer sollte ein Bild entstehen, als würden die Geschütze gänzlich ohne Kommandos feuern... und dennoch ein Höchstmaß an Koordination zeigen. Im Vorfeld hatte Avitus mit den Mannschaften abgesprochen, wer was wann abfeuerte, ihnen eingeprägt, was die Legio darzubieten gedachte. Alle Mann wussten bescheid. Jeder war an seinem Platz und bereit, sein Bestes zu geben...


    Avitus nickte, nachdem ihm die Bereitschaft aller Geschütze und der Bogenschütze durch einen Boten gemeldet worden war. Nun hieß es, die Bestätigung seitens der Classis abzuwarten, dass auf dem Fluss, über den das Ganze abgefeuert werden sollte, keine Schiffe mehr fuhren.

  • Mit etwas Verspätung fuhren die Schiffe der Classis in einer Zangenbewegung auf die Flussmitte zu und sperrten beide Enden ab. Lächelnd stand ich an Bord des Flaggschiffs und ließ einen Hornisten antreten. Dieser blies kräftig ins Horn, was ich mit den Legionären als Zeichen ausgemacht hatte.

  • Man konnte genau beobachten, wie die schlanken Schiffsrümpfe auf dem Fluss glitten und diesen nach beiden Seiten hin absperrten. Nur kurz darauf erklang das Horn und gab Avitus und der Artillerie bescheid. Avitus rief die Melder zu sich, um ihnen letzte Anweisungen zu geben.


    "Jeder Mann weiß, was er zu tun hat. Gehen wir es an"
    sagte er, mit einem Unterton der zuversicht in der Stimme. Die Melder nickten und entfernten sich einige Schritte. Weit genug, um die Sicht nicht zu behindern, jedoch nah genug, um in Hörweite zu bleiben, ohne dass man die Stimme heben musste.
    "Befehl an Bogenschützen... anzünden"
    sagte er. Die Melder eilten davon, um den Befehl zu überbringen und kurz darauf wurde vor den Reihen der Bogenschützen mit Naphta getränkte Linien angezündet, damit sie ihre Pfeilspitzen darin zum Brennen bingen konnten.


    "Ballisten... Feuer"
    Die großen, ungetüm wirkenden Konstruktionen zeigten ihre Macht... es ging los. Die beiden äußeren Geschütze feuerten nahezu zeitgleich ihre Munition ab, die sich beim Lauf in der Führungsschiene entzündete. Gleich darauf feuerten die beiden zur Mitte hin nächsten Geschütze. Dies setzte sich so fort, bis alle Ballisten ihre Munition innerhalb weniger Sekunden abgeschossen hatten. Avitus war froh um die erfahrenen Mannschaften, die ihm zugeteilt waren, denn die komplizierte Salve klappte, woraufhin sich ein langgezogenes "V" aus Brandgeschossen durch die Luft zog und langsam in den Fluß hinabtauchte, von einem Zischen und Rauchwolken an der Wasseroberfläche verabschiedet.


    Avitus hatte derweil nicht viel Zeit, um dem Schauspiel auch noch als Zuschauer beizuwohnen, denn es galt, bereits nächste Befehle zu erteilen, um den Beschuss zu koordinieren.

  • Begeistert beobachtete ich das Spektakel, welches durch die Abenddämmerung noch monströser war. Während die Männer ebenso staunend an der Reling standen, kam von hinten ein Tross Fischerboote.


    "He da, was ist denn los?"


    Ich beugte mich überrascht hinunter.


    "Salve, habt ihr denn nicht mitbekommen, dass für die nächste Stunde der Fluss an dieser Stelle gesperrt ist? Oder wollt ihr ins Sperrfeuer der Legio hineinfahren."


    "Und was sollen wir jetzt machen?"


    "Ich empfehle euch, für heute einen nördlicheren Hafen anzusteuern und dort zu nächtigen."


    Der Mann nickte mürrisch und die Fischer wendeten die Boote, wütend darüber, dass sie die Nachricht des Festes nicht bekommen hatten.

  • "Scorpione linke und rechte Flanke... Salve, Scorpione Front... Salve wie besprochen"
    sagte Avitus knapp und ließ die drei Melder davoneilen, die immer wieder zu jeweils anderen blickten, um möglichst rechtzeitig anzukommen und rechtzeitig die Befehle zu übermitteln. Derweil schickte Avitus den Befehl an die Bogenschützen. Zwar wussten die Männer, was zu tun war, aber Avitus oblag die Koordination. Doch der junge Artorier hatte schon mal eine Artillerieeinheit kommandiert, die sogar in der Acta Erwähnung fand, wenn auch am Rande, und blieb hier scheinbar gelassen. Lediglich die Schweißperlen auf der Stirn und den Schläfen verrieten einem aufmerksamen Beobachter seine leichte Nervosität und Aufregung.
    "Bogenschützen... fertigmachen"
    sprach er mit fester Stimme, um seine leichte Aufregung zu überspielen.
    "Ballisten... spannen und laden... fertigmachen"


    Die Scorpione an den Flanken, die in zwei Reihen hintereinander aufgestellt waren, gaben ihre Salven ab. zunächst die hintere, dann die fordere Reihe. Die entzündeten Pfeile jagten blitzschnell dahin, von einem zischenden Geräusch, das entsteht, wenn die brennenden Pfeilspitzen die Luft zerschneiden, begleitet. Direkt darauf gab die Front der Scorpione ihre tödliche Fracht mit einem Mal ab und die Pfeile erhoben sich, wie feuerspeiende kleine Drachen in weitem Bogen über den Fluß fliegend, schwarze Rauchwolken hinter sich her ziehend. Gleichzeitig schossen die Bogenschützen hundertzwanzig angezündete Brandpfeile in einer unregelmäßigen Salve ab, die die Geschosse der Scorpione in der Mitte flankierten.


    Als diese ganze Masse entweder auf dem Wasser oder am anderen Ufer aufschlug, jagten die Ballisten ihre nächste Salve los, die, zumindest Avitus' Meinung nach, sogar recht regelmäßig ausfiel. Auch diesmal konnten die Bogenschützen gleichzeitig feuern und schickten ihre brennenden Pfeile seitlich der Hauptsalve mit.


    Die Scorpione haben derweil nachgeladen und warteten auf den Feuerbefehl. Avitus hob den Arm, für Boten blieb keine Zeit mehr und senkte ihn ruckartig.
    "Feuer"
    Wie ein Mann rissen die Geschützführer am Abzug der Scorpione und neunundfünfzig brennende Bolzen schossen in den nächtlichen Himmel, auch diesmal von einer Salve brennender Pfeile der Bogenschützen begleitet. Avitus dachte daran, dass die meiste, wenn nicht sogar die ganze Munition verloren war und in den nächsten Tagen eine Menge Milites eine Menge Zeit damit verbringen würden, neue anzufertigen. Es war schade, aber der Anblick, den die Legio damit bot, machte diesen Verlust unendlich klein und allemal wett und ließen Avitus seine Nervosität vergessen.


  • Ich näherte moch an den Centurio heran.

    "Salve Centurio."

  • Langsam ging die kleine Vorstellung ihrem Ende zu. Avitus hielt sie bewusst nicht sehr lang und spektakulär, um dem Optio, der beim nächsten Fest die Artillerie vorstellen würde, die Möglichkeit zu geben, das im letzten Jahr gebotene noch zu überbieten und dem Pöbel so zu imponieren. Man konnte nie wissen und es war durchaus möglich, dass Avitus selbst dieser Optio sein würde. Ausserdem dämmerte es bereits stark und er wollte nicht bei völliger Dunkelheit schießen.


    Die gesamte Batterie lud ihre Geschütze, die Bogenschützen machten ihre Pfeile bereit und hielten die Spitzen ins Feuer, um sie anzuzünden. Avitus warf einen prüfenden Blick von links nach rechts.
    "Feuer auf mein Zeichen..."
    gab er an die Melder, die diese Anweisung an die einzelnen Mannschaften überbrachten. Avitus hob den Arm und senkte diesen wieder ruckartig.


    Die Batterie schoss, begleitet von dem Spiel der Cornicen, um dem Ganzen einen gewissen Hauch von Dramatik zu verleihen. In einer einzigen, gemeinsamen Salve wurde alles abgeschossen und der Himmel, so schien es, wurde von dem Feuer, dass da durch die Luft getragen wurde, erleuchtet. In einem weiten Bogen jagten die Geschosse zischend dahin, schwarze Wölkchen hinter sich her ziehend, doch die Mannschaften luder derweil und Avitus wartete gespannt auf die nächste feuerbereitschaft. Die Ballisten brauchten naturgemäß am längsten und als sie dann endlich zum nächsten Schuss bereit waren, wiedrholte sich das Ganze. Wieder wurde eine ganze Salve abgefeuert.
    Wenn Germanenvon der anderen Seite dieses Schauspiel verfolgt hatten, so durften sie ausreichend gewarnt sein, was sie erwartete, wenn es wieder zum Krieg mit Rom kommen sollte. Ein Inferno aus Feuer, Tod und Eisen würde über sie hereinbrechen...


    Die nächste Salve. Die Mannschaften beeilten sich, nachzuladen und arbeiteten so schnell es ging... wieder eine Salve. Und wieder... und nocheinmal. Wie ein feuerspeiender Drachen aus alten Geschichten und Sagen stellte sich die Legio dar. Neun Salven, symbolisch für die Legio IX Hispana, wurden verschossen. Dann verstummte das Feuer und die Melodie.


    Avitus schnappte sich einen Bogen und ein Pfeil und eilte nach vorne, vor die Reihe mit den Scorpionen. Die Spitze war bereits angezündet und er legte den Pfeil rein und spannte den Bogen. Jetzt konnte er die Früchte seines Trainings mit dem Bogen ernten und gedanklich dem Praefectus der Classis danken, dass dieser ihm das Schießen zumindest in Grundzügen beigebracht hatte.


    Avitus ließ die Sehne los und ein einsamer, brennender Pfeil erhob sich gen Himmel, durchschnitt die Luft. Ein Abschluss und ein Dank und Signal an die Classis, dass die Vorstellung vorbei war und der Rhenus freigegeben werden konnte.
    "Milites state..."
    donnerte Avitus' Stimme über die Batterie.
    "Milites... abite"
    sagte er und entließ die Geschützmannschaften, wobei es eher symbolisch, denn tatsächlich gemeint war, denn es mussten Wachen rund um die Batterie abgestellt werden, die sie über Nacht bewachen würden, ehe sie am nächsten Tag auseinander genommen und zurück ins Castellum transportiert würden....


    Sim-Off:

    so, das war's erstmal :)

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