[Atrium] Redivivi hospiti


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    Wonga führte die junge Frau in das Atrium der Casa Iulia, in welchem die Luft angenehm kühl war. Einige Grünpflanzen in Glas- und bemalten Tonvasen kündeten hier von der ordnenden Hand einer Frau im Haushalt, während neben den gepolsterten Sitzbänken für Gäste und Bewohner ansonsten wenig Möblierung vorhanden war - der Blick blieb allerdings frei in den Nebenraum, das lararium, in welchem die Ahnenmasken der gens Iulia aufbewahrt wurden und von der ruhmreichen Vergangenheit dieses Geschlechts kündeten.


    "Du hier warte," sagte der Nubier nicht unfreundlich zu ihr und fügte an. "Ich werde Herr und Herrin sage, dass Du hier sein."

  • Sie ließ sich von dem Sklaven gern ins Atrium führen und nahm auf einer der Sitzgelegenheiten Platz. Interessiert sah sie sich in diesem Hause um und es gefiel ihr recht gut. Tante Claudia hätte sicherlich die Stirn gerunzelt und verständnislos ob des wenigen Prunks, entrüstet die Luft ausgestoßen. Minervina hingegen empfand die 'Schlichtheit' als angenehm, sie mochte zu voll gestellte Räumlichkeiten nicht sehr gern. "Ich danke dir." lächelte sie dem Sklaven freundlich zu. Allein diese allzu höfliche Geste gegenüber einem Sklaven zeigte zu deutlich, dass sie nervös und wohl auch unsicher war.

  • Wonga traf den Herrn des Hauses in seinem cubiculum. Nachdem Constantius von der Ankunft Minervinas erfahren hatte, erhob er sich von dem Bett, auf dem er gerade noch geruht hatte. Mit großen Schritten eilte er ins Atrium. Auf dem Weg dorthin richtete er nochmals den Sitz seiner Tunika, auch wenn diese trotzdem ein paar widerspenstige Falten behielt.


    Mit einem fröhlichen Lächeln betrat er schließlich das Atrium und ging auf Minervina zu.
    „Ich freue mich in der Casa der Iulier begrüßen zu dürfen. Ich hoffe der Weg hierher war nicht zu anstrengend. Und noch mehr hoffe ich, dass du nicht zu lange warten musstest. Kann ich dir etwas zu trinken anbieten?“

  • Sie war allerdings nicht lang sitzen geblieben und sich stattdessen wieder erhoben um ein paar Schritte zu tätigen. Ihre Blicke schweiften im Atrium umher, wobei ihr der Eingang zum lararium nicht entging. Dezent lenkte sie ihre Schritte in diese Richtung, um einen kurzen Blick hinein werfen zu können. Betreten wollte sie diesen Raum allerdings nicht einfach, denn sie war noch immer nur Gast und nicht erpicht darauf, als ungemäßigt neugierig zu gelten.


    Da hörte sie hinter sich allerdings Schritte und war froh über ihre Entscheidung. Mit einem strahlenden Lächeln wandte sie sich um, als sie Constantius Stimme vernahm. "Und ich freue mich sehr, von dir begrüßt zu werden, Constantius!" Sie ließ ganz bewusst das nomen gentile weg. Sie wollte ihm gegenüber nicht allzu distanziert wirken. "Ein wenig Wasser wäre sehr genehm, vielen Dank." nahm sie sein Angebot mit einem nicht weniger fröhlichen Lächeln entgegen.


    Sie wartete kurz, ehe sie mit einem etwas ruhigerem, aber nicht weniger freundlichen Lächeln fragte, wie es ihm ginge. Sie wollte ein Gespräch entwickeln und vor Allem nicht, noch nicht, als zu ruhig gelten. "Wie geht es Dir denn?"

  • Ihre Worte ließen Constantius noch etwas erfreuter lächeln.
    „Du ehrst mich mit deinen Worten. Ich hoffe du musstest nicht zu lange warten. Und ein wenig Wasser haben wir sicherlich noch für dich.“


    Schmunzelnd blickte er sich zu einer Dienerin um, die am Eingang des Atriums verharrte. Ein kurzes Nicken des Iuliers genügte, um sie zu beauftragen. Immerhin hatte sie den Wunsch des Gastes ja mit eigenen Ohren vernehmen können.


    Als er sich wieder umdrehte, blickte er sie weiterhin lächelnd an. Seine Hand deutete auf eine der gepolsterten Sitzbänke.
    „Möchtest du dich vielleicht setzen, oder möchtest du einen Rundgang durch das Haus machen? Allerdings wird es sich nicht mit der Villa Tiberia messen können.“


    Noch bevor sie sich allerdings hätte entscheiden können, antwortete er auf ihre Frage. Eine gewisse Nervosität schien ihn die Reihenfolge der Fragen und Antworten durcheinander gebracht zu haben.

    „Mir geht es sehr gut Minervina. Der Dienst hielt heute keine sonderlich aufregenden Überraschungen parat. So musste ich heute keinen Eierdieb quer durch die Stadt verfolgen. Und lediglich die Hitze, die schon die ganze Woche über der Stadt liegt, machte das Rumstehen etwas unangenehm. Vor allem weil es unter dem Helm doch sehr heiß werden kann.“


    „Doch wie geht es dir? Ich hoffe die Anreise war nicht zu unangenehm.“

  • Eine kurze Weile schwieg sie und wartete, bis er vollends geendet hatte. In ihrer Freude hatte sie scheinbar zuviele Themen aufgeworfen und auch sie war etwas überfordert. Es mochte die Hitze sein, die ihr Denken lähmte, möglicherweise war es aber auch ihre Nervosität. Ihr Blick schwankte zeitweilig zu der Dienerin, die alsbald davon huschte um ihr etwas zum Trinken zu besorgen. Dann sah sie wieder Constantius an und versuchte ihn mit jenem Iulier zu vergleichen, den sie bei den Ludi kennengelernt hatte. Heute wirkte er deutlich erschöpfter als damals, aber sie kannte die Begründung dafür schon, bevor er es ihr erklärte.


    "Mir wäre eine Führung recht, aber das entscheide doch allein du." erklärte sie mit einem leichten Schimmer auf den Wangen. Es war ihr unangenehm, dass die Casa Iulia mit der Villa ihrer Familie verglichen wurde. Sie mochte sich gern darauf berufen, dass sie guten Wurzeln entstammte, aber es schien ihr bei Iulius so, als wäre es ihm etwas unangenehm dass sie patrizisches Blut in ihren Adern trug und so nahm sie es auch nicht voller Begeisterung auf, wenn er seine mit der Ihrigen Familie vergleichen wollte. "Aber zunächst würde ich gern noch etwas hier bleiben und meine Kehle erfrischen." fügte sie mit einem freundlichen Lächeln an, welches ihr Unbehagen überspielen sollte. Sie ging nicht weiter auf den Vergleich ein.


    Stattdessen entgegnete sie etwas auf seine Erklärung. "In der Tat habe ich es den Tag über leichter gehabt als du. Ich musste nicht diese schwere Rüstung tragen und konnte mich ohne große Disziplin angenehmerer Dinge erfreuen." Sie zwinkerte ihm zu und tätigte dabei ein paar Schritte vom Lararium fort. "Mir geht es entsprechend sehr gut und von Erschöpfung kann nicht die Rede sein. Habe ich bis jetzt auch etwas träge gehandelt, so erquickte mich doch die Aussicht auf unsere Verabredung." kommentierte sie mit einem Grinsen und nickte ihm in gespielter Höflkichkeit zu.

  • Es war mehr als ein höfliches Lächeln, das Constantius offenbarte, als er Minervina zu der gepolsterten Sitzbank geleitete. Obwohl es nur wenige Schritte waren, traf die Dienerin, mit einem Kelch frischen Wasser, fast zeitgleich mit ihnen an der Bank ein. In einer höflichen Geste überreichte diese Minervina den Kelch und zog sich dann aus der Sichtweite der beiden zurück, verblieb allerdings in Hörweite.


    In einer langsamen Bewegung ließ sich Constantius auf die gegenüberliegende Sitzbank nieder, die unweit der Bank stand, die er Minervina angeboten hatte.


    „Wenn du allerdings etwas anderes zu trinken wünscht. Wir haben sicherlich auch noch köstlichere Getränke als reines Wasser. Und gerne werde ich dir die Casa der Iulier zeigen. Vielleicht begegnen wir dann auch den Damen des Hauses. Sowohl Helena als auch Livilla sollten heute zugegen sein. Sicherlich willst du den Abend nicht nur mit einem müden Miles verbringen“, sprach er mit erheiterter Stimme. Und ihre gespielte Höflichkeit, ließ ihn noch ein Stückchen breiter lächeln.


    „Dann musst du mich aufklären, wenn du sagst, dass du keine Rüstung tragen musstest. Mein Erfahrungsschatz geht leider davon aus, dass alle Bürger diese sperrige Last tragen müssen. Also woraus hat dein Tagwerk bestanden? Was sind deine Aufgaben, die du erfüllen musst? In meiner Grundausbildung musste ich viele Dinge tun, die mehr als unangenehm einzustufen sind. Widerfährt dir ähnliches?“

  • Mit einem dankbaren Lächeln und einer huldvollen Geste nahm sie der Dienerin - ob sie Sklavin war? - den Kelch aus der Hand und sah diesen eine kurze Weile an. War es eine gute, oder eine schlechte Eigenschaft dass sie immer alles eingehend betrachtete? Sie wusste es selbst nicht. Dies mochte sogar der Grund sein, dass sie Menschen recht gut einschätzen konnte. Mit der Zeit kam vermutlich der Kennerblick. Sie wandte ihr Gesicht wieder Constantius zu und ließ sich nun auf die Bank nieder.


    Sie hatte übermäßig gute Laune und in der Tat begann jede Trägheit von ihr abzufallen. Sicherlich freute sie sich auch auf Helena und Livilla, welche sie erst noch kennenlernen musste. Doch dass sie auch die Zeit mit ihm allein genoss, wagte sie kaum zu denken. Und so war sie auch stark bemüht, dies aus ihren Zügen fern zu halten. "Auch mit einem müden Miles kann man Spaß haben!" zwinkerte sie. Hier lobte sie zum ersten Mal ihr zurückhaltendes Wesen, denn vor einem, vielleicht auch zwei Jahren wäre sie sicherlich offenherziger gewesen. So offenherzig wie an jenem Tag, da sie ihrem Onkel sagte, wie sehr sie den Künftigen ihrer Mutter hasste Dieser Gedanke lockte ein Schmunzeln hervor. "Wir können uns Zeit lassen, der Tag neigt sich noch lang nicht dem Ende zu." sagte sie nun eine Spur wärmer.


    Ein leises Lachen entrang sich bei seinen folgenden Worten. "Oh, eine schwere Last haben wohl viele zu tragen, wenn sie auch nicht wie deine Rüstung am Körper drückt." Zwar war ihr immer noch nicht richtig Verantwortungsgefühl bewusst, doch dies deutllicher als noch zuvor in Tarraco. Und auch diese Last, wie sie erfahren musste, konnte schwer lasten. "Heute habe ich nicht viel tun müssen! Meine Tante erklärte mir ein wenig über die Art der Opfer, wie man sie den Göttern darbringt..." Zu spät wurde Minervina bewusst, dass sie ihrer Lehrerin als Verwandte entlarvte. Andererseits sah sie dieses Wissen bei ihm in guten Händen.

  • Mit einem sanften Lächeln nickte Constantius der Dienerinn zu, die den Raum sehr bald wieder verlassen hatte, und beobachte still Minervina einen Augenblick. Gewährte ihr die Zeit für einen erfrischenden Schluck des einfachen Wassers. Gewiss war es kein Ambrosia, doch er selbst schätze die erfrischende Kraft des einfachsten aller Getränke.


    Ihre folgenden Worte, sollten ein rheitertes Lächeln auf sein Gesicht zaubern.
    „Ich hoffe doch, dass ich deinem Aufenthalt hier auch etwas Angenehmes beisteuern kann. Immerhin erwarten dich noch die sehr aufregenden Geschichten eines sehr müden Miles. Aber ich kann dich beruhigen, du wirst sie nicht die ganze Zeit ertragen müssen. Ich hoffe doch sehr, dass du später noch Appetit auf ein kleines Mahl hast. Niemand soll ja schließlich sagen, dass du hungrig die Casa der Iulier verlassen hast.“


    Aufmerksam folgte er auch ihren Erklärungen über den heutigen tag, den sie erlebt hatte. Offenbarte auch keine Reaktion auf ihren Hinweis, dass ihre Ausbilderin ihre Tante ist.
    „Es klingt gar nicht so einfach, wie du es darstellst. Ich kann mir gut vorstellen, dass man bei all den verschiedenen Opfern leicht etwas durcheinander bringen kann. Jedenfalls würde es mir wahrscheinlich geschehen“, gab er schmunzelnd zu.

  • Während sie das kühle Nass ihre Kehle hinunter rinnen spürte, schloss sie leicht die Augen. Es war in der Tat eine Wohltat bei dieser Wärme. Als sie den Kelch wieder sinken ließ, richtete sie ihr Lächeln wieder auf Constantius. Sie betrachtete eine kurze Weile unverhohlen seine Augen, die sie deutlich mochte. Ihn noch immer betrachtend führte sie ihren Kelch ein weiteres Mal an die Lippen, doch da ein breites Lächeln sich auf diese stahl musste sie das Trinkgefäß wieder sinken lassen. Er gefiel ihr äußerst gut, das fiel ihr nun ein weiteres Mal auf. Und dieses Mal ließ sie den Gedanken auch zu. Seine warmen und doch nicht allzu weichen Züge mussten die Begründung dafür sein, die nicht vielen Männern zueigen waren.


    "Ich bin mir sehr sicher, dass wir unseren Spaß haben werden." beteuerte sie und senkte nun endlich, mit sichtbarer Verlegenheit, den Blick. Die Lehren ihrer Tante schienen nach und nach in den Hintergrund zu geraten. Doch nun haftete ihr Blick an seinen Füßen und das war nicht minder unangenehm. Sie hoffte sehr, dass er diesen Blick nicht bemerkte, wandte sie ihn doch rasch wieder aufwärts um sich, mit einem rungehenden Blick durchs Atrium, zu sammeln. "Wer spricht von ertragen? Ich habe dich doch eigens darum gebeten!" protestierte sie schwach und zwinkerte ihm zu, wenn gleich die Unsicherheit noch immer in ihren Zügen geschrieben stand.


    "Gut, es ist durchaus wahrlich ein wenig verwirrend, aber ich werde schließlich Stück für Stück eingewiesen und so komplex dir dies alles auch erscheinen mag, ich hingegen würde die verschiedenen Hiebe mit einer Waffe als noch schwerer empfinden." Sie sah ihn fragend an und ein beinahe absurder Gedanke hatte sich eingeschlichen. Sie wagte es kaum, ihn fort zu führen, aber was wäre, wenn er ihr...? Deutlich konnte man Minervina ansehen, dass sie hin und her grübelte, wobei das leichte Grinsen nicht zu verkennen war.

  • Es war ihr Lächeln und ihr Blick, die Constantius dazu bewegten, seinen Blick von ihr abzuwenden und mit einer Spur Verlegenheit den marmornen Boden des Atriums zu bestaunen. Es war nur ein flüchtiger Blick, doch nicht zu übersehen. Ebenso wenig, wie kurz darauf dem Iulier ihren verlegenen Blick bemerkte.


    „Aber du hast mich darum gebeten, ohne wirklich zu wissen, wie eintönig diese Geschichten sein können. Allerdings gewähre ich dir die Möglichkeit durch einen lauten Hilferuf meine Erzählungen zu unterbrechen.“


    Das Lächeln auf seinem Gesicht unterstrich den scherzhaften Charakter seiner Worte.
    Ein Lächeln das auf seinem Gesicht zu gefrieren schien, als seine Gehirnwindungen ihren Blick und ihre Worte zu deuten versuchten.
    Er konnte sich kaum vorstellen, dass die Schwerthiebe, in ihrer Anzahl doch begrenzt, aber in ihrer Kombinationsmöglichkeit eine unendliche Mannigfaltikeit bietend, leichter durcheinander zu bringen waren, als die ebenso unendliche Anzahl von verschiedenen Opfern. Doch. da war noch mehr. Nicht in ihren Worten, aber in ihrem Blick. Sie würde doch nicht etwa Fechtunterricht in Erwägung ziehen. Die einzige Frau, die eher unfreiwillig sich die Kunst des Kampfes mit dem Holzgladius aneignen musste, war Helena gewesen. Und das auch nur, um sich ihres kleinen, sehr lebhaften und verträumten Bruders erwehren zu können. Denn wie oft kam Constantius, das Holzgladius wild schwingend, um die Ecke gerannt und schrie aus Leibeskräften. „Für ROOOOOM!“ und jagte seiner meist fröhlich perplexen Schwester hinterher.


    „So schwierig sind diese Schwerthiebe in ihrer Grundform gar nicht. Es gibt sogar nur eine sehr begrenze Anzahl von unterschiedlichen Stößen und Hieben. Das was die Kunst am Schwertkampf ist, ist die Kombinationsmöglichkeit dieser Schläge zu erkennen. Zu erkennen, wann und wie der Gegner angreifen oder parieren wird. Es ist wohl der Grund, warum die Barbaren große Keulen bevorzugen, die diese Beobachtungsgabe und Kunst nicht benötigen. Und warum sie uns auch immer unterlegen sein werden.“


    Er lächelte sie schelmisch an.
    „Aber wenn du möchtest, kann ich dir ein paar der Grundschläge zeigen. Obwohl es vielleicht nicht die interessanteste Tätigkeit für dich ist, mit einem Holzgladius herum zu fuchteln“

  • Es war interessant mit ihm hier zu sitzen und zu plaudern. Besonders erheiterten sie seine Versuche, ihr seine Geschichten auszureden. Die spaßige Diskussion ob sie langweilig oder spannend waren, war ziemlich penibel und doch machte gerade diese das Grinsen auf ihren Lippen aus. "Ich denke nicht, dass ich dieses Signal ausstoßen muss. Es wäre unhöflich von meiner Seite aus und zudem hast du mich nun schon oft genug gewarnt wie öde doch dein Alltag ist." Ihr Blick wanderte kurz zu ihren Händen in ihrem Schoß die den Stoff zu kleinen Röllchen zusammenpfrimelten, ohne dass sie etwas davon bemerkt hätte.


    Allerdings verlor dieses Grinsen an Kraft, als sie die Wirkung ihrer Worte an seinem Gesicht ablesen konnte. Sein Grinsen vereiste förmlich und sie begann sich zu fragen, ob sie etwas falsches gesagt hatte. Da erhob er seine Stimme wieder, wie sie erleichtert feststellen durfte, und erklärte ihr die Hiebe. Mehr oder weniger aufmerksam lauschte sie seinen Worten. In der Praxis würde sie diese vermutlich niemals ausführen, denn mit dem Gladius zu kämpfen war für eine Frau nahezu undenkbar. Woran sie allerdings auch kein großes Interesse hegte. Bis jetzt, da sie seinen Vorschlag hörte. Beinahe wären ihre Gesichtszüge vor Überraschung entglitten, doch dann lächelte sie wieder breit, was allerdings einem eher seltsam anmutendem Grinsen gleichkam.


    "Könnte vielleicht ganz witzig sein. Es wird unter Garantie ein sehr heiterer Tag für dich werden an dem ich versuche ein Gladius zu führen." lachte sie während sie versuchte sich selbst vorzustellen, wie sie unbeholfen mit einem Holzschwert durch die Gegend hüpfte und möglicherweise über ihre eigenen Füße stolperte. Es ist nicht selten geschehen, dass sie Tollpatschigkeit bewiesen hatte. "Was dann allerdings eine ernstere Sache wäre.. " Nein, sie brach ab. Eine Frage, die Verteidigung in ernsteren Zügen in Erwägung brachte, würde sie ihm erst nach etwas längerer Freundschaft stellen. So musste sie sich rasch etwas anderes einfallen lassen. "... wäre das, dass wir dies möglichst geheim halten?" Auch ihr Lächeln hatte einen schelmischen Ausdruck angenommen.

  • Verblüfft. Ja so konnte man den Gesichtsausdruck Constantius wohl am besten Umschreiben. Mit großen Augen blickte er Minervina an. Sicherlich würde es erheiternd werden, wenn sie mit einem Holzgladius um sich schlagen würde. Und gewiss war es kein Anblick, der einer großen Menschenmenge zuteil werden sollte. Aber das sie solche Angst haben sollte davor, erstaunte Constantius zunächst.


    Er lächelte sie beruhigend an.
    „Ich versichere dir, niemand wir uns dabei zusehen. Aber es ist ja kein Vorschlag, den du unbedingt annehmend musst. Ich weiß, dass ein Holzgladius vielleicht etwas zu kindisch wirken mag, doch selbst die erfahrensten Soldaten der Cohortes Urbanae nutzen diese Holzschwerter im Übungskampf. Es ist also im Grunde nichts wessen man sich schämen müsste. Auch wenn es sehr unüblich ist, dass eine Frau diese Waffe führt. Doch dies wird unser Geheimnis bleiben. Ich verspreche es dir.“


    Er blickte sie einen Moment lang an- Lächelte still und freundlich ihr entgegen. Und blickte schließlich nach einen paar Sekunden, als sein Blick zu lange auf ihr gelegen hatte, verlegen gen Boden. Nur langsam hob er seinen Blick ihr wieder entgegen.


    „Ja gewarnt habe ich dich schon oft, was die Abenteuer angeht, die ich im Dienst bisher erlebt habe. Also fürchte ich, dass ich meinen Warnungen nun wohl doch ein abschreckendes Ereignis folgen lassen muss.“


    Für einen Moment schaute er gespielt ernst und wichtig aus. Sicherlich würde er ihr nichts von den Toten berichten, die er inzwischen schon erblickt hatte. Ebensowenig von dem Attentat, bei dem er dem Täter nur hinterher laufen konnte.


    „Also..häufig muß ich auf dem Mercatus Urbi Wache stehen. Und meistens ist es sogar recht warm, wenn man in die Rüstung gehüllt ist. Wenn du den Mercatus schon einmal besucht hast, dann weißt du ja wie überfüllt er oft ist. Die Menschen drängen sich förmlich dort aufeinander. Und unter diesen Menschen gibt es immer ein paar, die es auf die feilgebotenen Waren abgesehen haben. So kam es, dass ich den lauten Ruf eines Verkäufers vernahm und einen Burschen sah, der sehr schnell durch die Menschenmenge rannte. Es war einer dieser niederträchtigen Eiderdiebe.“


    Verschwörerisch blickte er zu Minervina und senkte seine Stimme theatralisch.


    „Ich fasste all meinen Mut zusammen und rannte ihm hinterher. So schwer beladen wie ich war, stieß ich mit dutzenden gaffender Bürger zusammen, die merkwürdigerweise immer dort stehen blieben, wo ich her rannte.“


    Er erhob seine Hände und untermalte seine Worte gestenreich.


    „Jedenfalls hatte ich den Burschen schon aus den Augen verloren und rannte nur aus Gefühl einfach weiter, als dieser windige Bursche einen Haken schlug und leider mir genau in die Arme lief. Mit einem lauten Knacken gingen die Eier kaputt, als sie gegen meine Rüstung gedrückt wurden. So hatte ich zwar den Dieb durch göttliche Hilfe gefangen, doch zugleich die Beute verloren und eine furchtbar dreckige Rüstung. Und das bei der hitze…es stank später, als ich das castra erreichte, widerlich.

  • "Ich schätze, die Begeisterung meiner Tante würde sich in großen Schranken halten, wenn sie davon erführe, dass ich mich an einem Gladius versuche - und sei es nur aus Holz." meinte sie lachend. Sie versuchte sich auszumalen, wie Claudias Reaktion wohl aussehen mochte, aber es darauf ankommen lassen sollte sie wohl besser nicht. „Aber ich würde es gern üben. Es muss nicht einmal unbedingt der Kampf mit einem Schwerte sein. Viel realistischer wären für meine Größe und Körperkraft wohl der behände Umgang mit einem Dolch.“ Sie strich sich in einer raschen Geste ihr Haar hinters Ohr, wie sie es schon so viele Jahre tat.


    „Aber vielen Dank für das Angebot als auch die Geheimhaltung.“ zwinkerte sie. Langsam führte sie den Kelch wieder an ihren Mund und trank einige Schluck’ des Wassers. Mit den Augen beobachtete sie dennoch weiterhin ihren Gastgeber. Ihr gefielen seine Augen, sie sahen so munter und freundlich drein. „Ein Holzgladius ist sicherlich auch um einiges leichter als jenes, mit dem du deine Streife machst, nicht wahr?“ fragte sie interessiert. Eine Antwort musste man auf eine solche Frage eigentlich nicht erwarten, weshalb sie auch gleich fort fuhr. „Ich wüsste also nicht einmal, ob ich mit einer schweren Waffe überhaupt umgehen könnte.“ stellte sie schlicht fest.


    Während er sie ansah, spürte sie für einen kurzen Augenblick einen etwas beschleunigten Herzschlag, während ihre Lippen ein unsicheres, aber warmes Lächeln zeigten. Ihre Augen funkelten leicht und der Kelch in ihrer Hand schwankte in leichten Bewegungen, weshalb die Flüssigkeit in ihm leichte Bahnen zog. „Ein abschreckendes Ereignis?“ fragte sie dann allerdings überrascht und sah ihn ein wenig perplex an. Diese Neuigkeit wollte nicht so recht zu ihrem Herzschlag und zu ihren Worten passen. Sie ging ihm gar auf den Leim und ihre Miene spannte sich in der Tat ein wenig an, als er mit seiner Erzählung begann. Und bis er den Eierdieb erwähnte, entspannte sich ihre Miene auch nicht. Dann allerdings gluckste sie leise und presste die Lippen angestrengt aufeinander, um nicht plötzlich laut loszulachen.


    Er erzählte wirklich gut und das sich steigernde Vergnügen zeichnete sich in ihrem Gesicht deutlich ab. „Welch Heldentat!“ hauchte sie gespielt, als er geendet hatte und nahm einen weiteren Zug. Belustigt fuhr sie fort: „Und das Wagnis bist du eingegangen, wo doch dieses Risiko bestand, dass du deine schöne Rüstung mit dem Ei besudelst!“ Sie klang ehrlich beeindruckt und lachte anschließend. Sie konnte es sich zu gut vorstellen, wie er auf den Märkten einem Eierdieb nachstellte. Ob die Geschichte der Wahrheit entsprach? Oder war sie lediglich zu ihrer Erheiterung ersonnen?


    „Ein Eierdieb.“ Echote sie abermals und mit Ehrfurcht auf dem Gesicht, welches sich zunehmend zu einem spitzbübischen Lächeln verzog. „Nun frage ich mich, ob die Verschandelung deiner Rüstung oder der Diebstahl die unverzeihlichere Tat war. Was hast du mit dem Missetäter gemacht, nachdem du ihn gefangen hast?“

  • Constantius betrachtete Minervina schmunzelnd. Ja es würde wahrlich für Aufsehen sorgen, wenn man sie dabei ertappte, wie sie mit einem Holzgladius herumfuchtelte.

    „Ich möchte nicht, dass du Ärger wegen dieser Sache bekommst. Ein Holzgladius könnte dir wirklich einiges an Ärger bescheren. Ich bin kein Meister des Dolchkampfes, doch werde ich versuchen dir wenigstens das Grundlegende zu zeigen.“


    Ihre kleine, unscheinbare Geste, als sie sich das Haar hinters Ohr strich, faszinierte Constantius. Fesselte seinen Blick. Eine Fessel, die erst nach einer Weile wieder von Constantius abgestriffen worden konnte. Schließlich blickte er sehr verlegen zu Boden. Versuchte seine Gedanken zu ordnen


    Wie dankbar war er doch, dass sie schon bald darauf eine Frage stellte. Eine Frage, die verhinderte, dass sich ein Moment der peinlichen Stille entwickeln konnte.


    „Eigentlich ist man bemüht das Holzgladius genau so schwer zu machen, wie das echte Gladius. Es bringt nicht viel, wenn man mit einer leichten Übungswaffe gut umgehen kann, jedoch für die echte Waffe die Kraft fehlt. Deswegen wirken diese Holzschwerter oft so dick, weil man viel Holz für das Gewicht benötigt.“


    Abschätzend betrachtete er ihre schlanken Arme. Nicht lange, um sich keine Unhöflichkeit zu schulden kommen zu lassen.
    „Aber ich stimme dir zu, ein Dolch wird reichen. Obwohl das Gladius erstaunlich leicht ist. Jedenfalls hat es mich erstaunt, als ich es das erste Mal in den Händen hielt.“


    Er beugte sich leicht zu ihr vor und senkte die Stimme.
    „Aber ich muß dich warnen. Auch das Tragen von Dolchen ist dir in Rom nicht gestattet. Also nicht, dass ich dich deswegen eines Tages festnehmen muss. Immerhin weiß ich ja dann, dass du damit umgehen kannst.“


    Als er wieder seine normale Sitzposition eingenommen hatte, konnte er ein kleines Lachen nicht unterdrücken.
    „Ja es war wirklich eine Heldenhafte Tat. Ich habe ohne nur einen Gedanken an meine Rüstung zu verschwenden gehandelt. Völlig selbstlos, könnte man schon fast sagen. Allein dafür müsste man wohl ein Denkmal auf dem Platz des mercatus urbi errichten.“


    Er hob die Hände in die Luft und malte vage die Umrisse einer Statue in die Luft


    „Das Ehrenmal für einen Miles, der seine Rüstung im Kampf gegen die Eierdiebe Roms opferte“


    Er schüttelte den Kopf und blickte sie mit einem unbefangenen Lächeln an.


    „Er wurde wegen des Diebstahls in die Castra gebracht. Für seine Bestrafung wurde er eingesperrt bis seine Strafe feststeht. Und ich habe furchtbar gestunken. Die Hitze Roms und eine von Eier beschmutzte Rüstung vertragen sich nicht gut.“

  • "Spaßeshalber kann ich ja einmal ein Holzgladius halten und versuchen es zu führen, aber nähere Übungen wären wahrlich gewissermaßen sinnfrei." fuhr sie ihrer beider Überlegungen fort und führte sie dabei wohl auch zum Ende. Leise lachte sie und trank den Rest des Wassers aus dem Kelche aus. Man konnte ihr nur zu gut die Vergnügung ansehen, die sie derzeit empfand. In einer raschen Geste stellte sie den Kelch leiser ab, als bei der Wucht ihrer beschwingten Bewegung zu vermuten gewesen wäre. Allerdings lauschte sie wieder interessiert, als ihr wieder etwas mehr Wissen über das 'Fach' vermittelt wurde. "Dann bin ich mal gespannt!" meinte sie abschließend, denn sie wusste nicht mehr zu einem Gladius zu sagen.


    Als er sich zu ihr neigte, pochte für einen Moment ihr Herz etwas schneller, als sie es wollte. Allerdings weniger wegen der warnenden Worte, die durchaus berechtigt waren und welche sie nicht als böse ansah. Leise erwiderte sie: "Ich weiß, dass Waffen innerhalb des Pomeriums tabu sind. Was aber ist denn mit Ritualdolchen?" Einen solchen trug sie immerhin schon seit ihrem ersten Tag in jede erdenkliche Ecke Roms mit sich. Ein Geschenk von ihrem Onkel Callidus, den sie eigentlich recht gern mochte - dafür, dass er Plebejer war und zudem der Bruder ihrer Mutter, war er ein feiner Kerl.


    Als dann allerdings wieder ein rascher Themenwechsel folgte, wurde der beschleunigte Puls ebenso vergessen, wie der Groll gegen ihre Mutter und sie grinste breit. "Sollte ich einmal viel verdienen, werde ich für ein Denkmal sorgen, damit du immer in Erinnerung der bösen Eierdiene bleiben wirst!" Sie kicherte, als sie sich versuchte vorzustellen, wie mitten auf dem Forum ein salutierender Constantius war, der zerdetschte Eier auf seiner Rüstung trug und kauernde Knaben zu seinen Füßen. Beinahe ernsthaft bedauernd fügte sie an: "Und du hast deine Rüstung wirklich wieder ordentlich sauber gekriegt oder musstest du sie entsorgen?"

  • Nur kurz war der Moment, da er durch seine verschwörerische Geste, frei von Hintergedanken, die Distanz zwischen ihnen verkürzte. Vielleicht war das Folgende deswegen, da er frei von Hintergedanken handelte so überraschend. Für einen Augenblick vermochte er ihren Geruch intensiver wahrzunehmen. Ein Umstand, der ihn für einen Moment in seinen Bann zog und gleichzeitig aus dem Konzept brachte.


    Noch einen weiteren Moment blickte er sie wieder einmal nur an. Senkte abermals den Blick und gewährte sich einmal mehr ein verlegenes Lächeln.


    „Ritualdolche. Nun ich denke…wenn sie von Priestern getragen werden, sind sie durchaus erlaubt. Sollte ich allerdings einen dreckigen, stinkenden, stark beharrten Mann in der Stadt mit einem Ritualdolch erwischen, der gerade das Ritual der sonderbaren Sesterzenvermehrung durchführt, werde ich ihn dafür verhaften.“


    Von ihrem Blick fasziniert lächelte er nun jedoch wieder erheitert zu ihr herüber.


    „ich glaube allerdings, wenn ich meine Rüstung entsorgt hätte, würde ich nun nicht mehr hier sitzen. Mein Tribun hätte mich wohl im besten Fall aus der Stadt nach Germanien gejagt. Natürlich musste ich diese Rüstung fein säuberlich putzen. Wie mir scheint besteht ein Großteil des Dienstes an der Waffe sowieso nur aus Putzen. Du glaubst gar nicht wie viel sich zum Putzen in der Kaserne findet.“


    Er ließ den Blick durch Atrium schweifen. Möchtest du dir die Casa ansehen? Gewiss würden wir Helena auch irgendwo antreffen. Oder hast du einen anderen Wunsch?

  • Ihre Züge hatten sich langsam wieder gefangen und mit einem ruhigeren Ausdruck sah sie ihn an. Zwar glänzte dort in ihren dunkelbraunen Augen noch immer der Schalk, aber das war wohl ihre stets lebendige Lebensfreude, die allerdings nicht häufig so entfesselt war. Sie ließ es meistens nicht zu, so über ihre eigenen Grenzen zu schreiten. Zum Einen war es die Erziehung sich anders zu geben wie sie war, was eine Lehre ihrer Tante war, und zum Anderen ist es.. Angst? Sie hatte Angst davor, dass man ihre Gefühle zu leicht erkannte und sie ausnutzte, auch wenn sie diese Erfahrung noch nie machen musste. Diese Angst war gegenüber Constantius nicht gegeben und Claudia war ebenso nicht hier. Sie lächelte.


    "Dann ist doch alles in Ordnung. Ich glaube nicht dass ich dreckig bin, übermäßig behaart, stinke oder gar männlich bin." meinte sie mit einem breiten Schmunzeln. Nein, ein Ritual der Sesterzenvermehrung würde sie ganz gewiss nicht vollziehen, das hatte sie kaum nötig. Nur aus Selbstschutz - nicht einmal aus religiösen Gründen - führte sie diese Waffe mit sich. Hispania hatte sie gelehrt, dass die Welt ein gefährliches Pflaster ist und Rom ist vermutlich der Herd dieser Gefahr. Daran ändern auch die Truppen nicht viel, sie würden vermutlich immer überlistet.


    Als er von den vielen Utensilien zum Zwecke des Putzens diente, trat allerdings deutlich wieder der Schalk in ihre Augen und sie fixierte ihn. Grinsend erklärte sie: "Vielleicht rechnen die Kohorten damit, dass Eierdiebe öfter über die heldenhaften Soldaten herfallen und ihre Rüstung ruinieren wollen. Für solche Zwecke muss doch vorgesorgt sein." Und, das war ihre Meinung, schadete es den Männern sicherlich nicht, auch einmal putzen zu müssen. Wobei so eine Rüstung sicherlich ein härteres Stück Arbeit ist, als ein Teller. Sie schluckte mühselig ein Lachen hinunter und gluckste dabei. Rasch wandte sie den Blick ab.


    Bei seinem Angebot hingegen hatte sie sich wieder gefangen und wandte sich ihm zu. Sie räusperte sich einmal vernehmlich um sicherzustellen, dass ihre Stimme gemäßigt war, wenn sie mit ihm sprach. "Gern. Da ich ausgetrunken habe und mir langsam schon das Sitzfleisch schmerzt bin ich durchaus für einen kleinen Rundgang." Ob sie Helena dabei trafen oder nicht, war ihr fast egal. Fast nur deshalb, da sie ihre Zeit sehr gerne mit Constantius verbrachte. Mit ihm allein. Allerdings hatte Helena auch einen sehr netten Eindruck gemacht und so lächelte sie ihn freundlich an.

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