• Nachdenklichen Blickes ging er diesen Abend von der Curia nicht direkt nach Hause, sondern spazierte durch die Straßen und hing seinen Gedanken nach. Er hatte sich das Gespräch mit Venusia zu Herzen genommen, beziehungsweise war in einigen Punkten noch dabei und über einige Dinge daraus und die, die in Verbindung dazu standen, dachte er gerade nach. Sie hatte in vielem Recht gehabt, dass wusste er, doch waren auch einige Dinge da, wo er sich über Recht und nicht Recht nicht sicher war, aber er war sich sicher, dass die Zeit auch dies klären würde.
    Die letzten Wochen und Monate waren anstrengend gewesen, wenn auch nicht immer körperlich, so doch mental und er hatte viele Menschen verloren, die ihm viel bedeuteten, abschliessend mit der Todesnachricht von Desideria. Erstaunlicherweise konnte er aber für sie nicht die Trauer finden, die er vielleicht finden musste und so war ihm klar geworden, dass die Liebe längst nicht die gewesen war, wie es zu Anfang ausgesehen hatte. Eine jugendliche, ungestüme und übereilte Hochzeit, die sie damals heimlich abgehalten haben. Das Gefühl des Abenteuers. Aber irgendwie hatte es sich nicht halten können und das war vielleicht nicht das Schlechteste, auch wenn er ihr einen besseren Mann statt den Tod gewünscht hätte.
    Wenn er dieser Tage an seinen Bruder und seine Schwester dachte, versuchte er sich nicht gleich wieder von der Trauer übermannen zu lassen. Nicht immer gelang es, aber wenn doch, dann gelang es ihm sich mit einem Lächeln an die schönen Zeiten zu erinnern, an das, was sie als Kinder erlebt hatten, aber auch an spätere Zeiten, schon hier im Imperium. Manches Mal kostete es ihn immense Anstrengungen, aber er hatte das Gefühl, dass es auch manchmal schon einfacher wurde.
    Sein Blick ging die Straße hinab und er bemerkte, dass er sich in Gedanken dem Stadttor genähert hatte. Einen Moment überlegte er, bis er sich dann dazu entschied, die Stadt zu verlassen und sie einmal aussen rum, zumindest teilweise zu umrunden. Für ganz war wohl der Fluß zu sehr im Weg.
    So trat er grüßend durchs Tor und wandte sich nach rechts. Gemächlich schlenderte er in der Nähe der Stadt einen Weg entlang und wandte sich wieder seinen Gedanken zu. Er freute sich darauf mit Aulus und Marcia demnächst nach Magna aufzubrechen. Er war sich sicher, dass danach vieles anders sein würde, auch weil er da das erste Mal seit ewigen Zeiten einfach nur mehr als ein paar Stunden ausspannen können würde und den Alltag hier, der ihm manches Mal zuletzt zu stressig geworden war, auf Abstand bringen konnte. Er war sich sicher, dass es keine bessere Erholung geben würde und ein Lächeln legte sich leicht auf sein Gesicht. Er würde vorher noch einiges regeln müssen wegen der Vertretung, aber auch das sollte kein Problem sein.
    Irgendwann schwankten dann seine Gedanken aber doch wieder auch etwas in Richtung Germanien und Arbeit und er überlegte, wem er noch alles einen Brief senden musste, aber irgendwie gelang es ihm heute Abend erstaunlich schnell diese Gedanken einfach wieder wegzuwischen. Wen kümmerte gerade die Arbeit, während man in der langsam angenehmer werdenden Luft durch die Natur strich. Vielleicht sollte er dies öfter tun, denn er spürte, wie sich auch seine Schultern langsam zu entspannen schienen und die leichten Kopfweh verschwanden. An einer Biegung blieb er stehen und sah zum Fluß hinuntern. Auch der führte schon erstaunlich wenig Wasser und er fragte sich, ob Thor mal langsam in die Puschen kommen würde um ihnen dringend benötigten Regen schenken würde. Er wollte der Augusta eigentlich nicht im nächsten Bericht mitteilen müssen, dass die Ernte von zu viel Hitze dann doch verdorben war. Dachte er doch glatt schon wieder an die Arbeit, schmunzelte er vor sich hin und setzte seinen Weg fort.
    Seine Gedanken gingen zu seiner Familie hier in Mogontiacum und er fragte sich selber die ein oder andere Frage. Manche konnte er mit Ja beantworten, einige mit einem Vielleicht und erstaunlicherweise nur wenige mit Nein. Bei einigen Dingen huschte einmal mehr ein Lächeln über sein Gesicht und manchmal war dieses auch mit einem Kopfschütteln unterlegt.
    Und dann hatte er plötzlich eine Idee, die ihn leise auflachen ließ, während er sich dem nächsten Tor wieder näherte um zurück in die Stadt zu kehren, auch wenn es noch ein gutes Stück entfernt war.

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