Inspektion des Kastells der Legio IX

  • Schon früh am Morgen machten sich der Agrimensor, Helvetius Caesoninus, und Architectus Provincialis, Flavius Furianus, auf den Weg zum Kastell der Legio IX.
    Wie es üblich war, lag dieses außerhalb der Stadtmauern und so war der Weg ein wenig länger, als üblich. Vor dem Kastell waren kleine Thermen, Fabrikgebäude und ein Kaufhaus errichtet worden. Dies war nicht verwunderlich, war das Kastell doch immer belebt gewesen und so manch ein Händler machte seine Geschäfte mit den Soldaten, dem Stab der Legion. So waren auch einige Bauernhöfe in der Nähe gelegen, welche nun wie ausgestorben schienen.
    So erreicht der Wagen das Tor, welches nur noch von zwei Soldaten bewacht wurde. Schließlich sollte das Kastell kein Steinbruch werden.
    Nach dem Überreichen eines Schriftstücks wurden sie hinein gelassen.


    "Auf den ersten Blick scheint das Kastell noch gut erhalten zu sein."


    Sagte Furianus nach vorne starrend zu seinem Agrimensor.

  • Meine Augen waren noch kleine Schlitze und wirkte ich im metallnen Spiegel etwas verquollen.
    Kein Wunder, denn Eumaios hatte die wenig glorreiche Idee eine Verkostung einiger Amphoren Wein vorzunehmen, die er vorgab, gefunden zu haben - auf die besorgte Nachfrage seines Bruders, wie das denn sein könne, reichte er ihm einen gefüllten Becher und sagte, das Wie könne er ja ruhig selber einmal kosten; auf meine duchaus noch besorgtere Nachfrage, wie das Himmel auch komme, erwiederte er, es komme in einer Amphore, lachte dabei freundlich und rollte eine zu mir herrüber.


    Schwerlich konnte ich die Annahme der Annahme verweigern, er habe einen schmackhaften Fund gemacht; weniger noch die Annahme des schmackhaften Funds - also machten wir uns daran, dem Geheimnis der Kelter mit unsren Gaumen nachzuspüren. Einen kurzen und lustig-lächerlichen Abend lang.


    Glaukos räusperte sich und soufflierte mir, eine kurze Antwort, worauf auch immer:


    Solange etwas in der Hand der Truppe ist, bezeugt selbst die hungrige Zeit Respekt vor dem Eigentum des Kaisers.


    Nachdem ich mit zugehört hatte, fand ich, es hätten eher die Worte Eumaios sein können, denn die des Meisters der Zahlenkunst ... erstaunt blickte ich um mich und nahm Glaukos die Groma aus der Hand.

  • "Der Schein blendet die Wahrheit. Mal sehen, ob dies hierfür zutrifft."


    Warf er kurz hinein, bevor er sich nach vorne aufmachte und nun vor dem Wohngebäude des Stabs stand.


    "Wirklich schade, dass dies nun einem anderen Zwecke zugeführt wird."


    Murmmelte er in sich hinein und warf einen Blick nach hinten, ob ihm Caesoninus gefolgt war, was dieser glücklicherweise tat.

  • Eumaios, der uns diesen Morgen zwar nicht eingebrockt, doch immerhin für dessen schlechten pelzigen Geschmack gesorgt hatte, war frecherweise der Munterste von uns und ging mit ein Paar Sachen unter dem Arm voran.


    Hätte er noch ein Lied geträllert, so hätte ich ihn unmittelbar auf der Stelle hinterrücks erschlagen. Glücklicherweise beließ er's bei der wohlgemuten Haltung, die kurz davor zu stehen schien, der ganzen Welt ihre Liebe abtrotzen zu wollen durch den vitalitätsstrotzenden, selbstgewahren Schritt - ich, als Teil dieser Welt konnte ihm mein Herz in dieser Stunde nur zur Hälfte verwehren ... und diese Hälfte begann ihn wirklich und leidenschaftlich zu hassen.


    Zum Zeichen meiner Verdrossenheit drückte ich Glaukos das Instrument zurück in die Hand und knurrte leise, scharf und schnell:


    Du und dein Bruder ... ihr geht heute hinter mir, was soll der Flavier noch denken, he? Dass ihr eure Pflichten nicht kennt und ich ein Narr sei? Was? Sag diesem Schelm, deinem Bruder, dass er mal etwas Wachheit zeigen könne... dabei wies ich unbestimmt hiter mich. Und fühlte mich unverstanden, selbstmitleidig und wütend... auf mich selbst. Selbst mein Ring ließ sich nicht wie gewohnt am Finger drehen...

  • Seine Hand fand sein Kinn, wo sie auch ruhte.


    "Was meinst du, welche Gebäude sollte man als erstes einreissen lassen? Natürlich das Tor zuerst, damit die Kräne hindurch kommen. Zuerst müsste man die Gräben begradigen, das wäre wohl von Vorteil. Oder was meinst du?"


    Just in jenem Moment drehte er sich nach hinten um, beobachtete die Gefolgschaft. Diese zwei Griechen waren ihm gänzlich unbekannt, zwei Fremde im Haus waren nie gut. Vielleicht hätte er mit Caesoninus reden sollen, vielleicht ergäbe sich eine Lösung für alle Beteiligten. Die Griechen übten aber ganz klar schlechten Einfluss aus, das war selbst ihm in dieser recht kurzen Zeit bewusst geworden. Ob das Sklaven waren oder doch bloß Freunde, die ihn nur der Sesterzen wegen umschwirrten? Diese Gedanken verdrängend glitt sein Blick wieder zu dem vorderen Gebäude mit Säulengang und sein Ohr wartete auf die Stimme seines Agrimensors.

  • Sim-Off:

    Nur damit keine Missverständnisse aufkommen: das Bild oben im Thread zeigt ein handelsübliches Auxiliarkastell, wie sie am obergermanischen Limes errichtet wurden und dient deshalb bestenfalls dem Überblick über einige Gebäudebezeichnungen und gibt keineswegs die Größe des zu verwertenden Legionslagers wieder. ;)

  • Mir war, als hörte ich Stimmen in meinem Inneren - überhaupt, meine gesamte Wahrnehmung war leicht verzerrt, die Ausmaße des Kastells waren mal so, dann mal so; alles glitt ab ins Ungefähre, die Größe des zu verwertenden Legionslagers wollte mir in keine Vorstellung münden, alles blieb Farbe, Form dem Wechsel der Perspektive unterworfen und keine Idee trat zutage ... wie war ich doch froh, dass ich zumindest Glaukos bei mir hatte, der es nie übertrieb mit dem Wein und Furianus, der sehr genau wusste, was er wollte...


    ...wieder war es Glaukos, der mich diesmal etwas deutlicher als zuvor mit einem leichten Stoß seines Ellenbogens darauf aufmerksam machte, dass ich mit Lucius Flavius Konversation - oder gar ein Fachgespräch führen sollte... tja, aus dem Nebel erinnerte ich seine Frage gerade eben so - also antwortete ich hoffentlich ohne Terrainverluste:


    Man muss das Ganze in Augenschein nehmen, vielleicht könnte man die Kräne vor Ort bauen lassen, wir hätten weniger Arbeit mit dem Heranschaffen und auch das Tor könnte einstweilen den Bauplatz vor Neugierigen schützen...

  • "Wahrlich gute Ideen, Caesoninus. Machen wir es so."


    Sagte er lächelnd und klopfte ihm auf die Schulter.


    "Erstmal sollten wir das Lager wohl vermessen, oder besser gesagt, du solltest es. Danach könnten wir uns den Kopf darüber zerbrechen wie wir die einzelnen Bauplätze einteilen sollten, wie groß sie sein dürften, ahja, die Rohrleitungen müssen auch alle ausfindig gemacht werden, nicht, dass einige zu Bruch gehen und Wasser ausströmt."


    Es hätte mitunter auch weitreichende Auswirkungen auf Tarraco haben können, denn das Wassernetz ging sicherlich zuerst durch das Kastell und erst dann in die Stadt.


    Sim-Off:

    Das Bild passt wohl besser, das erste ist zu klein. :)


    [Blockierte Grafik: http://img365.imageshack.us/img365/557/castellum4by.jpg]

  • Ich starrte Löcher in den Himmel, irgendwie hatte ich einen großen Wackerstein im Kopf, der auf den armen geschundenen Gedanklein lag, die schrieen schon nicht mehr, sondern es war nurmehr ein sachtes stöhnen ... dennoch - eines der Wein-Opfer machte sich frei von den Fesseln postalkoholischer Demenz und stellte sich stramm in meinem Bewusstsein auf, als wollte er sagen "Caesoninus muss leben ! Und wenn wir sterben müssen!". Ich war etwas betroffen, doch hörte ich ihm gut zu - und wiederholte seine Worte, unkritisch und leicht angeblödet; aber es schienen ja meine Worte zu sein...


    Da es sich um ein Castell handelt, werden wir nicht viel auszumessen haben. Wenn die Neunte so vorbildlich ist, wie ihr Ruf, müssen wir uns nur an die Pläne halten ... oder die Gebäude zählen... ähem...


    Ich stockte nun doch, der Gedanke hatte alles gegeben und brach nun erschöpft zusammen, wahrscheinlich würde er an Entkräftung zugrunde gehen, wenn ich ihm nicht bald mit einem Schluck Wasser die heiße Stirn netzte...

  • "Und eben diese Pläne liegen uns nicht vor, Caesoninus. Wir haben es eilig, ich wede inzwischen die Gebäude begutachten."


    Sagte er beiläufig und setzte sich in Bewegung Richtung Principa, da er davon ausging, dass dort die meisten Leitungen waren. Oder er musste nach einem brunnen suchen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!