Kandidatur zum Quaestor Principis

  • Manius Tiberius Durus betrat am frühen Morgen die Rostra, um den Menschen, die auf dem Weg zur Arbeit waren, noch zu begegnen. Rund um die Rednertribüne hatte er eine Schar Klienten und Sklaven versammelt, die den Grundstock seiner Applaudierer bildeten.
    In seiner nigelnagelneuen Toga candida stand er so da und richtete sein Wort an die vorbeigehenden Massen. So erschallte seine Stimme, die einst von Rhetorik-Lehrern geschult worden war, über das Forum.


    "Quirites!"


    Wie üblich dauerte es ein wenig, bis einige neugierige Männer und Frauen stehen blieben, um dem Mann auf der Rostra zuzuhören. Als einige stehen geblieben waren, begann er seine Rede.


    "Quirites,


    Schon viele Männer vor mir sind auf die Rostra gestiegen, um sich euch zur Wahl zu stellen. Einige waren berühmter als ich, andere kaum bekannt. Nun stehe auch ich, Manius Tiberius Durus, hier vor euch und bitte euch, mich zum Quaestor zu wählen. Um Euch ein besseres Bild von mir zu machen, möchte ich Euch einen kurzen Überblick über mein Leben geben:


    Ich wurde hier als Spross der berühmten Gens Tiberia geboren, die schon viele fleißige Männer und Frauen hervorgebracht hat, sodass unser geliebter Kaiser sie sogar in den Patrizierstand erhob. Meine Jugend verbrachte ich in Alexandria, wo ich an der berühmten Bibliothek studierte, bevor ich wieder nach Rom zurückkehrte, wo ich einige Zeit als Advocatus arbeitete.


    Da mich diese Arbeit nicht so recht ausfüllte, nahm ich eine Stelle als Scriba in Misenum an, wo ich rasch zum Magistraten ernannt wurde. In dieser Tätigkeit beschäftigte ich mich mit vielerlei Aufgaben: Ich entwarf ich die bis heute gültige Marktordnung der Stadt. Weiterhin beaufsichtigte ich das Villenbauprogramm. Hierbei handelt es sich um Villen, die den hervorragenden Gentes von Rom als Sommerresidenz angeboten werden. Des weiteren wirkte ich in der Curia Italica an der Gestaltung der Regio mit.


    Seit geraumer Zeit bin ich jedoch in Rom auf dem Palatin tätig. Ich diene dem Imperator als Advocatus Imperialis, als der ich bereits mit diversen Fällen betraut wurde. Gerne würde ich Euch näheres darüber erzählen, doch wie ihr sicher verstehen könnt, muss ich darüber Verschwiegenheit bewahren.


    Trotzdem seht ihr wohl, dass ich stets um das Wohl des Imperiums bemüht bin und war und mich treu in dessen Dienst gestellt habe. Nun möchte ich Euch, dem Volk und dem Kaiser, besser dienen, indem ich als Quaestor Principis kandidiere.


    Als einfacher Diener des Kaisers kann ich Euch keine großen Versprechungen machen, jedoch werde ich mit der Hilfe meiner Kollegen darauf achten, dass die Chronicusa stets vollständig sind und alle wichtigen Ereignisse im gesamten Imperium enthalten.


    Um dies für Euch tun zu können, bitte ich Euch um Eure Stimme."


    Als er geendet hatte, wartete er auf eventuelle Rückfragen. Besonders fragte sich der Tiberier, ob Purgitius Macer ihm auf den Zahn fühlen würde, wie er es bei den meisten Kandidaten bisher gemacht hatte...

  • Natürlich hatte er schon seit einiger Zeit gewusst, das sein junger Verwandter antreten wollte, so war es nicht verwunderlich, das zusätzlich zu den Klienten seines Verwandten, sich ein weiterer Pulk von Menschen vor der Rostra versammelten. Tiberius Vitamalacus war mit seinem Gefolge erschienen, aus dem er selbst und besonders der hünenhafte Titus herrausstachen.


    Kaum hatte Tiberius Durus geendet, applaudierte Tiberius Vitamalacus, ein Applaus der durch seine Klientel noch verstärkt wurde und darin unterging.


    :app:

  • Auch Tiberius Durus war ein Freund des Furianus und so schloss ich mich der großen Menge an applaudierenden Leuten an. Ich war überrascht, dass bisher keiner Fragen stellte, wo es doch bei den anderen immer grad nach der Rede der Fall war.
    :app:
    Zwar wollte ich mein Applaudieren auch noch mit Rufen verstärken, ließ es aber dann bleiben, als ich merkte, dass wohl unter dem donnerndes Klatschen des Vitamalacus und der Menschenmenge um ihn herum kein Wörtchen zu Tiberius Durus vordringen würde.

  • Pollux wandte sich an den ihn begleitenden freien Redakteur den Acta.
    "Den darf man auch nicht wählen! Du hörst der ist Advocatus. Advocati und Schwiegermüttern darf man nicht trauen! Verschlagen und hinterhältig sage ich nur. Gehen wir uns mal die anderen Redner anhören."


    Pollux wandte sich ab.

  • Mit großer Beruhigung stellte Durus fest, dass er ein durchweg positives Echo auf seine Rede erhielt. Auch wenn manche weitergingen, bedeutete das nicht, dass sie ihn deshalb nicht wählen würden.
    Sicherheitshalber blieb er trotzdem auf der Rostra stehen und wartete ab, während er den Applaus genoss.

  • Immer wieder hatte Macer bei den vergangenen Wahlen etwas von Kandidatenmangel gehört, aber diesmal schien dies nicht zuzutreffen. Schon der fünfte Kandidat für die Quaestur hielt hier seine Rede und wieder einmal konnte Macer seine Entscheidung nicht schon nach der Rede treffen, auch wenn der donnernde Applaus für sich sprach. Er wartet eine Zeit lang ab, bis der Schall etwas verebbt war und konnte sich in dieser Zeit die Frage zurecht legen.


    "Candidatus, ich bin mir gerade einer sehr spannenden Konstellation bewusst geworden: außer dir tritt unter anderem auch dein Vorgesetzter, der Quaestor Sacri Palatii zu dieser Wahl an. Solltet ihr beide gewählt werden und du auch das angestrbte Amt als Quaestor Principis erreichen, wärst du plötzlich ihm vorgesetzt. Ist dies purer Zufall, beiläufig in Kauf genommen oder bewusst berechnet?


    Ich möchte keineswegs eine Konkurrenz zwischen euch herbeireden, die nicht besteht, aber ich finde diese Sache wirklich faszinierend", fügte er am Ende noch einmal an. Immerhin hatte er bei beiden noch nicht entschieden, wie er wählen sollte und war daher auch offen, was die erwartete Antwort betraf.

  • Da war Macer ja doch! Durus sah zu dem Senator in der Menge hinab, überlegte kurz, um seine Gedanken in Worte zu fassen, und antwortete gut hörbar


    "Nein, ist es nicht nicht.
    Ich würde die anderen Quaestoren - sollte ich tatsächlich zum Quaestor Principis ernannt werden - auch eher als Mitarbeiter denn Untergebene sehen. Und Mattiacus hat es in der Advocatio ähnlich gehalten. Somit haben wir bereits gut zusammen gearbeitet und ich bin zuversichtlich, dass es in diesem Falle genauso wäre."


    Eigentlich war es eine seltsame Frage...

  • Ich hatte die Rede verfolgt und ergriff nun auch das Wort....


    "Mich beschäftigt da eine ganz andere Frage. Solltest du, werter Tiberius und auch der Quaestor Sacri Palati gewählt werden, wer übernimmt dann die Tätigkeiten der staatlichen Advocati?


    Ich weiss, es liegt nicht an euch, dies zu entscheiden, doch ich denke, als verantwortungsbewusste Diener des Reiches habt ihr euch sicher Gedanken dazu gemacht?!"

  • "Natürlich haben wir das. Wir haben mit dem Magister Domus Augusti gesprochen. Er war damit einverstanden, die weniger wichtigen Fälle für die Amtszeit ruhen zu lassen und im Notfall einen von uns beiden - soweit wir in Rom eingesetzt werden - als Ankläger zu nutzen. Senator Aelius Quarto wird dies als Nebenaufgabe für einen Quaestor in den Senat einbringen.


    Ich denke, dass das kein gravierendes Problem darstellen würde - die meisten Advocati sind ja nebenberuflich tätig."

  • Durus lächelte den möglicherweise-bald-Praetoren an. Es war zwar nur aufgesetzt, aber er hatte zu Hause vor dem Spiegel geübt und brachte es inzwischen recht überzeugend hin - hatte zumindest Jakobus gesagt.


    "Kein Problem. Deswegen bin ich hier!"

  • "Das ist erfreulich, dass man offenbar keinen Konkurrenzkampf wählt, wenn man für euch beide stimmt", bedankte sich Macer für die erste Antwort.


    "Es standen ja schon einige Vertreter deiner näheren oder weiteren Verwandschaft hier auf der Rostra - zuletzt wurde Tiberius Vitamalacus zum Quaestor gewählt und kandidert nur als Aedil, davor schaffte es Senatorin Tiberia Livia bis zur Praetur - wirst du diesem Weg folgen und auch weitere Ämter anstreben?"


    Immerhin hatte er in diesem Wahlkampf auch schon Kandidaten gehört, die offenbar nur von Reiselust getrieben wurden oder solche, die klar und offen sagten, ihren bisherigen Aufgaben auch später treu bleiben zu wollen.

  • Gespannt auf die Antwort zu der Frage des Senators blickte Flaccus zu Durus. Er brachte jedoch viele gute Voraussetzungen mit. Er war in der Verwaltung und hatte dort Erfahrung sammeln können und Flaccus war sich sicher, dass sein Verwandter auch sehr gute Arbeit in der Advocatio Imperialis leistete.

  • Durus nahm wieder eine Frage des Senators wahr, der die Kandidaten hier eingehend prüfte.


    "Ich strebe natürlich auch einen weiteren Weg auf dem Cursus Honorum an. Wann ich jedoch erneut kandidiere, möchte ich noch nicht festlegen. Vielleicht gleich zur nächsten Gelegenheit, vielleicht auch erst zu einem späteren Zeitpunkt - je nach dem, wie ich dem Imperium am besten dienen kann."


    Mit Freude entdeckte Durus nun mehrere Tiberier, die ihn unterstützten.

  • Die Zeit in der man seine Kandidatur bekannt geben konnte, war vergangen und von der Villa Tiberia bahnte sich ein Sklave seinen weg, in der Hand hielt er zahlreiche Wachstafeln, deren Inhalt er, im Auftrag seines Dominus, auf der Rostra verlass.



    Im Auftrag und Namen unseres geschätzten Imperators habe ich die Candidatur des Manius Tiberius Durus geprüft und in Übereinstimmung mit den Bestimmungen des Codex Universalis für rechtens befunden.
    Candidatus Manius Tiberius Durus ist zur Wahl zu gelassen.


    Gezeichnet


    Quintus Tiberius Vitamalacus
    Quaestor Consulum



    Danach begibt er sich zum nächsten Kandidaten.

  • Sinnierend hatte sie der Rede des Tiberius Durus gelauscht und festgestellt, dass sie derzeit keine weiteren Fragen hatte oder haben würde - in sofern applaudierte sie schlicht zu den Worten ihres Factiokollegen, wie es sich gehörte.
    :app:

  • Durus blickte noch einmal in die Menge - offensichtlich gab es bei ihm keine weiteren Fragen.


    "Ich bedanke mich für Eure Aufmerksamkeit und wünsche euch noch einen guten Tag."


    erklärte er dann und verließ die Rostra. Sodann verließ er auch das Forum mit seiner Klienten- und Anhängerschar...

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