Bei Großeltern musste man gewitzt sein und listig wie ein Luchs. Aber wenn man eine Großmutter hatt in der Familie Flavia dann musste man noch viel mehr drauf haben, denn sie hatte ihre Augen und Ohren immer und überall. Die junge Arrecina lebte bis vor kurzem noch bei dieser Frau, ihrer Oma mit dem Namen Flavia Aggrippina. Doch auch der goldenste Käfig wurde einmal zu klein und sie wollte unbedingt wieder zu ihrem Vater und weg aus Baiae. Das Mädchen hatte alle ihr zur Verfügung stehenden Ersparnisse zusammengesucht und nur die nötigsten Sachen zusammengepackt um sich in einer Nacht und Nebelaktion aus genau diesem goldenen Käfig zu schleichen. Natürlich hatte sie das alles vorher genaustens geplant und wollte ja nichts unüberlegtes machen, das machte sie ja nie, auch wenn sie oft genug für Wirbel sorgte.
Immer noch war sie etwas sauer, dass ihr Vater den Sklaven nicht dagelassen hatte als er gegangen war. Hannibal wäre sicher nützlich gewesen denn er war gebildeter als der Sklave den sie nun hatte und den sie immer wieder antreiben musste. Ausserdem sah er gut aus, aber das war nur ein kleiner positiver Nebenaspekt gewesen der sie schon immer intressiert hatte. Arrecina hatte schon immer gewusst was sie wollte, schon als kleines Kind. Dickköpfig, auch das war sie und dann noch so andere kleine Makelchen die sie zu dem machten was sie nun war, eine 14 Jährige junge Frau, die sich in den Kopf gesetzt hatte zu ihrem Vater nach Rom zu kommen.
Die Reise hier her war lang, anstrengend und einer Flavierin mehr als nur unwürdig, aber was tat man nicht alles um sein Ziel zu erreichen und das hatte sie nun, denn sie stand leibhaftig in dieser Stadt von der so viele schwärmten. Genau mittlerweile stand sie, denn sie wollte sich nicht die Blöße geben und mit einem holprigen Wagen, der ihr spärliches Gepäck beherbergte durch die Strassen fahren, da hätte sie sich ja in Grund und Boden schämen müssen. Arrecina hatte sich so weit rausgeputzt wie es ihr möglich gewesen war, denn die letzte Nacht hatte sie in einer Taverne weit vor den Toren Romas verbracht. Ihr Sklave hatte im Stall geschlafen wie es sich gehörte und sie hatte ein Bett gehabt, was sowas von unbequem gewesen war, dass sie dachte sie würde auf dem Boden liegen. Natürlich hatte sie nach einem wirklichen Aufstand nichts zahlen müssen, vor allem als sie erfahren hatten welchen Namen sie trug.
Arrecina zückte einen kleines zerknittertes Stück Papyrus und faltete es auseinander, wobei ein Stück halbwegs zerbröselte. Nur schwer zu erkennen stand eine Beschreibung zu der Villa Flavia Felix auf dem kleinen Fetzen und diesem wollte sie nun folgen. Der Wagen wurde von einem Sklaven gelenkt den sie unterwegs aufgelesen hatte und der nun zumindest bis zu der Villa in ihren Diensten stehen würde, danach war er nicht mehr zu gebrauchen. "Cerco ich hoffe für dich, dass du den Weg finden wirst, wenn nicht spürst du die Peitsche oder ich lasse mir etwas anderes einfallen" sagte sie und hielt ihm das Papyrus entgegen ohne zu beachten, dass er nicht einmal lesen konnte, aber er hatte noch zwei Augen im Kopf mit denen er die Zeichnung entziffern konnte.
Der andere Sklave mit dem Wagen war stehen geblieben um auf seine Herrin zu warten während sie sich mit dem Zettel und Cerco rumschlug um den richtigen Weg zu finden. Cerco starrte das Zettelchen an und wusste, dass sie ihre Worte wahr machen würde und wirklich scharf war er nicht drauf auch wenn er seine Herrin sehr anziehend fand wollte er nicht die Peitsche noch einmal zu spüren bekommen. "Herrin, wir müssen dort drüben entlang, ich bin mir da ganz sicher." Der Sklave deutete in eine Richtung und Arrecina nickte und dann ging es auch weiter.
Sie hatte großes Selbstvertrauen und machte sich auch keine Gedanken darüber wie ihr Vater reagieren könnte wenn sie ohne Ankündigung vor der Tür stünde, aber sie freute sich und sie freute sich auch die restliche Familie wieder zu sehen. Ihr Vater würde sicher aus dem Häusschen sein wenn er sie sah und bestimmt hätte er ihr auch erlaubt her zu kommen, aber ihre Lust war von Tag zu Tag weniger gworden in Baiae zu bleiben und zu warten bis eines Tages die Erlaubnis kam, also war es klar, dass ihr Dickkopf siegen würde.