Marktbummel mit unerwarteter Bekanntschaft

  • Nun stellt euch einmal vor, euer Weg verschlägt euch auf den Markt. Was ihr sucht ist eigentlich schlicht und ergreifend eine bequeme Tunika die man auch einmal tragen kann, wenn man sich mit einem jungen Mann trifft. Nicht, dass da konkret etwas ansteht, doch für ein solches Kleidungsstück war ich nun einmal unterwegs. Und was ich dann treffen sollte.. Nunja, liest selbst.


    In ihrer sandfarbenen Tunika schlenderte Aquilia langsam die Stände entlang. Ihre Erscheinung machte einen deutlich ärmeren Eindruck als an jenem Tag nach ihrer Ankunft. Zwar hatte sie ordentlich die Katzenwäsche eingehalten und roch nicht unangenehm, doch ihr Haar war zottelig zurückgebunden und wirkte nicht mehr besonders frisch. Für regelmäßige Besuche in den öffentlichen Thermen reichte ihr schmales Budget nicht aus. Was noch an den Tag nach ihrer Ankunft in Mogontiacum vor ein paar Wochen erinnerte, waren die dunklen Ringe unter den Augen. Noch immer ließ der Alte sie nicht schlafen, was sie aber mittlerweile mit mehr Amusement hinnahm.
    "Oh, die ist ja hübsch!" entfuhr es ihr, als ihr Blick über eine nachtblaue Tunika glitt und direkt darauf die feingliedrigen Finger folgten. Sehr feingliedrige Finger, denn sie hatte drastisch abgenommen.

  • Commodus war seit zwei Tagen wieder in Mogontiacum, da er am gestrigen Tag einer Curiensitzung beigewohnt hatte. Mit den Ergebnissen der Sitzung war er soweit zufrieden und hatte sich vorgenommen an diesem Tag den hiesigen Markt zu besuchen.


    In seine, nach all der Zeit immer noch ungewohnte, Toga gehüllt und von mehreren seiner gallischen Sklaven, darunter auch einer seiner Leibwächter, begleitet schritt er nun über den Markt. Trotz all der schlechten Dinge die man über die Bewohner dieser Provinz hören konnte, genoss er hier dennoch einen gewissen Respekt und die Passanten machten dem alten Senator problemlos einen Weg frei, wo immer er auch hingehen wollte.


    Er betrachtete an einigen Ständen die Waren und liess seinen Blick auch hin und wieder über die Menschenmenge schweifen. Er sah den Marktstand eines Bekleidungshändlers, dem er seit Jahren die Stoffe lieferte und steuerte darauf zu. Die junge Frau, die sich dort eine Tunika ansah registrierte er nicht.

  • Zaghaft ließ sie den Stof kurz zwischen ihren Fingern ruhen und entschied dann, dass dieser gewiss zu teuer ist. Sie betrachtet das schöne Nachtblau noch einmal mit einem tiefen Seufzen und wendet sich dann um. Kaum ihr Gesicht in die andere Richtung gedreht, sieht sie sich einem älteren Senator entgegen. Sie sieht ihn beinahe schockiert an und wie es bei einem Schock nun einmal so ist, kann sie den Blick anfangs auch nicht abwenden. Sich ihrer Unverschämtheit bewusst werdend, schaut sie aber rasch wieder zu Boden. So gut es ging war sie Senatoren und Rittern bislang aus dem Weg gegangen. Sie war einfach aus einer völlig anderen Gesellschaftsschicht und sollte sich gar nicht erst auf ihrem Niveau probieren. Kurz hebt sie wieder den Blick, als sie einen Ruf hört.
    >Prudentia!< lautete dieser und erschrocken wandte sie sich um. Dabei stolperte sie, wie sie nun einmal war, über die Füße eines der Leibwächter. Für gewöhnlich würde sie lauthals darüber lachen, wenn es kein Leibwächter gewesen wäre. Und der zu schützende Mann ein Senator. Holpernd hielt sie sich an einem der Männer fest und suchte mühsam wieder Halt.
    >Dignitas!< brüllte die Stimme weiter und ihr Blick wanderte rasch dort hin. Es schien sich um einen völlig betrunkenen - oder verrückten - Mann zu handeln, der versuchte eine Rede an das Volk zu richten. Ein leises Grinsen stahl sich in ihre Züge, als sie sich allerdings die gegenwärtige Situation ins Gedächtnis rief.
    "Oh, Verzeihung." nuschelte sie rasch und wich mit raschen Schritten wieder aus der kleinen Traube, in die sie hineingeplatzt war. Und kaum dass sie wieder in die Realität zurückgeholt wurde, erhitzten sich ihre Wangen um ein Höchstmaß.

  • Commodus hatte gerade ein Gespräch mit dem Händler begonnen, als die junge Frau vor ihm auf die Nase fiel. Erst jetzt bemerkte er sie wirklich, wenn auch nur durch die verärgerten Ausrufe seines Leibwächters und der Sklaven an denen sie sich hochzog.


    Nach ihrer eher dürftigen Entschuldigung schaute er sie mehr oder weniger verärgert an und fragte mit ruhiger Stimme: "Wie ist dein Name, junge Dame?"

  • Als sie sich von dem Senator angesprochen fühlte, spürte sie Panik in sich aufsteigen. Es war Panik im kleinen Maße, doch die Ratlosigkeit war nicht zu leugnen. Zum Glück stellte er ihr eine direkte Frage, sodass sie nicht weiter über ihr Versehen sprechen musste. Doch die Frage zog einige andere Fragen mit sich. War lügen wirklich so schlecht? - ist eine von ihnen. Es war sicher nicht klug wenn sie nun ihren Namen nannte. Am Ende würde man sie gefangen nehmen oder sogar in den Circus schicken.
    "Aquilia, Herr." nuschelte sie also. Die Röte war einer ängstlichen Blässe gewichen, während sie den Blick fast demütig auf den Boden richtete. Am liebsten würde sie nun davonlaufen. Was war die Strafe wenn man einen Reichen - einen Senator - in seiner Ruhe störte? Er wirkte so verärgert...

  • Commodus musterte sie von oben bis unten und versuchte sie einzuschätzen. Wen hatte er da vor sich? Eine Sklavin? Eine Peregrina oder doch eine römische Bürgerin? Er gab einem der Sklaven einen Wink und dieser kam näher. Commodus flüsterte ihm einige Anweisungen zu und der Sklave eilte davon.


    "Aquilia also? Woher kommst du und wer ist für dich verantwortlich?"

  • Mit deutlich anmerkbarer Skepsis beobachtete sie den Senator, doch ihre Nervosität ließ keine weiteren Gedanken zu. Sie behielt angespannt ihre Umgebung im Blick um auf eventuelle Griffe gefasst zu sein, doch nichts von alledem geschah. Stattdessen folgte eine weitere Frage, die ihr nicht das erste Mal gestellt wurde. Sie richtete den Blick wieder betroffen, scheinbar betroffen, zu Boden.
    "Niemand ist für mich zuständig, Senator. Ich wohne hier in Mogontiacum, Senator, seit kurzem zumindest. Vorher weilte ich in Bonna." Innigst wünschte sie sich, entlassen zu werden. Sie fühlte sich wie eine Diebin.
    "Doch warum willst Du das wissen, Senator? Wenn mir diese Frage erlaubt ist, natürlich nur." erkundigte sie sich dann doch.

  • "Niemand ist für dich verantwortlich? Du bist also allein? Wie alt bist du?"


    Ihre Gegenfrage ignorierte er vorerst und wartete auf eine Antwort. Der Leibwächter, über dessen Füsse sie gestolpert war, schaute sie missmutig an und schien sie am liebsten aus dem Weg räumen zu wollen, damit der Marsch des Senators fortgesetzt werden konnte.

  • Allmählich begann sie sich zu fragen, ob seine Fragen nicht zu weit gingen und sie überhaupt noch antworten sollte. Immerhin waren auch die Reichen sicherlich nicht harmlos und wenn er erst ihre hilflose Lage kannte.. Man hörte des Öfteren von Bürgern die in der Sklaverei endeten und denen niemand Gehör schenkte, wenn sie sich wehrten. So festigte sich ihr Blick wieder. Mit einem Blick auf die Wächter um ihn herum wurde ihre kleine Rebellion gegen die eigenen Gefühle allerdings wieder niedergeschlagen und sie antwortete wahrheitsgemäß.
    "Mit diesem Sommer zähle ich 17." Dass sie damit eine Frage unbeantwortet ließ, fiel ihm vielleicht gar nicht erst auf. Aber die Frage würde sie auch nicht beantworten. Noch einmal begann ihr Widerwille aufzubegehren.
    "Ich habe mich doch bereits entschuldigt. Warum fragst du noch weiter, Senator?" Zwar klang ihre Frage unfreundlich formuliert, doch der Tonfall war nach wie vor höflich.

  • Commodus deutete auf seinen Leibwächter. "Es ist ganz einfach. Ich möchte wissen, an wen ich mögliche Schadensersatzforderungen stellen muss, falls durch dein tolpatschiges Verhalten einer meiner Sklaven beschädigt wurde." sagte er.


    Mittlerweile belustigte ihn die Situation, doch liess er sich dies nach aussen nicht anmerken.

  • Nun zeichnete sich deutlich Ratlosigkeit auf ihrem Gesicht ab, die sich allerdings langsam in Erbostheit wandelte. Allerdings obsiegte ihre Angst vor einer Strafe der Frechheit ihre Meinung kundzutun. Wieder so eine Eigenschaft der Reichen sich die Armen zunutze zu machen und als Gegenstand zu bezeichnen. Sie selbst hatten auch einen Sklaven, doch er lebte zu seinen Lebzeiten wie ein Familienmitglied. Wie ihr Großvater.
    "Ich fürchte dann könnte ich deine Forderungen nicht erfüllen. Ich wüsste nicht einmal Verwandtschaft die Geld hätte." entgegnete sie trocken. Genauer gesagt kannte sie nicht einen einzigen Verwandten, aber sie wollte ihm nicht eingestehen, dass sie wirklich allein in Mogontiacum war.

  • Mit nunmehr wachen Augen musterte sie den römischen Senator. Er fragte nach ihrer Familie. Sie ahnte ja nicht, dass ihm der Name mehr als nur geläufig sein könnte. Doch zu Recht. Wie konnte sie denn auch vermuten, mit einem Senator verwandt zu sein? In ihrem Leben hatte sie keinen anderen Prudentia als Vater und Mutter gekannt. Namentlich noch ihre Großeltern - aber ansonsten?
    "Prudentia. Ich heiße Prudentia Aquilia." platzte es aus ihr heraus, als ginge sie der Annahme dass dies etwas besonderes war und er sich nun fürchten müsse, Ärger zu bekommen. Und auch dass der Trotz nun leicht in ihren Augen blitzte, ließ sich nicht vermeiden.

  • Es überraschte ihn zwar, doch liess er sich dies nicht anmerken.


    "Prudentia Aquilia? Es freut mich deine Bekanntschaft zu machen." sagte er.


    "Im Senat ist der Name deiner Familie sehr geläufig. Ich hörte ihn erst kurz vor meiner Abreise aus Rom dort."

  • Sie hingegen verbarg ihre Überraschung nicht. Ihre Gesichtsszüge glitten völlig aus dem gewohnten Rahmen und irrtiert starrte sie ihn an. Niemals hätte sie damit gerechnet. Aber vielleicht hatte er sich verhört?
    "Prudentia! Es kann nicht sein, dass wir im Senat sind. Das müsste ich wissen." fügte sie eiligst an, während sich ein leichtes Lächeln auf ihr Gesicht legte. Der Unglauben machte einer Selbstsicherheit Platz. Nein, equites hätte sie noch geglaubt aber niemals einen Senator. Dann hätte ihr Vater nicht um seine Existenz kämpfen müssen.

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