Vor dem Aushang der amtlichen Bekanntmachungen

  • Einige Leute standen an diesem Tag um das Anschlagsbrett vor der städtischen Curie, wo ein Bediensteter die neuesten Verlautbarungen der Stadtväter aushing. Offenbar erregte ein Aushang ganz besonders die Gemüter einiger Umstehender, denn sie fielen sogleich in eine ausgedehnte Diskussion ein.
    Die Älteren und Konservativen schienen ihr Mißtrauen nicht zu verbergen gegen diese neumodische, radikale Veränderungen der alten Strukturen. Wohingegen jüngere und minder einflussreichere darin einen richtigen Schritt hin zu einer Hellenisierung der alten Strukturen sahen, in der jeder Bürger, gleich welchen Standes seine Meinung sagen konnte.


    Interessiert und angezogen von dem Disput bahnte auch ich mir meinen Weg zu den Aushängen und das betreffende Edikt zu begutachten. Die Worte, die ich dort laß, überraschten mich in der Tat, und ich mußte sie ein zweitesmal lesen, während ein etwas älterer Mann in dunkler Toga und einer immer größer werdenen Halbglatze auf seiner Stirn links an meinem Ohr vorbei in tiefer, leicht aufgewühlter Stimme seinen Gedanken Gewicht zu verleihen wußte. "Schon seit den Tagen des glorreichen Augustus wurde diese Stadt immer durch den Ältestenrat, den Decurionen der Stadt regiert. Daran hat sich nie etwas geändert und daran darf sich im Interesse der Stadt auch nichts ändern..." - "Wohl eher in Deinem Interesse !" witzelte ein junger Bursche, der kaum älter war als ich, als er den Alten unterbrach. Ein zweiter Mann kam dem Alten zu Hilfe, dem die Toga etwas zu stramm saß. "Er hat doch recht. Die Regierung unserer Stadt muß in verantwortungsvolle Hände gelegt werden. Jemand, der sein Vermögen für die Stadt aufbringt, wird auch vielmehr daran interessiert sein, daß mit seinem Geld gut umgegangen wird, als jemand der kein As in der Tasche hat."
    Der Wortschwall ging weiter, hüben wie drüben, und ich lauschte noch ein wenig fasziniert der spannenden Debatte. Doch, meine Meinung verfestigte sich, daß die amtierenden Magistrate da etwas ausgelöst hatten, was das Leben in Corduba grundlegend verändern würde.

  • Aufeinmal - als ich mich gerade entfernen wollte - kam dem wohlbeleibten Römer eine Idee. Wie von einer Biene gestochen, hastete er die Stufen hinauf in das Gebäude der Curia Iulia und man hörte wie er unter der Last seines Wanstes zu kämpfen hatte. Er keuchte und stöhnte leicht, und einige der Umstehenden machten sich schon lustig über den schwitzenden Sack, fragten sich aber wohl auch, was dieser vor hatte.
    Ein anderer der Gegenpartei ergriff die Gelegenheit und folgte dem Dicken leichtfüßig beschwingt die Stufen rauf, um zu sehen, wohin dieser wolle.


    Ich ging derweil meinen Weg, da die Diskussion nichts neues ergab und zum Erliegen kam. Außerdem hatte ich noch auf dem Markt allerlei zu erledigen, unter anderem die richtige Sau für das Opfer heute nachmittag zu finden.


    So verließ ich den Ort des Geschehens.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!