[Sepultura] Der Tod eines Medicus- Das Begräbnis

  • Irgendwann war auch das Feuer heruntergebrannt, die Sonne hinter dem Horizont verschwunden. Marcus hatte solange ausgeharrt bis das letzte Holzscheit zu Asche verbrannt war und der Holzsarg völlig von den Flammen verzerrt wurde. Die Klageweiber verstummten irgendwann, sehr zur Erleichterung von Marcus, und verschwanden von dem Platz der Feuerbestattung. Doch das Werk des Bestattungsunternehmens war noch nicht beendet. Als die Holzreste nur noch leicht glommen und wie rote Funken in der Dämmerung wirkten, traten sie mit Amphoren an die Reste heran. Milch und Wein wurde über die verbrannten Gebeine des toten Medicus gegossen. Es zischte leise und Dampfschwaden wurden davon getragen. Nachdem die Hitze somit gelöscht worden war, konnten die pollinctores die Gebeine und Asche in eine tönerne und bemalte Urne umbetten. In einem nun sehr viel kleineren Zug wurde die Urne dann in Richtung der Stadt getragen. Direkt zu einem Columbarium, einem Urnengrab, was den nicht all zu reichen Menschen des Imperiums zur Verfügung stand.



    Marcus folgte den Angestellten des Bestattungsunternehmens unter die Erde und zog seinen Kopf ein als er durch den engen und schmalen Gang in den Urnenraum trat. Er rümpfte leicht die Nase. Die Reaktion konnte er leider nicht all zu schnell unterdrücken. Wie froh er doch war, daß er niemals in einem solchen Grab landen würde, sondern im flavischen und prunkvollen Familiengrab. Herrje, an seinen eigenen Tod wollte er gar nicht denken. Er presste seine Lippen fest aufeinander und blieb stehen. Dort wurde die Urne in einen kleinen Alkoven gestellt und dann zugemauert. Eine kleine Tabula über der Alkoven zeigte, wer dort bestattet wurde. Marcus atmete erleichtert auf und wandte sich um. Seine Schritte trugen ihn schnell nach draußen. Denn ganz vorbei war es noch nicht, das Opfer wartete noch.


    Vor dem Grab wartete der alte Priester schon, der die Reinigung der Leiche einige Tage zuvor vorgenommen hatte. Hinter ihm stand ein Junge mit kurzen, glatten Haaren und einem Opfermesser bereit. In seiner rechten Hand hielt der Junge eine Leine, an der ein kleines Ferkel gebunden war. Der Ferkel stöberte mit seiner Nase im Dreck herum und schien in keiner Weise von seinem baldigen Ableben zu ahnen. Marcus nickte dem Priester zu. Der drehte sich in Richtung des Grabes zu und stellte sich auf besonders dunkle Erde. Der Priester hob seine Arme, sie zitterten leicht.


    „Oh Ceres, wieder ist ein Römer gestorben und wieder hat er die Felder der Unterwelt betreten. Ceres, wir bitten Dich um Deinen Beistand für diesen Toten und ehren Dich mit diesem...Schwein!“


    Er hatte etwas zögerlich das letzte Wort gesetzt, denn voll ausgewachsen war das Schwein/ Ferkel offensichtlich nicht. Sein Opferhelfer trat an ihn heran und zog das Ferkel, welches munter folgte, hinter her. Der Junge hob das scharfe Messer und setzte es an die Kehle des Schweins, was ihn mit seinen kleinen Äuglein vertrauensvoll ansah. Der Junge lächelte auf das Ferkel herunter.


    „Age?“


    Der Priester musterte das Schwein und nickte.


    „Agone!“


    Das Messer schlitzte die Kehle auf, das Ferkel quiekte einmal laut auf, dann fiel es um. Das Blut floß auf die dunkelbraune Erde und versickerte schnell dort drin. Der Junge schnitt schnell den Bauch des Tieres auf und holte die Innereien hervor, welche er auf einen Teller legte und dem Priester reichte. Dieser besah sich die kleinen Organe kritisch. Sein Kopf wog hin und her und er sah etwas skeptisch aus. Gerade hob er den Blick als seine Augen denen von Marcus begegnete. In Marcus Augen lag eine stumme Warnung. Der Priester, ja er hatte mehrere Makel entdeckt, verstand es sofort.


    „Litatio!“


    Marcus nickte zufrieden und wandte sich zum Gehen um. In neun Tagen würde er bestimmt nicht noch mal am Grab erscheinen und noch einmal so eine Zeremonie durchführen. Das war wirklich zu viel verlangt. Das Ferkel wurde von einigen Soldaten mitgetragen und anschließend in der Legion gebraten. Einige andere Speisen wurden aufgetragen und an die versammelten Legionäre ausgeteilt. Marcus hatte sich jedoch in die Thermen zurückgezogen, um den Schweiß des Tages und die Anstrengung von sich zu waschen...

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