• Von seinem außerordentlich ergiebigen Zwiegespräch mit sich selbst in der Casa Petronia gelangte Tiberius, ein groß gewachsener, stattlich gebauter Mann, auf die Straßen Roms, von denen es so viele wie Strohhalme in einem ganze Strohhaufen zu geben schien. Er hatte seinen Mantel eng um sich geschlungen, damit der Wind nicht immerzu zwischen die Falten pfegte und ihn erzittern ließ.


    An einer Kreuzung blieb er stehen und sah in die verschiedenen Richtungen, die sich ihm wie Möglichkeiten darboten. Also: wo entlang? In der einen Straße balke ein Haufen halbwüchsiger Knaben lautstark, indem Laub aufgenommen und hochgeworfen wurde. In der nächsten Straße, also der, die er nehmen würde, wenn er geradeaus ginge, gingen verschiedene Menschen spazieren. Nicht allein, versteht sich. Er erkannte einige Männer, die wahrscheinlich über eine geschäftliche Angelegenheit diskutierten, stehenblieben, wild gestikulierten und neu geordnet weitergingen. Die letzte Möglichkeit führte an einem Park entlang.


    Tiberius entschied sich für den Weg geradeaus und setzte im Spazierschritt den Geschäftsmännern nach. Die Luft tat gut, wenn sie auch recht frisch war. Wie lange es wohl noch hell bleiben würde? Wenn er sich selbst fragte, und momentan konnte er ja nur sich selbst fragen, dann wahrscheinlich schon in einer halben Stunde. Die Dunkelheit kam ja bereits so schnell über das Land.


    Sim-Off:

    Wer mag, der darf =)

  • Nach der Inspektionsreise in Misenum war ich erst wenige Stunden zurück in Rom und schlenderte nun durch die Straßen, etwas abseits des Stadtzentrums.


    Ich betrachte die Fasade einer großen Villa und die reichverzierten Säulen der nächsten. Es war irgendwie aufregend gewesen, mein erster "Einsatz" und ich hatte noch keine Ahnung, ob ich meine Aufgabe gut gemacht hatte.. Etwas in Gedanken schlenderte ich weiter. Die Straßen waren voll heute und es wehte eine warmer Wind, wohlig atmete ich tief ein. Trotz dem -für mich- kleinen Abenteuer war ich wieder froh in Rom, meinem Zuhause zu sein.


    Vor mir liefen zwei Senatoren, die sich lautstark und wild gestikulierend unterhielten. Sie waren aber zu weit weg, als dass ich hätte mitkriegen können worüber. Mein Blick schweifte etwas ab, als ich einmal mehr an meinen Bruder dachte.

  • Auch Tiberius verstand kein Wort von dem, was die Männer da quatschten - obwohl ihre Stimmen teilweise recht laut wurden, weil sie sich nicht einer Meinung waren. Der Wind verzerrte die Worte, so kam es ihm zumindest vor. Genau genommen interessierte es ihn auch nicht, was irgendwer zu diskutieren hatte.


    Gedankenverloren trat er eine Nuss vor sich her. Traf die Spitze seines Schuhs die Nuss, so flog sie mal in größerem, mal in kleinerem Bogen über die Straße, und immer wieder musste er einen kleinen Bogen laufen. Aber dann schoss er sie wieder. Immerhin hatte er so etwas Beschäftigung, auch wenn es nicht unbedingt zu ihm passen wollte, wie er da lief.


    Er hatte vergessen aufzusehen. Die Nuss flog - und sie flog weit. Die Senatoren verfehlte sie ein Glück, doch dann sah Tiberius eine junge Frau, die das herannahende Geschoss nicht wahrnahm. Und es flog direkt auf sie zu, als müsste es gar nicht mehr herunterfallen.
    Tiberius hielt den Atem an und beobachtete mit unfreiwilliger Miene, was geschah.

  • Ich hatte wirklich ein Geschick, was solche Dinge betraf. Man konnte es ja in Roms vollen Straßen noch durchaus als normal bezeichenen, dass ich regelmäßig zwischen den vielen Füßen ins Stolpern geriet, von irgendwelchen Kindern umgerannt und Ochsenkarren beinahe umgefahren wurde oder bisweilen auch nicht selten von Leuten angerempelt, aber eine Nuss flog mit doch recht selten um die Ohren.


    Immer noch in Gedanken schlenderte ich also, den Blick verträumt (vielleicht lag die Häufigkeit dieser Ereignisse auch daran) in die Weite gerichtet durch die Straße, als mich die Nuss am Arm traf.


    Völlig entgeistert, drehte ich mich um -mir den Arm haltend, denn sie hatte doch ein recht hohes Tempo erreicht- auf der Suche nach dem Attentäter. Einige Schritte hinter mir stand ein junger Mann, der mich leicht verlegen und unangenehm berührt ansah.
    Ich hob eine Augenbraue und sah ihn irritiert an.

  • War ja klar gewesen. Trat er einmal (na gut, vielleicht auch zwei oder dreimal[/I]) eine dumme Nuss, so musste sie gleich jemanden treffen. Das war immer so! Hatte nicht letztens erst der Apfel, den er hochgeworfen hatte, um ihn wieder aufzufangen, einer älteren Frau gehörig Kopfschmerzen verursacht? Und wie war das damals in der Therme gewesen, als er sein Können unter Beweis stellen musste? Oh nein, da dachte er besser nicht dran...


    Er seufzte und breitete die Arme verlegen vor sich aus.
    "Es tut mir leid. Das war keine Absicht gewesen, das versichere ich dir. Eigentlich hatte die Nuss nicht mal halb so weit fliegen sollen. Ich hoffe, es hat nicht zu sehr wehgetan?"


    Hm. Dumme Sache. Echt blamabel für einen Mann Mitte 20. Von einem Jungen konnte man sowas ja erwarten... Wie häufig, wenn er sich unwohl in seiner Haut fühlte, fragte Tiberius sich, was sein Onkel Varus in solch einer Situation tun würde. Bis er das wusste, würde die junge Frau sicherlich auch Aufschluss darüber geben, wie sie es fand einfach so angeschossen zu werden.

  • Ich sah den jungen Mann, noch einige Augenblicke an in die braunen Augen.
    Dann legte ich den Kopf leicht schräg und lächelte.


    Wohl nicht viel Übung im Nussschießen, hm?


    Meine Hand fuhr von meinem Arm und ich strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.


    Nein, ich bin tapfer. versicherte ich und mein Lächeln wurde zu einem Grinsen.


    Mein Blick lief an ihm hinunter. Er war groß gewachsen und meiner Schätzung nach Anfang 20.
    Hätte er nicht eben gestanden, hätte ich wohl kaum geglaubt, dass er der Übeltäter gewesen war.

  • Glück gehabt! dachte Tiberius, kaum dass die junge Frau zu lächeln begann und ihn sogleich kess neckte. Tiberius lächelte ebenfalls und schüttelte peinlich berührt ein paar mal den Kopf, wobei er sich an der Schläfe kratzte.
    Dann grinste seine Zielscheibe, was nun wirklich alle Verlegenheit von ihm nehmen musste, solch entwaffnende Wirkung hatte es. Offensichtlich amüsierte es sie ja auch mehr als alles andere, also durfte er bei der hübschen Frau vielleicht etwas gut machen. Mit Charme und Eleganz.


    "Dann bin ich beruhigt. Im Verarzten bin ich nämlich ebenso schlecht wie im Nussschießen. Meine Begabung liegt ganz deutlich in anderen Disziplinen." Tiberius grinste nun auch ein klein wenig und musterte die junge Frau, die mit jedem Augenblick, der seit seiner kleinen Blamage verstrich, hübscher wurde.


    "Dann wirst du mich also nicht anzeigen?" witzelte er und machte dazu ein übertrieben ernstes Gesicht.

  • Er war ob meiner Reaktion sichtlich erleichtert und ließ sich auf ein kleines Spiel mit mir ein, was mir zweifelsohne gefiel. Charmant begann nun auch er zu grinsen, die dunklen Augen auf mir ruhend.


    Dessen bin ich mir sicher.


    Frech legte ich den Kopf in den Nacken und erwiderte seinen Blick.
    Seine Verlegenheit war wohl gänzlich von ihm abgefallen und so antwortete ich betont nachdenklich auf seine Frage.


    Ich... -nein...nein, ich denke nicht. Vermutlich würde man die Nuss beschlagnahmen und die brauchst du ja offensichtlich noch zum üben. Denn mag es auch nicht zu deinen Begabungen gehören.. Übung in den verschiedensten Bereichen schadet meiner Meinung nach nie.


    Ich sah ihn an, wie eine Mutter die ihrem Kind einen guten Rat erteilt und eine kleine Pause, weiterhin begleitet von einem forschen Grinsen, folgte.


    Und da werde ich meine eigenen Anrechte eben einmal zurückschrauben.


    Beiläufig und in einer leichten Bewegung hob ich das kleine Objekt, das diese hochinterlektuelle Gespräch ermöglicht hatte auf und warf es ihm zu.

  • Ach, es war ein Gemälde. Wahrscheinlich wusste sie das ganz genau, aber die Art, wie sie den Kopf zurücklegte und ihn dabei direkt ansah; wie ihr dunkles Haar dabei weich und einer Flüssigkeit ähnlich ihr Gesicht und ihre Schultern umspielte - all das musste sie für einen Mann, der noch ganz bei Verstand war, sehr interessant machen.
    Wie hieß es so schön? Der Genießer beobachtete und schwieg.


    So wie sie die kleine Nuss, den vermeintlichen Hauptdarsteller dieses im Kontext doch leicht süffisanten Stückes, mit einer anmutigen Bewegung aufhob und ihm zuwarf, fing er sie natürlich nicht auf. Dh, er fing sie auf, allerdings mit einer Bewegung, die zwar lässig wirkte, im Gegenteil aber nicht halb so liebreizend wie die seines Gegenübers ausfiel.
    Dann lächelte er charmant und deutete mit dem Kopf eine Verbeugung an.


    "Hab Dank für deine Großzügigkeit. Wäre ich ein Mann mit Rückgrat, dürfte ich dein Zugeständnis zwar nie ausnutzen, aber in Anbetracht der Tatsachen und der durchaus vielversprechenden Bekanntschaft wegen, werde ich dieses eine mal auf Kosten anderer ein Auge zudrücken müssen."


    Schließlich zog er eine Augenbraue hinauf und richtete sich kerzengerade auf. Er mochte wie ein Patrizier wirken, die sich meist mit tadelloser Haltung und Körpersprache zu präsentieren wussten.


    "Aber wenn ich mir schon diese Dreistigkeit heraus nehme, dann solltest du zumindest den Namen desjenigen kennen, mit dem du die zweifelhafte Ehre hast. Mein Name ist Petronius Sequester" stellte er sich vor, die geschwollene Stimme am Ende mit einem belustigten Unterton versehend. "Und du bist?"

  • Er hatte offenbar seinen Stolz wiedergefunden und richtete sich geade und zu seiner vollen Größe auf. Seiner Kleidung nach zu urteilen war er kein Patrizier, machte aber eine sehr gute Figur und ich war mir sicher, dass wenn wir uns unter anderen Umständen begegnet wären, er schon zu Anfang sehr viel selbstbewusster aufgetreten wäre.
    Gallant deutete er seine Verbeugung an, als er sich mir vorstellte. Ein Mitglied der Gens Petronia also. Er hatte eine angesehene Familie, dessen war ich mir durchaus bewusst, doch ich wäre nicht ich gewesen, hätte ich aus diesem Grund den verspielten, koketten Ausdruck aus meinem Blick genommen. Als er sich aufrichtete, hob ich mein Kinn etwas an, warf meine Haare in den Nacken und antwortete ihm.


    Mein Name ist Iunia Maecia.

  • Sim-Off:

    Ööööh, nein. Bin kein Tiberier. Aber die Petronier sind keinesfalls weniger selbstbewusst. ;)


    Als guter Beobachter entging Tiberius keine der vielen kleinen Regungen der hübschen Frau. Es gefiel ihm, dass sie ihm immer noch gewitzt begegnete und er zweifelte nicht daran, dass sie über mindestens genauso viel gesunden Stolz wie er verfügte. Seine Mundwinkel zuckten ein paar mal ein wenig, nachdem sie sich vorgestellt hatte. Ein schöner Name für eine schöne Frau.


    "Es ist mir eine Freude, werte Iunia" sagte er und neigte erneut das Haupt ein wenig, um der jungen Dame verständlich zu machen, dass sie sein Ansehen genoss. Dann zwinkerte er ihr mit einem Auge zu und räusperte sich leise. Er stand vor einer schweren Aufgabe, nämlich glaubhaft Benehmen zu zeigen und die Neugier auszuleben.


    "Nun, dann möchte ich dich nicht weiter so mitten auf der Straße aufhalten. Sicherlich wirst du bereits erwartet..." Er ging am Ende mit der Stimmlage hoch, doch eine Frage konnte man es dennoch nicht wirklich nennen.

  • Sim-Off:

    Oh, sorry, ja natürlich. War etwas in Eile^^ Verzeih ;)


    Für sein erneutes Neigen des Kopfes, schenkte ich ihm ein Lächeln, dachte aber im selben Moment, leicht durch seine Gallanz verunsichert, nach.
    Mit seiner Frage, überließ er mir die Entscheidung. Ein gutes Benehmen schien er ja zu haben, zumindest die richtige Mischung aus forschem Ungestüm und Anstand.
    Meinen Kopf wieder leicht zur Seite geneigt, überlegte ich also. Attica und die anderen waren zur Zeit nicht Zuhause und auch Cato war außerhalb Italiens. Eigentlich war mir nach Gesellschaft zumute, doch wollte ich, stolz und dickköpfig wie ich war, nicht den Eindruck erwecken auf seine Gegenwart angewiesen zu sein. Ich bemerkte, wie seine Augen mich musterten, mein Gesicht beobachteten und hätte zu gerne gewusst, was er dachte.


    Schließlich seufzte ich innerlich.


    Um ehrlich zu sein... bin ich heute erst aus Misenum zurückgekehrt und noch niemand weiß, dass ich schon wieder zurück in Rom bin.

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