• Der Schreiber hatte fleißig mitgeschrieben und alle Stimmen gezählt, die abgegeben worden waren. Am Ende sah er mich an, ich gebot ihm, noch etwas zu warten. Doch auch nach der verstrichenen Zeit meldete sich niemand mehr Für oder Wider einen der Kandidaten. Mit einem Wink gab ich dem Schreiber zu verstehen, dass er auszählen sollte. Da er dabei Hände, Füße und dergleichen benutzte, sah das zuerst etwas lustig aus, dann blickte er mich zerknirscht an und teilte mir das Ergebnis mit. Kurz darauf sah auch ich zerknirscht drein.


    "Remis", verkündete ich und klappte eine vor mir liegende Tafel zu.
    "Aelius Callidus und Aurelius Cicero liegen gleichauf. Nun gibt es zwei Möglichkeiten, der comes könnte einen magister scriniorum ernennen, der die Hand an der Waage spielen darf - wobei ich diesen Vorschlag nicht unterstützen würde, da der derzeitige comes selbst noch einmal kandidiert - oder ich als vicarius bitte unseren ehrenwerten Imperator darum, eine Entscheidung herbeizuführen, was ich bevorzugen würde, da er nicht nur der Kaiser ist, sondern auch eine neutrale Person. Meinungen?"

  • Claudius konnte nicht gerade von Begeisterung sprechen, als er das Ergebnis der Auszählung hörte. Und wieder gab es eine Situation, in der der verhinderte Abgeordnete aus Mantua das Zünglein an der Waage gewesen wäre. Er strich sich über die schmerzende Stirn - noch so eine Amtszeit des amtierenden Comes und der Tribun würde gewiss erste graue Haare bei sich sprießen sehen.



    "In jedem Fall plädiere ich für die Entscheidung seitens des Kaisers."


    Wobei der Claudier diese Entscheidung bereits glaubte zu kennen. Es galt also, zumindest in der nächsten Legislaturperiode die Abgeordneten aus Mantua vollzählig in die Curia zu bringen.

  • Ein gewisser Missmut machte sich bei mir breit. Wieder würden wir nur Zeit verlieren, doch galt es, endlich effektiv handeln zu könnnen. Mein Blick streifte Vesuvianus und Corvinus. Ich hatte keine große Lust, die Fülle an Ideen erneut vertagen zu müssen.

  • Wieder nagte der Artorier an der Unterlippe und sah sich um. Den Imperator zu befragen, ließ ihn schon fast an der Zurechnungsfähigkeit des Aureliers zweifeln - was der Imperator wohl sagen würde? So erhob er sich langsam, um zu sprechen.


    "Ich sehe hier drei Lösungen. Die Erste der drei wäre, den ehrenwerten Beisitzern unserer Curia Italica das Stimmrecht zu verleihen. Die Zweite wäre eine Debatte der beiden Kandidaten, an deren Ende wir abstimmen. Dennoch möchte ich erst die Res Gestae des Aurelius Cicero hören, damit ich mir ein Urteil bilden kann. Die ein bis zwei Tage sollten nicht ins Gewicht fallen. Die Dritte wäre eine Vogelschau." Und irgendwie war das Lächeln des Corvinus beim dritten Vorschlag zynisch und unheimlich zugleich anzuschaun.

  • "Deine Witze sind hier unangebracht, Artorius", tadelte ich den älteren Mann, der sich scheinbar gern wie ein Bär im rosa Kleid aufführte. Eine gewisse Ähnlichkeit war hierbei nicht zu bestreiten, aber ich hütete mich, ins gleiche Horn zu stoßen wie dieser Mann.


    "Der lex de administratione Italiae ist die weitere Verfahrensweise zu entnehmen. Sie beinhaltet die von mir genannten Möglichkeiten. Ich empfehle dir, Artorius, diese leges zu studieren, ehe du dich das nächste Mal über Vogelschauen äußerst."

  • "Dennoch will ich die Res Gestae des Quaestors hören, Aurelius. Denn solange er sie nicht gehalten hat, ist er meines Wissens nach noch im Amt und darf kein anderes bekleiden. Wie du auf den Vorschlag mit den magister scriniorum kommst, ist mir ein Rätsel. So lassen wir den Kaiser entscheiden."

  • Nun, da meine Amtszeit in Bälde enden wird, so brauchen wir eine Überschneidung, die ins Gewicht fiele, sicher nicht zu befürchten.


    Mit auf dem Rücken verschränkten Händen lief ein ein paar kurze Schritte auf und ab. Alle Achtung, mein Neffe wurde zum Mann. Diesen Einsatz hätte ich vor Kurzem noch nicht von ihm zu ahnen gewagt. Wie auch immer dieses hier ausgehen sollte, ich war - zumindest mit seiner Entwicklung - sehr zufrieden. Meine Res Gestae? Über die Res Gestae des göttlichen Augustus, ja, darüber ließe sich trefflich disputieren. Ich überlegte, ob ich zunächst schweigen sollte, oder ob ich doch über mich referieren sollte.


    Es gibt vieles, über das ich reden mag. Pläne, Visionen, doch eine Zusammenfassung meiner Aktivitäten, das langweilte mich zutiefst. Hmmm, ..... Ein kaiserliche Entscheidung, sofern niemand seine Meinung ändern wollte, das wäre eine Möglichkeit.


    Geschätzte Mitglieder der Curia. Ihr kennt mich hier, doch so lasst mich hier kurz denjenigen, die mich noch nicht kennen, ein paar Worte sagen. Ich ignorierte hier die flapsigen Äußerungen, darauf wollte ich mich wahrlich nicht einlassen.



    Artorius Corvinus, Du hast, wenn Du mich nicht kennst, das gute Recht, etwas über mich zu erfahren. Ich war Magistrat und Duumvir von mantua, als dieses in einem tiefen Schlummer lag. Mit fähigen Männern Dabei sah ich zu Aelius und meinem Neffen haben wir Mantua erneut erweckt. Wirtschaftlich und kulturell erlebt es einen Aufschwung, wie er wünschenswerter nicht sein kann. Dann trat ich das Amt in Rom, die Quaestur an. Über das Amt hinaus kümmerte ich mich um die Wissenschaften und die Entwicklung Roms. Ich hielt Vorlesungen an der Schola und entwickelte Pläne, die längst dem Kaiser vorliegen, damit sie verwirklicht werden.


    Mein Blick ging in die Runde.

    Derzeit wird eines meiner Projekte beraten, der Ausbau des hafens von Misenum, der wirtschaftliche und politische macht bedeutet. Warum erzähle ich dieses, wo es doch keine Aufgaben eines Quaestors sind? Ich erzähle es, um Dir einen Eindruck meiner Anstrengungen für Rom zu zeigen.


    Und nun gehe einfach in Dich. Das Du mich, warum auch immer, nicht schätzt, nun damit kann ich leben. Doch bedenke einfach nur meine Ansätze und meine Ideen.


    Ideen entspringen dem Gehirn (soweit ich weiß;)). Also siehe nicht mich als Person, sondern frage Dich, was diese Ideen bewirken können.

  • Callidus hörte dem Gerede in der Kurie zu, bevor er sich zu Wort meldete.


    > Ich sehe die Worte des Artorius Corvinus weniger als Scherz an, haben wir hier doch selbst beschlossen, die Stimmen der Beisitzer als Gewicht in einer solchen Situation zu zählen.
    Die Beisitzer der curia Italica sollen also das Recht erhalten, sich zu beraten. <

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • "Davon ist mir nichts bekannt, comes. Aber ich lasse mich gern belehren hinsichtlich dieses Beschlusses, wenn er mir entgangen sein mag. Wann wurde er beschlossen?" erbat ich mir Auskunft. Das normale lex jedenfalls sah einen Besuch beim Imperator vor, deswegen wunderte ich mich zugegebenermaßen etwas. Doch auch ein aufmerksamer Leser mag bisweilen etwas vergessen oder überlesen.

  • Wenig später und nachdem diese Angelegenheit geklärt wurde, verließ ich die curia, um bei unserem geschätzten imperator caesar augustus vorzusprechen.


    Sim-Off:

    Ich handhabe das nach einer Woche warten nun so, da wird sonst im neuen Jahr noch nicht weiter sind. Danke für das Verständnis.

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