Ein kleines Dorf im Gebirge

  • Von Ilerda kamen Longinus und Gabor die Straße nach Celsa entlanggeritten. Auf halben Wege bogen sie nach links ab und folgten einem Gebirgspfad, bis sie ein kleines, sanftes Tal erreichten, auf dessen anderer Seite sich ein Dorf befand. Longinus rief Gabor zu: "Mir san' do! Des is' des Dorf... gem'ma weiter!"
    Kurz darauf erreichten sie das Dorf. Longinus stieg ab, sofort liefen mehrere Leute auf ihn zu und begrüßten ihn erfreut. Longinus begrüßte sie selber, dann drehte er sich zu Gabor hin und sagte: "Des san' de Leut', von denen i' dir erzählt hob'! Alle san' sie bereit, si' uns anzuschließen... und sie hassen de Römer so sehr, dass sie des freiwillig tun... aber die Beute, die teilen wir uns, eh klar!"
    Kurz darauf versammelten sich um die 20 Männer auf dem kleinen Platz, an dem sie standen. "In dem Dorf san' praktisch alle Räuber... und diese da wollten si' in aner Gruppen zusammenschließen... und des san' jetza unsere Leut'."
    Da es schon Mittag war, lud sie einer dieser Männer, namens Marcus, zu sich nach Hause ein. Gemeinsam aßen sie ein bisschen und dann fragte Longinus: "So. Wos denkst, die Leut' schauen dioch ganz vernünftig aus, oder? Sie können ganz guat kämpfen... und mir haben jetzt scho' 'plant, dass mir irgendeinen einsamen Händler auf der Straße von Ilerda nach Tarraco überfallen..." Dann blickte er ihn ernst an. "Du kannst jetzt immer noch aussteigen... später geht des nimmer."


    Sim-Off:

    Irgendwie wäre es eigentlich nett, wenn wir noch einen Dritten im Bunde hätten. :)

  • Gabor folgte Longinus und lächelte alle Menschen freundlich an, da er sie kaum verstand. Das Essen war sehr gut. Anschließend teilte Longinus ihm seine Pläne mit.


    "Ja, ich bin einverstanden! Und ich möchte nicht mehr aussteigen. Ich habe meine Entscheidung getroffen!"

  • Wortlos nickte Longinus Gabor an. Er hatte sich entschieden. Gegen die Hoffnung auf hohe Staatswürden und ein repressives Regime, für die Hoffnung auf unermessliche Reichtümer und Abenteuer.
    "Oiso denn! Übermorgen geht a Waffenlieferung von Tarraco nach Caesaraugusta. Baza da drüben hot des herausg'funden." Er zeigte auf einen hünenhaften Mann, der ihnen freundlich zunickte. "Die passen mir kurz vor Ilerda ab. Damit dürften mir genug Waffen haben, um uns und de Leut' vom Nachbarsdorf, wo a paar a scho' Interesse hoben, auszurüsten!"

  • Mitten in die Planungen stürzte der junge Crispus, der Neffe des Gastgebers Marcus. Die Pubertät hatte gerade erst eingesetzt und der erste Flaum am Kinn setzte gerade erst ein, trotzdem war Crispus Teil der Bande und man hatte ihn als Spähposten eingesetzt.
    Völlig außer Atem erklärte er: "Ein Mann... kommt über... über den Bergpfad und er... er ist bewaffnet!"

  • Völlig überstürzt sprang Gabor auf und schaute Longinus an. Dann griff er zu seinem Schwert, eilte nach draußen und rief dem Jungen zu: "Führe uns zu ihm! Wie ist er bewaffnet? Konntest du es erkennen?"
    Über die Schulter bedeutete er einigen Männern mitzukommen.

  • Longinus wollte gerade sagen, dass Baza zufolge 8 nicht allzu schwer bewaffnete Männer den Wagen begleiten würden, als der junge Crispus in ihre Gespräche hineinplatzte und komplett aufgelöst von einem schwer bewaffneten Mann sprach, der sich aufs Dorf zubewegte. Er sprang auf. "Jo, gem'ma! Schnell, schnell! Wollt's ihr hier Wurzeln schlag'n, oda wos?" Er griff seinen Stab vom Boden auf und eilte zusammen mit den anderen nach draußen.

  • Einige Tage nach dem Überfall trafen sich Longinus, Gabor und einige von den führenden Männern aus dem Dorf, um über ihre Zukunft zu diskutieren.
    Zuerst ergriff Gabor das Wort: "Der Parlamentär, der nach Tarraco gegangen ist, ist nicht zurückgekehrt. Ich glaube deswegen, dass er ermordet oder gefangen worden ist, denn er war sehr vertrauenswürdig. Das sehe ich als Absage der Regierung. Sie wollen ihn nicht freikaufen! Wir werden ihn hinrichten müssen. Dann sollten wir seinen Kopf mit einem offiziellen Leserbrief an die Acta nach Rom schicken. Oder an den Senat. Was hälst du davon? Und dann sollten wir uns schnellstens an den Überfall der Villa Matinia machen, damit wir endlich Pferde kriegen!"

  • "Jo, tatsächlich is' er nimmer z'ruckkommen. Und i' denk', wenn ma' den Kopf an die Acta schickt, is' des am besten, woü dann alle seh'n, wos des für Trottel in Tarraco sind! Gell, Meister?", rief er und klopfte den angstvoll wimmernden, gefesselten Römer, der neben ihm hingesetzt wurde, grob auf den Rücken. "Metzgern soll den unser Fleischer." Aulus, der Dorfmetzger, erhob sich und grinste Longinus mit einem Grinsen an, welches indikierte, dass das Dorf von moderner Zahntechnik noch vollkommen unberührt war. :D
    "Jo, Pferde brauch'ma. I' mog' nimmer latschen. Bin bereit, wenn du's bist!", sagte er zu Gabor.

  • "Schreiben is' net so mei' Sache... mach' du des."
    Aulus packte den Römer und zerrte ihn in einen Stall. Ein gedämpfter Schrei und dann Stille.
    Longinus sah weg.

  • Von einem Ausflug anch Tarraco zurückgekehrt, kam Longinus wieder heim... mit Begleitung. Der Germane Quintus ritt auf einem schwarzen Pferd hinter ihm her. Alle schauten erstaunt zum Räuberanführer hin. "Des is' unser Dorf...", sagte Longinus zu Quintus und rief dann in die Menge: "Des da is' Quintus, der g'hört mir und is' jetza aner von uns! Wo is' Gabor?"

  • Gabor schreibt gerade, er will nicht gestört werden! rief einer der Männer. Doch aus einem Haus kam der Genannte und schaute Longinus und vor allem Quintus etwas verwirrt an. "Ein Sklave? Nun, wenn er kämpfen kann, warum nicht...", meinte er grinsend.

  • "Des is' Quintus. Quintus, des is' Gabor. Quintus wor Räuber, bevor er g'fangen g'nommen worden is'!", sagte Longinus. "Und er hot viel Erfahrung... i' hob' ma gleich 'dacht, der ist es wert, dass ma' in ihm investiert. Kumm', Quintus, steig' ab! Mogst' a' bisserl wos zum Trinken?"

  • Quintus stieg nun vom Pferd hinunter und war sogleich froh von dem blöden gaul runter zu sein. Quintus blickte um sich und sah das er in einem kleinem Typischen Bergdorf war.
    Dann wandte er sich an Longinus;


    "Was zu trinken ? ja das wäre gut"

  • Jemand brachte einen vollen Wasserschlauch, Longinus reichte ihn an Quintus rüber. "So, des is' jetza dei' Wosserschlauch. Verlier' ihn net."
    Dann sprach er Gabor an. "Wie weit bist' scho' mit dei'm Brief?"

  • "Ich bin fertig!", sagte Gabor und hielt Longinus einen Brief hin.



    An die
    Acta Diurna
    Roma
    Italia
    Ein Leserbrief...


    Sehr geehrte Redaktion der Acta Diurna, sehr geehrte Damen und Herren Senatoren, Bürger!


    Erst vor kurzer Zeit entschloßen sich einige verzweifelte Männer, dem römischen Volke zu zeigen, dass es in seiner Lebensweise falsch liegt und das verachtenswerteste Volk aller Völker ist. Zu diesem Zweck entschlossen sie sich eine Gruppe zu gründen, die es sich zum Ziel gesetzt hat, dem römischen Staat mit Gewalt zu schaden. Es liegt allerdings nicht in ihrem Interesse, einzelnen Personen zu schaden. Um jedoch Druck auf die Regierung der Provinz auszuüben, entführte sie einen römischen Bürger, Marcus Manlius Vulso, dessen Kopf und Siegelrig diesem Schreiben beigelegt wurde, und verlangte vom Statthalter Agrippa ein Lösegeld. Den und seine Berater interessierte es aber nicht im Geringsten. Sie töteten den Parlamentär und kümmerten sich nicht weiter um den Bürger.


    Doch damit bewies der dekadente und beinahe greise Gesandte Roms nur die Richtigkeit der Ansichten der Entführer. Ihn interessiert nicht der Bürger an sich, sondern nur sein persönlicher Reichtum und seine Ruhe und sein Wein (aus verlässlicher Quelle erfuhr die Gruppe, dass Agrippa einen riesigen Vorrat in seinem Haus lagert -- als angeblich so tugendhafter römischer Beamter...).


    Darum fordern wir:


    - Die sofortige Absetzung der hispanischen Regierung und die sofortige Autonomierung der hispanischen Provinz. Gehen sie durch ein beliebiges Dorf und sie werden davon überzeugt sein, wie unerwünscht die römische Diktatur in Hispania immer noch ist.



    Dieser Bürger kann nicht mehr gerettet werden, doch es kann verhindert werden, dass noch mehr Menschen sterben müssen! Handelt jetzt, bevor es zu spät ist! (In dem Falle, dass dieser Leserbrief nicht veröffentlicht werden sollte, wird der Senat auf anderer Weise von der Existenz des Widerstands erfahren und es wird nicht mehr so sanft zugehen!)


    Warnende Grüße,





    "Dem legen wir dann den Kopf und den Ring bei, natürlich gut verpackt, das Ganze legt Quintus vor die Tür einer Mansio in der Nähe. Doch ein Name unserer Gruppe fehlt noch. Wir müssen einen guten finden."


    Gabor war mit seinem Brief sehr zufrieden, auch wenn er die Ziele der Räuber etwas verändert hatte...

  • "Öhmm... Autonomie? Wos?", Longinus stierte angestrengt auf die Zeilen. "Des san' deine Ziele? Egal, Hauptsoch', mir können a' paar Leit' ausrauben. Und brauchen wir 'an Namen?"
    Einen Namen? Was für einer wäre den möglich? Die Strolche? Die Haustecher? Die pösen Puben? Die Herren über alles erdenkliche Böse?

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