• Ein Sklave bemerkte den Krach und ging mal nachsehen, doch als er sah wie Paulchen gerade dabei war die capsa eines Mannes zu verputzen wusste er sich nicht zu helfen und rannte zum Herrn, denn nur er konnte die Echse davon abhalten.


    "HERR!!!!"

  • Der Herr ließ nicht lange auf sich warten und erkannte sofort die Gefahr. Mit Geschick und einer Portion Mut konnte er dem Paulchen die Tasche aus dem Maul reissen und ihn wegzerren.


    "Salve Theodorus wie ich sehe hast du gerade Paulchen kennengelernt. Warte kurz ich bring ihn im Gemüsegarten." Detritus brachte das riesige Tier weg und kam dann wieder zurück.


    "Wie schön dich zu sehen."

  • Während Theodorus mit dem draco rangelt, fallen ihm allerlei Möglichkeiten ein, einen solche Kreatur zu bekämpfen:


    Diese Kreatur, da war sich Theodorus ganz sicher, musste ein Geschöpf aus dem langen Stammbaum Phorkys und Ketos sein, eines jener Ungeheuer in einer Reihe mit Ladon, der die Äpfel der Hesperiden bewachte, die Hydra, Skylla, Charybdis oder all die anderen schuppigen, krieuchenden, stinkenden und sabbernden Ungetüme, von denen die Alten zu berichten wussten.


    Allerdings stellte das natürlich ein Gewisses Problem dar, denn die Helden, die die Drachen erledigten, Herakles, Iason oder Kadmos waren stets groß, jung, muskulös, hatten ebene Gesichter und wehendes, blondes Haupthaar. Theodorus hingegen war klein, dick, alt und schwächlich. Und dazu hatte er noch einen anderen gewichtigen Nachteil: Die anderen hatten Waffen. Er nicht.


    Außerdem konnte Theodorus sich erinnern, einmal in irgendeiner ars naturala vom Verhalten des draco[7i] gelesen zu haben, dass er pflegt, des Nachts Elephanten zu jagen und zu verspeisen. Und oft genug gewann der Elephant. Auch keine sonderlich nützliche Information eigentlich.


    Die Antwort auf das Problem stellt sich dann aber ganz einfach heraus: Detritus pfeift und Theodorus steht auf. Nachdem Detritus den [i]draco entfernt hat, grüßt Theodorus:


    "Ah! Chairon, Detritus! Wie geht es dir?


    Ein echt imposantes Tier, dieser draco da. Wo hast du den denn her?"

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  • "Aus Aegyptus, auf einem Markt in Pelusium." Er überlegte kurz. "Ja es war Pelusium. Verzeih aber das ist schon Jahre her da war Paulchen noch klein und putzig."


    Fakt war Detritus mochte das Viech weil es im Endeffekt sehr nützlich war um Hunde und Katzen fernzuhalten. Tiere, die er gar nicht ausstehen konnte.


    "Ich hoffe er hat dich nicht verletzt, denn das kann schlimme Folgen haben."


    Schreckliche Schmerzen waren nach einem Biss des serpens zu erwarten und manch Sklave, der seinen Herr bestehlen wollte, verlor auch schon das Bein oder die Hand.


    "Was führt dich hierher Theodorus?"

  • Zerstreut antwortet Theodorus: "Ach, aus Pelusium? Das ist ja witzig. Weil da habe ich mal einen indischen Seefahrer getroffen, der eine Kiste voller kleiner serpentes dabei hatte. Er hat mir erzählt, die würden riesengroß werden und er hat sie von den fernen Gewürzinseln - Typischer Seemannsgarn eben..." wobei er eine abwehrende Handbewegung macht. Man soll ja nicht alles glauben, was man erzählt kriegt. Vor allem als Wissenschaftler. 8)


    "Danke der Nachfrage, aber mir ist nichts passiert... Wahrscheinlich hat es dein draco das hier gewollt..." Dabei zieht Theodorus einen gebratenen Fisch aus seinem Beutel, den er sich als Wegzehrung gekauft hat und der mittlerweile schon etwas in eigener Soße und einer guten Portion "Baelo Claudia"* aufgeweicht ist.


    "Eigentlich bin ich hier, um mir die Arbeitskraft deiner Handwerker auszuleihen. Ich konstruiere gerade eine hydraulische Orgel.."


    ___________
    *Baelo Claudia: Eine weltbekannte Garum-Marke aus Hispania Baetica. Die Manufakturen von Baelo Claudia sind ein uraltes und reiches Traditionsunternehmen, das sein Garum in die gesamte Welt exportiert. Es gibt Millionen von Leuten im ganzen Reich, die beschwören, dass nur Baelo Claudia den echten Garum-Geschmack hat und kaufen nichts anderes. Das Rezept ist eines der bestgehüteten Geheimnisse des Reiches und man munkelt, dass nur vier Leute die Formel kennen. Ansonsten muss man noch erwähnen, dass das Unternehmen des öfteren wegen unlauterem Wettbewerb und mangelnde Arbeitsrechte in der öffentlichen Kritik steht.

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  • "Eine hydraulische Orgel? Klingt ja interessant. Natürlich stehen dir meine Handwerker zur Verfügung."


    Nun wußte der Octavier nicht ob er dem peregrinus von seinem Traumprojekt erzählen sollte oder nicht während dieser über garum sprach.


    "Ja schon möglich, denn so genau weiß keiner was diese Echse alles frisst."


    Bestimmt wusste der peregrinus eh schon von seinem patronus, dass der Octavier einen See gekauft hatte und zwar den Nemi-See in der Nähe von Rom. "Übrigens ich habe mir einen See gekauft."

  • Theodorus, der gar nicht über Garum sprach und auch noch nichts vom Kauf des Sees gehört hatte, fragt nochmal nach:


    "Einen See? Warum das denn? Willst du in Zukunft öfters angeln gehen?"

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  • Detritus dachte schon seit Tagen nur mehr an sein Projekt und hörte dem peregrinus eigentlich überhaupt nicht zu.


    "Den Nemisee." Er grinste. "Ja unter diesem Vorwand musste ich ihn auch kaufen, doch ich habe etwas anderes vor und zwar möchte ich ein Schiff, dessen Pracht alle anderen Schiffe übertreffen wird, hineinstellen."

  • "Den Nemisee?"


    Theodorus hält den Octavier nun langsam für einen echt seltsamen Kauz, der sich Riesenreptilien hält und wirres Zeug vor sich her redet. :D


    Aber als er das mit dem Schiff erwähnt, wird er neugierig:


    "Ein Riesenschiff? So eine Art Palastschiff?"

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  • "Merkwürdig, dass der Basileus einen Privatzoo verbietet. Vor allem weil dein Paulchen sicherlich schnell ein weltbekanntes und lukratives Schaustück geworden wäre :D"


    Aber gleich kommt Theodorus ins Schwärmen.


    "Das mit dem Palastschiff ist aber echt eine interessante Idee, Detritus. Ich glaube, so was hat mindestens seit 300 Jahren keiner mehr versucht. Damals gab es eine Menge von Riesenschiffen, die die heutigen schweren Transporter um einiges an Längen übertrafen. An Luxus sowieso. Wenn ich da an das Schiff denke, das Archimedes für Hieron II. von Syrakus hat bauen lassen - oder die Prachtflotte der ersten Ptolemäer... Selbst die Thelemagos, das schönste Schiff aller Zeiten liegt seit fast 150 im Hafen von Alexandria - unter Wasser..."


    Dann wendet er sich aprupt wieder zu Detritus:


    "Ich glaub, wenn du das Schiff baust, baust du das größte Wunder unserer Zeit!


    Ich kenne auch einige Techniker und Mechaniker, die sowas bauen können. Nur mit dem Rumpf wirds vielleicht etwas schwierig. Das Zeitalter der großen Schiffe ist eben schon seit Jahrhunderten vorbei..."

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  • "Naja das wär ja ein vivarium zu Ehren des Senators und Censors Cicero Octavius Anton geworden und vielleicht wurde genau deshalb nichts mehr aus dem Projekt."


    Und nun zum ersten Mal seit Theodorus' Ankunft hörte der Octavier dem peregrinus zu.


    "Das ist auch mein Ziel, das größte Wunder unserer Zeit zu erbauen und somit die gens octavia in allen Winkeln des Imperiums bekannt zu machen. Du kennst dich gut aus, wirst du mir dabei helfen dieses Projekt auch zu verwirklichen?"

  • "Ob ich dir helfen will? Na, mit dem größten Vergnügen! Gib mir ein Officium und ein paar tapfere Scribae und ich werd mich gleich daran machen, was zu organisieren!"


    Und schneller als erwartet hat sich das Wort "Bezahlung" in Theodorus Bewusstsein eingenistet. Aber beschließt, diesen Punkt erst dann anzusprechen, wenn klar ist, wie das ganze überhaupt laufen soll.

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  • Detritus schmunzelte und freute sich auf die Zusammenarbeit mit Theodorus.


    "Freut mich. Du hast vorhin kein römisches Beispiel aufgezählt, daher nehme ich an dass sie dir nicht bekannt sind. Nun es handelt sich dabei um zwei Schiffe, die sogenannten "Nemi-Schiffe", die Gaius Cäsar Augustus Germanicus besser bekannt als Caligula erbauen ließ. Leider wurden beide Schiffe nach Caligulas Tod versenkt und zwar im Nemisee."


    Nach dieser kurzen Erläuterung forderte er Theodorus auf ihm zu folgen. "Komm mit." Detritus öffnete eine Nebentür und nun durfte man einen riesigen Raum erblicken, das zukünftige Arbeitszimmer des Theodorus.

  • Ah! Caligula! Da bewegt man sich ja noch in überschaubaren zeitlichen Abständen! Das ist gut! Theodorus notiert das geistig und folgt Detritus.

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  • Zitat

    Original von Heraklit von Epirus


    "Ah hier bist du ja wieder." Der mechanicus sah sich um und war der Meinung, dass es eigentlich gar nicht so staubig war, doch wenn der vilicus schon sauber machen wollte sollte er das auch tun. "Gut in Ordnung wird erledigt. Nur die Sache ist die ich weiß leider nicht wo sich die Pläne des Gebäudes befinden und soweit ich weiß könnte das nur der Herr wissen."

  • Theodorus stürmt, nachdem er die Schriftrolle aus Alexandria erhalten hat, sofort in die Fabrica des Octaviers, wo sich bereits Appollonius von Antiochia und Sostrates der Mechaniker befinden.


    Überhaupt geht es im Gutshof des Detritus schon seit Wochen und Monaten zu wie im Museion zu seinen besten Zeiten. Die Villa ist überlaufen mit Gelehrten aus aller Welt. In tausenderlei Dialekten von Koine-Griechisch wird debattiert, diskutiert und formuliert, Bücher werden gewälzt, Pläne gezeichnet, es wird gemessen, gemalt und gehämmert. Nicht zu vergessen das ganze Heer der technischen Hilfsarbeiter. Der gesamte Hof und alle Werkstätten sind reinstes Chaos, überfüllt mit allen erdenklichen Arten von Baustoffen in rohem, bearbeiteten und halbbearbeitetem Zustand. Und jeden Tag karren Wägen immer mehr Waren und Menschen an. Die Bediensteten und Sklaven haben alle Hände voll zu tun, die Gelehrten zu bewirten und der Vilicus ist jeden Abend von bitteren Suizidgedanken geplagt, wenn er die Kosten kalkuliert.


    Appollonius und Sostrates streiten sich lauthals- wie soll es auch anders sein- über die Art und Beschaffenheit der Wasserleitungssysteme. Appollonius bevorzugt Seewasserpumpen während Sostrates eher wiederauffüllbare Frischwassertanks will.


    "Chaire, Philoi!" platzt Theodorus mitten ins Gespräch rein. "Sagt mal, könnt ihr mir sagen, wozu diese Konstruktion dienen soll?"


    Er zeigt ihnen den Plan:


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  • Natürlich halten die beiden Streithähne sofort ein, nachdem der Alexandriner ihnen den Plan zeigt. Sie brauchen nicht lange, um zu verstehen, worum es geht. Eigentlich sieht man ihren Blicken, die sie sich gegenseitig austauschen ein wenig den Spott auf Theodorus Unwissenheit an.


    "Keine Frage, das ist ein Zahnradwerk.


    "Man benutzt sowas normalerweise, um den Lauf der Jahreszeiten zu berechnen. Aber man kann auch alle anderen möglichen natürlichen Zyklen darstellen."


    "Aha! Jetzt versteh ich! Und ich glaube, ich hab schon eine Idee. Wie groß ist so ein Ding dann normalerweise?"


    "Nicht so groß. Ein Kasten, so groß wie ein Mensch ungefähr."


    "Und kann man die Konstellationen manuell einstellen oder dreht sich das dann andauernd?"


    "Im Prinzip ist beides möglich.


    "Gut. Dann will ich, dass ihr euch einen Architekten zu Rate zieht und sowas baut!"


    Theodorus erhält zwei schiefe Blicke.


    "Was genau?"


    "Ein Planetarium. Mit Planeten und Sternzeichen. Ich werde mich sogleich darum kümmern, einen Astrologen zu finden, der euch bei den Berechnungen der Himmelskörper hilft. Und das ganze soll so konstruiert sein, dass sich die Planeten zwischen dem Betrachter bewegen!"


    "Und ich hoffe, das ganze soll nach heliozentrischem Modell funktionieren oder?"


    "Wehrter Kollege, falls es dir noch nicht zu Ohren gekommen ist: Die heutige Forschung geht mehr davon aus, dass die Erde im Mittelpunkt der Himmelssphäre steht."


    "Wenn du damit die Theorie des Ptolemaios meinst: Die haut nicht hin! Der Mann hat keine Ahnung, das weiß jeder, der sich einigermaßen in der Geometrie versteht..."


    "Aber klar, du weißt natürlich wieder alles besser...


    Seufzend verlässt Theodorus die Werkstatt wieder.

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  • Zitat

    Original von Lucius Octavius Detritus


    Ich schmunzelte.
    "Nun gut, ich muss eh nochmal mit dem Herren sprechen. Ich danke dir für deine Hilfe und solltest du noch etwas benötigen, so kannst du in Zukunft mich ansprechen."
    Ich verneigte mich respektvoll vor dem mechanicus und verließ die fabrica, auf dem Wege zu meinem Herren Detritus.

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