Die Strasse, eigentlich mehr eine Gasse, liegt hinter dem Flavischen Theater, sogar noch hinter dem Ludus Matutinus. Hier haben sich einige Tierhändler niedergelassen, in denen sich die Ausbilder der Gladiatioren und Organistatoren der Spiele mit Tieren eindecken.
Hier kann man Tiere aus allen Ecken des Imperiums und von über dern Grenzen des Imperiums hinweg kaufen, von Bären aus Germanien, Wölffe aus Britanien, Löwen aus Afrika und Tiger aus dem fernen Indien. Doch nicht nur grosse Raubtiere gibt es zu kaufen, sondern auch Wildtiere wie Rehe und Hirsche, aber auch exotische wie Giraffen oder Elche. Es heisst, die Händler hier sind in der Lage, jedes Tier zu besorgen, welches von einem Kunden gewünscht wird, sei es eine Schlange oder gar ein Elefant.
Natürlich stellen die Händler vorne nur ihre besten und schönsten Tiere zur schau, doch da viel von ihrer Ware von weit her kommt, gibt es hier und vor den Toren der Stadt Stallungen und Käfiganlagen, in den die Tiere sich von den Strapazen der Reise erholen können.
In der Gasse herrscht reges Leben, den die Tierhändler sind gute Kunden von Metzgern und Bauern, die regelmaässig Futter und Heu anliefern und unmengen von Heu müssen immer wieder entfernt werden. Dementsprechend ist die Gasse eine der schmutzigeren der Stadt, ein deutlicher Tiergerich liegt in der Luft und in das Brüllen von Löwen, mischt sich das Heuelen von Wölffen und der ängstliche Ruf von Beutetieren.
Und in diese Gasse lenkt Tiberius Vitamalacus die Schritte der kleinen Gruppe. Er hatte es Albina versprochen, ihr an diesem Nachmittag diese Strasse zu zeigen und er hielt sich daran, auch wenn er an diesem Morgen von dem Tod seines Sohnes erfahren hatte. Die Miene des hochgewachsenen Patriziers ist so kühl und gelassen wie jeden Tag, er hat auf den Weg hierher kaum ein Wort mit Alnina, die neben ihm hergeht, gesprochen, aber auch das ist für ihn nichts ungewöhnliches.
Die beiden Patrizier werden von zwei Männern gefolgt, zum einen ist da Verres, und wie es nicht anders sein könnte, Titus, der riessige Schatten des Tiberiers.