Des Nachts auf See...

  • Da er von einem Boot mit einer reichen Römerin gehört hatte, hatte Gabor noch in der Nacht einige seiner Männer losgeschickt. Sie waren an Bord eines kleinen Ruderschiffes auf See und das mitten in der Nacht. Das alles gefiel ihnen kein bisschen. Sie waren eher für das Land geschaffen, ja sie konnnten nicht einmal schwimmen. Doch die Aussicht auf eine neue Geisel, ja angeblich sogar eine Adelige hatte sie natürlich überwältigt.
    So warteten sie einige Stunden, nur der Mond schien ihnen.

  • Minervina war unter Deck. Sie hatte ein kleines Boot gemietet und auch gleich die ganze Mannschaft dazu. Doch sie konnte nicht schlafen. Zu groß war die Aufregung, vielleicht schon in den nächsten Tagen Crassus wiederzusehen. Noch einmal blickte sie in den Spiegel, der Kerzenschein reichte gerade mal aus ihr eigenes Spiegelbild zu erkennen. Würde alles gut gehen? Sie nahm den Brief von Crassus in die Hand und las ihn noch einmal durch. Würde er auf sie warten? Waren es keine leeren Worte?


    Das Knarren und Schwanken des Schiffes beruhigte sie irgentwie, auch wenn das total atypisch war. Minervina blickte auf ihr Bett... Ein paar Stunden Schlaf würde ihr sicher gut tun.

  • Doch endlich kam das erwartete Schiff in Sicht. Es war klein und wahrscheinlich schlecht bewacht. Im Moment verhielten sich die Piraten sehr ruhig, daher musste man nicht mit Angriffen rechnen. Ein Glück für die Besatzung des kleinen Bootes. Mit schnellen aber leisen Ruderschlägen näherten sie sich dem Boot. Es waren nur sechs Männer aber alle waren tief entschlossen und schwer bewaffnet. Leise befästigten sie ihr Boot an dem größeren Schiff und kletterten dann einer nach dem anderen an Bord. Nur eine Wache lief müde herum, so dass die Enterer leichtes Spiel hatten. Unbemerkt schlichen sie sich an ihn heran und stachen ihn ab. Da er einen Schrei ausstieß konnten nun auch die Räuber alle Vorsicht fallen lassen und stießen wütende Rufe aus. Sie verteilten sich an Bord und rissen Luken und Türen auf um die Mannschaft wachzukriegen und beseitigen zu können.

  • Minervina schreckte hoch. Zuerst nur ein kurzer Schrei, nun konnte sie das Trommeln der Füße oben am Deck hören und lautes Gebrüll. Piraten? Hier? Kurz dachte sie an Gracchus und an seine Warnung. Sie stand vom Schreibtisch auf, lief zum Bett und griff nach einem Dolch, den sie sich schnell unter ihr Obergewand steckte. Die Schreie wurde immer lauter. Minervina hatte Angst. Ihre Augen suchten nach einem Versteck, doch der Platz in diesem kleinen Raum war derat begrenzt, dass sogar die Kisten, die ihr Gewand enthielten, nur mit Mühe hier Platz fanden.
    Die Augen weit geöffnet, mit schwitzenden Händen den Dolch umklammernd starrte sie auf die Tür, die sich in diesem Moment zu öffnen schien.



    Doch ihr einziger Gedanke galt nur einem, Crassus. Der Brief! Niemand sollte wissen, dass sie wegen ihm diese Reise antrat. Hastig lehnte sie sich zum Schreibtisch und nahm die Pergamentrolle, die sich auch sogleich an sich nahm und an ihrem Körper versteckte.

  • In sehr kurzer Zeit hatten die davon schon etwas verblüfften Räuber das Boot unter Kontrolle und alle Matrosen, die sich dem Kampf gestellt hatten, entweder umgebracht oder gefesselt. Nun gingen sie daran die einzelnen Räume zu durchsuchen. So rissen auch zwei Männer die Tür der Kajüte von Minervina auf. Sie hatten die Schwerter gezückt und johlten vor Freude, als sie die junge reiche Dame erblickten. Sie hatten schon gefürchtet einen falschen Hinweis erhalten zu haben. Doch nun hatten sie die Beute eingekesselt. Langsam näherten sie sich der aufgeschreckten Frau.

  • Minervina umklammerte den Griff ihres Dolches noch fester, ihr Blick haftet auf den hereinstürmenden, jolenden Männern. Stinkende, laute aufmüpfige Piraten. Irgentwie wich die Angst von ihr und im sleben Moment war ihre einzige Emotion Wut. Sie machte einen Schritt zurück und griff mit ihrer noch freien Hand auf die Wand hinter sich. Aber wie, zum Teufel, konnte sie nur entkommen? Die Lage schien auswegslos. Wahrscheinlich würde man sie vergewaltigen. Und als ihr nur mehr solche Gedanken durch den Kopf schossen, ging die Wut wieder in grenzenlose Furcht über.


    Wenn ihr mein Geld wollt.. schrie sie sie an ... die Kisten sind voll von wertvollen Kleidern und Schmuck. Nehmt was ihr wollt, aber lasst mich in Frieden!!! Beinahe wäre ihr ein "Bitte" über die Lippen gehuscht.

  • Die beiden Männer lachten rauh und höhnisch. "Danke für den Hinweis! Aber wir sind weniger an dem Geld interessiert, als du dir vorstellen kannst! Du bist doch viel interessanter!", grinste der Eine. Sie machten große Schritte auf die junge Frau. Doch zu nahe kamen sie ihr nicht. Gabor hatte sie gewarnt. Adelige waren heutzutage immer bewaffnet.
    Der andere Räuber widersprach. "Ach was, wir wollen nichts von dir. Da kannst du ganz beruhigt sein. Wir haben dem Boss versprochen, dich unversehrt zu lassen. Entweder er meint es so, oder er will dich bloß für dich haben. Könnt ich mir auch vorstellen... Er ist aber ein echter Edelmann! Naja, jetzt dreh dich um und lass dich fesseln. Wenn du dich nicht wehrst, wird dir noch nichts passieren!"

  • Minervina sah die Räuber mit eindringlich an. Pah! Edelmann! Dass ich nicht lache... meinte sie nur abfällig Ihr seit doch nur Abschaum. Bereichert euch durch das ausrauben anderer Menschen. Ein Edelman würde das niemals wagen.
    Sie hob den Dolch unter ihrem Obergewand hervor. Kommt mir nicht zu nahe! Wer weiss, was diese Flegel mit ihr anstellen würden. Der scheinbare Mut wurde nur von grenzenloser Furcht beflügelt. Wie konnte sie nur so dumm gewesen sein und alleine nach Hispania reisen. Nun ja, eigentlich hätte das jedem passieren können, selbst wenn ein anderer Patrizier dabi gewesen wäre. So hielt sich der Schaden in Grenzen.
    Sie fuchtelte ein wenig hilfslos mit ihrem Dolch hin und her.

  • Grausam lachten die Räuber. "Wir mögen in deinen Augen Abschaum sein, doch unser Herr stammt aus einer edlen Familie, er ist kein Bauer, nie gewesen! Und jetzt nimm endlich diesen Dolch weg. Du kannst damit nicht umgehen, das ist sicher. Lass dich fesseln, das macht das Ganze einfacher für uns Alle!"

  • Pah, was dachten sich diese Flegel eigentlich. Sie war eine stolze Patrizierin, ihre Eltern dienten beide in der Legion und sie war schlicht und einfach zu stolz um aufzugeben.
    Versucht es doch! Mit einer Frau habt ihr doch leichtes Spiel oder? sagte sie vielleicht ein wenig ZU herausfordernd... aber sagt man nicht, Angriff ist die beste Verteidigung? Nun ja.. sie waren zu Fünft, Minervina alleine. Die chancen standen gleich Null einen ausweg zu finden.


    Wenn ihr mich schon haben wollt, dann solltet ihr euch aber schon anstrengen. Sie legte den Dolch locker in ihre rechte Hand und stürmte auf einen der Räuber hinzu... dieser wich geschickt aus, doch war er ein wenig zu langsam und ein blutiger Schnitt zeichnete sich auf seinem Oberarm ab.

  • "Ja, wir hätten mit dir leichtes Spiel. Doch wir sollen dich heile zu den Chefs bringen! Wir lassen dich hier einfach eingesperrt...", meinte der eine noch lachend, als die wild gewordene Patrizierin plötzlich auf ihn zurannte und ihm das Messer in den Oberarm rammte. "Verdammt! Du hättest mich töten können! Leg das Messer weg!", brüllte er, doch der andere Räuber kam ihm zuvor. Durch einem harten Schlag gegen ihren Arm, so dass der Dolch quer durch die Kajüte flog und klappernd auf dem Boden landete. Sofort sprang der Räuber hinterher um es aufzuheben. Als Minervina sich ebenfalls umdrehen wollte, erhielt sie eine schallende Ohrfeige von dem Verletzten, dass sie zu Boden fiel. Immer noch brüllte der Mann rum. "Ich blute, wie ein abgestochenes Schwein. Wenn du Glück hast ist die Wunde nicht tief. Ansonsten muss der Boss doch auf seine süße Beute verzichten!"
    Der andere Räuber, der mittlerweile das Messer aufgehoben und weggesteckt hatte, und der etwas ruhigeres Blut hatte, widersprach aber: "Nein, töten werden wir dich nicht. Aber wir könnten dich ein bischen tanzen lassen. Wir haben schon lange nicht mehr gelacht..."

  • Mit ihrer linken Hand griff sie sich auf den Arm und fuhr mit ihrer Zunge über ihre aufgeplatze Unterlippe. Ihre Augen blitzen auf und sie spuckte auf den Boden. Pah, Gesindel. Desto mehr ihr mich verletzt, desto weniger bin ich wert. Eine kleine Schürfwunde zeichnete sich auf ihrem Knie ab, im Endeffekt brennte zwar alles höllisch, aber es war nicht sonderlich schlimm. Selbst oder gerde in dieser Situation stach ihr patrizischen Hochmut hervor. Sie schob ihr Kinn nach vorn und nahm ihre Hand von ihrem verletzen Arm, Stand langsam wieder auf und betrachtete den verletzten Räuber. Aber mehr wie ein abwertender Blick und vielleicht ein wenig kleines Triumphlächeln brachte sie nicht hervor. Bringt mich besser zu eurem ach so eldem Anführer,... ich habe keine Lust mich hier mit Kleinganoven herumzuschlagen...

  • "Na, das nenn ich vernünftig!", lachte der Räuber mit dem Messer. Sofort machte er sich daran sie zu fesseln und gab dann zwei anderen Räubern, die den Kopf in die Tür steckten Befehle, tragen zu helfen. Gemeinsam "verluden" sie Flavia in das kleinere Ruderboot und auch einige Schätze... und legten dann ab. So schnell wie möglich machten die Männer sich zum Land auf. Denn am Horizont ging schon die Sonne auf.

  • Obwohl das "tragen" nicht nötig gewesen wäre lies Minervina alles zu. Ihr Arm pochte immernoch heftig, aber zumindest hatte ihre Lippe aufgehört zu bluten. Ihr Gewand twar teilweise zerissen und auch in Blut getränkt, denn ihr Knie war doch heftiger in Anspruch genommen worden als sie zuerst dachte. zumindest konnte sie nun sehen wohin es ging.


    Ein wenig apathisch im Ruderboot liegen wurde ihr erst klar was hier wirklich geschah. Man hatte sie entführt. Eine Träne rann ihr über die Wange... zum Glück konnten es diese Männer nicht sehen. Würde sie ihre Familie jemals wiedersehen? Gracchus? Agrippina? und all die anderen, die sie, seit sie in Rom war kennengelernt hatte?... und.. Crassus... Der Gedanke an ihn gab ihr Kraft. Er würde sie befreien, zumindest hoffte sie das.


    Ein Blick an ihrem Körper entlang machte ihr klar, dass der Brief noch gut versteckt war. Vielleicht hätte sie ihn besser im Bott lassen sollen... aber es war zu spät.

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