Sklaveneinführung

  • Mit Dhara und den zwei breitschultrigen Begleitsklaven im Schlepptau erreichte Epicharis die Villa Claudia und ließ klopfen. Der Ianitor öffenete und ließ die kleine Gruppe eintreten. Epicharis trug einem Sklaven auf, Wasser und Obst ins Atrium zu bringen, dann schickte sie die beiden Sklaven fort und steuerte mit Dhara auf eine kleine Sitzgruppe zu.


    "Setz dich", sagte sie und setzte sich selbst, die Hände locker im Schoß gefaltet.
    "Also, mein Name ist Claudia Epicharis, Dhara. Als meine Leibsklavin erwarte ich von dir, dass du ein gepflegtes Erscheinungsbild hast und dich sittsam verhältst. Du wirst mir vorwiegend beim Ankleiden, Schminken und den Haaren helfen und mich auf Ausflüge begleiten. Schlafen wirst du mit den anderen Sklaven in einem Raum, und wenn du gut arbeitest, wird es Belohnungen geben. Da du somit eine recht wichtige Sklavin für mich bist, wirst du neben den üblichen Mahlzeiten Sonderrationen an Obst und Gemüse bekommen, ich werde der Küche bescheid geben. Und dann gibt es da noch etwas: Ich habe zwei Schwestern, eine lebt in Rom, die andere in Mantua, bei meinem Vater. Ich bin nicht sehr glücklich über diese Spaltung der Familie, aber es lässt sich nicht ändern und daher werden wir pendeln und eine Weile in Rom und eine Weile in Mantua leben."


    Epicharis verstummte und überlegte kurz, lächelte Dhara schließlich an und sagte:
    "Das war vielleicht etwas viel für den Anfang. Hast du denn Fragen? Aintzane wird dir sonst ein Bad bereiten und frische Kleidung geben. Aintzane?" rief Epicharis.

  • Aintzane kam herbei. Irgendein Narr (oder eine Närrin) hatte einen Besen direkt vor der Türe liegen lassen, sodass sie strauchelte und ungelenk in das Atrium hineinstolperte. Sie musste eine Figur gemacht haben wie eine Elefantin. Schlussendlich fing sie sich doch, ein Sturz hätte die Lächerlichkeit komplett gemacht. Innerlich kochte sie vor Wut, doch in dem Moment sah sie, dass Epicharis eine neue Sklavin hatte. Ihre Gesichtszüge formten sich wieder zu einem Lächeln, ihre Angespanntheit war wie weggefegt.
    Also ging sie weitaus eleganter, wie sie in den Raum hineingekommen war, auf die beiden zu und senkte vor Epicharis ihren Kopf kurz. "Was kann ich tun, wo werde ich gebraucht, Herrin?", meinte sie in einem ein bisschen leiernden Tonfall, der die Routine, diese Worte zu sagen, verriet. Sie erwartete nun, dass sie sie mit der anderen bekannt machte.

  • Dhara hörte aufmerksam, ohne ihre Herrin zu unterbrechen. Ihr Kopf nickte den worten stumm. Das einzige, was ihr nicht gefallen hat, war es zusammen mit den Sklaven in einem Raum zu schlafen. Als Epicharis diesen Satz aussprach, kräuselte das hübsche Näschen von Dhara ein wenig. Sie saß da, ihre Augen sprangen von einem Gegenstand im Atrium zum anderen. Sie spürte ihren knurrenden Magen. Den ganzen Tag auf dem Markt zu stehen war nicht gerade einem leichten Spaziergang gleich. Dhara spürte ihre Müdigkeit, ihren Hunger, ihre Beine, den Staub, die Trockenheit ihrer Haut und versuchte sich zu konzentrieren. ja, frisieren... ankleiden...was war da noch? begleiten und gepflegt zu sein.... Das polternde Erscheinen der Sklavin war eine Erleichterung für Dharas Gemüt. Sie lächelte Aintzane leicht verstohlen und überlegte, wie sie aus diesem Tümpel die notwendigen Informationen auspumpt.

  • Aintzanes Auftratt war zwar alles andere als vorbildlich, aber Epicharis sah heute einmal darüber hinweg, denn insgeheim freute sie sich noch immer darüber, dass ihr eine Sklavin geschenkt worden war. Sobald jene versorgt sein würde, wollte sich Epicharis an ein Dankesschreiben setzen. Sie wusste zwar noch nicht wie sie formulieren würde, aber irgendwas würde sie schon zu papier bringen.


    "Aintzane, das ist Dhara. Sie wird meine neue Leibsklavin sein. Ich möchte, dass du ihr alles zeigst. Auch, wo sie sich waschen kann. Und neue Kleidung braucht sie auch, bis wir ihr eigene Tuniken organisieren."


    Zu Dhara gewandt fuhr sie freundlich fort: "Hast du Hunger? Wenn ja, lasse dir in der Küche etwas geben und sage der Köchin, du seist meine neue Leibsklavin, sie wird dann schon etwas für dich zusammensuchen, denn sie kennt meine Anordnungen bezöglich meiner Sklaven. Ansonsten hast du den restlichen Tag frei und kannst dir die Villa ansehen oder schlafen, wie es dir beliebt. Aintzane wird dir sicherlich auch die Unterkunft zeigen, die du mit den anderen teilen wirst."


    Damit war eigentlich alles gesagt, was zu sagen gewesen war, fand Epicharis. Sicherlich würde Dhara noch die ein oder andere Frage haben, die ihr jetzt nicht einfiel. Zum Beispiel, wann Epicharis aufstand und sich einkleiden ließ, ob sie das Frühstück allein auf dem Zimmer einnahm oder mit anderen zusammen im Triclinium. Früher oder später würde die orientalische Sklavin dies alles im Schlafe wissen oder gar abschätzen können, sofern sie Epicharis lange genug kannte. Doch nun war alles Neuland für sie und die Claudierin hatte die Erfahrung gemacht, dass Sklaven in der Regel müde und erschöpft, hungrig und abgerissen vom Sklavenmarkt kamen. Daher handhabte sie es bei allen Sklaven derart, dass sie eine gewisse Eingewöhnungszeit bekamen.

  • Dhara warf einen dankenden Blick auf ihre neue Herrin. Sie verstand es, wenig zu sprechen und sich mit ihren Augen und Gesten auszudrücken. Ob das ihrer neuen Herrin zusagt, wußte Dhara nicht. Sie wußte überhaupt nichts, was ihr bevorsteht. Wie ihre Herrin ist, ist sie launisch, ist sie streng, ist sie eine, die ihre Wünsche jede zweite Minute wechselt, oder ist sie eine, die es nur jede vierte Minute macht. Dhara wußte nur, sie hat Hunger und will sich waschen. Deswegen fanden die Worte von Epicharis Dankbarkeit in Dharas Herzen.


    Herrin, in der Tat, ich bin sehr hungrig und danke dir für diese Möglichkeit, mich auszuruhen und morgen mit frischen Kräften und nicht so untergekommen vor deinen Augen zu erscheinen. Erlaube Dhara jetzt in die Küche zu gehen, Herrin. Dhara hofft, Ain-tza-ne...


    Das war eine Tortour, diesen Namen auszusprechen. Dhara gab sich viel Mühe und sprach langsam und silbenbetont. Was daraus wurde, waren nur klägliche Kehllaute. Dhara schon ein reumütigen Lächeln vor sich hin.


    ... hilft ihr, den Weg in die Küche zu finden.


    Oh nein... Dhara wird sich nicht dumm anstellen und die Herrin fragen, wann Dhara bei ihr an die Tür klopfen sollte. Diese Information wird sie schon wenn nicht aus der Sklavin, dann wenigstens aus der Köchin zu bekommen.

  • Sim-Off:

    Tschuldigung, dass ich erst jetzt antworte... hatte wenig Zeit. ;)


    Aintzane hatte die ganze Zeit daneben gestanden, während sie zuhörte. Am Ende richtete Dhara ihre Worte an sie. "Sicher. Komm mit mir." Nun machte sie mit Dhara das selbe, was Camryn mit ihr vor einer Zeit getan hatte... einer Zeit, die ewig lang schien...
    Sie zeigte ihr die Tür zu den Bädern und machte sie auf. "Hier sind die Bäder.", meinte sie und schloss die Tür hinter sich. Dann wandte sie sich an die Neue. "Es freut mich, dich kennen zu lernen. Ich heiße Aintzane, wie du schon gehört hast... und mach dir keine Sorge deswegen, weil du es schwer findest, meinen Namen auszusprechen!", lachte sie. "Mir macht es nichts aus, und am Ende haben es doch noch alle gelernt. Sogar Samira... du wirst sie sicher noch kennen lernen. Ach ja, wenn du dich fragt, wer seiner Tochter einen solchen Namen geben kann... ich bin Baskin. Woher kommst du?", fragte sie Dhara neugierig.
    "Also, hier im Haus gibt es folgende Sklaven... Samira, das ist eine ältere Sklavin aus Syrien, sozusagen die Anführerin der Sklaven hier. Assindius und Nordwin, zwei Germanen. Liebenswerte Barbaren, die beiden. Camryn aus Irland gibt es dann auch noch. Und Trautwini... auch ein Germane. Ich sage dir, einen stärkeren Mann hast du nie gesehen!", lächelte sie. "Die Herren, das sind Claudia Aureliana Deandra, meine Herrin, und Claudia Epicharis, deine Herrin, sowie Claudia Dolabella. Und Claudius Vesuvianus gibt es auch noch... ich denke, das wären die wichtigsten Leute soweit. Hast du Fragen? Natürlich hast du Fragen. Schieß los."

  • Samira ist aus Syrien?


    Das war das erste, was Dhara fragte und ihr ungläubiger Blick richtete sich auf die Sprechende.


    Syrien.... Mein Name ist Dhara. Bitte, sprich langsamer. Ich verstehe dich nicht so gut


    Das Lächeln verwandelte die Worte zu einer Bitte.


    Ich möchte wissen, wann meine Herrin wach wird. Was sie mag und was sie nicht mag und ... ich weiß nicht, was ich noch fragen kann und soll. Ich möchte mich hinsetzen


    Irgendwie war es Dhara doch zu viel. Am schlimmsten war diese scheußliche Tunika. Doch Dhara schwieg.

  • "Bist du auch aus Syrien?", fragte sie interessiert, den Blick ihrer Mitsklavin entgegnend.
    "Ähh... sicher. Ich spreche jetzt langsamer.", sagte Aintzane, die etwas schuldbewusst dreinschaute, hatte sie doch mit ihrem Wortschwall die Neue komplett überfordert.
    "Epicharis... normalerweise so um 8 Uhr. Kann aber auch später sein, früher kaum." Sie akzentuierte jede Silbe genau und achtete darauf, dass sie deutlich sprach und ihr baskischer Akzent nicfht zu stark durchdrang.
    "Sie mag... Bankette." Sie machte eine kurze Pause. "Und Ordentlichkeit. Und sie lässt eigentlich ganz viel durchgehen... ich weiß aber nicht genau wie viel. Allerdings kommt sie mir ganz tolerant vor."
    Ihre Finger schweiften zu einer Bank. "Bitte, setz' dich. In dem Schrank da drüben findest du ein paar Tuniken. Nimm' dir eine, die du magst. Und da...", sie zeigte auf eine weitere Türe, "ist das Becken. Dort kannst du baden."

  • danke dir und verzeih, dass ich so müde wirke.


    Dhara lächelte schuldbewußt. Jetzt verstand sie Aintzane auch besser.

    Ich bin aus Seleukeia-Ktesiphon. Das ist die Hauptstadt der Parther.


    Ihre stimme wurde leiser und leiser.


    Ich komme schon zurecht, du hast bestimmt viel zu tun


    Dhara wollte allein sein. All das zu verarbeiten und dieser neue Ort beunruhigten sie.

  • "Das ist in Ordnung. Natürlich, so ein Sklavenhandel", sie machte eine unwirsche Handbewegung, um ihre Abscheu vor diesem Geschäft zum Ausdruck zu bringen, "macht müde. Lass dir einfach Zeit. Hier ist die Tür zur Küche... dort treffen wir uns einfach in, sagen wir, einer Stunde."
    Sie erhob sich und nahm die Türklinge. Dann stieß sie voller Voraussicht die Tür mit aller Kraft auf, und der Spanner, der davor gelauert hatte, fuhr mit einem zornigen Geheul zurück. Anschließend verzog er sich so schnell ihn seine Beine trugen. "Immer der...", seufzte Aintzane. Diesem Typen sollte man einmal die Flötentöne beibringen.
    "Also... bis dann.", meinte sie und ging ab.

  • Es war ein Vormittag wie jeder andere. Naja, fast zumindest. Denn heute würden zwei klasse Schicksen einziehen, eine aus Britannien, und eine Landsfrau meinerseits. Ich hatte extra meine Tunika gewechselt und etwas Duftwasser stibitzt, weswegen ich nun roch wie Vesuvianus. :D


    Frisch wie ein Blümchen duftend, wartete ich also direkt hinter der Tür darauf, dass der alte Tranqui die Damen brachte und das Geld abholte. Ich öffnete die Tür, noch ehe ein Handlanger die Hand heben und klopfen konnte.
    "Hallolo", grinste ich. "Heilsa, die Damen. Und salve, grüßte ich Minna und Fiona. Ob die Britin auch germanisch konnte, und wie es mit dem Latein stand? Ich winkte unwirsch und ließ mir von Sharif einen prallen Beutel reichen.
    "Viertausendachthundertundfünfzig", sagte ich und reichte das Ding dem Handlanger, welcher Fiona losband (warum war die gefesselt und Minna nicht?) und sich dann trollte. Ich schob die zwei durch die Porta und ins Atrium, Sharif schloss die Tür.


    "Tataa...euer neues Zuhause" verkündete ich auf germanisch und übersetzte anschließend auf Latein. "Sag mal, Fiona, du kannst doch sicher germanisch? Wär einfacher, dann muss ich nicht alles zweimal erklären..." fragte ich sie auf Latein. Was ne echte Keltin war, die würde auch germanisch können, beschloss ich grinsend, während wir auf das Wasserbecken zusteuerten, an dem eine Bank stand. Ich deutete darauf. Setzt euch am besten", schlug ich vor, stellte mich vor die zwei und verschränkte die Arme germanenlike. 8)

  • Zusammen mit einer weiteren Sklavin wurde sie zur Villa gebracht. Minna musterte vorsichtig die Sklavin. Sie schien wie sie aus dem Norden zu kommen. Ob sie wohl auch Germanin war? Zu gerne hätte sie sie danach gefragt, doch Minna traute sich nicht so recht sie anzusprechen. Der Gehilfe vom Sklavenhändler hätte sie wahrscheinlich geschlagen, wenn sie die Sklavin auf germanisch ansprechen würde.

    Nach einer halben Ewigkeit kamen sie an ihrem Ziel an. Das war also das Haus, in dem sie irgendwelchen Römern dienen sollte. Sie musste zugeben, das Anwesen beeindruckte sie sehr. Überhaupt war sie völlig überwältigt von dem, was sie bisher in Rom gesehen hat. Solche imposanten Gebäude und so viele verschiedene Menschen hatte sie noch nie gesehen. In ihrem Dorf war alles so anders gewesen... Ob ihr Dorf von den Römern verschont geblieben ist? Traurig dachte sie an ihre Familie.


    Freudig stellte sie fest, dass sie von Nordwin empfangen wurden. "Heilsa," grüßte Minna ihn leise. Dann beobachtete sie, wie er dem Handlanger einen Beutel übergab. Als der Kerl endlich verschwunden war, wandte sich Nordwin zu ihnen. Neues Zuhause? Hatte er das gerade ernst gemeint? Pah, als ob sie dies hier als ihr Zuhause ansehen würde. Minna war empört. Allerdings hatte sie im Moment gar keine andere Wahl, das musste sie mit Bedauern einräumen.


    Sie gingen auf ein Wasserbecken zu und Nordwin deutete ihnen sich auf einer Bank Platz zu nehmen. Angespannt schaute Minna auf und fragte sich, was nun kommen würde.

  • Am nächsten Tag wurde Fiona, zusammen mit einer anderen Sklavin in das Haus der Familie gebracht, die sie gekauft hatte. Das andere Mädchen sah nett aus. Doch in der Begleitung des Gehilfen des Sklavenhändlers, traute sich keine von beiden nur ein Wort zu sagen.
    Man brachte die beiden Mädchen in ein prachtvolles Haus. Fiona hatte zu Hause schon römische Häuser gesehen, doch diese Villa war mit nichts zu vergleichen, was sie bisher kannte.
    Der Sklave, den sie bereits auf dem Sklavenmarkt gesehen hatte kam ihnen entgegen und begrüßte sie in einer sonderbaren Sprache.

    Sim-Off:

    Sory, aber rein wissenschaftlich haben die keltischen Sprachen recht wenig mit den Germanischen gemein! Du bist "so to say" Fionas erster Germane!


    Hey, konnte der etwa kein Latein, oder was? ;) Aber ja, Fiona hatte ja bislang niemandem verraten, daß sie ja eigentlich der lateinischen Sprache mächtig war. "Salve, ich heiße Fiona! Kannst du mir sagen, wo ich hier gelandet bin? Scheinen ja richtig reich zu sein, die hier wohnen"sagte sie in ihrem singenden Akzent.

  • Sim-Off:

    Oh, das ist interessant! Ich habe immer gedacht, dass die keltischen Sprachen zumindest einen Teil mit den altgermanischen gemeinsam haben. Schau mal hier, dort die Abbildung. Vielleicht kommen wir diesem Mysterium gemeinsam auf die Spur, ich frage mich das nämlich schon länger. :)


    Minna war nett anzuschauen, eindeutig. Und auch Fiona war trotz des Straßenstaubes ein lecker Teilchen. Schon ging die Fantase mit mir durch... Dhara, die Wein in die marmorne Wanne laufen ließ in der ich saß, Minna, die mich mit Trauben fütterte, Kassandra, die mich massierte und Fiona, die vor mir tanzte... Äh, ja. Sklaveneinführung, richtig. Ahem. 8)


    "Klar doch, Fiona. Setz dich erstmal", entgegnete ich auf Latein. Na toll, nun musste ich doch alles zweimal erzählen. Ich seufzte mitleidsvoll und begann als mit meiner Erzählung. Alle paar Sätze hielt ich inne und wiederholte das, was ich in der römischen Sprache Fiona erklärt hatte, nochmals auf Germanisch für Minna.


    "So. Aaaalso. Ihr seid hier in der Villa Claudia. Die Claudier sind eine Patrizierfamilie, das bedeutet für euch, dass ihr schon mal nicht rumlaufen müsst wie die letzten Hampel, und dass das Essen, das übrig bleibt, meistens von sehr guter Qualität ist. Ihr werdet euch daran gewöhnen müssen, auch mal mit viel Knete in der Tasche herumzulaufen, wenn die Herren etwas Besonderes vom Markt haben wollen. Und, äh, ihr müsst euch immer angemessen verhalten. Klingt vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, ist aber eigentlich gar nicht mal so schlimm." :D Ich holte Luft und verschränkte die Arme wieder. "Fiona ist eine Sklavin der Herrin Ofella, was genau sie mit dir vor hat, kann ich dir gar nicht sagen...aber ich nehme an, dass du eine Leibsklavin sein wirst. Und dich, Minna, hat der Hausherr gekauft, der gleichzeitig auch der Ehemann von Ofella ist. Was die Gepflogenheiten und Sitten angeht, werdet ihr natürlich eine Weile brauchen, bis ihr euch eingelebt habt und so... Aber keine Panik, wir Sklaven halten zusammen und helfen einander. Außer mir gibt's hier noch Dhara und Kassandra, auch beides Leibsklavinnen, aber von der Tochter des Hausherren, der Herrin Epicharis. Und dann noch nen ganzen Stall voll anderer Sklaven, aber die sind eher unwichtig. Im Großen und Ganzen sind hier alle ganz in Ordnung..." Ich kratzte mich am Hinterkopf. Was gab es noch zu sagen? "Hm, seid ihr beiden sozusagen 'frisch' oder hattet ihr schon andere Herren, ehe ihr nach Rom gekommen seid? Ach, und ganz wichtig: Habt ihr Fragen?" Da fiel mir ein...die Sache mit den Bestrafungen fehlte noch. Aber erstmal wollte ich warten, ob die zwei Grazien auf der Bank schon mal gedient hatten.

  • "Ja, ich hätte da noch ein Paar Fragen!"antwortete Fiona.
    "Also ich bin ja jetzt zum ersten Mal in dieser schrecklichen Situation, jemandes Sklavin zu sein. Wie ist den diese Ofella? Ist sie nett? Auf dem Sklavenmarkt hatte sie mir eher einen anderen Eindruck gemacht! Wie heißt eigentlich die Kleine, die mit mir gekommen ist? Ach, ja und wie ist dein werter Name?"

    Fiona lächelte den Sklaven an.Sicher hatte sie noch mehr Fragen,
    aber 1. Ihr fiel momentan nichts mehr ein;
    2. Sie wollte ja den armen Kerl nicht gleich überfordern 8).
    und 3. knurrte plötzlich ihr Magen, denn sie hatte schrecklichen hunger!

  • Wie sich herausstellte, sprach das andere Mädchen Latein und so unterhielten sich die beiden zunächst in dieser ihr völlig fremden Sprache. Aufmerksam lauschte Minna ihre Unterhaltung, auch wenn sie kein Wort verstand. Während sie da so saß und denen zuhörte, beschloss sie so schnell wie möglich Latein zu lernen. Eigentlich verachtete sie diese Sprache, aber sie könnte ihr sicher noch ganz nützlich sein. Außerdem sollte Nordwin ja nicht ewig als Dolmetscher herhalten müssen.


    Als er mit Fiona fertig war, wandte er sich zu ihr und erklärte ihr das Wichtigste auf germanisch. Puh, das klang aber alles ganz schön kompliziert. Was wohl passieren würde, wenn man etwas verkehrt macht? Oder wenn man sich sogar gegen irgendwelche Anweisungen widersetzt? Sie malte sich schon die schrecklichsten Bestrafungen aus. So wie sie die Römer bisher erlebt hatte, besaßen sie in der Hinsicht sicherlich viel Phantasie.


    "Bevor diese widerlichen Römer mich in ihre Gefangenschaft nahmen, hatte ich glücklich als freier Mensch in meinem Dorf gelebt. Ich habe vorher noch nie jemanden gedient." .... und das hatte sie auch eigentlich nie vorgehabt, dachte sie trotzig. Ob sie noch Fragen hatten? Minna überlegte. "Der Herr, der mich gekauft hat... Wie ist sein Name? Und wie behandelt er seine Sklaven?" fragte sie zaghaft. Und was wird er vor allen Dingen mit ihr vorhaben? Diese Frage schoss ihr ebenfalls durch den Kopf, aber das wollte sie lieber nicht wissen. "Hm... und wer ist das eigentlich neben mir?" Sie schaute die andere Sklavin an und lächelte schüchtern. Da gab es bestimmt noch weitere Dinge, die sie wissen wollte, aber im Moment fiel ihr nichts mehr ein. Sie war einfach zu müde und hatte zudem einen fürchterlichen Hunger. Schon seit Stunden hatte sie schon nichts mehr gegessen und so langsam brauchte sie was zu essen.

  • Wie erwartet, dauerte es einen Moment, ehe die ersten Fragen eintrudelten, doch dann überhäuften mich die zwei Damen damit. Ich sah von Fiona zu Minna und wieder zurück. Auf Germanisch fragte ich: "Öhm...habt ihr euch noch nicht kennengelernt? Oder - ach wart mal, is klar." Latein und Germanisch waren schließlich inkompatibel. Ich deutete zuerst mit der Linken auf Fiona und sah Minna dabei an - "Fiona." - dann deutete ich mit der Rechten auf Minna und sah Fiona dabei an - "Minna." - und zu guter letzt deutete ich mit beiden Händen auf meine Brust - "Nordwin." Ich grinste breit. Gut, hätten wir das geklärt. Jetzt die Fragen, und die von Fiona übersetzte ich Minna ebenfalls, ehe ich antwortete. Eu eu, da bekam man unsägliche Lust auf nen Becher Wasser, wenn man so viel quatschte.


    "Hm, ihr seid also beides Neulinge. Naja, macht nichts, irgendwann ist immer das erste Mal für unsereins. Äh, ja. Ofella ist...hm. Um ehrlich zu sein, ist sie vor kurzem erst hier angekommen und hat vorher weit weg gewohnt. Der Hausherr pflegt ein 'zum Glück' an diese Beschreibung anzuhängen, ich persönlich hatte noch nicht näher mit ihr zu tun. Aber Zarah, ihre Sklavin, klagt manches Mal. Sie muss streng und launisch sein, aber wie gesagt, am besten erzählt dir das Zarah selbst. Ich werd ihr nachher mal Bescheid geben, wenn ihr euch frisch macht und neue Sachen anzieht, denn so bleiben könnt ihr ja nicht." Ich maß die staubige und dreckige Kleidung mit einem kritischen Blick und wandte mich anschließend Minnas Fragen zu, nachdem ich ihr übersetzt hatte, was ich Minna gerade gesagt hatte. "Minna, du musst dringend Latein lernen. Mal sehen, man wird Kassandra wohl dafür abstellen, dir zu helfen dabei. Die kann sich besser ausdrücken als ich, und außerdem kann sie schreiben." Das konnte ich selbst nämlich nicht. Nuja, als Custos Corporis musste man das auch nicht können.


    "Dein Herr heißt Herius Claudius Vesuvianus. Er behandelt Sklaven eigentlich...naja, wenn man gehorsam ist, hat man nichts zu befürchten, dann ignoriert er uns, zumindest so gut wie. Der ist mit Vorsicht zu genießen und lässt kaum nen Patzer durchgehen...kuscht vor niemandem, außer vielleicht vor Ofella. Ich hab übrigens die Erfahrung gemacht, dass man die meisten Freiheiten hier hat, wenn man sorgfältig arbeitet, höflich ist und Gehorsam zeigt." Auch dies übersetzte ich wieder, diesmal für Fiona auf Latein. Während ich sprach, knurrte Fiona. Oder eher gesagt ihr Bauch. Ich grinste. "Na, da hat wohl jemand Hunger, was? Na ihr zwei, kommt mal mit, beim Essen redet es sich leichter", meinte ich und trottete in Richtung Küche.


    Bereits als wir näher kamen, konnte man es schnattern hören. Pustula, die dicke und gemütliche schwarze Köchin mit dem seltsamen lila Turban auf dem Kopf, versuchte eine Gans einzufangen, die immer im Kreis um den rustikalen Tisch vor Pustula flüchtete, die ein Hackebeil schwang und in fremdländischer Manier fluchte. Als ich eintrat, hielt sie inne und die Gans huschte unter einen Stuhl. "Ah Nordwin, wen du bringst mit? Sind dürre Mäderchens, brauchen auf die Knochen was!" grüßte sie aufs Herzlichste in gebrochenem Latein, legte das Beil weg und testete mit der Rechten den Fettgehalt von Fionas Oberarm. "Wart, ich da hab Rester von die Tag gestern in Kammer", sagte sie zu den beiden Damen und wackelte mit ihrem dicken Hintern fort zu einer kleinen Vorratskammer. "Zwei hungrige Liebchen zum Bemuttern", entgegnete ich nur. Pustula schnitt mir eine Grimasse, öffnete die Tür und kramte dann im Raum umher. Von der Decke baumelte ein köstlich duftender, serranischer Schinken. Ich hob die Augenbrauen, in Richtung der zwei blickend, und ging dann zum Tresen neben dem Herd, auf dem ein Topf Wasser brodelte. Dort schob ich zwei unterarmgroße, bereits ausgenommene Fische zur Seite, zog mich hoch und setzte mich. Aus einer Schale nahm ich die letzte Olive und steckte sie mir grinsend in den Mund, während die dicke Pustula schon wieder zurückkam, und zwar schwer beladen mit kaltem Braten zweiter Güte in den Händen, einem halben Laib Brot von gestern unter dem rechten und einem Krug Milch unter dem linken Arm. Sie lud alles auf dem Tisch in der Mitte ab, streifte mich mit tadelndem Blick und begann mit in die Hüften gestützten Händen zu meckern. "Nordwin, tu dein dicker Hintern von die Fische und mache dir besser nützelig. Der garstig Vogel da muss gerichtet werden für die Essen!" Lachend rutschte ich von der Anrichte, täuschte einen linken Ausfall an und packte das nach rechts flüchtende Tier. Einen Ruck am Hals später war die Gans bereit zum rupfen, und ich legte sie zum Fisch. Während ich mit dem Vieh beschäftigt war, hatte Pustula zwei Holzbrettchen hervorgeholt und auf zwei der drei Schemel in der Küche gedeutet. "Ihr setzt euch da." Sie schaufelte den Mädchen Essen auf die Platten und sang dabei so schief wie amüsant ein Lied aus dem südlichen Africa. Ich verschränkte die Arme und wartete geduldig, an die Anrichte gelehnt.
    Pustula schob den beiden ihre Brettchen zu und schnappte sich dann die Gans, um sie auf dem dritten Schemel sitzend routiniert zu rupfen. "Ist gut?" erkundigte sie sich lächelnd bei Fiona und Minna.

  • "Ah, endlich mal wieder was zwischen den Zähnen, was kein Hirsebrei ist!" dachte Fiona. Sie lächelte der freundlichen Köchin Pustala zu. Es war lange her das man so freundlich zu ihr war und sie etwas derat gutes gegessen hatte. Auch wenn es von gestern war. Auf dem langen Weg nach Rom mußte sie oftmals hungern. Erst einige Tage vor der Sklavenauktion hatte man ihr wieder etwas mehr zu essen gegeben, damit sie wohl nicht ganz so ausgezehrt aussah.
    Gesättigt wendete sie sich wieder Nordwin zu und fragte: Du sagtest, man bräuchte sich vor Vesuvianus nicht zu fürchten, wenn man gehorsam ist. Was passiert, wenn man ungehorsam ist oder es passiert einem ein Mißgeschick?

  • Fiona hieß sie also? Netter Name, fand Minna. Irgendwie war sie froh, dass es noch jemanden gab, der ihr Schicksal teilte. So war sie schon einmal nicht alleine in dieser ungewohnten Lage. Konzentriert hörte sich Minna an, was Nordwin zu ihrem neuen Herren zu sagen hatte. Fehler lässt er kaum durchgehen? Oh je, das kann ja noch was werden, dachte sie sich. Auch wenn sie diese Römer nicht ausstehen konnte, so würde sie sich Mühe geben, denn schließlich wollte sie sich ihre momentane Situation nicht noch unnötig verschlechtern.


    Nachdem Nordwin mit den ganzen Informationen fertig war, gingen sie alle zur Küche. Es schien so, als hätte Fiona noch mehr Hunger als sie selbst, denn ihr Magenknurren konnte man deutlich hören.
    Minna erschrak, als sie die Köchin erblickte. Eine Frau mit solch einer dunklen Haut hatte sie noch nie in ihrem Leben gesehen. Außerdem trug sie ein merkwürdiges Tuch auf ihrem Kopf und auch ihre Sprache klang fremd. Wo die wohl herkam? Das Beil in ihrer Hand beunruhigte Minna noch mehr, doch sie erkannte schnell, dass nur die Gans sich davor fürchten musste. Sie war sichtlich überrascht, als die Dame sie so freundlich begrüßte. Die Frau machte auf Minna einen liebenswerten Eindruck. Noch sympathischer wurde sie ihr, als sie ihnen etwas zu Essen reichte. Den Göttern sei dank, endlich wieder etwas Gescheites zu essen! So etwas Gutes hatte sie schon länger nicht mehr zu sich genommen. Ihre Augen strahlten. Sie zögerte nicht lange und griff sich gleich etwas und schlang es herunter.


    Als sie alles aufgegessen hatten, drehte sich Fiona zu Nordwin. Irgendetwas fragte sie ihn. Zu dumm, dass sie kein Latein konnte. Zu gerne hätte sie es verstanden, doch so blieb ihr nichts anderes übrig zu warten bis Nordwin es wieder für sie übersetzt. Der arme Kerl! Wahrscheinlich war er schon völlig genervt von ihr.

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