Peristylium | Albina und Minervina

  • Die Dämmerung war schon in ihren letzten Zügen, als Minervina ihren Weg in den Garten fand. Sie hatte sich inzwischen wieder recht gut in Rom eingelebt, wenngleich sie auch kaum ihre Zeit in der Villa Tiberia zubrachte. Sie war viel unterwegs. Nur zwischenzeitlich hatte sie ruhigere Tage und diese verbrachte sie entweder in Zwiesprache mit ihrem Onkel oder der Sklavin - oder in ihrem Zimmer mit dem Studium von Schriften. Heute hatte sie sich entschieden ein wenig frische Luft zu atmen und da Vitamalacus ihr vermutlich den Hals herumdrehen würde, wenn sie den Hof verließ, beschränkte sie sich auf den Garten.


    Ihr Blick ruhte in dem sternenklaren Himmel, wenn dieser auch fast noch zu hell für Sterne war. Einige allerdings zeigten sich bereits und auf der Bank nach hinten gelehnt betrachtete sie diese. Es tat gut, einmal vollkommen zu entspannen. Die Öllampe an ihrer Seite spendete mageres Licht. Wenn jemand sie suchte, würde er sie wahrscheinlich nicht finden, denn sie saß recht verborgen und für ihre Verhältnisse zu ohnehn ungewöhnlicher Zeit hier draußen. Sie schloss ihre Augen für einen Moment und überlegte, was sie sich am meisten in diesem Moment wünschte. Das war eigentlich nur eine Nachricht von Marcus, den sie sich eigentlich mühsam versuchte aus dem Kopf zu schlagen. Sie würden sich ohnehin nicht wieder sehen und für sie und die Familie wäre dies wohl auch besser. Aber es ging nicht immer alles nach Kopf. Ansonsten war sie recht glücklich. Als sie ihre Augen wieder aufschlug, hatte sie ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Die Temperaturen waren wieder einigermaßen angenehm und das Wetter ohnehin.

  • Vor wenigen Stunden hatte Albina ihren Geliebten das vermutlich letzte Mal gesehen. Sie fühlte sich elend, hatte lange Zeit danach auf ihrem Bett gelegen und sich ihrem Schmerz hingegeben. Doch irgendwann waren ihr Tränen im Gegensatz zu ihrem Leid versiegt. Sie hatte es nicht länger in ihrem Zimmer ausgehalten und so hatte sie sich entschlossen ins Peristyl zu gehen.


    Es war bereits am dunkler werden und niemand für gewöhnlich zu dieser Zeit im Garten. Daher streifte sie ihre Sandalen ab, als sie der Garten betrat. Sie lief über das Gras auf den Rosenstrauch zu , wobei sie spürte wie die kleinen Halme ihre Füße streichelten. Als sie den Strauch erreicht hatte, der eine solch bedeutende Geschichte hatte , kniete sie sich vor ihm hin. Dann strich sie langsam mit den Fingern ihrer rechten Hand über eines der zarten Rosenblätter.


    Doch auf einmal sah sie ein schwaches Licht in einer der hinteren Ecken leuchten. War etwa doch jemand da?


    "Hallo? Ist hier jemand?" fragte sie leicht verwundert.

  • Natürlich ahnte Minervina nichts von dem Leid der Tiberia Albina, die sie ja nicht einmal kannte. Ebenso wenig ahnte oder hörte sie deren Näherkommen. Ihr Gedanken schweiften immer noch in weiter Ferne umher. In jener Ferne, wo sie ihres Vaters Gesicht manchmal noch sah und wo sie in diesem Moment Marcus Hipparchus vor ihr inneres Auge kommen ließ. Nur durch Lana wurde sie wieder so schmerzhaft an ihre Begegnung erinnert, hätte die Sklavin sie nicht darauf angesprochen, wäre er ein Schemen aus ihrer Vergangenheit geblieben. Hispania allgemein hatte ihr niemals viel Glück gebracht. Dort ereilte sie die Nachricht vom Tod ihres Vaters, dort verabschiedete sie ihre beiden Brüder und dort verlor sie ihre Identität als Tiberia.


    Da hörte sie auf einmal hinter sich eine zarte Stimme und sie drehte ihren Kopf herum. In der Dunkelheit war allerdings nichts Näheres zu erkennen und sie musste sich auf die Gegebenheit beschränken, dass es eine ihr unbekannte, weibliche Person war, die da rief. "Ja, ich!" antwortete sie leise in die Dunkelheit zurück. Warum sie antwortete, war ihr selber nicht ganz klar. Aber das Mädchen klang nett und irgendwie auch traurig. Warum sollte sie nicht ein wenig mit ihr sprechen? Vielleicht könnten sie gegenseitig ein wenig ihrer Dunkelheit vertreiben und... Minervina rief sich rasch wieder zur Ordnung. Sie wusste ja nicht einmal, wer dort war und sie würden sich wohl kaum schon jetzt ihr beider Herzeleid beichten. Vielleicht kamen sie nicht miteinander aus... Traurigkeit konnte vielerlei Herkunft haben und musste nicht so sehr aus tiefem Herzen herrühren wie ihr eigener Kummer.

  • Es war eine Frauenstimme die sie hörte und so atmete Albina erleichtert aus. Sie richtete sich langsam wieder auf und schritt , noch immer barfuss auf das kleine Licht zu, dass sie eben ausgemacht hatte. Die Stimme, die sie gehört hatte, sagte ihr nichts und so fragte sie sich beim Näherkommen, wer das sein mochte.
    Als sie kurz vor dem Licht zum Stehen kam erkannte sie eine junge Frau mit dunklen Haaren und ebenso dunklen Augen.


    "Salve." grüßte sie. "Ich hoffe, ich störe dich nicht." sprach sie aufrichtig weiter. "Ich habe dich in der Villa noch nie gesehen."
    Dann versuchte sie zu lächeln. Doch in ihrer derzeitigen Situation gelang ihr dies nur halbwegs. "Ich bin Tiberia Albina." stellte sie sich also der jungen unbekannten Frau vor.

  • Minervina hörte die sehr leisen Schritte auf sich zukommen, denn nun da es recht dunkel und auch still war, konnten sich ihre Ohren gut auf diese Feinheiten konzentrieren. Aus ihren dunkelbraunen, warm wirkenden Augen lächelte sie zu Albina auf, auch wenn ihr Lächeln ein wenig müde wirkte. "Nein, du störst überhaupt nicht. Magst du dich nicht zu mir setzen?" bot Minervina sogleich freundlich an. Dass sie hier eine Sklavin vor sich hatte, hielt sie für unwahrscheinlich, den von dem Pack hatte sie bislang schon fast jeden ausschimpfen können. Und als sie den Namen vernahm, musste sie über ihren Gedanken nicht mehr weiter nachdenken, sondern darüber, wo sie den Namen schon einmal hörte.


    "Ich bin Rediviva Minervina. Mein Name mag dich verwundern, aber ich bin die Tochter vom Senator Tiberius Maximus." stellte sie sich ebenfalls vor und betete insgeheim, dass sie die lange Geschichte nicht wiederholen musste. Die Einbüßung des Vaters Namen war schon schlimm genug. "Ich war bis vor kurzem eine lange Zeit in Achaia. Und seitdem war ich auch immer sehr viel unterwegs. Also ist es wohl nicht weiter verwunderlich, das Haus ist ja sehr groß." versuchte Minervina eine Erklärung dafür zu finden, dass sie sich bislang nicht sahen. 'Haus' war gut gesprochen. Aber es war ihr eher als normale Bezeichnung für 'Zuhause' über die Lippen geflossen.

  • Einen Moment zögernd folgte Albina dann Minervinas Einladung und setzte sich mit einem "Ja, gerne." ihr gegenüber auf die Bank.
    Sie wusste, dass es viele Möglichkeiten gab, seinen Namen zu ändern und da sie ebenso wenig Lust hatte erneut zu erklären wo sie nun herkam und wie sie mit Minervina verwandt war, da sie dies in den letzten Wochen nur allzu häufig getan hatte, so fragte sie auch nicht weiter nach.
    Sie schaute ihr Gegenüber daher nur freundlich an.
    "Es freut mich, dich kennen zu lernen! Ich hätte nicht erwartet zu dieser Zeit noch wen hier anzutreffen."

  • Sie ließ ein leises Lachen vernehmen und nickte. "Ja, das glaube ich dir gerne. Ist auch für mich recht ungewöhnlich um diese Uhrzeit noch draußen zu sein. Aber hier im Garten sollte ja keine Gefahr auf einen lauern." Sie lehnte sich nach hinten und stützte sich mit den Händen an der Bank ab, um nicht hintenüber zu fallen. Sie erwiderte den freundlichen Blick ihrer gegenüber sitzenden Gesprächspartnerin. Sie liebte es nicht gerade, wenn man sich gegenüber saß, denn dann fiel es schwer mit dem Blick auszuweichen. Tat man dies nämlich, so wurde man meistens als unehrlich bezeichnet. Doch Minervina hielt es nicht lange durch, einen Blick aufrechtzuerhalten, obwohl sie keine Geheimnisse zu verbergen hatte.


    Da meldete sich eine Stimme in ihrem Hinterkopf. Hatte sie nicht? Doch, sie hatte Geheimnisse und ihrer mittlerweile nicht nur eines. Ihrem Gesicht allerdings ließ sie nichts anmerken, denn ihre Fassade war schon beinahe automatisch aufgezogen. "Ich brauchte einfach ein paar ruhige Augenblicke nach dem anstrengenden Tag. Und was treibt dich zu dieser Zeit nach draußen?" Minervina fand es nur recht, sich auch zu begründen. Vor Allem vor sich selbst, denn eigentlich fühlte sie sich in der Dunkelheit überhaupt nicht wohl...

  • Albina wurde das Gefühl nicht los, dass sie beide aus ähnlichem Anlass hier waren. Der Garten bot als einziges wirklich die Möglichkeit , normalerweise zumindest, seinen Gedanken in Ruhe nachzugehen und sich evtl. auch seinem Schmerz einige Augenblicke hinzugeben. Dann jedoch fand sie ihre Gedanken anmaßend, konnte man doch nicht jedem unterstellen solche Beweggründe zu haben, wie sie selbst sie hatte.


    "Mir geht es ähnlich.", sprach sie daher halbwegs ehrlich, "Mein Tag war recht aufwühlend und ich wollte die ruhige Abendluft nutzen um einen klaren Kopf zu bekommen."


    Ihr Gegenüber erschien ihr auf Anhieb sympathisch, auch wenn es Albina wunderte, dass sie dauernd ihrem Blick auswich. Doch um Minervina nicht zu drängen drehte sie sich auf der Bank ein wenig, sodass sie jetzt mehr den Garten als die junge Frau im Blick hatte.

  • Minervina lächelte Albina nur leicht an. Sie wusste nicht einmal selbst, ob ihr Lächeln ehrlich oder gekünstelt war. Sie war heute ohnehin mehr eine Maske ihrer selbst, denn ein eigener Mensch. Ein Schatten ihrer trüben Gedanke. Aber wenigstens war ihr Lächeln verstehend. Sie würde nicht weiter nachboren, denn sie hätte es auch nicht gewollt. Und sie wollte es auch gar nicht. Sie konnte Albina nicht ausreichend einschätzen, um ihren Willen zu erkennen, deshalb schloss sie vorerst von sich auf sie.


    "Wollen wir vielleicht rein?" fragte sie nach kurzer Zeit des Schweigens. "Wir könnten ins Bad gehen und uns lieber etwas im warmen Wasser unterhalten. Mir.. Es wird doch schon recht frisch." erklärte sie mit einem leichten Lächeln. Eine zeitlang blieben sie noch im Peristyl, ehe sie ins Bad gingen, wo sich langsam das Schweigen löste und sie sich ein wenig unterhielten.


    Sim-Off:

    Ich hoffe du verstehst den raschen Abbruch, aber die Zeitebenen überschneiden sich einfach zu krass. Entschuldige bitte.

  • Albina teilte Minervinas Ansicht in diesem Punkt. Auch sie begann langsam leicht zu frösteln. So nickte sie ihr freundlich zu : "Ja, das klingt gut. Sehr gerne." Dann erhob sie sich und folgte Minervina ins Haus.


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    Sim-Off:

    Nein, kein Thema ... Ist ne gute Idee.

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