Neben der Synagoge | Privatunterricht bei Theodorus

  • Neben der Synagoge Ostias liegt ein kleiner Park, obwohl "Park" das falsche Wort ist: Man hat schlicht und einfach vergessen, hier ein Gebäude hinzubauen. Die Fläche hier besteht einfach aus Geröll, Gras, einem schattenspendenden Baum und ein paar Steinbrocken und sonstigen Abfall oder Relikten geplanter und nie durchgeführter Bauunternehmen.


    Da sich dieses Plätzchen ganz gut für eine kleine Zusammenkunft eignet, benutzt Theodorus die Stelle, um seinen Privatschülern bei schönem Wetter Unterricht zu geben. Der Unterricht findet nach dem Morgengottesdienst in der Synagoge hier statt und jeder kann sich dazusetzen.

    gelehrter aus alexandria- gebildet, intellektuell, tolpatschig und zerstreut

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  • Theodorus sieht Heraklit, schaut auf die Sonnenuhr gegenüber, stellt fest, dass er schon seit 2 Stunden hier sitzt, seit er den Unterricht für die anderen Schüler beendet hat.


    "Du warst ja heute schon wieder nicht in der Synagoge."


    stellt er nüchtern fest.


    Hast du wenigstens deine Hausaufgaben gemacht?"

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  • Ich war halt kein Frühaufsteher! Solche Leute wie mich gab es auch! Wenigstens hatte ich die Bücher gelesen. denn dazu musste man sich nicht anstrengen.... Außerdem fand ich die Themen hochspannend.
    "Natürlich habe ich meien Hausaufgaben gemacht, Meister."

  • Theodorus, kann sich gerade eigentlich nicht wirklich daran erinnern, was für Hausaufgaben er Heraklit gegeben hat, außer denen, das Geld betreffend, und findet auch nichts in seinen Unterlagen. Er hat die entsprechenden Wachstäfelchen wohl schon wieder für Wichtigeres gelöscht. Aber vor seinem Schüler darf sich der Lehrmeister keine Blöße geben, also meint er nur:


    "Dann schieß mal los!"

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  • Da Ich mich auch nur noch an die Geldgeschichte erinnern konnte, holte ich tief Luft und begann einfach einen Wortschwall auf meinen Meister loszulassen:
    "Also, es gibt bei Waren aller Art immer für jeden individuell einen Gebrauchs- bzw. Tauschwert. Geld ist reiner Tauschwert.
    In primitiven barbarischen Gesellschaften findet kein Geldtransfer statt, da dort nur ein Ware-zu-Ware-Wirtschaftssystem herrscht.
    In der hellenistisch-entwickelten Gesellschaft dagegen, die in großen Poleis lebt, muss man sich auf eine gewissen Normwert für die Waren einigen, da in solch großen Orten eine gewisse Anonymität herrscht.
    Durch den reinen Tauschwert des Geldes wird Geld eben zur geeigneten Normgröße.
    Der Reichtum den ein Mensch in seinem Leben generiert, sollte von diesem eben auch wieder verbraucht werden- er hat ihn ja schließlich erzeugt. Was er nicht ausgeben kann, wird eben als Grabbeigabe mitgenommen.
    War das gut so, Meister?
    "
    Ich blickte ihn mit meinen großen Hundeaugen von unten herauf an und erwartete eine Antwort.

  • Theodorus hört sich das Geschwafel des Heraklit aufmerksam an. Dann ment er trocken.


    "Fein. Dann lass uns mal um die ernsthaften Dinge kümmern..."


    Er schaut in seinen Unterlagen nach. Ach, da ist ja die richtige Notiz!


    "Wie war das mit den Gleichnissen des Plato?"


    Gespannt schaut er den Schüler an.

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  • Also ich hatte mir soviel Mühe gegeben und dann meint er einfach "Fein."
    Also musste ich jetzt über Plato nachdenken ich began also:
    "Also, das war so ähm...ja, also wie soll ich das sagen, Plato hat drei Gleichnisse aufgestellt und öhm... Ja das war das Höhlengleichnis, das Liniengleichnis und ääääääähhhhhh das Sonnengleichnis genau......"
    Ich haderte noch kurz mit den Worten, sammelte ich und versuchte es nochmal:
    "[Das Höhlengleichnis beschreibt einige Menschen in einer Höhle, die festgebunden eine Wand anstarren. Hinter ihnen brennt ein Feuer, das Licht spendet und Schatten an die Wand wirft.
    Da die Menschen nichts anderes als diese Schatten kennen, halten sie diese für real und benennen diese.
    Plato erzählt dann, was wohl passieren würde, wenn man den einen dazu zwingen würde, sich das Feuer anzusehen.
    Dieser würde geblendet werden und sich wieder zurücksetzen wollen, da er gar nichts mehr erkennen würde. Plato geht dann aber noch weiter, dass er ähm..
    ",ich räusperte mich kurz," also er beschreibt dann wie diese Person dann mit Gewalt an die Sonne gezwungen würde, dort wäre die Person erst mal vollends geblendet, würde sich dann aber an das Sonnenlicht gewöhnen und die Umgebung erkennen.
    Er würde dann in die Höhle stürzen, um den anderen zu erzählen, was er gesehen hatte, doch diese würden ihm nicht glauben und .....öööhhh.... wohl umbringen oder so.
    "

  • Aufmerksam hört Theodorus zu, was sein Schüler ihm zu sagen hat. Beim Ende muss er sich sogar sehr das Lachen verkneifen. Er antwortet, selbst einen eher ungeschickten Witz machend:


    "Naja, umbringen würden sie ihm wahrscheinlich nicht..." Da kommt ihn schon die nächste Idee für den Unterrichtsplan. Er wird später noch einmal darauf zurück kommen. Aber bleiben wir erst einmal beim Höhlengleichniss:


    "Und was wollte Plato deiner Meinung nach mit dem Gleichnis ausdrücken?"

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  • Ich wischte mir mit meiner Hand den kalten Angstschweiß von der Stirn, denn die von mir gefürchtete Frage wurde grad eben gestellt:
    "Also, ähm, dass man an die Sonne geht und die anderen wissen das nicht, also was bedeutet denn Sonne heutzutage? Glück und äääh Fröhlichkeit und öööööh Licht und eben naja Sonne und Tag halt und Plato, also er meinte damit, dass Sonne öh gesund ist und weil das gefährlich ist soll man in Höhlen wohnen und Feuer machen und deshalb war er überzeugt von regressiven Prozessen und naja also öhm Plato war halt ein großer Geist, der Erkenntnis erlangt hat von vielem,",Ich holte kurz Luft für den nächsten Wortschwall,"und halt auch von der Sonne, er war ja mit Eratosthenes, der ja mithilfe von Schatten, wie sie ja in der Höhle vorkommen den Erdumfang berechnet hat. Das heißt die Person die an die Sonne kommt, ist Eratosthenes, der was über Schatten gelernt hatte und die anderen lachen ihn aus und nehmen ihn nicht ernst! Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie Menschen ihre Augen vor der Naturwisasenschaft verschließen!"
    Ich hatte mir selbst nicht so wirklich zugehört und wusste eigentlich nicht was ich da erzählt hatte.

  • Der Gelehrte hört sich den Schwulst des Heraklit genau an. Eine wirklich interessante Interpretation des Gleichnisses. Zumindest versteht sie Theodorus nicht und muss wohl einmal drüber nachdenken, vor allem über den Bezug zu Erasthothenes, an den Theodorus wirklich noch nie gedacht hat. Schon einmal ein gutes Kriterium eines wachen Geistes. :P Nur die Sache mit dem Umbringen ist vielleicht ein bisschen kritikwürdig.


    Aber bekanntlichermaßen ist Schule dafür da, den freien Geist in feste Regeln und Ordnungen zu zwingen, damit er nicht zu frei bleibt. Deswegen lehnt sich Theodorus theatralisch hin und meint:


    "Sehr Gut, aber ich denke, Platon wollte uns mit dem Gleichnis etwas anderes sagen. Deshalb lass uns noch einmal von vorne beginnen: Stell dir einmal vor, du würdest dein gesamtes Leben lang in dieser Höhle angekettet sein. Du hättest keinerlei Vergleichswert, wie die Welt wirklich aussieht. Wie würdest du dein Leben in dieser Höhle interpretieren?"

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  • In meinem Kopf marschierte ein kleiner Affe auf und ab und mein Meister erzählte mir etwas vom Leben in einer Höhle.....
    "Also wenn ich mein ganzes Leben in einer Höhle verbringen würde, dann würde ich wahrscheinlich gar nichts anderes kennen, als die Höhle, also nehme ich mal an."

  • Sim-Off:

    Sorry, ich habe dich ganz vergessen. Jetzt verhält es sich leider so, dass Theodorus nach Alexandria zurück will. Ich hoffe, es ist okay, wenn wir den bisherigen Unterricht einfach abbrechen und mit einer neuen Zeitebene weiter machen.


    Einige Monate dauerte der Unterricht schon an, den Theodorus seinen Schülern gab und hoffentlich hatten alle etwas daraus gelernt. An diesem Tag aber erscheint der Lehrer vor seinen Schülern und teilt ihnen etwas dringendes mit:


    "Liebe Schüler. Leider verhält es sich so, dass mich die Pflicht ruft und ich gezwungen bin, nach Alexandria zurück zu kehren. Leider bin ich deswegen nicht mehr in der Lage, den Unterricht hier weiter zu führen. Wer allerdings will, kann natürlich seinen Lehrer nach Alexandria folgen. Für all die anderen wird das heute unser letzter gemeinsamer Tag sein."

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  • Sim-Off:

    Entschuldige die Verspätung, hatte paar Tage keine Verbindung.... Das mit der Zeitebene klären wir noch....


    Schreckensstille.....
    Ich war ja schon überrascht zu sehen, dass sich bereits so viele Schüler von dem Alexandriner unterrichten ließen. Dann kam auch noch diese Botschaft!
    Alexandria.... Das war weit weg und ich hatte bis vor ein paar Monate Hellas, also eigentlich Epirus, nie verlassen. Rom hatte ich auch noch nicht so wirklich gesehen, aber in Alexandria steht ja jene große Synagoge, abgesehen davon,d ass Alexandria eine der wenigen Poleis ist, in denene hellenische Traditionen fortgesetzt wurden. Sollte ich meinem Meister also nun folgen? Was sollte ich ohne ihn machen? Dennoch hatte ich Rom immer noch nicht gesehen, was sollte ich nur machen? :huh:
    Räuspernd erhob ich meine Stimme:
    "Nun, Meister, wann verlasst ihr uns denn genau?"

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