Büro - Gespräch mit Ferrius Minor

  • Ich wurde in das Tablinum des Hausherrn vorgelassen. Ich hatte mich in der Zwischenzeit im Atrium etwas umgehört. Offenbar standen bald in Wahlen an und die obligatorische Zeit, kleine Wahlgeschenke und Versprechungen zu machen, um die Klienten für den eigenen favorisierten Kandidaten zu überzeugen, rückte an.


    Schließlich trat ich in das Arbeitszimmer, wo an einem mächtigen Schreibtisch, die kräftige Gestalt des Senators saß.


    Ich verbeugte mich ehrfurchtsvoll.


    "Salve Senator ! Hab Dank dafür, daß Du mich zu empfangen bereit bist. !"

  • Hungi nickte nur kurz und gebot den Ferrier mit seiner Hand näherzukommen. Er war nie ein Freund übertriebener Höflichkeit gewesen, doch seit seiner Entlassung aus dem Militär hatte er sich daran gewöhnt, daran gewöhnen müssen, weil er ja nun "Vollzeitpolitiker" war. Da er wußte, daß dies aber zum Spiel dazugehörte, störte er sich schon lange nicht mehr daran und nahm es hin. Alles nur eine Frage der Sichtweise.


    Ferrius Minor, der Sohn von Theodores... Sag, wie geht es deinem Vater? Gefällt es ihm weiterhin in Misenum?

  • "Ja, wie gesagt, ich danke Dir, daß Du mich empfängst.


    Ich bin ja noch recht neu in der Stadt und so schien es mir opportun, als erstes den Patron meines Vaters aufzusuchen, von dem ich schon so viel gehört habe, in der Hoffnung, daß er mir behilfreich sein kann, Fuss zu fassen."


    Ich hielt einen Moment inne und setzte dann an, weiter zu erzählen.


    "Mein Vater sah für mich den Weg der Militia Equestris vor, daher schickte er mich an die Academia Militaris, um die nötigen Grundlagen zu schaffen.


    Mir ist bewusst, daß das Tribunat ein steiniger Weg sein wird. Viele Römer bewerben sich um einen solchen Posten und dennoch hoffe ich, in die Gunst des Kaisers zu gelangen.


    Doch bis es soweit ist, bin ich relativ mittelos, weshalb ich auf der Suche nach einer Beschäftigung bin. Das ist der Grund, warum ich zu Dir kam, Senator."

  • An die Academia Militaris? Eine gute Entscheidung deines Vaters... Welche Prüfungen hast du bereits absolviert? fragte Hungi höflich interessiert. In den meisten Fällen traten die Söhne in die Fußstapfen ihres Vaters, etwas, was er sich auch für seinen noch ungeborenen Sohn erhoffte.


    Ein Tribunat bleibt auch weiter steinig, auch wenn man die vermeintlich schwerste Hürde, die Aufnahme in ein solches, erfolgreich absolviert hat. bemerkte Hungi noch, bevor er sich wieder nach vor beugte und sich mit seinen Armen auf dem Schreibtisch anlehnte. Er mußte lächeln. Der Sohn eines Ritters mittellos? Ich muß deinen Vater wohl an seine Pflichten erinnern...

  • "Ich habe das Examen Primum bereits absolviert." antwortete ich.


    Auf die letzte Bemerkung des Senators lächelte ich ein wenig verlegen.


    "Er ist wohl sehr beschäftigt. Ich sollte ihm mal wieder schreiben, oder ich schicke Pharax, meinen Leibsklaven."

  • Das Examen Primum... also stand er noch nicht ganz am Anfang, das war schon einmal positiv.


    Sicher eine gute Idee. Er schmunzelte. Du suchst also eine Beschäftigung... kam er wieder auf das Anliegen des Ferriers zurück. Welcher Art?

  • "Ich hatte gehofft, als persönlicher Sekretär eines wichtigen Mannes zu dienen. Möglicherweise kennst du ja einen, der einen solchen sucht. Lesen und Schreiben kann ich, auch des Griechischen bin ich mächtig."


    Ich erinnerte mich an die grauenhaften griechischen Excerpte aus früherer Zeit.

  • Schweigend ging Hungi die ersten Namen in seinem Bekanntenkreis durch. Der ein oder andere hatte sicher Verwendung für jemandem, der den Schreibkram für ihn erledigte, dummerweise fiel ihm gerade keiner ein und er selbst brauchte auch keinen. Zögerlich schüttelte er schließlich den Kopf.

    Ich fürchte, im Moment kann ich dir da nicht weiterhelfen. Doch sollte mir etwas zu Ohren kommen, werde ich dich empfehlen.

  • Tatsächlich hatte der Senator nichts mehr zu sagen. Und da der Ferrier nicht den Anschein machte, als würde es ihm anders gehen, entschied Hungi - angesichts der noch wartenden Klienten - sich leichten Herzens, Ferrius zu verabschieden.


    Keine Ursache, Ferrius. Wie gesagt, sollte ich etwas in Erfahrung bringen, werde ich dich kontaktieren. Vale bene, Ferrius Minor. Und richte deinem Vater Grüße aus von mir.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!