Irgendwo im Nirgendwo

  • "Ich weiß und ich handel mir auch genügend Ärger deswegen ein." Wieder musste sie lächeln, denn sie verstand es schon als leichtes Kompliment was er da sagte. Sie lief vorsichtig um nicht über eine Wurzel oder etwas anderes zu stolpern was sie ja auch wunderte, dass ihr das vorhin nicht schon geschehen war als sie rennen musste. "Das wäre wirklich nett von dir wenn das möglich wäre, dass du mich begleitest, aber wäre es auch möglich, dass ich mich dann irgendwo, naja waschen könnte? Vielleicht auch etwas zum Anziehen bekommen könnte?" Calvina traute sich ja nicht einmal zu sagen, dass sie keinerlei Geld mehr hatte und auch nicht wusste wie sie nun von dieser Stadt in die nächste kommen sollte. Der Platz sah wirklich nicht einladend aus aber wenigstens lagen keine Leichen auf dem Boden was sie ja schon befürchtet hatte.

  • "Wenn wir in der Stadt sind kannst du dir Kleidung kaufen. Auf dem Markt gibt es einige Händler, die sie anbieten." antwortete er. "Was das waschen betrifft, das kannst du in einem Bach oder Teich, denn wir werden mit Sicherheit noch an einigen vorbei kommen bevor wir Confluentes erreichen." Er schmunzelte. "Ich sorge dann auch dafür, dass dich niemand beobachtet." Ein Zwinkern, dann hatten sie die anderen erreicht.

  • Eigentlich hatte sie ja endlich an ein warmes Bad gedacht, aber wie es aussah musste sie auch weiterhin darauf verzichten was ihr langsam schwer fiel. "Dann sollte ich mich da einmal umsehen," gab sie etwas geknickt zurück. Calvina musste schmunzeln. Sicher würde er aufpassen, dass kein anderer kam, aber er wäre dann ja noch da. Fast hätte sie gekichert und es tat eigentlich in dieser Situation auch ganz gut. "Dann werde ich wohl mit dem kalten Wasser der Flüße vorlieb nehmen, aber meinst du es bestünde auch die Möglichkeit irgendwo einmal warm zu baden?" Es war immer etwas selbstverständliches gewesen, dass man warm baden konnte und sich waschen aber wenn man es einmal nicht hatte dann merkte man erst was man dran hatte. Unsicher blickte sie die Männer an die von seiner Einheit waren.

  • Die meisten der Männer blickten sehr interessiert zurück, einige grinsten sogar etwas dämlich. "Warmes Wasser gibt es auf dem Landgut meiner Eltern. Aber das wäre ein großer Umweg und würde aufgrund seiner Nähe zur Stadt auch nichts bringen. Ich weiss nicht ganz genau, wo wir noch vorbeikommen werden bevor wir die Stadt erreichen, aber ich denke nicht, dass du in warmem Wasser baden können wirst..." Er bemerkte die Blicke der Soldaten und wandte sich an Duplicarius Lucanus. "Duplicarius, die Männer sollen ihre Ausrüstung ordnen und aufsitzen. Wir eskortieren diese Leute ein Stück." Er ließ den Blick über die Händler wandern, von denen einige leicht verletzt waren. "Die Verwundeten werden versorgt. Haben wir Ausfälle?" Dann wandte er sich kurz wieder an Calvina. "Möchtest du lieber auf einem Pferd reiten?"

  • Die Blicke waren ihr wirklich nicht geheuer und sie sah zu, dass sie wirklich nur neben Lucius ging und den anderen nicht zu nahe kam auch wenn sie nicht damit rechnete, dass sie ihr etwas tun würden, aber sicher war sicher. "Es ist auch nicht so schlimm, schließlich habe ich mich die ganze letzte Zeit auch so gewaschen wie man ja sieht. Ich kann mich gedulden bis ich an meinem Ziel bin, wenn ich da jemals ankomme und überhaupt jemanden antreffe der mich auch aufnimmt, denn ich kenne ja niemanden." Und schon wieder stand sie da vor einem Problem, nämlich diesen, dass wenn sie an ihrem Ziel war wirklich alleine da stand.
    Das mit dem Pferd erinnerte sie an ein Gespräch mit Mattiacus, dass sie ja mal immer auf einem Pferd sitzen wollte,aber es noch nie getan hatte und sie wollte so gerne einmal reiten. "Ich bin noch nie auf einem Pferd geritten," gab sie zu, lächelte dabei aber verschwörerisch.

  • "Naja..." Lucius überlegte einen Moment, legte dann den Kopf schief und lächelte sie an. "Ich kann dir das Reiten beibringen. Ich bin praktisch auf einem Pferderücken groß geworden. Es gibt nichts, was ich nicht über diese Tiere weiss. Aber so ein Marschritt mit uns hier ist zum Lernen sicher nicht geeignet. Wir verschieben den Reitunterricht also..." Er zwinkerte ihr wieder zu und machte Anstalten, ihr auf einen der Wagen zu helfen. Einige der Soldaten tuschelten leise miteinander.

  • Und auch hier ließ sie sich helfen und man konnte deutlich ihr Lächeln sehen und, dass sie sich insgeheim freute sich auf einen Pferderücken zu setzen. Da kam dann doch mal wieder ihre kindliche Seite zum Vorschein, auch wenn sie so jung nicht mehr war. "Ich würde ich freuen, da hätte ja dieser Überfall doch noch etwas gutes an sich."
    Sie setzte sich auf den Wagen und ließ dann ihre Hand los um es sich ein wenig bequem machen zu können. Sie war gespannt wie die weitere Reise werden würde und ob nicht doch noch etwas passierte, was sie natürlich auf keinen Fall hoffte. "Ich mag Pferde sehr gerne," meinte sie dann noch.

  • Er lächelte, dann wurden seine Züge ernst. Ein Eques reichte ihm die Zügel des Gescheckten und Lucius schwang sich mit spielerischer Leichtigkeit auf den Rücken seines Hengstes und ritt zur Spitze der Kolonne. "In Formation...vorwärts!" befahl er und die nun aus Wagen und Reitern bestehende Schaar setzte sich in Bewegung. Die Händler wirkten sichtlich erleichtert inmitten dutzender römischer Reitersoldaten und die Männer auf den Pferden schienen durch den Kampf mit den Räubern erst richtig aufgeweckt worden zu sein.






    Gegen Abend ließ Lucius den Trupp Halt machen, teilte die Männer in die Wachen ein und organisierte das Lager nach den Maßstäben der Ala. Als sein Zelt stand schlenderte er hinüber zu den Wagen um Calvina zu suchen.

  • Die ganze Fahrt über hatte Calvi immer wieder zu den Seiten gesehen weil sie befürchtet hatte, dass wieder solche Männer kamen um die Händler zu überfallen, aber nichts geschah und darüber war sie sehr froh. Sie hatte sich irgendwann eine alte Decke genommen und sich darin eingewickelt weil es im Schatten der Bäume etwas kühl geworden war. Auf dem unebenen Boden war es eine ziemlich holprige Fahrt und sie wusste, dass sie eine solche Reise nicht noch einmal unternehmen wollte, vor allem aber wegen der ganzen Gefahren nicht mehr.


    Während man dann das Lager aufbaute wo sie die Nacht verbringen würden war sie vom Wagen gestiegen um sich ein wenig umzublicken, die Decke immer noch über ihren Schultern liegend und sonst nichts weiter um sich herum beachtend. Bis zum Rand des Lagers war sie schon gegangen deswegen würde Lucius sie nicht bei den Wagen finden.

  • Lucius nutzte den Abend um kurz mit den Händlern zu reden und wies deren Einladung auf einen Krug Wein dankend ab. Er fragte nach Calvina und ihm wurde gesagt, wohin sie sich begeben hatte. Langsam schlenderte er durch das Lager, trotz dem langen Ritt des Tages noch nicht müde, seine Leute bei der Erledigung ihrer Aufgaben zu überwachen. Das Wetter hatte den Tag über gehalten und auch jetzt sah es noch nicht nach Regen aus. Schließlich sah er Calvina nahe dem frisch aufgeschütteten Wall des Lagers stehen und ging langsam auf sie zu. "Ich grüße dich." sagte er sanft und mit einem Lächeln auf dem Gesicht.

  • Calvina konnte sein Lächeln nur erwidern als sie ihn bemerkte und senkte dabei ihren Kopf ein wenig. Salve, wie weit sind wir von den Städten noch weg? war ihre erste Frage. Sie hatte sich im kalten Wasser ihr Gesicht gewaschen und nun waren die schmutzigen Spuren verschwunden. Entschuldige ich wollte dich nicht so überfallen. Macht ihr so immer eure Lager?

  • "Ja, so oder noch mit besseren Befestigungen. In Raetia im letzten Sommer war ich in einem festen Lager stationiert, das hat noch ganz andere Dimensionen." Er sah zu den Sternen hinauf. "Übermorgen haben wir es geschafft denke ich." Er blickte sie an, musterte sie etwas. "Ich kann eine junge Frau aber nicht allein in einer Stadt lassen. Hier in Germanien kann es da für nicht Ortskundige genauso gefährlich sein wie im Wald." Er zwinkerte ihr zu. "Du scheinst es garnicht erwarten zu können wieder festes Pflaster unter den Füßen zu spüren hm?"

  • Calvina richtete ihren Blick ebenfalls nach oben und fand den Anblick mehr als nur schön, er hatte etwas beruhigendes, denn die Himmel schienen überall gleich zu sein egal wo auf der Welt man war. Heißt das, dass du mich auch weiterhin begleiten möchtest? Ich würde mich drüber freuen zumal ich nicht wirklich weiß wohin ich soll und ob ich überhaupt willkommen sein werde.Ein kleines Lächeln war auf ihren Lippen als sie ihn wieder ansah und die dünne Decke etwas fester um ihre Schultern zog. Ich weiß nicht, auf der einen Seite möchte ich schnell wieder in eine Stadt und auf der anderen gewöhne ich mich grade dran, es ist ja nicht so, dass ich zu diesen verwöhnten Römerinnen zähle, ich gebe mich auch mit weniger zufrieden.

  • "Du siehst nicht aus wie eine verwöhnte Römerin, du siehst aus wie eine Königin!" Er sah wieder zu den Sternen. "Du wirst sicher einen Ort finden, an dem du willkommen bist. Oder du kannst auf der Villa Rustica meiner Familie leben, vorerst, wenn du möchtest." Sein Blick wanderte zu ihren Augen. "Du wirst dich auf jeden Fall zurechtfinden, daran zweifle ich nicht..."

  • Sein Kompliment verschlug ihr dann doch die Sprache denn mit einem solchen hatte sie nicht gerechnet. Die Überraschung darüber stand ihr wohl im Gesicht und sie musste mit einem verlegenen Lächeln auf den Boden sehen. Bei deiner Familie leben? Ja, ich weiß nicht, aber, ja vielleicht wäre es eine Lösung, da ich hier kein zu Hause habe. Würde das denn gehen? Und, und danke für dein Kompliment sagte sie immer noch ziemlich verlegen und konnte seinem Blick nicht stand halten.

  • Lucius war etwas überrascht über ihre Reaktion, war doch sonst eigentlich er immer der Verlegene. Mit einem Stirnrunzeln dachte er darüber nach wie die vergangene Zeit bei den Truppen ihn verändert hatte. Er schluckte kaum merklich als er an Raetia dachte und schob den Gedanken schnell wieder weg.
    "Es ist nur ein Angebot ohne jegliche Verpflichtung. Nur falls du nichts Anderes finden solltest." bemerkte er schnell und sah sie wieder an. "Hast du schon etwas gegessen heute Abend?" wollte er dann wissen.

  • Wie ich sagte, ich kenne hier niemanden ausser einen und da weiß ich nicht wo er überhaupt ist und ob er noch da sein wird wenn ich irgendwann ankommen werde. Es ist eine verzwickte Sache scheint es mir. Auch sie war etwas nachdenklich und dachte darüber nach ob es richtig gewesen war einfach Rom auf eigene Faust zu verlassen und in ein wildfremdes und dazu noch gefährliches Land zu reisen. Es hätte sie das Leben kosten können, aber sie lebte noch.
    Nein habe ich noch nicht, antwortete sie auf seine Frage hin.

  • "Dann komm." sagte er mit erneutem Lächeln. "Ich bringe dich zu deinen Reisegefährten. Dort ist es zwar nicht so ruhig wie hier draußen, aber etwas sicherer und vor allem wärmer." Es stimmte was er sagte, denn mittlerweile wehte ein recht kalter Wind durch das Lager, was die Männer dazu veranlasste, die Feuer zu schüren und enger zusammen zu rücken. Lucius stellte für Nächte wie diese immer mindestens zwei Männer für einen Wachabschnitt ab damit die Frustration darüber, allein im Dunkeln zu stehen, sich nicht negativ auf die Wachsamkeit der Leute auswirkte. Vier Augen sahen mehr als zwei und zwei Männer konnten das Lager eher warnen als nur einer, der irgendwo in den Schatten überwältigt wurde.

  • Nun Reisegfährten würde ich sie nicht nennen. Ich habe mich nicht mit ihnen angefreundet. Sie haben mich gegen Geld mitgenommen und das war es auch schon und ich bin eigentlich froh wenn ich die Gruppe hinter mir lassen kann. Natürlich ging sie aber mit ihm mit und ihr war auch schon aufgefallen, dass die Wachen ihre Posten bezogen hatten. Es war ein sehr komisches Gefühl so bewacht zu werden aber auch ein sicheres. Wir können ja auch an eines der Feuer gehen wo nicht so viel los ist und da etwas essen wenn es dir nichts ausmacht.

  • Er nickte. "Natürlich. Mein Zelt steht zwar inmitten des Lagers, allerdings hat man als Offizier trotzdem relativ viel Ruhe, von den Geräuschen die die Männer nunmal machen einmal abgesehen. Allerdings kann ich dir wohl kaum etwas wirklich gutes bieten, zumindest nicht für deine Begriffe schätze ich." Er führte sie in Richtung des Zentrums des Lagers, vorbei an diversen Kochfeuern und in Decken gewickelten Soldaten. Viele nickten Lucius zu und grüßten ihn indem sie einfach seinen Rang nannten. "Decurio!".

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