"Der Lautenspieler" oder "Geldmangel"

  • Der Befehlston des eindeutig jüngeres Mannes missfiel mir, doch machte ich hinter seinem Rücken einige Possen, die eindeutig auf das zerbrochene Glockenspiel von ihm abzielten, um die Leute etwas zu erheitern. Meine Pandoura schulternd, folgte ich ihm schließlich in das Ungewisse. Was würde er wohl machen? Immerhin war ich nun auf das Schlimmste gefasst und hätte auch Messer oder gar Faust recht rasch bei Hand, sollte er etwas Dummes machen. Zumindest konnte ich noch den gutmütigen Tollpatsch zur Schau stellen, dann würde mir niemand etwas zutrauen. Und erst viel zu spät merken, dass die Männer aus Neapolis immer ihre Schulden begleichen...

  • Montanus führte Scato zur beinahe anderen Seite des Marktes und blieb dort unvermittelt stehen. Langsam drehte er sich zu Scato um und sprach beinahe sachlich klingend:
    "Ich warne dich, Tiberius Scato. Solltest du keine ernsten Absichten haben, was ich stark bezweifle, lass die Finger von Narcissa! Das nächste mal wird es sonst nicht bei einer Prügelei bleiben! Ich möchte dir stark raten zu uns nach Hause zu kommen, dich offiziell vorzustellen und deine Finger erstmal bei dir zu behalten. Ansonsten könnte Fundulus ebenfalls auf die Idee kommen dich zu besuchen. Solltest du das nicht tun, und ich dich jemals zusammen mit Narcissa sehen, ohne dass ich davon weiß..."
    Montanus lies das Ende offen, doch die Drohung war nur all zu deutlich. Und sofort drehte er sich auf dem Absatz um, und eilte, so gut es ging, weiter in Richtung des Haus Quintilia.

  • "Wenn du wüsstest...", wisperte ich ihm nach und senkte den Blick, damit etwas Schatten auf meine Augen fiel. ".. wie ernst meine Absichten mit der süßen Narzisse sind."
    Die Pandoura muss wohl zukünftig bei Lucilla bleiben, in Rom glaubt man anscheinend, Musiker sind feinfühlige und zartbesaitete Wesen, die sich einschüchtern lassen. Wenn die nur alle wüssten, was für ein begeisterter Harfenspieler Quintus Brutus war, der gemeingefährlichste Schläger in ganz Neapolis und Umgebung. Aber noch hatte ich Zeit, mich hier einzugewöhnen. Und das würde ich, ganz bestimmt.

  • Belustigt sah Plotina zu, wie die beiden Raufbolde sich wieder in zahnlose Hühnchen verwandelten, sich vom Boden aufrappelten, vergeblich versuchten, ihre Kleidung in wichtige Falten zu legen, und sich schließlich tuschelnd wie Schulmädchen entfernten.


    Mit Bedauern wurde Plotina nun aber auch gewahr, dass die andere Frau, die zuerst versucht hatte, die beiden Männer zu beruhigen, ebenfalls verschwunden war. Plotina hätte gerne noch ein paar Worte mit ihr gewechselt, merkte man dieser Frau doch direkt eine ungewöhnliche Intelligenz und Auffassungsgabe an.


    Na ja, dachte Plotina schmunzelnd, diese beiden Raufbolde hatten für so etwas wohl keinen Sinn, wenn sie es vorzogen, sich am hellichten Tag auf dem Mercatus Roms lächerlich zu machen. Der eine aber, der mit der Pandoura, hatte Plotina ganz und gar nicht gefallen. Mochte er noch so gut singen, dichten und spielen können - sein Blick und sein Gesichtszüge wiesen eine Energie auf, die man sonst eher an einer anderen Sorte von Mensch sah. - Nun, Plotina würde wachsam sein, sollte sie ihn wieder sehen.

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