Landgut eines Senators

  • Nachdem er die Einweihung des Amphitheaters in Mantua besucht hatte, machte sich Macer auf den Weg zu seinem Landgut bei Mediolanum. Schon lange war er nicht mehr dort gewesen, um sich den Stand seiner Ländereien anzuschauen. Er hatte einen tüchtigen Verwalter dort eingesetzt, der eigentlich alles unter Kontrolle hatte, aber gelegentlich wollte er dort auch selber vorbeischauen. Als dauerhafter Landsitz taugte das Gut eher weniger, das Hauptgebäude war relativ klein und entsprechend viel Raum nahm der Wirtschaftsteil an. Macer ließ hauptsächlich Äpfel und Birnen anbauen, das zum Glück auch wenig Platz für Geräte und Lagerung verbrauchte. Teilweise wurden die Erträge weiterverarbeitet und konserviert, häufig aber auch direkt verkauft.


    Seinen Besuch hatte er schon von Rom aus angekündigt und so war das Personal auf seine Ankunft vorbereitet, als sein Reisewagen auf den Hof rollte. Wenig später saß Macer im kleinen Garten des Gutes, berichtete aus Rom und Mantua und genoß einen entspannten Abend, bevor er sich am nächsten Tag genau über die Arbeit auf dem Gut und einiges mehr erkundigen wollte.

  • Für den nächsten tag hatte der Verwalter des Gutes ein detailliertes und umfangreiches Programm ausgearbeitet. Gleich beim Frühstück listete er Macer die Planungen für den Tag auf, damit dieser eventuell noch Wünsche äußern konnte. Da Macer aber davon ausging, dass das Programm sorgfältig geplant war, war dies nicht der Fall.


    Anschließend ging es aus dem Haupthaus in den Wirtschaftsbereich des Gutes. Einige wenige Reste der letzten Ernte waren noch übrig, aber das meiste war verkauft worden. Von einer großformatigen Wachstafel laß der Verwalter Umsatzzahlen, Mengen und Abnehmer vor und erkannte an keinen Schildern an den noch vorhandenen Vorräten, für welchen Zweck diese bestimmt waren. Macer stellte nur gelegentlich Fragen und interessierte sich vor allem dafür, ob sich das Geschäft im vergleich zu den Vorjahren besser oder schlechter entwickelte.


    Dann ging es hinaus auf die Anbauflächen. Weitere Arbeiter des Gutes, die für die Pflege der verschiedenen Obstbäume zuständig waren, gesellten sich zu der Gruppe, erläuterten die Ertragsaussichten für dieses Jahr, Probleme aus dem letzten Jahr und Vorschläge zu einer Verbesserung, falls nötig. Ein Teil der Bäume war einem Schädling zum Opfer gefallen und hatte schon gefällt werden müssen. Nach kurzer Beratung ordnete Macer an, dass das gesamte Feld gerodet werden sollte, auch alle Wurzeln entfernt und verbrannt und dann völlig neu bepflanzt werden sollte. Bis sich wieder reiche Erträge einstellten würden zwar einige jahre vergehen, aber das Risiko einer wiederkehrenden Schädlingsplage wollte Macer nicht auf sich nehmen.

  • Nachdem fast alle Anbauflächen besucht waren, war der Tag noch lange nicht zu Ende. Schon von Rom aus hatte Macer seinem Verwalter einen Brief geschickt, dass er am Zukauf von Grundstücken interessiert wäre und dass man ihm aus der kaiserlichen Landverwaltung zwei Stück angeboten hätte. Der Verwalter hatte sich das Land daraufhin schon angesehen und wollte es nun seinem Herrn zeigen. Damit der Hinweg und der Rückweg noch vor Einbruch der Dunkelheit zu schaffen war, schwangen sich die beiden Männer auf Pferde und ritten die nicht ganz kurze Strecke hinaus zu den betreffenden Grundstücken. Die Lage der beiden war nicht schlecht, für den Obstanbau durchaus geeignet, aber die Entfernung war Macer eigentlich zu groß. Lange Wege bedeuteten viel zeitverlust für den Weg auf's Feld und zurück und das bedeutete weniger effektiv genutzte Arbeitszeit und damit einen erhöhten Bedarf an Arbeitern.


    Sein geschickter Verwalter hatte jedoch schon Erkundigungen eingezogen und einen Mann ausfindig gemacht, der die beiden Grundstücke gegen ein größeres eintauschen würde, welches deutlich näher an Macers Landgut lag. Auf dem Rückweg ritten die Männer daher noch den entsprechenden Umweg, um auch dieses Stück Land in Augenschein zu nehmen. Es wurde als Weidefläche genutzt, was die später geplante Anpflanzungen von Obstbäumen nicht behindern sollte. Dass es aufgrund seiner Größe vielleicht etwas weniger Wert war als die beiden anderen Grundstücke nahm Macer gerne in Kauf, denn die günstigere Lage wog für ihn diesen Nachteil auf. Mit der Absicht, das Geschäft genau so wie vom Verwalter geplant abzuwickeln, machten sie sich auf den Rückweg und erreichten kurz vor Sonnenuntergang wieder den Hof, um ein Abendessen einzunehmen.

  • Nach einer weiteren Nacht auf dem Landgut machte sich Macer am nächsten Morgen wieder auf den Weg nach Rom. Zuvor gab er noch einige letzte Anweisungen und hörte sich einige persönliche Wünsche seiner Angestellten an, die er nun eine ganze Zeit lang wieder nicht sehen würde. Er hoffte, im Herbst nach der Ernte wieder Zeit zu finden, das Gut erneut zu besuchen. Bis dahin müssten wieder Briefe zwischen ihm und dem Verwalter reichen, so wie es auch im letzten Jahr war. Während des Sommers und vor allem bei der Ernte waren die Arbeiter aber ohnehin sehr beschäftigt und hätten den Senator vor Ort gar nicht gebrauchen können.


    Jedes der kleinen Gespärche war nur kurz, aber insgesamt zogen sich doch alle zusammen sehr in die Länge, denn fast jeder hatte Macer irgendetwas mitzuteilen oder einen Wunsch. Manches konnte Macer sofort lösen, anderes zumindest versprechen, aber in viele Fällen war er dann doch der falsche Gesprächspartner oder die Leute einfach nur froh, mal mit jemand anderem Reden zu können als denjenigen, die sie ohnehin immer um sich herum hatten. So war es dann schon fast Mittag, als sich der Reisewagen des Senators in Bewegung setzte und bald auf der Straße nach Süden unterwegs war.

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