Zwischen tausenderlei Blüten und bunten, zarten Farben mischte sich der Duft nach den vielgestaltigen Gewächsen der Natur, gewunden von kundigen Händen, für diesen einen Tag gesammelt und zusammengestellt, um den Geist der Feiernden zu erheben, und zu feiern, dass das Getreide nun seine Blüten geöffnet hatte, ein sicheres Zeichen für einen gesunden Wuchs und eine reich zu erwartende Ernte. Ganz Rom hatte sich auf diesen Feiertag vorbereitet, und auch wenn die floralia zumeist als ein plebejisches Fest galten, so mochte es doch auch viele Patrizier geben, die sich von der ausgelassenen und lockeren Stimmung dieses Tages anstecken ließen. Ein munteres Lachen und das Summen vieltausender Stimmen erfüllte die urbs aeterna seit dem frühen Morgen, und die lupae trugen an diesem Tag ihre feinsten Tuniken und die beste Schminke, konnten sie doch gerade heute auf gute Geschäfte hoffen, wenn der Fruchtbarkeit so gehuldigt wurde.
Aber auch Musikanten wussten den Feiertag der Flora für sich einzusetzen, so manche Münze wechselte den Besitzer, um feierliche Lieder zu Ehren der Göttin anstimmen zu lassen und so den Segen der Fruchtbarkeit für das folgende Jahr auf das eigene Haus herabzurufen. Schauspieler führten fröhliche Stücke, oft mit viel Witz vorgetragen, an den Ecken der größeren Straßen auf, und wer sich nicht in den circus begeben hatte, um den traditionellen Tierhatzen auf Hasen und Ziegen beizuwohnen, fand bei den zotigen Witzen und oftmals gewagten Kostümen der Schauspieler einiges an Unterhaltung. Während sich eine Gruppe an schon zum Mittag angeheiterter junger Männer durch die feiernden Menschen drängte und aus vollen Händen Erbsen- und Bohnensamen über die Köpfe der Umstehenden warf, weil es zum gesitteteren Ausstreuen wohl nicht mehr reichte, wurden andernorts schon die Gebete zu Floras Ehren gesprochen. Zwischen ehrwürdige Matronen mischten sich hierbei die grell gekleideten Prostituierten, die Flora als ihre besondere Schutzgöttin verehrten, und nicht wenige der höher stehenden Frauen rückte von den käuflichen Liebesdienerinnen ab, sehr zur Erheiterung der jederzeit zu Spott und Lachen bereiten jungen Römer.
Doch solche kurzen Episoden konnten den Feiernden kaum die Laune verderben, die Sonne schien, am strahlend blauen Himmel zeigte sich kein überflüssiges Wölkchen, und wie es aussah, waren die Götter den Feiernden an diesem schönen Tag gewogen - vielleicht war es nicht die sittenstrenge Iuno, welche allzu genau auf die Menschen blickte, eher der Freund vieler Frauen und ihr Gemahl, Iuppiter, doch eine von schlechtem Wetter ungestörte Feier mochte sich allemal abzeichnen.
Viele Römer hatten es aber auch durch unblutige Opfer verstanden, sich den Göttern als ehrerbietig und fromm zu erweisen, immer wieder konnte man eine Taube in den Himmel aufsteigen sehen, die Tische der Priester bogen sich von selbstgebackenen Köstlichkeiten, die als Opfergaben dienten. So mochte es an diesem schönen Tag für einen jeden möglich sein, etwas zu finden, was dem persönlichen Geschmack des Feierns entsprach - oder aber man wurde durch die ausgelassene, fröhliche Stimmung einfach angesteckt, und konnte auf diesem Weg seinen persönlichen Gefallen an den Floralia finden.