Ankunft von Flavia Minervina

  • Nachdem ihr ein Sklave die Türe geöffnet hatte setzte sie sich kurz. Es war eine anstrengende Reise gewesen die hier, in einer leeren Villa ihren Höhepunkt fand. Selbst die Flavier aus Hispania hatte es irgentwann nach Rom gezogen, denn alle wollten dort ihren Weg machen. Minervina spazierte ein wenig herum und lies sich alles genau zeigen. Es war wunderschön, vor allem ihr Zimmer, was sie für die Zeit ihres Aufenthalts bekommen hatte. Briefpapier war reichlich vorhanden, und noch bevor sie den Sklaven anwies ihr Gewand zu richten und dies und das in der Stadt zu besorgen, saß sie auch schon und schrieb einen Brief an ihren Bruder.



    Manius Flavius Gracchus
    Villa Flavia Felix
    Italia/ Roma



    Flavia Minervina
    Villa Flavia
    Hispania / Tarraco



    Liebster Bruder!


    Wie du vielleicht unschwer erkennen kannst, verweile ich zur Zeit in der Villa Flavia in Tarraco. Vielleicht fragst du dich wieso ich nicht mehr im Lager der Prätorianer bin, das hat leider so einige Gründe. Zu allererst war es nicht mehr zu ertragen in einem Lager voller Prätorianer zu "wohnen", die Vergnügen, die man als Patrizierin nun mal so genießt, gingen mir ab. Zweitens gab es leider Streit mit dem Caecilier Crassus. Es war wieder einmal die alte Leier über den Unterschied zwischen Plebejern und uns Patriziern. Nur war seine Argumentation meines Erachtens sehr fragwürdig. Die Details dieses Streits zu erläutern wäre wohl nicht sinnvoll, denn es wäre wohl nicht genug Papier hier um alles aufzuschreiben.
    Sonst kann ich nur sagen, dass er mir gut geht. Ich bin wohlbehalten in Tarrco angekommen, auch wenn die Reise schrecklich unbequem war. Nun werde ich einen Sklaven schicken mir all das aus der Stadt zu bringen, was ich so lange nicht genießen konnte. Der Sklave gehört ausserdem Crassus. Mein Leibsklave wurde bei der Entführung getötet, was sehr ärgerlich ist, aber solche Dinge geschehen nun mal.
    Bis zu deiner Ankunft wird es sicherlich nicht mehr lange dauern und so werde ich auf dich warten und dann mit dir nach Rom kommen. Ich freue mich schon dich und Antonia wiederzusehen, es wäre doch eine wunderbare Idee, wenn sie auch gleich mitkommen würde. Vielleicht hätte ich dann auf der Reise zurück ins schöne Italia Zeit, sie ein wenig besser kennenzulernen. Sonst hoffe ich, dass alles gut läuft in deiner Arbeit. Grüße mir alle in der Villa Flavia Felix.


    Vale, deine Schwester Flavia Minervina


    Sie winkte den Sklaven her und gab ihm den Brief und ein wenig Geld, damit er schnell in Rom ankommt.

  • In den letzten Tagen war sie nie aus der Villa Flavia gekommen. Nicht dass sie nicht durfte, sein sie wollte einfach nicht. Sie räkelte sich bis zu Mittag in dem riesigen weichen Bett, lies sich dann das Frühstück bringen, lag in der Sonne im Garten oder lag einfach nur da und las, einmal leichte, einmal schwere Lektüre. Es war wunderbar. Jeden Tag den besten Käse den man in Tarraco finden konnte und wunderbares frisches Brot, das genauso zubereitet wurde wie sie es wollte. Die Sklaven brachten ihr was sie wollte, egal wie absurd der Wunsch auch war.


    Genau dieses Leben hatte sie vermisst. Keine Verpflichtungen, keiner der ihr wildes Gemüt zur weißglut brachte. Niemand.

  • Als die Sonner wieder die Erde küsste war Minervina schon wach. Seit ein paar Tagen war sie nun schon hier, ganz alleine in Tarraco. Sie hatte sich schon überlegt die Stadt zu besichtigen, doch ihre Angst ausserhalb der Villa Flavia wem in die Hände zu fallen war zu groß. Dieses Domizil war zwar unglaublich schön, großzügig, hell und für einen normalsterblichen niemals erreichbar, doch ihre Angst machte daraus einen goldenen Käfig. Der Verwalter hatte sie schon vorsichtig darauf angesprochen, ein mutiges Unterfangen, doch Minervina hatte ihn ingoriert, zumindest dachte er das. Natürlich wollte sie nach draußen, wollte die Natur sehen, wollte zum Mercatus, wollte alle Gebäude genau studieren und erklären lassen. Doch lieber blieb sie hier, ging in den hortus und studierte wieder alte Schriften, bis sie sich wieder langweilte.

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