Officium| Appius Terentius Cyprianus

  • Leider hatte Tibullus bei der Ankunft des Dominus nicht anwesend sein können. Er hatte seine erste Nachtwache bei den Vigilen absovieren müssen und war sehr müde, doch um einige Erfahrungen reicher wieder ins Haus seiner Gastgeber zurückgekehrt. Morgen würde er wohl sein Quatier im Castra Vigilum beziehen. Aber trotz aller Müdigkeit erforderte es der Anstand dem Hausherren seine Aufwartung zu machen. Ein Gähnen unterdrückend klopfte er an die Tür des Officiums.

  • Cyprianus war gerade von den Legionen heimgekehrt, rief Tibullus sich ins Gedächtnis. Den besten Eindruck würde er vermutlich hervorrufen wenn er sich möglichst soldatisch gab, auch wenn sein erster Tag bei den Vigilen vermutlich nicht ausreichte um den Anforderungen eines Tribuns zu erfüllen. Er holte tief Luft, überlegte nochmals wie er sich verhalten sollte und entschloss sich dazu, einen Spagat zwischen Familie und Soldatentum zu versuchen.
    Der junge Verwandte öffnete die Tür und trat ein. Tibullus verzichtete darauf militärisch zu grüßen, begab sich jedoch in "Hab Acht" Stellung.


    Seine Gattin schien eine liebevolle und fürsorgliche Domina zu sein, allerdings war Tibullus zu sehr mit seinen Sorgen und der Frage nach dem Verbleib seines Vaters beschäftig gewesen um nähere Erkundungen über den Herrn des Hauses einzuholen.


    "Verzeih Dominus, ich bin Titus Terentius Tibullus, Sohn von Terentius Galba."

  • Leicht amüsiert beobachtete er wie der junge Mann dort in "Hab Acht" Stellung stand:"Ah ja der Mann der seinen Vater sucht, setz dich doch bitte. Ich habe gehört du bist bei den Vigiles, also noch ein Centurio in der Fasmilie, nicht übel würde ich sagen."


    Er selbst hatte nämlich nocht nicht erfahren im welchen Rang sein gegenüber hatte und für Appius war es selbstverständlich, daß man als römischer Bürger bei den Vigiles nur als Offizier rumlief,
    immerhin war daß eie Einheit wo sonst nur Sklaven und nichtrömer rumliefen. WO kam man denn dahin.

  • Nun war Tibullus wirklich verwundert. In nur einem Tag hatte war er Probat, Pöbel und Centurio gewesen. Drei Verschiedene Einschätzungen von drei verschiedenen Menschen. Zumindest eine stimmte. Das Leben in Rom war deutlich komplizierter als das in seinem Dorf, da wusste jeder was der Andere Tat und welchen Rang er in der Gemeinschaft einnahm. In dieser Welt wusste Tibullus nichteinmal wie er seine eigene Verwandschaft anreden sollte.


    "Ja Dominus, genau dieser bin ich." Es war ihm inzwischen aufgefallen wie Stolz die Familie auf ihre militärischen Koryphäen zu sein schien. Irgendwie verwunderte es ihn nicht das Cyprianus glaubte, er wäre Centurio. "Aber nein, ich bin den Vigiles gestern erst beigetreten und diene als Probat."

  • Appius verchluckte sich fast an seinem Wein und hustete erstmal einige Zeit. Dann beruhigte er sich wieder:"Als Probatus! Warum, bei allen Göttern, als Probatus bei einer Einheit für Sklaven und Freigeborene. Du bist römischer Bürger, du solltest dort, wenn überhaupt Offizier sein. Was also hat dich geritten dort anzufangen?!"

  • Scham und Zorn mischten sich in Tibullus zu einem Unwetter, welches sich beinahe in Tränen entladen hätte. Niemand hatte ihn das Schreiben gelehrt und er hatte eine Anstelllung gesucht um keinem zur Last zu fallen, wieso Urteilte Cyprianus so verächtlich über einen Mann, der seit seiner Geburt, ohne den Schutz und die Versorgung seines Vaters ein Auskommen finden musste. Doch er war Gast in Cyprianus Haus und es stand einem Gast nicht zu, sich dem Hausherren undankbar zu zeigen, solange er ihn nicht direkt beleidigte.
    So schluckte er die Tränen, die er über seine Entäuschung, das seine Bemühungen nicht gewürdigt wurden und zum zweiten Mal in seinem Leben füllte eine seltsame Ruhe seinen Geist.


    "Ich vermute das es an meiner Herkunft lag, daran das ich niemals schreiben lernte und niemand, außer meiner Mutter mich in meinem bisherigen Leben unterstützte." Er lächelte, aber es war nicht sein gewohntes Lächeln, denn er spürte das seine Augen nicht mitlachten. "Nein, an meiner Herrkunft kann es nicht liegen, immerhin wird ja erwartet das jeder Mann in diesem Haus ein Offizier ist."

  • "Deinen Sarkasmus, Sohn meines Cousins, kannst du dir sparen! Es interessiert mich nicht ob du Lesen,Schreiben oder Rhetorik kannst. Dies alles kann man dir beibringen, was mich interessiert Terentier ist es wo du dienst! Du hättest auch in der Legion dienen können, ohne Lesen oder Schreiben zu können, bei der Cu meinetwegen auch, aber du bist Römer! Wir beherschen diese Welt! Du solltest stolz auf daß sein was diese, deine, Abstammung bedeutet. Du bist ein freier Bürger dieses Imperiums und du hast etwas besseres verdient, als in einer Einheit mit Sklavengesocks und Nichtrömern zu dienen.
    Ich werde dafür sorgen, daß man dich Lesen und Schreiben lehrt. Du wirst deine Ausbildung bei den Vigiles beenden und dann sehen wir weiter, ob eine Versetzung in eine Legion oder die Cohortes Urbane möglich ist."


    Vielleicht konnte man ihn da rausbekommen, so der Tibullus dies wollte. Er war nicht der Vormund, aber er hoffte einfach, daß sein Gegenüber erkennen würde wer und vor allem was er war.

  • Das waren Worte an denen Tibullus zu kauen hatte. Vermutlich war es leicht von der größe Roms und Weltherrschaft zu sprechen, wenn man in dieser Stadt lebte. In seinem Heimatdorf bestand die Welt aus einigen kleinen Häusern und vieleicht noch dem Nachbardorf. Weltherrschaft war dort ein mehr als abstrakter Begriff.


    "Entschuldige Dominus, ich wollte dich nicht verärgern, du musst nur verstehen das ich in meinem Leben nicht so weit von meinem Heimatdorf entfernt war wie jetzt. Der Gedanke daran, zu irgendeinem Außenposten versetzt zu werden, der am Rande des Imperiums liegt, scheint mir unerträglich." Sein Zorn verrauchte so schnell wie er gekommen war "Aber sag mir, stimmt es das mein Vater verstorben ist?"

  • Tibullus versuchte sich das Wenige ins Gedächtnis zurückzurufen, was ihm seine Mutter über seinen Vater erzählt hatte. Es war nicht wirklich viel. Seine Mutter hatte immer vermieden über Galba zu reden. Warum, war ein Geheimniss, welches sie bis zu ihrem Tod gut gehütet hatte. Das wenige was er wusste, berichtete Tibullus seinem Verwandten.


    "Ich weiß nicht wirklich viel über ihn, Dominus. Nur das er in Germanien gedient haben soll. Er war Legionarius, zumindest als er meiner Mutter begegnete. Ich glaube in der neunten Legio." Der junge Mann überlegte einen Augenblick ob er über das wenige berichten sollte, was er über den Grund wusste, warum seine Eltern nie geheiratet haben. "Ich glaube es gab damals einen Skandal, meine Mutter war entfernt mit meinem Vater verwandt." Abwehrend hob Tibullus seine Hände "Nicht so nah das es Blutschande gewesen wäre."
    Das Ungewohnte lange Strammstehen, die Müdigkeit, Resultat seiner ersten Nachtwache und die immer noch nicht überstandenen Strapazen seiner Reise von Sicilia nach Rom machten ihm langsam zu schaffen.
    "Dominus, wenn ich das lesen und schreiben lerne und die Vigiles, wie du sagst, eine Ansammlung von Sklaven und Nichtrömern, die Götter mögen verhindern, aber vieleicht sogar Achaier sind, wird es vieleicht nicht lange dauern, bis ihr mich als Centurio begrüßen könnt." Tibullus erlaubte sich breit zu schmunzeln.

  • Nun mußte er doch schmunzeln:" Ja einer der wenigen Vorteile dieser Einheit, man wird recht schnell Centurio. Was deinen Vater aber angeht: Ich kann dir da nicht weiterhelfen. Hast du schon einen Breif an meinen Bruder in Germanien schreiben lassen? Der wird dir da wohl eher helfen können denke ich."

  • Tibullus war nicht sonderlich enttäuscht das Cyprianus nicht mehr über seinen Vater wusste. Inzwischen befürchtete er schon nie mehr über seinen Vater in Erfahrung bringen zu können. Darüber jedoch, das sein Vater offensichtlich so wenig Eindruck auf seine Familie gemacht hatte, das sie sich niemand an ihn erinnerten, war er wirklich enttäuscht.


    "Alienus? Nein ich hatte noch keine Gelegenheit ihm zu schreiben, beziehungsweise ihm schreiben zu lassen."

  • Ich überlegte einen kurzen moment, nein mir fiel nichts weiter ein.


    "Dominus, mir fällt im Augenblick nicht viel ein was ich dich fragen könnte." Nein das war nicht richtig. "Beziehungsweise hätte ich zu viele Fragen um sie hier und jetzt zu stellen." Auch wenn Tibullus neu in der Stadt war, verstand er durchaus wann ein Gespräch beendet war. "Ich danke dir für deine Zeit."

  • Tibullus fragte sich natürlich was Terentius Cyprianus von ihm wollte, immerhin wusste er das ein Leben als Probat der Vigiles ein Leben in der Dunkelheit war. Der junge Mann nahm seinen Mut zusammen und klopfte an die Tür des Officiums. Hoffentlich gab es gute Neuigkeiten über seinen Vater.

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