Voller Vorfreude springt der alternde Senator Titus Flavius Vespasianus aus dem Bett. Es ist draußen noch dunkel, im nahegelegenen Kastell wurde zur dritten Nachtwache geblasen und so entzündet er eine kleine tönerne Öllampe, an Schlaf konnte er nicht mehr denken. Sein Blick auf eine kleine Venusstatuette, die neben seiner Kline auf einem kleinen Tischchen steht, eben jenem, auf dem auch die eben entzündete Öllampe Platz fand.
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Bei ihrem Anblick muss er unwillkürlich an seine Verlobte denken, die mit der selben Schönheit und Anmut ihm an diesem Morgen ihre Hand geben wird, während sie unter ihrem scharlachroten Schleier hervorblicken wird.
Titus steht auf und tritt ans Fester, von wo er in das weite Land seines latifundiums blicken kann. "Einmal wird dies alles meinem Sohn gehören, den ich mit Flavia zeugen werden, alles, die Olivenhaine, die sich sanft an den Hügel anschmiegen, die Weinberge, auf denen der beste Falerner Italiens wächst, der doch so süß wie die Versuchung einer jungen Frau ist." kommt es ihm in den Kopf.
Er hatte gar nicht bemerkt, wie lange an diesem Fenster gedankenversunken gestanden hatte, nun geht bereits die Sonne rotscheinend auf und er muss sich beeilen, wenn er noch rechtzeitig die Stadt erreichen will. Cassivellaunix, sein gallischer Leibsklave, ein blonder Hüne, der seinen Herrn um einen Kopfe überragt, tritt ein, um ihm beim Ankleiden zu helfen. Titus bemerkt, wie eng und unpassend sich doch die Tunika an den Körper seines untergebenen schmiegt, während er in eine blütenweiße schlüpft, und mit der Hilfe seines Sklaven die purpurverbrämte Toga anlegt, ein schönes, frisches Kleidungsstück, dem Anlass angemessen, aber unglaublch unpraktisch, Titus hasste es eigentlich.