Ich sehe was, was du nicht siehst

  • Mogontiacum. Ich war nun schon doch relativ lange hier - zwar nicht für meine Verhältnisse, aber ich wusste dass es jetzt zumindest mal wieder an der Zeit war mich ein wenig besser auszukennen. Immerhin war das mein neuer Wohnort. Ich nahm mir den Feierabend vor und schritt zur Stadt. Wie gewohnt aus der guten alten Zeit hatte ich meine Rüstung an. Ein lauer Sommerwind ließ den purpurroten Umhang um meine Schultern sanft wehen. Der goldene Brustpanzer glänze in der warmen Sonne. Zum ersten mal war ich wirklich stolz auf eine Rüstung. Das Gladius war wie immer dabei und hing am Gürtel. Ich war nicht gewohnt soviele Menschen mit Waffen umher zu laufen, aber hier war eben doch nicht Rom. Der Helm saß auf meinem Kopf und der Helmbusch schaukelte leicht mit dem Wind. Es war wirklich ein herrlicher Tag. Vereinzälte Wolken hingen wie Schafe am Himmel und ich musste ein wenig lächeln, als ich an den oftmals so düsteren Himmel in Rom dachte. Das war also das Germanien der Herzen.
    Die ein oder andere Patroullie blieb stehen - erkannte mich und salutierte. Einen Gruß den ich mit einem kurzen Nicken erwiederte. Ich blickte jedoch mich eher nach den Häusern als nach den Menschen um. Schließlich kam ich auf den großen Marktplatz. Ich blickte mich um und nickte anerkennend. Schön hatten sie es hier. Angenehm ich schritt weiter. Lustigerweise bildete sich immer eine schulterbreite Gasse vor mir. So eine Rüstung war doch immer wieder zu was gut. So schlich ich durch die Menschenmengen, immer auf der Suche etwas neues kennen zu lernen.


    Sim-Off:

    Obacht! Leicht abgekartetes Spiel mit einer neuen Mitspielerin :)

  • Es war einer von den Tagen, an dennen man nicht wusste was man tun sollte. Die Sonne schien in vollen Zügen, als wolle sie die ganze Welt bescheinen und der Wind strich leicht durch die Gassen Mogontiacums. Ich beschloss raus zu gehen, ein bisschen mehr zu sehen als immer das Gleiche. Ich lief durch die Straßen, vorbei an unzähligen Häusern, die ich schon alle, seit ich mich erinnern kann, kenne, vorbei an Menschen, vorbei. Die Sonne glänzt in meinen langen blonden Locken und der Wind lässt sie fliegen. Wo ist die Zeit hin, irgendwann hört das Leben auf und ich habe noch nichts erlebt. Seufzend blickte ich mich um auf der Suche eines mir bekannten Gesichts, vergebens. Manchmal war es einfach besser wenn man zu Hause bleiben würde anstatt sich immer wieder auf die Hoffnung zu versteifen, dass sich mal was ändert, den schließlich klopft das Leben nicht an unsere Tür um uns abzuholen. Ich sah keinen Sinn mehr darin wie ein Esel mitten auf dem Marktplatz zu stehn und versuchte mir ein Weg durch die Menschen Massen zu bahnen. Vergeblich. Schon wieder so einer, von den Soldaten, mit ihren Büscheln auf dem Kopf. Und alle machen sie einen riesen Aufstand, nur weil so einer durch die Stadt läuft. Ich hatte besseres zu tun also kämpfte ich mich weiter durch den Marktplatz bis ich endlich an einer Seitenstraße ankam und ich langsamen Schrittes wieder nach Hause laufen konnte. " Was für ein vergeudeter Tag", dachte ich noch bevor ich kopfschüttelnd um die Ecke bog...

  • Der Markt war voll. Auch wenn das nicht unbedingt mein Problem war. Einige Marktbrüller boten lauthals ihre Waren an.


    "Frisch Gebackenes Brot! Noch heiß! Frisch aus..."
    "...Fischgarum! Fischgarum! Wollen sie vielleicht etwas davon probieren? Schmeckt doch klasse, nicht wahr? Was, schmeckt ihnen nicht? Naja... Fischgarum! Fischgarum! Wollen sie vielleich etwas..."
    "Prügel? Schwerter? Waffen, die feinsten Waffen! Garantiert schmerzhaft? Kostprobe an ihrem Sklaven? Kostenlos und unverbindlich! Das ist die germanische Qualität, da weiß man..."
    "Was?! Wollen sie mich ruinieren? 50 Sz. für diesen Fisch? Der ist hundert wert! Fühlen sie die Qualität der..."
    "Steine, die Dame? Ein Packet Kies? Flache, Breite? Steine, die Dame? Einen...
    "Bart? Zu viel Bart? Jetzt abrasieren lassen. Ohne viel..."
    "Gehirn! Otternasen! Kamelaugen! Alles hat seinen..."
    "Sklaven! Backfrisch! In allen Farben und Formen. Hier zum Beispiel ist..."
    "...Fischgarum! Fischgarum!..."


    So langsam fragte ich mich, wie die Kunden und vorallem wie die Verkäufer, die das Tag für Tag aushalten mussten, das hier aushalteten. Jemand rempelte mich an und hielt mir ein kleines Stück Papier hin. "Haben sie was gegen die Jugend?" Ich ging an ihn vorbei und bahnte mich weiter. Ohne Ziel. Wobei rasieren lassen könnte ich mich mal wieder. Aber das war mir jetzt zu zeit aufwändig. Vielleicht irgendwann, wenn nicht mehr ganz so viel Betrieb war. Und vorallem wenn diese nervtötenden Plärrer nicht mehr da waren. Ich hatte mir aber auch einen zu schönen Tag raus gesucht. Ich blickte mich gerade nach einer Sitzgelegenheit um, als mir ein Mensch volle Kanne ins Ohr brüllte, dass seine Tuniken jetzt noch billiger seien! Ihn kümmerte wohl kein Rang und Status. Vor ihm könnte der Imperator stehen und er würde brüllen, dass es für ihn umsonst wäre. Haben die ihr Gehör schon verloren oder hatten sie nie eins? Schon ein amüsantes Völkchen diese Händler. Ich ging mit einem leichten Piepen im Ohr weg. Ich drückte das eine Ohr zu, aber davon wurd es auch nicht besser.
    Da brüllte mir zeitgleich ein anderer ins Ohr, dass, wenn ich hör Beschwerden hätte, am besten einen Medicus auf suchen sollte. In diesem Moment hätte ich große Lust gehabt mein Schwert zu ziehen, aber das Piepen, das jetzt im anderen Ohr auftauchte hinderte mich daran, da ich das nun auch zuhielt. Schnell verließ ich die laute Stelle und suchte die nächste Straße, die irgendwo abbog. Die Ohren befreite ich und ich atmete erst mal tief durch. So etwas konnte einen fertiger machen als Krieg. Nein - schlimmer noch - das war Krieg. Sobald ich wieder Atem und mein Hörvermögen gefangen hatte, begann ich auch langsam wieder zu sehen. Eine bemerkenswert schöne Straße, wenn ich daran denke, was dort entlang lief.

  • Tage vergingen. Oder waren es doch nur Stunden gewesen? Ich wusste es nicht mehr. Ich weiß generell nichts mehr.Es war eigentlich jeder Tag wie der vorherige. Heute.Ja, heute. Was war eigentlich Heute? (Und schreibt man Heute groß?) Wie gesagt ich weiß es nicht. Nun, Heute war es nicht ganz so eintönig wie sonst immer. Ich war wieder auf dem Markt. (Warum denke ich eigentlich in der Vergangenheit?) Ich befinde mich immer noch auf dem Markt. Irgendwelche Leute schreien mir ins Ohr wie frisch doch ihr Fisch wäre. Aber das interessiert mich alles herzlich wenig. Ich lief weiter. Zwischen den verschiedensten Waren lief ich hin und her ohne wirklich etwas wahrzunehmen. Ich lief einfach weiter, ohne Ziel, ohne irgendwelche Hektik, die sonst immer auf dem Markt herrscht. Zu meiner größten Überraschung genieße ich es einfach mal zwischen Leuten umherzulaufen ohne wirklich mich um Dinge kümmern zu müssen. Ich habe ja Zeit. Ich habe ja sonst nichts zu tun. Doch irgendwas war anders.Heute. Irgendwie fühlte ich mich beobachtet. Ich drehte mich um. Doch hinter mir war niemand. Ich bemerkte, dass ich schon ganz am Ende des Marktes angekommen war. Es wurde mir unheimlich. Schnellen Schrittes entfernte ich mich und bog an der nächsten Ecke so schnell ab, dass ich mit jemandem zusammen stieß. Und ab da an wusste ich es.

  • Reudige Eckenstoße. Blöde Menschen, die nur darauf warten, um die Ecke zu gehen, wenn es gerade jemand anders tun will. Immer öfter wurden unschuldige Tribune von wildfremden Leuten angerempelt. Reflexartig griff ich zuerst zu meinem Schwert und dann zu meinem Geldbeutel, oder an die Stelle, wo er eigentlich sitzen sollte. Beides war an seinem rechten Platz und beides konnte dort auch bleiben, wie ich auf einen zweiten Blick auf die Remplerin, wie sich herausstellte, herausfand. Wieder einmal ärgerte ich mich ein wenig, da ich ja nicht in aller Öffentlichkeit eine Frau anschreien konnte, die noch nicht mal meine war. Ich blickte ihr tief mit einem kleinen Lächeln in die Augen. Ich wollte nicht, der jenige sein, der sich zu erst entschuldigte, war ich doch mit einem deutlich langsameren Tempo unterwegs gewesen. Dabei bemerkte ich, dass die blauen, leicht germanischen Augen, gar nicht so hässlich waren, wie sie im Moment der Rempelei aussahen.

  • "Können Sie nicht aufpassen?!" schrie ich meinen Gegenüber an ohne hochzublicken. Denn ich war viel zu beschäftigt, zu schauen ob mein Geldsäckchen noch an der richtigen Stelle war. Erhitzt blickte ich hoch um meinen "Anrempler" gehörig die Meinung zu sagen. Doch meine spitze Bemerkung blieb mir im Hals stecken. Ich schluckte und auf einmal fing mein Herz so laut an zu pochen, dass ich hätte schwöre können, er könne es hören. Ich sollte eigentlich jetzt eine Entschuldigung murmeln und so schnell wie möglich verschwinden und diesen ungemein attraktiven Mann vergessen. Doch stattdessen blieb ich einfach nur da stehen und schaute ihm in seine Augen. Niemand von uns beiden sagte etwas. Ich hätte sowieso nur angefangen zu stottern, wenn ich jetzt etwas hätte sagen sollen. Ich war verloren.

  • Ohne den Blick von den Augen abzulassen meinte ich mit einem Versuch zu Lächeln: "Ich geb mir größte Mühe..." Das 'aber leider werde ich durch dich abgelenkt' blieb mir im Hals stecken. Ich blieb noch ein wenig unentschlüssig stehen, wagte aber nicht Platz zu machen oder gar ihr auszuweichen. Ich genoss nur dem Moment, der sich immer weiter ausstreckte, je kürzer er war.

  • Langsam wurde es irgendwie unangenehm. Fast peinlich. Aufmerksam betrachtete ich das maskuline Gesicht mit den fein geschnittenen Gesichtzügen. Mein Blick wanderte zu seinen dunklen Augen mit den langen geschwungenen Wimpern, hinunter zu seiner klasischen Nase und zu seinen wunderschönen, vollen Lippen. Er verfolgte meine Blicke mit seinen und ich hatte das ungute Gefühl, dass er genau wusste an was ich dachte. Ich schluckte. Meine Lippen wurden trocken und geistesabwesend, immernoch in seine Augen blickend, fuhr ich mir mit der Zunge über die Lippen. Ich hatte keine Ahnung was in mich gefahren war. Sein Versuch etwas zu sagen, ging an mir vorbei, doch seine Stimme und der Blick seiner Augen würden mich noch in meinen Träumen verfolgen. Aufeinmal...lachte ich ihn an und mit einem verschmitzten Lächeln sagte ich in meinem verführerischsten Ton:" Zu dir oder zu mir...?". Lachend drehte ich mich um und ging in die entgegengesetzte Richtung weg. Ich spürte seinen Blick in meinem Rücken und drehte meinen Kopf zu ihm um und mit einem Augenzwinkern verschwand ich in der Menge.

  • Ich spürte wie sie mich musterte, zum einen angenehm, zum einen unangenehm. Das gute Gefühl, dass sie dachte, was ich dachte, dachte ich zumindest, war ein gutes Zeichen. Ich tat es ihr gleich. Von ihren blauen Augen beobachtete ich kurz ihre wohl frisierten blonden Haare. Die blauen Augen faszinierten mich gleich nochmal, bevor ich dann auf den wohlgeformten Körper mein Auge warf. Weiter konnte ich jedoch sie nicht genießen, oder doch noch mehr, ging sie ja in die Menge. Da nahm der Jäger die Spur auf und verfolgte sie mit Hilfe der unvergleichlichen Duftspur, die sie legte. Da hatten sich nunmal zwei gefunden.

  • Das war alles? Ich weißt nicht wie viele Minuten, das so ging, dass ich das Gefühl hatte jemand war mir auf den Fersen. Es war ein Spiel. Und ich war mir nicht sicher wer von uns beiden der Jäger und wer der Gejagte war. An jeder Ecke, an jedem Stand, zwischen jeder Menschentraube, überall, hatte ich das Gefühl er würde mich beobachten, mich mit seinen Blicken durchbohren. Mir hinterherlaufen und mich verfolgen, mit jedem Schritt den ich tun würde. Und ich wurde die dunkle Vorahnung nicht mehr los. Dieses Gefühl, dass sich von hinten an einen schleicht und einem in dem kurzen Augenblick der Unachtsamkeit zu Boden wirft und fest hält, dass das sehr lange noch so bleiben würde. Ich begegnete wieder einmal seinem durchdringen Blick doch ich zwang mich ihm standzuhalten. Langsam ging es mir ziemlich auf die Nerven.

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