Irgendwo in der Villa Claudia ...

  • ... musste der kleine Lucius ja sein. Und die Zeit drängte, da sein Vater und ein möglicher paedagogus in spe auf ihn im Arbeitszimmer warteten. So lief Kassandra die Gänge entlang und blickte sich suchend nach dem Kleinen um. Eigentlich müssten doch ständig Sklaven um ihn herum sein, um auf ihn auf zu passen. Vielleicht waren sie auch draußen, weil das Wetter so schön war. Stirnrunzelnd ging sie weiter und schaute in jeden Raum und in jede Ecke.



    ---- etwas später ---- (edit)


    Fast gab Kassandra die Hoffnung schon wieder auf, den Kleinen schnell zu finden. Nur was sollte sie dann tun ? Ihr Herr würde bestimmt nicht ewig auf seinen Sohn warten wollen. Andererseits würde Claudius mit Sicherheit auch nicht erfreut sein, wenn sie ohne das Kind zurück käme. Für Kassandra stand fest das sie so oder so bestraft würde, wenn ihre Suche nicht bald Erfolg haben würde. Aber noch gab sie nicht auf und ein wenig Zeit würde ihr wohl noch bleiben.





    Sim-Off:

    ;) PN an Lucius ist bereits raus

  • Just in diesem Moment kamen Lucius, an der Hand geführt von einem großen Numidier, und einigen anderen Sklaven aus der Richtung Hortus in eines der zahlreichen Zimmer.
    Lucius wollte Holzschiffchen schwimmen sehen, der Wunsch wurde natürlich nicht ausgeschlagen und so ging er erfreut an der Hand. Man musste sein kleines Gewand wechseln, da er unweigerlich nass wurde, schließlich war das Beobachten nach einiger Zeit öde und die Schiffchen wollten auch nicht zusammenstoßfen, so hatte er sich kurzerhand entschlossen in den kleinen Teich, der eher einem Tümpel gleichkam, zu springen und die Gefährte selbst anzutreiben und gefügig zu machen, damit sie sich endlich rammten.

  • Endlich ! dachte Kassandra erleichtert, als sie sich schon auf den Rückweg in das Arbeitszimmer machen wollte ... da war der kleine Lucius ! Zwischen mehreren Sklaven geführt kam ihr der kleine Herr pitschnass, aber irgendwie glücklich wirkend, entgegen. Kassandra atmete auf und ging eilig auf die Gruppe zu. Salve, Herr ! begrüßte sie zuerst das Kind, wie es sich für jeder der Herrschaften gleich gehörte und lächelte den Jungen dabei freundlich an.


    Die Zeit drängte, daher trug sie ihren Auftrag mit einer leichten Verbeugung und ohne weitere Umschweife vor. Euer Vater schickt mich. Ihr möchtet bitte zu ihm ins Arbeitszimmer kommen. Dort wartet Jemand auf Euch. zwar redete Kassandra zu dem Kleinen, sie ging aber davon aus dass die umstehenden Sklaven, welche die Verantwortung für das Kind trugen, nun wussten was zu tun sei.

  • Lucius, wie es Gewohnheit war, wenn man ihn direkt ansprach, machte einen Satz zurück und versteckte sich hinter dem großen Numidier, zu dem er nun ein wenig Vertrauen gefasst hatte. Der Mann wusste auch, dass der Kleine sehr scheu war und verraten konnte man das Kind auch nicht, so dass er selbst sprach.


    "Der Dominus kann unmöglich in diesem Aufzug erscheinen, sein Gewand muss zuerst gewechselt werden."


    Lucius pflichtete dem Sklaven mit einem überzeugten Kopfnicken bei und zog leicht an dessen Hand, damit sich dieser in Bewegung setzte. Lucius hatte nun überhaupt keine Lust auf den komischen Mann, der sich Vater nannte.

  • Ein wenig überrascht über die Reaktion des Kindes, zuckte Kassandra ebenfalls ein wenig zurück. Entschuldigt bitte Herr ... flüsterte sie leise, da sie nicht sicher war, ob sie etwas Falsches gesagt oder getan hatte. Aber wahrscheinlich war der Kleine nur schüchtern ihr gegenüber, denn schließlich kannte er sie ja nicht.


    Dann wandte Kassandra sich an den Nubier, der die Sorge für das Kind trug. Er hatte Recht. So pitschnass konnte der kleine Herr wirklich nicht vor seinen Vater und den Gast treten. Daher meinte sie zu ihm: In Ordnung ! Dann sorg bitte dafür, das man ihn umzieht und unverzüglich zu seinem Vater ins Arbeitszimmer bringt. Ich dem Herrn inzwischen aussrichten, dass sein Sohn unterwegs zu ihm ist ! dann wandte sie sich um und schickte sich an, zu den Wartenden zurück zu eilen.

  • Der Sklave bedeutete mit einem kurzen, aber vielsagenden Nicken, dass er alles verstanden und akzeptiert hatte, kniete sich runter zu Lucius und durchwühlte dem kleinen Dominus die Haare, um die Situation zu entspannen.
    Darauf hin begab man sich in die neuen Gemächer des kleinen Herrn, er wurde umgezogen und wieder laut den Anweisungen seinem Vater zugeführt.

  • Gleich nachdem Deandra, zusammen mit Fiona un Minna, die Kutsche bestiegen und abgereist war, lief Kassandra zurück in die Villa und suchte nach ihrer Herrin. Irgendwo in der Villa musste sich Epicharis um diese Zeit ja aufhalten, denn das Haus hatten sie an diesem Tag noch nicht verlassen. Wahrscheinlich hatte sie sich in den Garten zurück gezogen, um ein wenig im Schatten zu dösen, dachte sich Kassandra und schlug den Weg dorthin ein.


    Je mehr sie über diese Abreise nachdachte, umso seltsamer kam ihr das Ganze vor. Warum tat Deandra so geheimnisvoll, ob Epicharis mehr darüber wusste? überlegte Kassandra und da erblickte sie vor sich auch schon Epicharis. Ihre Herrin hatte wohl gerade den selben Gedanken wie sie und befand sich ebenfalls auf dem Weg zum Garten.


    "Herrin wartet! ... ich habe etwas für euch .... einen Brief!" rief Kassandra und beschleunigte ihre Schritte um Epicharis ein zu holen.

  • Um dem Müßiggang ein Ende zu machen, hatte sich Epicharis auferlegt, die Lehren des Aristoteles zu lesen. Mit einer Abschrift der Protreptikos befand sie sich nun also tatsächlich auf dem Weg in den Garten, wo es ihr viel angenehmer vorkam als drinnen in ihrem stickigen Zimmer oder im Tablinium. Kaum hörte sie Kassandras Stimme, da wandte sie sich um und betrachtete die Sklavin beim Näherkommen. "Ein Brief?" fragte sie bereits alarmiert, doch dann sagte ihr Verstand, dass der vor wenigen Tagen abgesendete Brief gen Parthia doch noch gar nicht dort angekommen sein konnte. Folglich war dies gewiss keine Antwort von Aristides...oder war gar etwas vorgefallen?


    Epicharis wurde bleich und ließ die Hände im Schreck sinken. "Von...von wem...?" hauchte sie erschrocken und starrte die Sklavin an. Nein, dieser Brief konnte gewiss kein Unheil künden, er durfte es nicht! Epicharis kam gleich noch ein paar Schritte näher auf Kassandra zu und wartete gespannt.

  • "Herrin!" rief Kassandra nur, denn sie erschrak im selben Moment über sich selbst, als Epicharis völlig aufgelöst auf sie zu eilte. Ein paar Sekunden brauchte Kassandra, um ihre und Epicharis´Gedanken zu sortieren. Natürlich! ihre Herrin dachte sofort an ihen Verlobten und das ihm eventuell etwas passierte sei. Nun, passiert war ja auch etwas. "Nein, nein Herrin ... der Brief stammt von eurer Schwester!" versuchte sie die Gedanken in Worte zusammen zu fassen. "Sie gab ihn mir und ich musste ihr versprechen, den Brief erst an euch weiter zu geben, wenn ..." Kassandra stockte und musste schlucken. Sie fühlte sich irgendwie schuldig, dass sie damit nicht doch gleich zu Epicharis gelaufen war. ." ... wenn sie bereits abgereist wäre. Das Ziel hat sie mir nicht verraten, sie wollte es unbedingt so ..." ganz aufgelöst berichtete Kassandra weiter und hielt den Brief sogleich ihrer Herrin hin. Was würde nun passieren? Das Fiona und Minna auch mitgefahren waren und sie nicht einmal wusste, wann die beiden zurück kommen würden, vergaß sie in ihrer Aufregung ganz zu erwähnen..."hier bitte Herrin, lest!"


    Liebe Epi,


    ich wollte nicht wortlos aufbrechen, also schreibe ich wenigstens dir. Ich weiß nicht, wie du hier leben kannst, ich kann es offensichtlich nicht. Neben dem Verlust meiner Eltern, den ich noch immer nicht überwunden habe, einer fehlenden Stütze, die mir wenigstens über diese Tatsache hinweghilft, habe ich keine Neigung, auch gar keine Kraft, mich mit einer Frau wie Ofella auseinanderzusetzen. Bliebe ich hier, wäre es, als würde man einer Blume Licht und Wasser gleichzeitig entziehen.


    Ich weiß noch nicht, wo ich hingehe, nüchtern betrachtet habe ich kein Zuhause mehr. In dem einen fühle ich mich nicht wohl und in dem anderen wäre es nicht schicklich zu bleiben. Auch kann ich nicht sagen, wie lange ich fortbleiben werde, vielleicht nur Tage, vielleicht Wochen oder Monate. Die Götter mögen mit dir sein.


    Liebe Grüße
    Deandra

  • Epicharis fiel kein Stein vom Herzen, nein, es war ein ganzer Felsbrocken, der da purzelte. Sie presste den Protreptikos fest an ihr Herz und seufzte langgezogen und erleichtert auf, als Kassandra verneinte. Und kaum hatte sie erwähnt, dass es ein Schreiben ihrer Schwester war, lachte Epicharis und legte Kassandra in freundschaftlicher Geste die Hand auf den Unterarm. "Oh Kassandra, erschreck mich doch nicht so, herrjemine, mein Herz", kicherte sie losgelöst und nahm sodann den Brief entgegen. "Von meiner Schwester?" fragte sie und dachte dabei sogleich an Prisca, die im fernen Spanien auf sich allein gestellt war und nun scheinbar endlich etwas von sich hören ließ.


    Gespannt entrollte sie die Schriftrolle und las. Der Brief war wider Erwarten nicht von Prisca, sondern von Deandra, wie sie feststellen musste. Je weiter sie las, desto verwunderter wurde der Ausdruck auf ihrem Gesicht. Als sie den Brief zur Gänze gelesen hatte, sah sie Kassandra verwundert an, deren Worte ihr nun wieder ins Gedächtnis kamen. "Du wusstest, dass sie geht?" fragte sie Kassandra und wollte weiter wissen: "Ohje! Warum bist du nicht gleich zu mir gekommen?" So ganz wertfrei waren ihre Worte nicht, weswegen ein leiser Vorwurf herauszuhören war. Epicharis seufzte tief und überlegte. "Gar nicht gut ist das. Gar nicht gut... Wo mag sie nur hin sein? Am besten suchst du ihren Verlobten auf, Aurelius Corvinus. Die Villa Aurelia ist ja nicht weit von hier, da sollte es nicht allzu lange dauern, bis wir Klarheit haben, ob er weiß, wo sie hingefahren ist. Vielleicht ist sie sogar dort?" Epicharis sah Kassandra forschend an. "Hat sie denn etwas in dieser Art gesagt? Und wann ist sie überhaupt fort und wie ist sie fort?"

  • Etwas verwundert beobachtete Kassandra die gelöste Reaktion von Epicharis, nachdem sie wohl ihre erste Vermutung, dass der Brief könne von ihrem Verlobten stammen könnte, zerstreut hatte. "Jaa, ... von eurer Schwester!" bestätigte Kassandra nochmals mit einem eher skeptischen Blick zu Epicharis. Sprachen sie hier von ein und der selben Schwester, oder hatte Epicharis gar mehrere? So musste es wohl sein, denn noch bevor Kassandra weiter berichten konnte, hatte ihre Herrin den Brief auch schon gelesen und wirkte nun sehr besorgt.


    "Ja Herrin, ich hab es gewusst ..." entgegnete Kassandra kleinlaut und blickte schuldbewusst zu Boden, als sie den leichten Vorwurf heraus hörte. "Es tut mir leid Herrin, ihr habt Recht ich hätte sofort zu euch kommen sollen ... aber eure Schwester wirkte so unglücklich. Sie hat gesagt, dass sie weg will und sie hat mir befohlen, euch den Brief erst nach ihrer Abreise und mit einem lieben Gruß von ihr zu übergeben." versuchte sie dann ihr Verhalten und den Wunsch der Schwester zu erklären. Je mehr Kassandra darüber nach dachte, umso besorgter wurde sie. "Sie hat mir nicht gesagt, wohin sie will ... hat sie es euch denn nicht in dem Brief mitgeteilt?" fragend blickte Kassandra wieder auf, doch sie ahnte bereites die Antwort. Verzweifelt versuchte sie sich deshalb an alle Details zu erinnern "Sie ist noch nicht lange weg! ... Eure Schwester ist mit der Kutsche abgereist. Sie sagte, sie müsse diesem Haushalt vorerst den Rücken kehren ... und sie wollte zwei Sklaven, die ihr beim Einrichten helfen sollten." jetzt fiel ihr auch wieder ein, dass Deandra ja gar nicht erwähnt hatte, wie lange es dauern könnte. Was, wenn nun der Hausherr oder seine Frau nach ihren ...? "oh nein, sie hat Fiona und Minna mitgenommen! ... Herrin, wisst ihr denn nicht, wohin sie gefahren sein könnte .... glaubt ihr wirklich sie wollte zu ihrem Verlobten?"


    Kassandra klang selbst immer hilfloser, denn in einer Reisekutsche wäre Deandra wohl kaum zur nächstgelegenen Villa in Rom aufgebrochen."...sie ist bestimmt nicht dort, aber ich werde gleich hinlaufen und nachfragen! ... soll ich dem Verlobten noch etwas von euch ausrichten Herrin?" Kassandra würde sofort zur aurelischen Villa aufbrechen, aber eventuell wollte Epicharis ihr noch einen Nachricht mit auf den Weg geben.

  • Epicharis bedachte Kassandra mit einem rügenden Blick. Wenn die Sklavin ihr doch nur vorher Bescheid gesagt hätte, so hätte es doch noch Möglichkeiten gegeben, Deandra aufzuhalten! So aber war die einzige Hoffnung, die sie hatten, Deadnras Verlobter, Aurelius Corvinus, und ob jener zu dieser Tageszeit zugegen war, würde ebenfalls ein Glücksspiel darstellen. Immerhin war er Magistrat der Stadt Rom und hatte gewiss viel zu tun. Epicharis las den Brief nochmals und bedachte dabei, dass Deandra in einer Kutsche fortgereist war. Wenn - falls - der Fahrer der Kutsche zurückkam, würde sie ihn befragen. Eventuell konnte man Deandra auch noch einholen, denn wenn sie sich tatsächlich mit einer Sänfte gen Stadtrand hatte bringen lassen, um dort in eine Kutsche umzusteigen (immerhin durften innerhalb Roms Reisewägen nur mit Genehmigung fahren und reiten durfte man innerhalb der Stadt gar nicht), war sie vielleicht noch nicht weit gekommen. "Wann genau ist sie fort gegangen?" wollte Epicharis wissen. "Und sie hat Minna und Fiona mitgenommen? Oh je. Mein Vater wird entweder krank vor Sorge sein oder zornig. Am besten werde ich ihn gleich aufsuchen. Und du eilst geschwind zur Villa Aurelia. Ich vertraue darauf, dass du die richtigen Worte finden wirst, Kassandra. Eile dich!" erteilte Epicharis Anweisung und eilte dann selbst zu Menecrates, um ihn von Deandras Flucht zu unterrichten. Eine Ahnung, wo Deandra hingeflohen sein konnte, hatte sie nicht.

  • "Ja Herrin, ich werde mich sofort auf den Weg machen!" versprach Kassandra kleinlaut und wich dem rügenden Blick von Epicharis aus. "Eure Schwester ist heute zur achten Stunde abgereist" rief sie ihr anschließend noch nach, denn Epicharis hatte sich auch schon umgewandt und war auf den Weg zu ihrem Vater. Kassandra hatte ein schlechtes Gewissen Epicharis gegenüber, denn sie selbst würde Menectrates, mit dieser Nachricht, nicht unter die Augen treten wollen. Andererseits fiel Kassandra erst jetzt so recht auf, wie verzweifelt Epicharis Schwester eigentlich gewesen sein muss. Warum sonst wäre Deandra so überstürzt abgereist und hatte dabei riskiert, von den vigiles innerhalb der Stadtmauern - noch dazu in einer Kutsche ohne Genehmigung - aufgehalten zu werden? (eine bessere Begründung fiel Kassandra zumindest auf die Tatsache hin nicht ein, dass Kutschfahrten eigentlich angemeldet werden mussten. :hmm: *g*).


    Aber noch ein anderer Gedanke drängte sich Kassandra wieder ins Bewußtsein, während sie sich nun auf den Weg zur Villa Aurelia machte. Sie hatte doch nur einen Befehl ausgeführt! ... nur einen Befehl ... ohne darüber nach zu denken, dass es vielleicht besser gewesen wäre, gleich zu ihrer Herrin zu eilen. Mit einem Mal wurde Kassandra bewußt, wie sehr sie sich schon in eine Sklavin verwandelt hatte die lediglich das tat, was man ihr befahl. Traurig blickte sie zu Boden und in diesem Moment vermisste sie wieder ihr Leben in Freiheit, ihre Heimat und ihre Eltern "... Vater, Mutter ... ich möchte nach Hause ..." murmelte Kassandra und fühlte sich zum zweiten Mal, seitdem sie hier war, scchrecklich einsam und verlassen. Dann aber riss sie sich selbst wieder zusammen und beschleunigte ihre Schritte, um wenigstens ihren Fehler wieder gut machen. ...

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