Villa Rustica Aeliana Miseno

  • VILLA RUSTICA ÆLIANA MISENO

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    Oberhalb der nur einen kurzen Fußmarsch entfernten Stadt Misenum gelegen, schmiegt sich die Villa Rustica Aeliana an die Flanke eines Hügels. Es ist die Sommerresidenz des Senators Lucius Aelius Quarto und seiner Familie. Das Anwesen gibt sich ländlich, lässt jedoch keine Annehmlichkeit vermissen und dokumentiert den Wohlstand der Familie, obwohl in der Nachbarschaft noch größere und prächtigere Villen bewundert werden können. Wie die benachbarten Landvillen auch, wurde die Villa Aeliana erst vor Kurzem errichtet, als man durch den Verkauf von Land die Bedeutung Misenums als Reiseziel für wohlhabende, römische Sommerfrischler steigern wollte. Von hier aus hat man einen wundervollen Blick über die Stadt, die sich unterhalb des Hügels auf der Spitze der Halbinsel erstreckt, über den Hafen, wo die Schiffe der Classis Misenensis vor Anker liegen und die Bucht von Neapolis. An klaren Tagen kann man in der Ferne auch den Vesuv erblicken. Die Villa ist über eine eigene Rohrleitung mit der Aqua Augusta verbunden, dem Aquaedukt, der alle an der Bucht gelegenen Städte mit Wasser versorgt und ein Stückchen unterhalb der Villa Aeliana in der Piscina mirabilis endet, dem großen, unterirdischen Trinkwasserreservoir Misenums. Mit dem Wasser der Aqua Augusta werden die Fischteiche und Gärten der Villa versorgt und die das Anwesen umgebenden Olivenhaine gewässert, die ebenfalls zum Landgut gehören. In einem Nebengebäude steht die große Ölpresse, mit der die geernteten Oliven verarbeitet werden.


    Gewöhnlich geht es in der Villa und ihren Gärten recht beschaulich zu, denn üblicherweise verlebt der Großteil der Familie die meiste Zeit des Jahres in Rom, im dortigen Stammsitz auf dem Palatin.

  • Im December war die Ernte eingebracht. Die Oliven hatte man ausgepresst und ihr Öl lagerte in bauchigen Amphoren. Die große Ölpresse stand still. Nur noch der morgendliche Austrieb der Schweine und ihre abendliche Rückkehr unterbrach die Ruhe. Es war eine beschauliche Zeit, hier in der Villa Rustica Aeliana, nahe Misenum.
    Das heißt, es wäre eine beschauliche Zeit gewesen. In diesen Tagen herrschte jedoch rege Betriebsamkeit. Denn der Herr des Anwesens, der Senator Lucius Aelius Quarto hatte sein Kommen angekündigt und er würde noch einen Verwandten mitbringen. Also war alles auf den Beinen. Es wurde aufgeräumt, geputzt, sortiert und an der einen oder anderen Stelle noch rasch etwas repariert.
    Der Senator besuchte sein Gut nur selten. Aber wenn er schon einmal kam, dann sollte er auch zufrieden sein.


    Und er kam.
    Eine carruca rumpelte über den Weg zur Villa Rustica. Der schwere, vierachsige Reisewagen passierte das Eingangstor und hielt im Hof.
    Die Sklaven beeilten sich, dem Senator aus dem Wagen zu helfen.
    Etwas schwerfällig kletterte Aelius Quarto heraus. Er sah sich kurz um, nickte zufrieden und wartete, bis auch sein Begleiter ausgestiegen war.
    “Warst du schon einmal hier, Caius?“, fragte er ihn.

  • Auf dem Weg nach Misenum hatte Caius sich an der schönen italischen Landschaft nicht sattsehen können. Sicher gab es auch schönere Flecken auf der Erde, aber nach seinen Jahren im staub- und sandgeprägten Ägypten war der Anblick der italienischen Spätherbstlandschaft doch sehr nett. Caius wäre zwar lieber geritten, aber dass Quarto sich etwas Schöneres als eine Reise zu Pferd vorstellen konnte, hatte sogar er eingesehen, als Katander ihm erzählt hatte, wie sie reisen würden. Also waren sie (für seinen Geschmack sehr langsam) mit einem Karren nach Misenum gezuckelt. Allerdings musste Caius doch zugeben, dass es diese Art zu reisen doch etwas für sich hatte.


    Als der Wagenführer verkündet hatte, dass sie gleich ankommen würden, hatte eine innere Unruhe von Caius Besitz ergriffen. Dementsprechend schnell war er auch aus dem Wagen gehüpft, nachdem er Quarto den Vortritt gelassen hatte.


    »Nein, ich... Wau. Das ist ja riesig!« kommentierte er und staunte nicht schlecht, als er sich Haus und Ländereien mit einem Rundumblick flüchtig besah.
    »Ich war noch nie hier. Aber einmal ist immer das erste Mal«, sagte er, während die Sklaven schon das Gepäck vom Wagen schafften.
    »Das wäre ja ein prima Platz für einen Urlaub«, bemerkte er. Doch, das konnte er sich schon vorstellen, hier mit Seiana irgendwann mal eine Auszeit vom römischen Alltagssrtess zu nehmen.
    »Kommst du denn oft hierher?«

  • “Nein. Viel zu selten, muss ich gestehen. Es ist ein schöner Flecken guter campanischer Erde. Ich habe Gut und Land gekauft, als die Stadt Misenum vor einigen Jahren den ganzen Hügel veräußerte. Viele haben damals gekauft.
    Die Prudentier haben dort drüben eine sehr schmucke Villa Rustica und die Tiberier in dieser Richtung.
    Die Olivenhaine, die du von hier den ganzen Hang hinauf sehen kannst, gehören alle zum Gut. Gute, alte Baumbestände sind das, mit reicher Ernte. Sie tragen große und besonders schöne Früchte, die ganz ausgezeichnetes Öl abgeben. Ich habe hier eine eigene Ölmühle.
    Das Ganze wirft regelmäßig ein hübsches Sümmchen ab. Nichts weltbewegendes, aber für mein bescheidenes Auskommen doch genug. Zum Glück habe ich einen sehr fähigen Verwalter, der mich nicht betrügt und dem ich vertraue.
    Nein, meine Anwesenheit ist gar nicht vonnöten. Aber dennoch wäre ich gerne häufiger hier. Diese Landschaft wurde von den Göttern großzügig beschenkt. Nur wenige Tage in Campania genügen schon, einem das Herz leicht zu machen und die Sorgen des Alltags hinter sich zu lassen.“


    Er sah sich um.


    “Aber wo ist Tappo denn?“


    Doch da kam er schon: Faustus Varisidius Tappo, der Gutsverwalter.
    Er war der Sohn eines örtlichen Kleinbauern, der seinen eigenen kleinen Hof unter dem Druck der immer größer werdenden Latifundien und Großgüter hatte aufgeben müssen.
    Der Verwalter begrüßte Quarto und auch Archias ehrerbietig und erklärte, dass alles auf dem Landgut zum besten stand, dass Wetter in diesem Jahr keinen Grund zur Klage geboten hatte, die Ernte reich gewesen war und das sich Quarto auf einen schönen Gewinn einstellen konnte, wenn das Öl im kommenden Jahr verkauft war.
    Zuletzt versicherte er, wie sehr er sich und alle Bewohner der Villa Rustica sich freuten, dass Quarto gekommen sei und das sie alles nur Menschen mögliche tun würden, um ihm den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Das würde selbstverständlich auch für Archias gelten, fügte er rasch hinzu.

  • »Davon habe ich gehört. Wenn ich das nötige Kleingeld gehabt hätte, wäre ich vielleicht auch auf den Gedanken gekommen, hier ein wenig Geld anzulegen«, sagte Caius. Fakt aber war, dass er bisher immer gedachte hatte, dass Misenum der Arsch der Welt war. Und wenn er damals etwas flüssiger gewesen wäre, dann hätte er das vermutlich anderweitig ausgegeben und nicht, um ein Haus zu kaufen.


    »Das glaube ich gern. Vielleicht komme ich mit Seiana einmal hierher, wenn ich darf«, fuhr er fort, als Quarto von der Wirkung weniger Tage in diesem Landstrich sprach.
    »Nachdem du sie kennengelernt hast, natürlich. Du wirst sie mögen.« Dessen war er sich ziemlich sicher. Wenn sie wieder in Rom waren, würde er sie Quarto vorstellen. Tappo? Caius wollte schon fragen, ob Quarto hier auch Hunde hielt, da kam ein Mann auf sie zu, der auf Caius freundlich und kompetent wirkte. Katander dirigierte derweil die Sklaven, die das Gepäck der beiden Aelier trugen, ins Haus.


    »Danke«, bedankte sich Caius artig und nickte dem Verwalter zu. Er würde wohl als erste Amtshandlung ein Bad nehmen, überlegte er sich. Obwohl sie im Wagen gesessen hatten, fühlte Caius sich nämlich trotzdem staubig und schwitzig.
    »Sag mal, Lucius? Wenn wir deinen Bruder besuchen werden, wie spreche ich ihn am besten an? Ich möchte ihm nicht zu nahe treten, aber auch nicht zu unfamiliär wirken. Ich überlege schon, seitdem wir aufgebrochen sind, was da wohl am passendsten wäre«, gestand er, während sie der Verwalter zum Haus führte. 'Mein Kaiser' war demnach vielleicht genauso unpassend wie 'Valli, altes Haus'.

  • Da machte Quarto aber ein dummes Gesicht.
    Er war ein bisschen altmodisch und legte gewissen Wert auf Förmlichkeit, zumindest wenn er nicht gerade auf der Rennbahn war. Dort konnte man erleben, dass er auch einer recht bodenständigen Ausdrucksweise mächtig war.
    Doch von dieser Ausnahme einmal abgesehen waren ihm Titel und ausgesuchte Höflichkeit durchaus wichtig.


    Was das nun mit Archias' Frage zu tun hatte?
    Die Antwort lautet: Quarto selbst tat sich damit schwer.
    Er war der ältere Bruder des Kaisers. Er kannte ihn von Kindesbeinen an. Und trotzdem fiel es ihm nicht leicht, seinen Bruder einfach und schlicht 'Gaius' zu heißen, diesen Bruder, der so weit aufgestiegen war und nichts mehr mit dem Jungen von damals gemein hatte. Konnte man den mächtigste lebende Mensch auf Erden einfach nur mit 'Gaius' ansprechen?
    Er tat es und doch war ihm nie so ganz behaglich dabei.
    Aber er wusste auch, dass Valerianus selbst niemals auch nur einen Gedanken daran verschwenden würde. Sein Bruder war ein handfester und zupackender Mann, mit direkten und unkomplizierten Umgangsformen.


    Vielleicht versteht man nun, weshalb er erst zögerte und dann vorsichtig antwortete.


    “Nun... er hat dich noch nie gesehen, oder? Du bist der Sohn von Decimus Calvaster, dem Neffen unseres Großvaters Quintus Pomponius. Ich will nicht sagen, dass Gai... also der Kaiser, dass er die Familie nicht schätzt und in Ehren hält. Nein, ganz und gar nicht. Aber er ist keiner, der die Abstammungen und Herkünfte unserer gens gut kennt und ganz genau über all ihre Verzweigungen und Verästelungen Bescheid weiß. Es ist keine Ignoranz, dass würde ich nie sagen. Nein, es ist eher... er hat keinen Sinn dafür.
    Mmh...
    Und er kennt dich noch nicht, wie gesagt. Während des Exils und danach wart ihr Calvasti in Ravenna, während wir Maccali in Achaia waren.
    Also würde ich sagen... nun... Nenne ihn bei seinem Titel, nenne ihn 'Imperator Caesar Augustus', oder, wenn dir das zu förmlich ist, dann sage nur 'Augustus' zu ihm. Ja, ich glaube, 'Augustus' ist angemessen und wirkt auch nicht anbiedernd.
    Warte, bis er dir eine andere Anrede anbietet. Und wenn er das nicht tut, dann bleibe dabei.“

  • Caius selbst hatte keine Probleme mit Autoritäten. Was ihm nur manchmal schwer fiel: die richtige Formulierung zu finden. Leider dachte er nur zu oft zu lange nach, oder eben gar nicht, was ihn des Öfteren auf andere etwas holprig wirken ließ. Einen Vorteil aber hatte er bei dem anstehenden Besuch beim Kaiser: Quarto war dabei. Caius würde vermutlich eher ihm das Reden überlassen. Und ansonsten eben Augustus zum Kaiser sagen. Wenn Quarto dachte, dass das angemessen war, dann würde das ganz sicher auch so sein. Immerhin war er der Bruder des mächtigsten Mannes der Welt! Wenn er es nicht wusste, wer dann?


    »Augustus«, wiederholte Caius für sich und nickte, als sie das Haus betraten.
    »Hm... Denkst du, wir sollten ein Geschenk mitbringen? Ich habe vorsorglich zwei Amphoren Falerner eingepackt«, fuhr er dann fort und sah Quarto nachdenklich von der Seite an. Katander schleppte besagte Amphoren gerade mit einem Mitsklaven ins Gebäude. Vielleicht mochte der Kaiser aber gar keinen Falerner? Caius sah ein wenig ratlos drein, was für Quarto vermutlich ein sicheres Anzeichen dafür war, dass Caius noch nicht allzu oft mit ranghöheren (so ranghohen!) leuten verkehrt hatte. Aber konnte man tatsächlich mit zwei läppischen Amphoren Wein beim mächtigsten Mann der Welt aufkreuzen?

  • Quarto überlegte kurz. Dann schüttelte er den Kopf.


    “Nein, besser nicht. Es ist löblich, dass du an so etwas gedacht hast. Aber er ist krank und ich fürchte, die Ärzte könnten ihm den Wein verboten haben. Natürlich ist das absurd. Was kann in Maßen genossener Wein schon schaden? Aber sie drangsalieren einen sehr gerne mit derlei Vorschriften. Wenn es so ist, dann könnte ein solches Geschenk zu einer etwas peinlichen Situation führen.“

  • Caius nickte. Wie dumm von ihm, dass er daran nicht gedacht hatte. Aber waren vielleicht auch die Ärzte etwas zu streng, wenn sie ihm tatsächlich den Wein verboten hatten? Immerhin konnte so manche Sache mit einem Tröpfchen Wein auch leichter zu ertragen sein. Caius seufzte leise.
    »Natürlich«, murmelte er.
    »Ah, dann lade ich dich heute Abend auf einen Becher ein. Ich bin mir sicher, dass du so einen Falerner noch nicht getrunken hast. Die Ägypter trinken gern Palmwein, und mein Falerner ist mit Palmwein versetzt. Ich bin gespannt, wie dir das schmeckt«, nahm er es gewohnt gelassen. Immerhin würden sie dann wohl nur anderthalb oder weniger Amphoren wieder mit zurücknehmen müssen.

  • “Aegyptischer Palmwein? Ich habe in meinem Leben schon manch schmackhaften Tropfen probiert und einige davon hatten auch eine weite Reise hinter sich. Sogar Wein aus dem fernen Colchis habe ich schon getrunken und solchen aus Cilicia. Creter und Cyprer sind mir nicht fremd. Ich habe Wein aus dem Norden Lusitanias gekostet und auch solchen aus dem Süden Aquitanias, der – unter uns gesagt – allerdings kaum genießbar ist. Eher wird Rom untergehen, bevor die Gallier Wein zu machen verstehen!
    Aber Palmwein aus Aegyptus? Nein, daran würde ich mich erinnern.
    Ich bin schon sehr neugierig.“


    Nachdem er seiner frohen Erwartung Ausdruck verliehen hatte, wies er die Sklaven an das Gepäck ins Haus zu bringen und Archias seine Bleibe zu zeigen. Dann bat er seinen Vetter, vorerst auf ihn zu verzichten. Denn er wollte nun auch seine Frau Aelia Adria begrüßen und ihren gemeinsamen Sohn Gaius Paetus. Beide weilten schon seit einigen Monaten in Misenum und beide hatte er schon lange nicht mehr gesehen. Er freute sich auf das Wiedersehen.
    Später, so sagte er noch, würde er Archias mit ihnen bekannt machen. *




    Sim-Off:

    * Was wir aber leider nicht ausspielen können, da Adria zurzeit im Exilium ist und Paetus bislang nur ein gesichtsloser NSC-Knabe.

  • Caius empfand die ausschweifende Art im Gegensatz zu vermutlich vielen anderen nicht als nervtötend oder öde, sondern vielmehr als drollig. Er mochte seinen älteren Vetter und unterhielt sich auch ganz gern mit ihm, auch wenn ihm dabei schon öfter aufgefallen war, dass Quarto auch ganz gern mal eine Frage überhörte, wenn sie ihm nicht in den Kram passte oder sie wieder vergaß, während er etwas anderes berichtete (oder er sie eben einfach nur überhörte). Ein Schmunzeln entstand auf seinem Gesicht, als Quarto nun also von seinen Weinverkostungen erzählte, und als er geendet hatte, meinte Caius nur:
    »Du kannst zu recht gespannt sein!« und verriet damit nicht, warum das seiner Ansicht nach so war.


    Caius entschuldigte Quarto natürlich gern. So langsam verstand er, warum Adria mit ihrem Sohn es vorzog, hier zu leben statt in Roma, auch wenn das bedeutete, dass Quarto seine Familie nicht sehr oft sah. Er entgegnete höflich, dass er sich dann die Ländereien und das Haus näher ansehen würde, und man sich beim Abendessen sicher sehen würde. Insgeheim schwor er sich allerdings, dass er seine Frau nicht ganz allein mit ihren Kindern irgendwo wohnen lassen würde, wo er sie nur alle Jobeljahre mal sehen konnte. Nach einer kleinen Stärkung in Form eines deftigen Käsebrotes machte er sich dann also mit Katander auf, um die Umgebung zu erkunden.

  • Irgendwann später, nachdem Caius Adria und den kleinen Gaius kennen und letzteren lieben gelernt hatte, saß er im lauen Abendlüftchen auf der Terrasse und hatte die Beine hochgelegt. Bei der cena hatte er sich für ein Weilchen mit Quarto verabredet. Deswegen standen auch zwei Becher auf dem Tisch, nicht nur einer. In seinem befand sich inzwischen schon die dritte Fuhre mit Palmwein versetzter Falerner.


    Während er so auf Quarto wartete, dachte er an die letzte Woche in Rom zurück. Es war ja mal wieder eine ganze Menge passiert. Er dachte an Seiana und ihr Vorhaben, Quarto die Aufwartung zu machen und seine Eltern in Ravenna zu besuchen. Er überlegte sich, wie er Axilla und Piso verkuppeln konnte. Und er verdrängte den Gedanken an die Sache mit Axilla und an Pisos Drohung, den Junggesellenabschied nicht vergessen zu haben....

  • Der alte Senator näherte sich ihm von Hinten. Über seiner Toga trug er einen wollenen Überwurf.


    “Am Abend wird es zu dieser Jahreszeit recht frisch, sogar hier im Süden. Ist dir nicht kalt?“, fragte er unvermittelt.

  • Caius zuckte zusammen, als Quarto so plörtzlich etwas sagte. Er nahm die Beine runter und sah sich um.
    »Oh, ich hab dich gar nicht gehört«, überspielte er seinen Schrecken. Dann klopfte er auf die Armlehne, wo auch ein wollener Umhang hing. Caius trug nur eine Tunika, keine toga.
    »Noch nicht. Probier mal den Wein, dann wird dir bestimmt auch schnell warm«, sagte er und schenkte Quarto aus einer tönernen Karaffe den Becher voll.
    »Möchtest du lieber reingehen?« Ihm war das egal, trinken konnte man ja auch drinnen!


    Sim-Off:

    WiSim =)

  • “In meinem Alter friert man schneller und ausgiebiger, habe ich feststellen müssen. Als junger Mann hat mir die Kälte weit weniger ausgemacht. Aber nein, es geht schon. Dieser Mantel hier hält mich warm und wo wir schon einmal hier sind, sollten wir auch die wundervolle Aussicht genießen.“


    Er ließ sich nieder und Archias schenkte ihm ein.


    “Nach Süden und Osten kann man einen großen Teil der Bucht überblicken und unter uns die Stadt Misenum. Am Abend versinkt die Sonne hinter der Insel Aenaria im Meer – dort hinten, im Dunst kannst du sie erkennen. Dann werden die Lampen entzündet und man sieht Misenum funkeln und dort drüben erkennt man die Lichter von Puteoli und Neapolis vor dem dunkel aufragenden Vesuvius Mons. An klaren Abenden meint man sogar den fahlen Schein von Aequana und Surrentum, vom anderen Ende der Bucht zu erkennen. Aber vielleicht ist das auch nur Einbildung und mehr Fantasie als Wirklichkeit.“




    Sim-Off:

    Danke :)

  • Quarto setzte sich dann doch, und Caius schob ihm den Becher hin. Er wirkte ein wenig melancholisch, wie er so dasaß und hinaussah. Caius folgte seinen Erzählungen mit Blicken an die entsprechenden Stellen. Misenum sah von hier aus wirklich ganz nett aus. Vielleicht sollte er sich selbst auch irgendwann ein Haus am Hang bauen lassen. Dann hätte er auch einen tollen Überblick über das gesamte Umland, überlegte er. Naja, da musste er noch ein wenig sparen...


    »Es ist wirklich nett hier«, pflichtete er seinem Vetter bei.
    »Warst du schon mal auf dieser Insel?« fragte er Quarto, nickte zur Aenaria hin und nippte an seinem Wein. Er hatte überlegt, vielleicht morgen am Vormittag mal einen Ausflug dorthin zu unternehmen, aber wenn es vielleicht gar nichts zu sehen gab... Momentan stand die Sonne ziemlich tief über dem Land im Wasser. Bald würde sie es küssen und dann untergehen.
    »Wie bist du eigentlich auf die Idee gekommen, hier ein Haus zu kaufen? Oder hast du es bauen lassen?«

  • “Nein, nein, da war ich noch nicht. Aber auf Capreae war ich einmal, dort drüben, im Süden, am anderen Ende der Bucht.“


    Er zeigte in die Richtung. Aber es war wohl schon zu dunkel um noch etwas erkennen zu können.


    “Kaiser Tiberius hat dort seine letzten Jahre verbracht, in einer Villa, die noch heute steht. Ich war dort zu Gast bei... nun... bei Hadrianus, meinem Vetter, der sich dort für eine Weile einquartiert hatte. Damals war er noch ein Mündel des alten Kaisers Iulianus. Ja... lange ist das her.“


    Quartos Gedanken gingen zurück. Er erinnerte sich an das gesellige Beisammensein. Fern waren diese Tage, als wäre es eine andere Welt.
    Auch Sergius Sulla war damals dort. Waren sie damals schon erbitterte Feinde gewesen?
    Vor allem aber dachte er an Aureliana Deandra...
    Leise seufzend kehrte er in die Gegenwart zurück.


    “Ähm... nein... ich... nein, ich habe nicht alles neu erbauen lassen. Einiges stand schon. Aber das eigentliche Haupthaus, ja, dass wurde neu errichtet. Vorher gehörte das Land der Stadt Misenum. Erwähnte ich das nicht schon? Die Stadt hat damals den ganzen Hang zum Kauf angeboten, weil man sich erhoffte, damit wohlhabende Stadtrömer hierher zu locken. Die Stadt wollte mondän werden.“


    Er lächelte.


    “Nun ja, ob ich dafür aber der richtige Käufer war... Ich habe es vor allem wegen der wundervollen Olivenhaine gekauft.“

  • »Dann denke ich, dass ich die Gelegenheit nutzen werden und sie mir beide anschauen werde, die Inseln. Wenn wir schon mal hier sind...« Caius schmunzelte und zuckte mit den Schultern. Bestimmt wollte Quarto nicht direkt nach dem Besuch bei seinem Bruder wieder abreisen. Oder doch? Nachdenklich sah er seinen Vetter an, der ein wenig verträumt schien. Woran er wohl dachte? Hadrianus war ja nun gestorben, und Caius dachte sich, dass Quarto das gar nicht ganz so schlimm finden konnte. Denn wenn er sich recht erinnerte...


    »Hadrianus war der in dem Fass?« fragte er nach und nickte dann.
    »Oh ja, stimmt, das hast du schon mal angeschnitten. Viel gebracht scheint diese Verkaufsaktion allerdings nicht zu haben, abgesehen davon, dass der Kaiser hier recht viel Zeit verbringt, letztens«, bemerkte Caius und nahm wieder einen Schluck Wein.
    »Wie schmeckt er dir?« fragte er Quarto und deutete mit seinem Becher auf den von Quarto.


    »Ich war heute früh ein bisschen spazieren. Die Olivenhaine sind wirklich toll. Ich habe gehört, dass sie mehrere Hundert Jahre alt werden können. Meinst du, das stimmt? Win paar ziemlich knorrige sind ja dabei...« Aber ob die so alt waren? Caius bezweifelte das stark.

  • “Mmh...“, machte Quarto wegen dem Wein. So richtig überzeugt schien er noch nicht zu sein.


    “Naja“, meinte er dann. “Immerhin verbringt Valerianus hier seine Kur. Ich weiß es nicht, könnte mir aber vorstellen das ihm auch Livilla dazu geraten hat. Ob sie das auch getan hätte, wenn Misenum noch immer nur als Hafen der Classis bekannt wäre?
    Vielleicht wäre Valerianus andernfals nach Mantua gegangen. Das sähe ihm ähnlich, hält er doch das Hämmern und Stampfen genagelter Sohlen auf dem Exerzieplatz fast für so etwas wie Musik. Und viel mehr als die Castra der I. Legion gibt es dort nicht, wenn du mich fragst.“

  • Mhm? Caius grinste breit. Als er das erste Mal solchen Wein probiert hatte, war er auch skeptisch gewesen. Es brauchte eine Weile, bis man auf den Geschmack kam, eben weil es eine Weile brauchte, bis der Geschmack sich entfaltete. Das fand er zumindest.


    »Durch Mantua bin ich mal durchgereist«, sagte Caius.
    »Hat mir nicht gefallen. Die Stadt an sich ist sehr still, vermutlich weil sich das Leben da fast nur im Kastell abspielt. Hm... Hattest du eigentlich mal näher was mit dem Militär zutun?« fragte er Quarto, den er sich einfach nicht als miles oder was auch immer vorstellen konnte.


    »Außerdem würden mir die Rennen fehlen. Das war in Ägypten schon öde genug«, fuhr er fort und trank noch einen Schluck.
    »Ein circus da unten würde echt für Abwechslung sorgen. Du glaubst gar nicht, wie gut das getan hat, wieder in der Menge zu stehen und zu jubeln! Stell dir mal vor, ich habe Piso mitgenommen, und er hatte Spaß dran. Hat sogar noch lauter gegröhlt als ich!« Caius grinste. Quarto war es ganz sicher nicht verborgen geblieben, dass Caius ein treuer Anhänger der Blauen war. Zumindest inoffiziell.
    »Lucius, da wollte ich dich eh noch was zu fragen... Ich würde mich gerne stärker für die Veneta engagieren. Siehst du da eine Möglichkeit?« Immerhin war Quarto der princeps und als solcher bei jedem Rennen anzutreffen. Von seinem Stellvertreter hatte man allerdings lange nichts gesehen.

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