Zwei Tage nachdem die Masten der Kriegsschiffe mit dem Horizont verschwommen waren, liefen Epicharis und einige sie begleitende Sklaven am Strand entlang. Die Claudierin ließ baren Fußes, ihre Calcei trug einer der Sklaven. Der salzige Wind zupfte an ihrer Palla und der Tunika, bauschte den Stoff auf und plättete ihn erneut. Die Ornatrix hatte Anweisung bekommen, Epicharis' Haare fest zusammenzustecken, doch trotzdem hatte die Meeresbrise sich einiger Strähnen bemächtigt und spielte mit ihnen.
"Ich würde gern mal wieder verreisen", offenbarte Epicharis nun Kassandra. "Das Meer hier ist anders als das vor Tarraco, ich vermisse Spanien", gestand sie und setzte einen Fuß vor den anderen in den feuchten Sand. Gelegentlich schaffte es eine Welle, das Ufer so weit zu erklimmen, dass sie die claudischen Füße schäumend nässte. Möwen flogen hoch über der kleinen Gruppe. Epicharis wandte den Kopf und suchte Kassandras Blick. "Von hier ist es nicht mehr allzu weit bis nach Griechenland. Wo genau wohnen deine Eltern, auf der Halbinsel oder vielleicht nahe Athen?" Nur kurz überlegte Epicharis, vielleicht einmal Griechenland zu bereisen, von dem man doch sagte, es sei das Land der Dichter und Denker. Dann aber verwarf sie die Idee, Kassandra einen Besuch bei ihren Eltern zu gewähren. Sie konnten ja nichts anderes als Gram empfinden, wenn sie sahen, dass ihre Tochter einer Patrizierin dienen musste. Epicharis seufzte melancholisch auf. Vielleicht Alexandrien. Irgendetwas musste sie tun. Ginge sie nur nach Rom zurück, würde sie vor Kummer und Langeweile vergehen. Vielleicht würde Tiberia Albina mit ihr reisen.