Oikos Aristophanes

  • Leonidas machte sich auf den Weg zu Aristophanes, seinem alten Freund. In letzter Zeit hatten sich nicht mehr ganz so viele Treffen ergeben, doch als er an der Tür erschien, wurde ihm prompt geöffnet und man führte ihn ins Andron, das Speisezimmer. Es war mit einige Klinen ausstaffiert, sodass Leonidas Platz nahm.


    Er musste jedoch nicht lange warten, denn schon bald erschien Aristophanes, ein fröhlicher Enddreißiger in der für Alexandria typischen knallbunten Tracht. Man konnte sehen, dass es ihm lange Zeit gut ging, denn ein kleiner Bauch wurde unter den wallenden Gewändern sichtbar. Ein wenig Training im Gymnasion würde ihm nicht schaden, wie Leonidas befand. Aber er war nicht hier, um mit ihm über seinen Körper zu sprechen.


    "Chaire, Aristophanes!"


    "Chaire, Leonidas!"


    erwiderte er mit einem breiten Lächeln. Mit einem leichten Ächzen setzte er sich auf die Kline neben Leonidas.


    "Was gibt es, o phile?"


    "Nunja, es geht um die zukünftigen Wahlen...ich habe überlegt, möglicherweise zu kandidieren..."


    Wieder lachte Aristophanes. Er kannte Leonidas zu lange, als dass ihm diese Eröffnung nicht seltsam vorgekommen wäre.


    "Du gehst in die große Politik? Gehen meine Erinnerungen völlig fehl oder warst du es nicht, der mir vor ein paar Monaten noch gesagt hast, dass Politik wohl die nutzloseste Art wäre, dem Pöbel Geld in den Rachen zu werfen?"


    Leonidas sah zu Boden. Tatsächlich hatte er sich bisher stets von Politik ferngehalten. Aber jetzt...


    "Das tue ich sicher nicht aus einer Laune heraus, Aristophanes...die Sache ist die...Eudoxos kandidiert. Und es besteht die Gefahr, dass er seine beiden kleinen Brüder auch gleich mit aufstellt."


    Das Lachen von Aristophanes gefror, während in Leonidas' Innerem ein leichtes Lächeln entstand. Er hatte gewusst, dass er sich auf seinen Freund verlassen konnte.


    "Das, mein Lieber, erklärt natürlich einiges! Du hast meine Unterstützung auf jeden Fall!"


    Soweit war die Sache schonmal geschafft. Doch was nun kommen würde, war weitaus schwieriger...


    "Ich habe auch mit einem anderen jungen Mann gesprochen...er heißt Timokrates und ist relativ neu. Aber er scheint gute Kontakte zu den ärmeren Schichten zu pflegen..."


    "Und weiter? Was hat das mit mir zu tun?"


    "Naja, er braucht auch noch Unterstützung - er kommt nicht von hier..."


    Was nun folgte, war eine länger Debatte über das Für und Wider eines volksnahen Kandidaten, dessen Einstellung gegenüber den alteingesessenen Familien, zu denen auch die des Aristophanes zählte, sowie eine letztendliche Einigung. Man verabredete sich für den Abend auf der Insel Pharos. Im "Poseidon".


    Nach einer herzlichen Verabschiedung gingen die beiden wieder auseinander.

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